Europapokalfinale – gestern und heute

Hand auf’s Herz: Wer hat gestern Abend bei den Szenen aus Sevilla, die ĂĽber die TV-Bildschirme flimmerten, nicht darĂĽber nachgedacht, wie das wohl wäre, etwas vergleichbares mit unserem geliebten TSV 1860 MĂĽnchen zu erleben? Eine Finalnacht im Europapokal! Der Begriff “Europaleague”, der das Geschehen heutzutage korrekt umschreibt, dem aber – zumindest aus der Perspektive des FuĂźballnostalgikers – der herrliche Klang fehlt, wird an dieser Stelle vermieden. Nein, das war schon ein Europa-POKAL-Finale, das die Hessen gestern Abend gegen die Glasgow Rangers im ElfmeterschieĂźen gewonnen haben.

Let’s go to Wembley

Die älteren Semester in Reihen der Löwenfans durften so etwas auch schon Mal mitmachen. Nicht ins hochsommerliche Sevilla, sondern ins kühl-regnerische London führte der Weg des Teams von Trainer Max Merkel und des weißblauen Anhangs. Dafür war der Ort der Handlung ein ganz besonderer: Wembley! In der Weihestädte des englischen Fußballs stieg heute vor 57 Jahren das Finale um den Europapokal der Pokalsieger zwischen Munich 1860 und West Ham United.

Dramatischer Einzug ins Europapokalfinale

Die Löwen hatten sich durch den DFB-Pokalsieg am 13. Juni des Vorjahres in der Hitzeschlacht von Stuttgart gegen Eintracht Frankfurt (2:0) fĂĽr den damals noch ausgetragenen Wettbewerb der europäischen Pokalsieger qualifiziert und nach Siegen ĂĽber US Luxemburg, den FC Porto, Legia Warschau und den AC Turin das Endspiel erreicht. Das Halbfinale hatte es – ganz Löwen-like – in sich gehabt: Nach einer 0:2-Niederlage in Norditalien und einem 3:1-Sieg auf Giesings Höhen griff damals weder die – inzwischen ja abgeschaffte – Auswärtstorregel, noch ging es in die Verlängerung. Ein Entscheidungsspiel musste ĂĽber den Finaleinzug entscheiden. Und das gewannen die Löwen acht Tage später in ZĂĽrich mit 2:0.

10.000 Löwenfans bei 0:2-Niederlage in Wembley dabei

So machten sich Mitte Mai dann erneut rund 10.000 Löwenfans auf die Reise in die britische Hauptstadt, um dem Endspiel um den Europapokal beizuwohnen. Sie stellten allerdings in Wembley nur gut ein Zehntel der 97.974 Zuschauer. Schwierig zu beantworten, ob Radi & Co. in diesem Finale letztlich am starken Gegner um Kapitän Bobby Moore scheiterten oder ob der Vorteil für Westham, auf quasi gewohntem Terrain in der eigenen Heimatstadt antreten zu dürfen, den Ausschlag gab. Sechzig lieferte einen grißen Kampf, am Ende stand aber eine 0:2-Niederlage. Mit einem Doppelschlag in der 70. und 72. Minute hatte lan Sealy alle Träume der Sechzgerfans von einem internationalen Titel beendet. Dass die geschlagenen Löwen von Fans und Medien zurück in der Landeshauptstadt dennoch euphorisch empfangen und gefeiert wurden, kennt man auch aus der neueren Geschichte unseres Vereins. Alles ganz normal bei Münchens großer Liebe.

Europapokalfinale – größter Erfolg der Vereinsgeschichte

Gleichwohl es gut dreiĂźig Jahre später, in den 90ern des vergangenen Jahrhunderts erneut eine Phase diverser Europapokalspiele fĂĽr den TSV 1860 gab, auf die eine groĂźe Zahl unserer Leser – aufgrund eigener Beteiligung – begeistert zurĂĽckblicken darf, bleibt das Finale von 1965 doch der größte internationale Erfolg fĂĽr den Verein. Dass man sich mit einem Erfolg am 19. Mai vor 57 Jahren noch heute erster deutscher Europapokalsieger der Geschichte nennen dĂĽrfte, sei hier ebenfalls erwähnt. Ein Jahr später schaffte das Borussia Dortmund mit einem Sieg im gleichen Wettbewerb ĂĽber den FC Liverpool im Hampden Park in Glasgow. Das grämte allerdings keinen Sechzger. Der TSV war zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft, die gut drei Wochen später fixiert wurde.

 

Die Aufstellung der Löwen

Trainer Max Merkel schickte am 19.5.1965 folgendes Team auf den Rasen von Wembley:

Radenkovic – Wagner, Kohlars – Bena, Reich, Luttrop – Heiß, Küppers, Brunnenmeier, Grosser, Rebele

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Dennis M.

Eine internationale Nacht nochmals zu erleben wäre glaube der Lebenstraum schlechthin als 60 Fanđź’Ş. Vielleicht wird es uns eines Tages nochmals gelingen :)… Musste während des Spiels aber auch öfters daran denken. War ein genialer Abend gestern und GlĂĽckwunsch an die SGE!