Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Spiel MSV Duisburg – TSV 1860. Der seit Herbst im Amt befindliche Trainer Hagen Schmidt ist bei seiner ersten Trainerstation im Profifußball bisher gut unterwegs. Auf Platz 16 hat er die Truppe von der Ruhr übernommen und Duisburg ist in der Tabelle nach oben geklettert. Momentan steht Duisburg auf Platz 13. Es scheint allerdings so zu sein, dass entweder Top oder Flop die Devise unter Schmidt ist. Zwei Unentschieden unter seiner Führung stehen acht Siege und elf Niederlagen gegenüber. Die meisten Siege fuhr der MSV mit dem seit der Winterpause hauptsächlich praktizierten System mit Dreierkette ein.

Im Spiel MSV Duisburg – TSV 1860 München erwarte ich von den Meiderichern, die im Vorjahr hauptsächlich im 4-2-3-1 antraten, in der Grundformation ein 3-4-3. Allerdings erfolgen die Verschiebungen hier oft so spät, dass es eigentlich eher als 5-4-1 bezeichnet werden sollte.

Gegen den Ball ist es auf alle Fälle ein 5-4-1. Um aus dem 3-4-3 ein 5-4-1 zu erstellen kippen sämtliche Außenspieler im Spiel gegen den Ball einen Mannschaftsteil nach hinten ab.
Bei eigenem Ballbesitz kann Duisburg die Viererkette im Mittelfeld mannigfaltig verschieben. Dadurch ergeben sich für den Gegner immer neue Situationen auf die er sich einstellen muss.

Bevor wir uns aber dem System widmen, zunächst die wichtigsten statistischen Werte.

Die wichtigsten statistischen Werte des MSV Duisburg

  • Ballbesitz: 49%
  • Passgenauigkeit: 79%
  • Defensive Zweikampfquote: 61,5%
  • Flankengenauigkeit: 32,8%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion): 8,67

Das System 3-4-3 (5-4-1)

Das 3-4-3 erlaubt im Mittelfeld verschiedene Formationen. Es kann flach, als Raute oder als Quadrat (3-2-2-3) im Mittelfeld gespielt werden. Das hängt davon ab, welche Spielerrollen vom Trainer für seine Spieler ausgegeben werden. Bei Duisburg hat man es meist mit der flachen Variante zu tun, bei der beide Mittelfeldaußen eigentlich offensiv ausgerichtete Außenverteidiger sind. Aber auch die Raute mit defensivem und offensivem Mittelfeldspieler und Mittelfeldaußen auf den Halbpositionen hat Duisburg schon gezeigt.

Für den Sonntag erwarte ich aufgrund des Drucks, den der TSV 1860 München offensiv entfacht, beim MSV Duisburg eher die flache Variante mit zwei defensiven Mittelfeldspielern, von denen einer als Box to Box Spieler unterwegs sein wird. Dieses System sichert gegen das Flügelspiel des Gegners sehr gut ab. Mit der Viererkette im Mittelfeld hat man auch gute Möglichkeiten, um zur gegenseitigen Absicherung zu verschieben. Damit begünstigt man auch stark das Pressing in der gegnerischen Hälfte.

Die Außen müssen in jeder Situation neu entscheiden, ob sie in die Abwehrkette abkippen oder weiter vorne bleiben. Bei Duisburg ist es so, dass meist auf dem linken Flügel ein echter Außenverteidiger zu finden ist, während rechts ein gelernter Mittelfeldflügelspieler eingesetzt wird.

Bei Ballbesitz kann aus der flachen Variante im Mittelfeld ebenfalls sehr schnell und flexibel verschoben werden. Je nachdem wie der Gegner defensiv agiert, kann über den Box to Box Spieler durchs Zentrum gespielt werden oder man setzt mit stark offensiv ausgerichteten Außen auf Flügelspiel. Für intelligente Mannschaften mit schnellen Spielern ist dieses System immer interessant. Ob das System in der 3. Liga wirklich Sinn, macht bezweifle ich nach wie vor.

​Stärken und Schwächen des 3-4-3

Stärken

Richtig eingesetzt ist dieses System das wahrscheinlich flexibelste überhaupt. Es kann schnell auf jede neue Spielsituation reagiert werden. Wenn die Mannschaft intelligent verschiebt und die Außen keine konditionellen Probleme bekommen, kann man immer und überall offensiv wie defensiv gut und schnell reagieren. Je nach Situation kann entweder Breite oder Tiefe im Mittelfeld erzeugt werden.
Die grundsätzlich offensive Ausrichtung mit drei Stürmern hilft dabei, großen Druck aufzubauen und auch nach Ballverlust durch hohes Pressing aufrechtzuerhalten.
Passsicherheit und richtige Laufwege sind in diesem System das A und O.

