Dereinst wird man zurückblicken und sich an eine Zeit erinnern, in der ein Fußballspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit nicht etwa eine individuelle Strafmaßnahme für einen Verein darstellte, dessen Anhänger sich in irgendeiner Weise ungebührlich betragen hatten, sondern in der Geisterspiele – aufgrund der Corona-Pandemie – im Profifußball Alltag waren. Heute vor zwei Jahren fand die bislang letzte Auswärtspartie des TSV 1860 statt, die nur von Reportern und wenigen handverlesenen Funktionären besucht werden konnte: Am Montag Abend auf dem eiskalten Dallenberg in Würzburg. Drei Redakteure von sechzger.de (einer davon auch für liga3-news im Einsatz) hatten eine Akkreditierung für das Spiel in Unterfrankens Hauptstadt erhalten und froren sich als einzige Medienvertreter aus München den sprichwörtlichen Ar… ab. Wenigstens konnten Spielverlauf und Endergebnis ihre Herzen vorweihnachtlich erwärmen.

Gespenstische Leere am Würzburger Dallenberg kurz vor dem Anpfiff des Löwengastspiels
Natürlich auch in Würzburg: Anerkennung und Unterstützung der Fan-Reporter

In Würzburg Spiel zwei nach dem Mölders-Aus

Die Wochen vor dem das Kalenderjahr 2021 beschließenden Spiel waren – mal wieder – turbulent gewesen an der Grünwalder Straße 114. Der vorsaisonale Drittligatorschützenkönig Sascha Mölders war am Nikolausabend vom TSV 1860 freigestellt worden und postete diese Entwicklung auf seinem Instagram-Kanal noch ehe die KGaA selbst Stellung genommen hatte… quasi der ganz normale tägliche Wahnsinn bei Münchens großer Liebe. Die sportliche Entwicklung vor der Mölders-Demission ist treffend mit der Vokabel Abwärtstrend umschrieben: Zahlreichen Unentschieden im Herbst folgten zwischenzeitlich zwar ein paar Siege, dann aber zwei krachende Heimpleiten gegen den SV Waldhof (1:3) und den 1. FC Magdeburg (2:5 – zur Pause 0:5) innerhalb von nur fünf Tagen. Und die Verantwortlichen reagierten – siehe oben.

Im ersten Spiel ohne den Leitwolf Mölders zeigte die Mannschaft eine echte Reaktion und siegte im Stadion Rote Erde gegen den Nachwuchs des BVB mit 2:0. Wie würde sich das Team nun im letzten Spiel des Kalenderjahres präsentieren?

Christian und Stefan – für sechzger.de auf dem eiskalten Dallenberg
Gleich geht’s los – vor leeren Rängen

Aus dem Nichts: 2:0 für die Löwen

Zunächst präsentierten sich Sechzig viel zu passiv und konnten den Angriffsbemühungen der Gastgeber wenig entgegen setzen. Der Zweitligaabsteiger auf ungebremster Talfahrt Richtung Regionalliga Bayern (wo die Kickers dann im Frühjahr auch landeten) mit bis dahin nur zwei Siegen drängte auf einen versöhnlichen Jahresabschluss. Als allerdings der Würzburger Druck auf das Tor von Marco Hiller ein wenig nachließ, schlugen wiederum die Löwen eiskalt zu: Marcel Bär erzielte in der 32. Minute nach Vorarbeit von Stefan Lex mit einem Rechtsschuss das erste Tor der Partie. Der Riesenjubel auf der Münchner Bank war gerade verklungen, da revanchierte sich Cello und legte wiederum dem Kollegen Lexi die Kugel per mustergültigem Pass auf den Fuß, der sich nicht zweimal bitten ließ. In fünf Minuten hatte 1860 den Spielverlauf auf den Kopf gestellt.

Jubelnde L̦wen Рdreimal zu sehen an diesem Abend

Würzburg am Abgrund, die Löwen im Mittelfeld

In der zweiten Halbzeit waren die Würzburger sichtlich rat- und ideenlos. Die Löwen verwalteten die Führung, die wenigen im Stadion anwesenden Zuseher froren. Mit der ersten Chance für 1860 im Abschnitt zwei machte erneut Marcel Bär dann den Deckel drauf: 3:0 (71.). Damit endete ein – mal wieder – turbulentes Jahr einigermaßen versöhnlich. Dass Michael Köllners Team im neuen Jahr – u.a. dank des Komplettscheiterns von Türkgücü – nochmal ganz nah an den Aufstiegstraum heranrückte, wagte man zu jenem Zeitpunkt allerdings noch nicht wirklich zu hoffen. Dass die Partie in Würzburg das letzte Corona-bedingt unter völligem Ausschluss der Fans ausgetragene Auswärtsspiel für den TSV 1860 sein würde, hingegen schon. Nur die zwei Heimspiele gegen Wiesbaden und den KSC (im Pokal) zu Beginn des folgenden Jahres fanden noch vor gänzlich leeren Rängen statt. Danach kehrte langsam die Normalität zurück.

Obligatorische Grüße aus Würzburg.
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