Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Auswärtsspiel unserer Löwen bei den Zebras in der Wedau. Aus dem ersten Spiel in Freiburg nahmen starke Duisburger nur einen Punkt mit. Was erwartet Sechzig am Samstag?

MSV Duisburg gegen den TSV 1860: Das Duell der zwei Gründungsmitglieder der Bundesliga findet nun zum neunten Mal in der 3. Liga statt. Torsten Ziegner, Trainer der Zebras, setzte im ersten Spiel auf das allseits beliebte 4-2-3-1. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das auch das System sein, mit dem der MSV am Samstag aufläuft.

Die Duisburger agierten im Spiel gegen Freiburg trotz deutlich weniger Ballbesitz sehr gefällig in der Offensive, mit viel Pech vor dem Kasten und nahmen so nur einen Punkt von der Dreisam mit. Das gute Aufbauspiel, die Fähigkeit in der Offensive kreative Lösungen zu finden, Mut zum Risiko beim Passspiel und die hohe Schussgenauigkeit der Mannschaft von der Ruhr sind klare Gefahrenpunkte.

Der Plan des TSV 1860 gegen den MSV Duisburg muss also abgesehen davon, dass man versucht, den Gegner gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen sein, in den Momenten wo Duisburg ins letzte Drittel eindringt, konsequent und mit klaren Zuordnungen in den Räumen ballorientiert zu verteidigen.

Bevor wir dazu kommen, was Duisburg vermutlich vorhat, werfen wir einen Blick auf die Statistiken, auch wenn es erst ein Spiel der Zebras gab.

Statistische Werte des MSV Duisburg

  • Ballbesitz: 44%
  • Passgenauigkeit: 78%
  • defensive Zweikampfquote: 68%
  • Flankengenauigkeit: 31%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion): 13,33

Wie spielt Duisburg?

Mit Ball

Nach nur einem Spiel kann man sicherlich keine genaue Prognose über das abgeben, was uns erwartet. Weder im DFB Pokal noch im Landespokal war Duisburg in der vergangenen Woche im Einsatz; somit gibt es auch keine weitere Erkenntnis über den MSV und wie er spielt.

Allerdings kann man vom Personal, das Duisburg hat, durchaus darauf schließen, dass es bei Ballbesitz generell schnell nach vorne gehen soll, um den Gegner mit mutigen, überfallartigen und präzisen Angriffen über wenige Stationen oder mit vertikalem Spiel den Schneid abzukaufen.

Im Spiel gegen Freiburg konnte man deutlich sehen, dass die Aufbauspieler der Duisburger Lücken in der Defensivformation schnell ausmachen und diese versuchen auszunutzen bis der Torerfolg eintritt.

Dass Duisburg am vorvergangenen Wochenende im Breisgau nur zu einem eigenen Treffer kam, ist auch ein Verdienst des Freiburger Torhüters Uphoff, der mit guten Paraden fünf sogenannte hundertprozentige Chancen (die ja nie wirklich diesen Prozentwert besitzen) der Duisburger zunichte machte.

Den Weg in die Box und vors Tor fand Duisburg in diesem Spiel – auch wenn die Anlage generell rechtslastig war – ebenfalls sehr häufig durchs Zentrum. Von der linken Seite strahlte Duisburg tatsächlich wenig Gefahr aus.

Gegen den Ball

Es mag daran gelegen haben, dass es ein Auswärtsspiel bei einem Gegner war, der wie die meisten Zweitvertretungen zum Beginn einer Saison eher eine Unbekannte ist, dass Duisburg gegen den Ball eher abwartend gespielt hat und Pressing auf hoher Linie erst nach dem Freiburger Ausgleich stattfand.

Der MSV hatte im ersten Saisonspiel in den meisten Situationen gegen den Ball nur einen Spieler mit Anlaufaufgaben betraut. Bis kurz nach der Mittellinie wurde also fast immer systemgetreu verteidigt. Das machte dem Gegner die Wege ins offensive Mittelfeld und vor den Kasten sehr schwer, dennoch nicht unmöglich. Abgesehen vom Ausgleichstreffer hatte der SCF II allerdings nur zwei weitere wirklich hochkarätige Chancen.

Beim Eindringen ins letzte Drittel stand der MSV kompakt. Freiburg versäumte es, obwohl sie in einigen den Weg zentral vors Tor fanden, in einigen Situationen die Chancen cleverer auszuspielen.

Man darf erwarten, dass der MSV Duisburg gegen den TSV 1860 im heimischen Wedaustadion, auch Schauinsland-Reisen-Arena genannt, offensiver verteidigt und eine hohe Pressinglinie setzt, die mit mehr Spielern bestückt wird.

Vor- und Nachteile des Systems 4-2-3-1

Die Stärken

Gegen den Ball ist das 4-2-3-1 in der Zentrale und Richtung eigener Box sehr kompakt. Es gibt den Gegnern kaum Raum, um dort vernünftiges Passkombinationsspiel aufzuziehen. Auch gegen zwei oder drei Stürmer ist man durch die beiden defensiven Mittelfeldspieler gut abgesichert.

Nach Balleroberung kann das Spiel über die beiden Sechser relativ variabel gestaltet werden, sowohl über die Flügel als auch über das Zentrum sind schnelle Angriffe möglich, wenn man die Lücken im Raum schnell erfasst und alle Offensivspieler ihre Laufwege situationsbedingt richtig anlegen. Oft schaltet sich einer der beiden Sechser auch aktiv und nicht nur als Ballverteiler in das Offensivspiel mit ein. Dadurch wird die Offensive als Ganzes schwerer auszurechnen.