Schwächen

Wenn die Verschiebungen in Umschaltmomenten in beiden Richtungen nicht so funktionieren wie sie sollen, entstehen entweder Lücken, ungewollte Verdichtungen oder gar beides. Der Gegner kann diese dann ausnutzen. Ein Spieler, der nicht permanent mitdenkt, wird in diesem System nicht lange auf dem Platz stehen.

Schlüsselspieler

Abwehr

Torhüter Leo Weinkauf (#1) ist ein guter, reflexstarker Torhüter mit souveräner Strafraumbeherrschung. Mit einer Größe von 1,98 m und guten Werten in allen für Torhüter wichtigen Statistiken, sind die Gründe dafür, warum er so viele Tore kassiert, eher in der Abwehr vor ihm zu suchen.

Innenverteidiger Tobias Fleckstein (#15) ist der zweikampfstärkste Innenverteidiger der Zebras. Auch sein Stellungsspiel ist nicht von schlechten Eltern. Die Spieleröffnung teilen sich alle drei Innenverteidiger mit einem leichten Plus für Vincent Gembalies (#26) im Vergleich mit seinen beiden Kollegen.

Mittelfeld

Der Sechser Niclas Stierlin (#23) kam vom Hachinger Bach an die Ruhr. Mit seiner defensiven Zweikampfstärke und einem guten Stellungsspiel hält er den Laden im defensiven Mittelfeld gut zusammen. Er hilft auch bisweilen in der Abwehrkette aus, wenn einer der beiden Mittelfeldaußen von einem Offensivausflug nicht rechtzeitig zurückkommt. Verbesserungsbedarf ist bei Kopfballduellen gegeben. Außerdem könnte er ein wenig schneller sein. Offensiv profitiert der MSV sehr von seiner Passgenauigkeit.

Offensive

Moritz Stoppelkamp (#10) ist vermutlich den meisten Lesern ein Begriff. Zwischen 2012 und 2014 spielte er für die Sechzger. Mit 71 Spielen in der Bundesliga und 223 Einsätzen in der zweiten Liga ist er der wohl erfahrenste Spieler in den Reihen der Spieler des MSV. Passsicher, dribbelstark und fleißig im Spiel gegen den Ball, führt er die Meidericher als Kapitän in die Spiele. Seine einzige Schwäche, das defensive Stellungsspiel, macht er durch seine starke Laufarbeit wett. Ihm den Zahn zu ziehen wird unter anderem eine der wichtigsten Aufgaben der Defensive des TSV 1860 München sein. Ob er allerdings nach einem auskurierten Muskelfaserriss schon wieder in der Startelf zu finden sein wird, ist fraglich.

Mittelstürmer Orhan Ademi (#29) hat bisher bereits zwölf Treffer auf dem Kerbholz. Die Frage hier ist: Ademi oder Aziz Bouhaddouz (#11). Einer der beiden ist seit der Systemänderung zu Spielbeginn immer auf der Bank zu finden. Dar andere sorgt für Gefahr im Strafraum des jeweiligen Gegners. Beide Spieler sind erfahren und torgefährlich. Ademi hat als ehemaliger Erstligaprofi in Deutschland und Österreich allerdings die besseren Meriten der Zwei vorzuweisen. Auch die Außenstürmer Stoppelkamp und Pusch wissen, wo der Kasten steht. Die Abwehr des TSV 1860 darf sich keinerlei Unkonzentriertheiten leisten.

Fazit

Am Sonntag in der Wedau ist es für den TSV 1860 München gegen den MSV Duisburg von absoluter Wichtigkeit, drei Punkte hinsichtlich der immer noch möglichen Qualifikation für den DFB Pokal einzufahren. Ich bin fest davon überzeugt, dass das auch gelingen wird. Gegen den Ball wird Duisburg mit Fünferkette agieren. Außer gegen Halle ist der TSV 1860 München in der Rückrunde gegen Mannschaften mit Fünferkette gegen den Ball immer als Sieger vom Platz gegangen.
Aber auch unterschätzen braucht man Duisburg nicht. Je nachdem, wie die Spiele der Mannschaften im Tabellenkeller ausgehen, könnte Duisburg mit einem Sieg am Sonntag den Klassenerhalt bereits festzurren.
Michael Köllner wird der Mannschaft den richtigen Matchplan auf den Leib schneidern. Sofern die Sechzger mit Leidenschaft, hoher Konzentration und Einsatzwillen ihr Spiel auf den Platz bringen, wird es in Duisburg für die Löwen gegen die Zebras drei Punkte geben.

So könnte der MSV Duisburg gegen den TSV 1860 beginnen

Datenquelle: Wyscout

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