Konkurrenz unter Löwenfans?

Weil die letzten Tage immer wieder die Frage an mich herangetreten wurde, ob sechzger.de nicht eine Konkurrenz zum „Löwenmagazin“ wäre: Nein, ist es nicht.

Diese ewige Neid- und Konkurrenzdenkweise ist genau das, was unsere Gesellschaft zu dem gemacht hat, was sie ist: Jeder braucht das größte, tollste & beste – wir leben in einer Gesellschaft, wo Menschen ein Top-Funktionsfähiges iPhone8 haben, keine 10% seiner Leistungsfähigkeit nutzen – aber dringend das iPhone X brauchen, weil ja der Nachbar, Nebenbuhler oder beste Freund eines hat und man will demjenigen ja in nichts nachstehen.

Aber unter Löwenfans?

sechzger.de habe ich bereits im Jahre 1999 registriert und einige Jahre in einem ähnlichen Format wie dem jetzigen betrieben, ehe ich nach einiger Zeit die aktivsten der damaligen privaten 1860-Homepage-Betreiber zusammenbrachte und wir dann beschlossen, etwas großes, gemeinsames zu schaffen: das war die Geburtsstunde von loewenfans.de, loewenfreun.de und natürlich dem Löwenforum. Nie ging es um Konkurrenz zu irgendwem und irgendetwas, sondern immer nur um das Beste zum Wohle von 1860.

Zu dieser Zeit – den jüngeren mag es vorkommen wie eine Geschichte von „Opa erzählt aus dem Krieg“ – gab es auch noch eine bunte Fanzine-Landschaft bei 1860: Fanzines wurden damals auf der Schreibmaschine, per Hand (!) oder den ersten Computern und auf „Word“ geschrieben und danach überwiegend im Copyshop per Hand kopiert und getackert:

Angriff, Breitseite, Sinn des Lebens, Rülps, Dick & Doof, Blue Side of Life, TorRaub, Die Kopie, Panem et Circenses, Penzberger Nachrichten und viele, viele mehr – nie wäre jemand auf die Idee gekommen, die unterschiedlichen Fanzines als Konkurrenz untereinander zu betrachten, sondern die einzelnen Magazine haben die einzelnen Sichtweisen der jeweiligen Herausgeber widergespiegelt. Die Fanzinelandschaft bei 1860 war eine bunte Vielfalt, die ich bzw. wir hier in den nächsten Monaten ausführlich vorstellen wollen, einfach weil sie es unserer Meinung nach Wert ist.

Ă„hnliches wie das oben geschriebene gilt z.B. auch fĂĽr diverse Gruppierungen oder die klassischen Löwen-Fan-Clubs: Ist denn ein 1860-Fan-Club aus MĂĽnchen ein Konkurrent zu einem anderen MĂĽnchner 1860-Fan-Club – oder geht es schlicht und ergreifend darum, dass sich verschiedene Freunde & Bekannte zusammenschlieĂźen, um ihr Löwen-Fan-sein gemeinsam bestmöglich auszuleben und 1860 durch gemeinsame Stadionbesuche und Auswärtsfahrten zu unterstĂĽtzen? Ich sehe hier keine Konkurrenz untereinander, sondern viele groĂźartige Vereinigungen, die es auch Wert sind näher vorgestellt zu werden – so wie wir es hier schon angefangen haben:

https://sechzger.de/tsv-1860-muenchen-fans/

Wer mich kennt, der weiß, dass ich schon fast mein ganzes Leben gerne schreibe: Zwei der oben genannten Fanzines habe ich mitgegründet bzw. selbst herausgegeben, dann sehr viel Texte für sechzger.de und natürlich auch im Löwenforum geschrieben. Seit einiger Zeit betreibe ich ja auch meinen Blog bunte-ansichten.de – einfach, weil mir schreiben Spaß macht und ich gerne andere Leute an meinen Erlebnissen, meinen vielen Reisen,  aber auch meiner Denkweise teilhaben lasse. Die Diskussionen darüber helfen mir oftmals, meine eigenen Positionen zu überdenken und dazuzulernen.

Doch zurück zu den Löwen: Ich habe auch schon für das Löwenmagazin Artikel geschrieben und werde das – sofern gewünscht – auch weiterhin in Zukunft gerne machen. Auch habe ich dem Herausgeber geschrieben, dass er z.B. jeden Artikel von mir gerne jederzeit übernehmen kann.

Warum schreibe ich dann nicht gleich nur für das Löwenmagazin?

Ich möchte mir zum einen einfach die Freiheit herausnehmen, dass ich jederzeit meine Gedanken ungefiltert loswerden kann. Zum anderen würde ich mir niemals anmaßen, dem langjährigen Herausgeber eines Online-Magazins zu sagen, was in seinem Magazin zu stehen hat – und was nicht.  Oder welche Funktionen sein Magazin haben sollte.

Das Löwenmagazin gibt es viele Jahre, es hat einen hervorragenden Ruf und eine tolle Reichweite. Ich finde es eine tolle Sache und unterstütze es auch – wenn gewünscht – weiterhin nach Kräften, sofern es mir möglich ist. Gleichzeitig freue ich mich, wenn mir Freunde und Bekannte helfen, indem sie ihre Gedanken und Erlebnisse auf sechzger.de loswerden möchten.

sechzger.de ist jetzt genau das gleiche wie vor über 20 Jahren: lediglich ein weiterer bunter Baustein in dem herrlichen Gebilde, das sich  Fanszene bei 1860 nennt – und hoffentlich eine Bereicherung. Keine Konkurrenz zu irgendjemandem. Konkurrenzgedanken haben wir im „echten Leben“ mehr als genug.

Stephan Tempel