Was war das für ein Spiel gestern! Eins, nach dessen Ende man am Grünspitz, beim Trepperl-Wirt, im Schau-ma-moi und wie unsere Treffpunkte alle heißen, stundenlang hätte diskutieren können, ob man einen Punkt gewonnen hat, deren zwei verloren hat oder ob man mit einem Punkt eigentlich ganz gut bedient ist.

Es gibt für alle drei Varianten gute Gründe. Diejenigen, die für „einen Punkt gewonnen“ argumentiert hätten, hätten sicher auf den Sololauf von Kiprit nach dem Fehler von Quirin Moll verwiesen. Zum Glück verhinderte Marco Hiller mit einer Glanzparade an der Sechzehnerlinie die mögliche Uerdinger Führung. Sie hätten dann auch sicher die fast 25-minütige Unterzahl nach der gelb-roten Karte gegen Tallig und den sichtbar motivierten Grimaldi angeführt, der an alter Wirkungsstätte nur zu gern ein Tor geschossen hätte.

Diejenigen, die für „zwei verlorene Punkte“ plädiert hätten, wären sicher auf die Viertelstunde nach der Halbzeit eingegangen, als die Löwen die Krefelder ordentlich unter Druck setzten. Bis auf einen Kopfball von Mölders nach Tallig-Flanke und einige Ecken (von denen Moll eine beinahe direkt ins Tor gezirkelt hätte), sprangen aber leider keine Großchancen heraus. Gestern hätte wahrscheinlich das erste Tor die Partie entschieden und so ist deren Argumentation auch nicht ganz von der Hand zu weisen.

Bleiben diejenigen, die das Unentschieden für ganz gerecht halten. Für deren Meinung spricht, dass das Spiel nun mal unentschieden geendet hat und sich beide Mannschaften weitgehend neutralisierten. Halten wir fest, dass Uerdingen durch Kiprits Sololauf die beste Chance hatte, Sechzig bei 11-gegen-11 mit zunehmender Spielzeit leicht überlegen war und Uerdingen dann fast 25 Minuten mit einem Mann mehr auch die Entscheidung gesucht hat. Immerhin gelang es den Uerdingern nicht – wie bei ihren letzten beiden Besuchen in Giesing – ein spätes 0:1 zu erzielen. Das ist sicher positiv zu vermerken! Schwer zu sagen, wer von den dreien Recht hat. Schade nur, dass wir das alles nicht an Ort und Stelle bei einer Halben diskutieren können, sondern uns über Whatsapp-Gruppen und ähnliche Kanäle austauschen müssen.

Insgesamt war es eine hart umkämpfte Partie, die sich weitgehend im Mittelfeld abspielte. Wie in unserer TAKTIKTAFEL prognostiziert, agierte der KFC mit zwei tiefstehenden Viererketten und versuchte bei Ballgewinnen schnell nach vorne zu spielen. Die Krefelder attackierten lehrbuchmäßig die ballführenden Spieler von Sechzig und so entstand kaum Spielfluss. Die Löwen agierten ähnlich konsequent, wenn die Krefelder in Ballbesitz kamen. So war es nicht verwunderlich, dass hüben wie drüben kaum Chancen erspielt werden konnten. Um den Raum vorne nicht zu eng werden zu lassen, zog Köllner Spielmacher Neudecker etwas zurück, um von dort das Spiel aufzuziehen. Allerdings brachte das auch keine besonderen Effekte für das Spiel nach vorne. Die detaillierte Analyse gibt es dann in Kürze in der Nachbetrachtung der TAKTIKTAFEL.

Es bleibt festzuhalten, dass Sechzig sich gegen tiefstehende Gegner sehr schwer tut. Das Spiel wirkt zu statisch und zu vorhersehbar. Wenn dann noch die offensiven Außen wie gestern Tallig und Lex nicht ihren besten Tag haben, kommen die Löwen kaum gefährlich in den gegnerischen Strafraum. Daran muss im Training gearbeitet werden. Vielleicht wäre durch Pusic nochmal ein Impuls in der Offensive möglich gewesen, aber der fällt ja leider verletzt noch ein paar Spiele aus. Auf der Positivseite ist sicher auch zu vermerken, dass Marco Hiller zum absoluten Rückhalt gereift ist. Wie er sich Kiprit entgegenstellte und das 0:1 verhinderte, war ganz große Klasse.

Die Löwen belegen aktuell weiterhin Platz 3 in der Tabelle. Auf den ersten Blick ist das sicher gut. Schaut man aber genau hin, muss man feststellen, dass uns einige Teams auf Grund der ausgefallen Spiele noch überholen können. Holen Ingolstadt, Verl, Türkgücü, Rostock und Viktoria Köln das Punktemaximum aus den noch ausstehenden Spielen, rutschen wir auf Platz 8 ab. Das ist sicher auch kein Beinbruch, da wir dann immer noch in Reichweite der Aufstiegsplätze wären. Diese Liga ist einfach schon wieder so dermaßen eng, dass man sich unnötige Punktverluste einfach nicht erlauben darf. Schon gar nicht gegen direkte Konkurrenten. Wie weit man mit zwei Siegen in Folge kommen kann, zeigt uns gerade Dynamo Dresden: standen die Sachsen am 9. Spieltag noch auf Platz 8, sind sie aktuell Zweiter!

Insofern war es vielleicht nicht das Schlechteste, mit 10 Mann einen Punkt gegen die kompakten Uerdinger mitzunehmen, anstatt auf Risiko zu gehen und eventuell am Ende ganz ohne Punkte dazustehen. Wir sind gespannt, wie es in der englischen Woche weitergeht. Am Dienstag müssen die Löwen nach Verl (bzw. Paderborn) und am Samstag geht es gegen Türkgücü. Beides direkte Konkurrenten und technisch versierte Mannschaften, die eher Ihr Heil im Angriff suchen, anstatt auf massierte Abwehrreihen zu setzen. Bisher lagen diese Teams den Löwen besser, aber man darf beide Mannschaften nicht ins Spiel kommen lassen. Wenn es mal läuft, können beide ein für ihre Gegner schmerzhaftes Offensivfeuerwerk abrennen. Siehe Verl in Duisburg am vergangenen Freitag.

Die beiden noch ausstehenden Spiele in dieser Woche zeigen, in welche Richtung die Weichen gestellt werden. Wir sind gespannt!

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