Finanziell ist der Standort Giesing ein schweres Pflaster, auch die Kapazität lässt durchaus zu Wünschen übrig. Doch für Trainer Michael Köllner ist der Münchner Stadtteil trotz allem ein Aspekt, der den TSV 1860 München für den 52-Jährigen so besonders macht.

“Toll, dass es noch ein Stadion gibt, das mitten im Wohngebiet liegt”

Viel ging es gestern um die Zukunft von Michael Köllner bei den Löwen. Der Trainer bleibt dabei: sollte der aktuelle Kurs fortgesetzt und mit wirtschaftlicher Vernunft die Mannschaft für die kommende Saison verstärkt werden, greift Köllner ein weiteres Mal mit seinem Team an und will den Aufstieg in die 2.Liga schaffen. Gespielt wird auch dann freilich wieder im Grünwalder Stadion in Giesing. Ein Umstand, der dem Oberpfälzer besonders gut gefällt. “Wie ein Ufo” sei so ein Stadion mitten in der Stadt. Am Mittwochabend hatte Eintracht Frankfurt die Europa League gewonnen – im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán in Sevilla. Das Stadion liegt wie auch das Sechzgerstadion mitten in der Stadt. Zudem schwärmte der Trainer des TSV 1860 über die Situation in England, wo eine solche Lage bei weitem keine Seltenheit darstellt. Auch nach über 100 Spielen ist es für Köllner jedes Mal wieder ein Genuss, in Giesing spielen zu dürfen. Gerne mischt er sich bei Gelegenheit selber unter das Publikum oder betritt – wie vor dem Spiel gegen Dortmund – weit vor Anpfiff das Spielfeld, um den ersten Fangesängen zu lauschen.

Jedes Spiel ist ein brutal einzigartiges Erlebnis.

Köllner bricht Lanze für Giesing – aber fordert mehr von den Fans

Dass nicht alles nur lobenswert ist, weiß der Trainer der Löwen allerdings auch. Finanziell ist der TSV 1860 gegenüber der Konkurrenz deutlich benachteiligt und kann vergleichsweise wenig Erlöse aus einem Heimspiel erzielen. Darüber hinaus ist die Kapazität von 15.000 in seinen Augen deutlich zu gering. Und noch einen Punkt gibt es, den Michael Köllner im Landtag ansprach: das Verhalten der Löwenfans auf den Rängen. Logischerweise sei die Unterstützung bei Spielen wie gegen Schalke oder Darmstadt ein Selbstläufer. Teilweise komme von den Fans nach dem Geschmack des 52-Jährigen allerdings noch etwas zu wenig. Es fehle in manchen Situationen teils nur noch ein kleiner Anschub für das Team, der aber ausbleibe. Nicht nur die Mannschaft soll also verstärkt werden, auch von den Löwenfans wünscht sich Köllner teilweise etwas lautstarkere Anfeuerung. Auch das vorzeitige Verlassen bei Rückstand bemängelte er bei dieser Gelegenheit.

Außerhalb des Stadions ist der Stadtteil Giesing für Köllner einer der Gründe, der den TSV 1860 München einzigartig macht. Bei einem Besuch in einer kleinen Kneipe erzählte ihm der Betreiber, dass durch zwei Heimspieltage der Unterhalt für seine kleine Familie gesichert sei. Auch im gesamten restlichen Viertel sind die Löwen unabhängig von Spieltagen omnipräsent.

Das ist einfach Sechzig München. Du spürst diesen Verein!

 

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andreas de Biasio

wie zum Beispiel an einem Donnerstag-Abend gegen Illertissen. das war von der Stimmung her, mit das beste finde ich seit dem ich zu 60 gehe. oder das Spiel gegen den cfc das 4:3.
das wie Michael Köllner bzgl. der Stimmung habe ich mir auch schon oft gedacht. zum Beispiel gegen Braunschweig nach dem es 2:0 stand ging die Stimmung aus meiner Sicht nach unten.

Stehhallez

Bei Sechzig merkt man schon vorher, wie die Stimmung sein wird. Das muss nicht unbedingt etwas mit dem Gegner oder der Bedeutung des Spiels zu tun haben. Klingt saublöd, weiss ich selbst, ist aber so. Neben den Spielern verkrampfen auch die Fans gerne mal bei Top Spielen, Ausnahmen bestätigen die Regel.

Illertissen war so ein Moment, wo die Leute schon vor dem Spiel “elektrisiert” waren. Selbst nach dem Spiel wurde der Gegner beim Auslaufen gefeiert. Warum? Keine Ahnung, Giesing Emotions!

Löwenpfote

Köllner ist einfach klasse und ein Super Repräsentant für den Verein.
Und das Grünwalder ist momentan natürlich auch absolut alternativlos.

Allerdings bin ich auch der Meinung, dass die Stimmung hin und wieder ausbaufähig ist/war. (Wobei ich die Rückkehr der Münchner Löwen schon für wichtig hielt)
Von der Haupttribüne darf man sich nicht all zu viel erwarten.
Da hocken schon immer mehr die Grantler oder weniger Begeisterungsfähige herum.
Aber die F-Blöcke und die Ost, wenn von uns belegt, könnten nach meinem Geschmack schon etwas mehr aus sich herausgehen.

Wobei man halt auch bei Fußball-Schmalkost auch nicht immer erwarten kann, dass man da völlig euphorisch reagiert…da sind die Jungs auf dem Platz durchaus auch gefordert.

Aschlegel

Oha, ob das mit der fehlenden Unterstützung gut bei jenen ankommt, die sich sowieso für die besten Fans der Welt empfinden? Aber er hat recht, Ähnliches habe ich mir auch schon hin und wieder gedacht. Ich wünsche mir manchmal die Stimmung der ersten Spiele nach dem Zwangsabstieg in der Regionalliga zurück (bitte nicht verwechseln mit der Regionalliga selber!). Das hatte schon einen ganz eigenen Zauber damals ….

andreas de Biasio

so einen Trainer im Profigeschäft Fußball muss man erstmal finden. ich finde es gut wie er in den letzten Wochen positiv auftritt. das hat oft gefehlt er möchte sportlichen Erfolgund Erfolg auf allen Ebenen und ich möchte das auch. das brauchen wir auch.