Wie schon in Heute vor 19 Jahren, Teil 1 ausgeführt erwartete die Löwenfans am 25. Juli 2001 im Olympiastadion ein absolutes Highlight: Der TSV 1860 im UI-Cup gegen den damals aufstrebenden und gleichzeitig mit ganz viel Tradition und einem klangvollen Namen ausgestatteten Premierleague-Club Newcastle United. Nominell ein echter Leckerbissen!

Das Spiel markiert in der Rückbetrachtung den Abschluss einer Serie von Europapokalspielen in den späten 1990er-Jahren gegen Vereine wie Rapid Wien, Leeds United oder den AC Parma. Es war gleichzeitig das letzte internationale Pflichtspiel der Löwen im Olympiastadion bis heute. Ein Jahr später kam es auf Giesings Höhen noch zu einem Duell mit dem FK Bate Borisov, der damals aber noch weit weg von heutigen Championsleague-Ehren war.

Angesichts der genannten Fakten mutet die Anzahl der Zuschauer, die sich an jenem warmen, aber nicht zu heißen Mittwochabend anstatt in den Biergarten in den Olympiapark aufmachten, enttäuschend: Nur 15.000 Unverbesserliche verloren sich im weiten Rund und bekamen als Belohnung eine über weite Strecken enttäuschende Löwenvorstellung dargeboten: Nach einer knappen Stunde lag die Elf von Werner Lorant, der übrigens keine drei Monate länger Trainer bei 1860 bleiben sollte, mit 0:2 zurück. Selbst die Aufholjagd durch Tore von Paul Agostino und Filip Tapalovic innerhalb von zehn Minuten half nichts: Sieben Minuten vor dem Abpfiff erzielten die Nord-Engländer das verdiente 2:3, was ihnen eine hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel am 1. August im legendären St. James Park verschaffte. Dort unterlag 1860 dann übrigens trotz des Ausgleichs durch Markus Schroth kurz vor der Pause mit 1:3 und schied aus dem UI-Cup aus.

Mit dem zeitlichen Abstand von fast zwei Dekaden ist mir persönlich dieser Abend, den ich mit einigen Freunden auf der Gegentribüne im gähnend leeren Olympiastadion verbrachte, leider nicht als rauschende, tragische Europapokalnacht in Erinnerung, wie beispielsweise das Duell mit Rapid Wien vier Jahre zuvor, sondern – trotz der fünf Tore und des durchaus spannenden Spielverlaufs – als triste, graue Veranstaltung, die man in einer normalen (damals) Uni-Woche kurz vor den Semesterferien eben noch mitnahm. Den Abend hätte man aber genauso gut in einem der oben schon angesprochenen Biergarten verbringen können. Weniger Gaudi hätte man da sicher auch nicht gehabt – aber dafür Bier aus Krügen statt aus Bechern.

Insgesamt war die Zeit kurz nach der Jahrtausendwende geprägt von sich immer weiter zuspitzenden vereinspolitischen Konflikten zwischen weiten Teilen der Fanszene und dem allmächtigen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser, vom bevorstehenden Bürgerbegehren zum Bau einer neuen Fußballarena vor den nördlichen Toren der Stadt und von einer Vorahnung, dass die sportlich fetten Jahre zu Ende gehen würden. Und vielleicht gerade deshalb bleibt der 25. Juli 2001 auch den Löwenfans, die nicht – wie der Vorredner Stefan Kranzberg – zu den Amateuren nach Giesing, sondern ins Olympiastadion gingen, in bleibender Erinnerung: Als kleine Abschiedsveranstaltung einer sportlich großen Zeit.

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