Die Schwächen

Gegen den Ball ist ein Gegner, der gern über die Flügel angreift, schwer zu kontrollieren, da die Wege, um einen Spieler zu doppeln relativ weit sind und die Doppelung vom Angreifer oft schon erkannt wird, wenn sich der doppelnde Gegner aus seiner taktischen Grundposition löst. Das führt bei guter Spielübersicht und genauem Passspiel zu viel Raum für die angreifende Mannschaft.

Die Mittelfeldspieler auf den Außenpositionen müssen außerdem ein extrem hohes Laufpensum bewältigen, wenn sie die gegnerischen Flügel unter Kontrolle halten wollen. Im Spiel nach vorne ist vor allem das Fehlen eines zweiten Stürmers ein großes Manko, da sich dadurch für den Spieler in der Sturmzentrale nur wenig Raum zur Entfaltung seiner Fähigkeiten bietet. Deshalb sind torgefährliche Mittelfeldspieler, die mit aufrücken, zwingend erforderlich, um im 4-2-3-1 erfolgreich zu sein.

Schlüsselspieler

Abwehr

Vincent Müller (#1) im Tor der Meidericher ist mit 22 Jahren ein sehr junger Keeper, dennoch hat er bereits 57 Drittligaspiele auf Konto. Unerfahren kann man ihn also nicht nennen, dennoch befindet er sich immer noch in der Entwicklung und spielt somit selten fehlerfrei. Sein größtes Plus sind seine guten Reflexe. Ausbaufähig ist sein Verhalten in Eins gegen Eins-Situationen. Die Strafraumbeherrschung des 1.90 m großen, gebürtigen Kölners ist solide.

Sebastian Mai (#26), Kapitän und Abwehrchef, ist einer der besten Innenverteidiger der 3. Liga. Kompromisslos, zweikampfstark und mit grandiosem Stellungsspiel ausgestattet, hält er den Laden hinten dicht. Hohe Flanken auf seinen direkten Gegenspieler kann man sich sparen, denn der 1,95 m große Hüne lässt auch in der Luft nichts anbrennen. Auch im Aufbau ist Mai ein sicher Spieler, der weiß, was er zu tun hat.

Mittelfeld

Zentrales Element im Mittelfeld ist Regisseur Kolja Pusch (#7), der hinter den Spitzen mit Technik und Spielwitz versucht, die Bälle zu verteilen. Pusch ist extrem dribbelstark, setzt sich allerdings in Laufduellen, bei denen es auch auf die Robustheit des Spielers ankommt, nicht ganz so häufig durch. Pusch ist ein Offensivspieler, der nicht häufig den Abschluss selbst sucht. Er spielt lieber mit Übersicht den letzten oder vorletzten Pass vor einem Abschluss und glänzt mit seinem Ideenreichtum.

Sturm

Pascal Köpke (#14), Neuzugang vom 1. FC Nürnberg ist der Königstransfer der Duisburger. Auf diesen Spieler muss man über 90 Minuten hinweg aufpassen. Mehr als jeder zweite seiner Schüsse geht auf den Kasten des Gegners. Er schießt mehr Tore als es die Statistik seines xG-Wertes vermuten lässt und für mich persönlich ist es ein kleines Rätsel, warum er a) letztes Jahr beim Club nicht mehr Spielzeit bekam, und b) kein anderer Zweiligist ihn geholt hat. Gegen Freiburg musste er noch mit einer Muskelverletzung pausieren, am Samstag wird er wohl auflaufen können. Ob von Beginn an oder als Einwechselspieler werden wir sehen. Mit Benjamin Girth und Alexander Esswein (kam vom SV Sandhausen) stehen in dem Fall zwei weitere gute Stürmer parat.

Fazit

Es wird am Samstag ein heißer Tanz für den TSV 1860 beim MSV Duisburg. Die Meidericher wollen endlich einmal gut in die Saison starten. Sie werden den Löwen mit einer Mannschaft, die dank der geringen Fluktuation im Sommer gut eingespielt ist, das Leben so schwer wie möglich machen. Es ist die erste wirkliche Standortbestimmung für die Sechzger.

Ausschlaggebend für eine mögliche Punktausbeute bei den Zebras wird eine solide Defensivleistung der Löwen sein. Spielt die Mannschaft gegen den Ball kompakt und konsequent, habe ich ein gutes Gefühl, dass man dort etwas reißen kann. Dass unser Innenverteidiger Kwadwo bis auf Köpke und Esswein die komplette Offensive der Duisburger kennt, ist dabei sicherlich kein Nachteil.

Der Wechsel des Ex-Löwen Moritz Stoppelkamp zu RW Oberhausen ist sicherlich etwas, was die Duisburger Offensive einerseits etwas schwächt, andererseits allerdings auch schwerer ausrechenbar macht als noch vergangenen Saison.

Ich erwarte Kampf, Leidenschaft und Einsatzwillen von unseren Sechzgern. Wenn sie das aufs Feld bringen, ist was drin in Duisburg.

So könnte Duisburg beginnen

Datenquelle: Wyscout

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michA

es pfeift das schiriteam martin petersen. nur 4 3.ligaspiele letzte saison, vorrangiger 1. u. 2. ligaschiri. mal sehn, wie er ohne videobeweishilfe zurecht kommt.