Es waren große Fußstapfen, die Sebastian Schäch, der neue Stadionsprecher des TSV 1860, gestern Mittag vorfand, als er das Sechzgerstadion betrat. Sein Vorgänger am Stadionmikrofon, der legendäre Stefan Schneider hatte in 28 langen Jahren auch über die Grenzen des Löwenkosmos‘ hinaus das Genre der Stadionmoderation mitgeprägt. Am Montag, den 22. März 2021, wenige Minuten nach Abpfiff des 1:0-Sieges gegen Dynamo Dresden hatte Schneider überraschend seinen sofortigen Rücktritt als Stadionsprecher erklärt.  Für die sechs danach noch anstehenden Heimspiele in Liga und Pokal durfte Pressesprecher Rainer Kmeth die Aufgabe übernehmen. Für ihn nichts ganz neues, war er doch selbst jahrelang am gleichen Standort die Stimme der Löwen-Amateure gewesen. Klar war aber: Spätestens wenn wieder Löwenfans die Ränge auf Giesings Höhen bevölkern würden, musste ein echter Nachfolger Schneiders gefunden werden.

Sebastian Schäch als neuer Stadionsprecher

Verschiedene Namen mit mehr oder weniger ersthaftem Hintergrund, vonIvonne Mölders bis Patrick Lindner geisterten durch die (Sozialen) Medien. Gut zwei Wochen vor dem Spiel gegen die Würzburger Kickers stand dann fest: Sebastian Schäch wird der neue Stadionsprecher bei Münchens großer Liebe. Sein Vorteil: Er kennt das Geschäft, auch an diesem Standort. Unterstützte er doch jahrelang seinen Vorgänger von der Tribüne aus bei Regie, Musik und Zeitplan. Und trotz der Kenntnis der Abläufe war Sebastian gestern durchaus nervös, wie er auf seinem Instagram-Kanal zugab: “Was für ein Tag! Heute mein erstes Spiel mit Euch. Und ich würde lügen, wenn ich sag, ich hab nicht etwas die Hosen voll” postete er am Vormittag.

Gleicht geht’s los: Sebastian Schäch erhält letzte Instruktionen von Pressesprecher Rainer Kmeth

Die Doppelpremiere: Endlich wieder Fans und eine neue Stimme auf Giesings Höhen

Es war eine ganz spezielle Premiere, die an diesem denkwürdigen 24. Juli 2021 stattfand: Erstmals nach fast eineinhalb Jahren spielten die Löwenprofis wieder ein Heimspiel vor ihren Fans. Und das mit einem neuen Moderator. Die Frage, die sich im Hinblick auf den neuen Stadionsprecher viele stellten: Würde er versuchen, seinen Vorgänger, den er schon in seiner ersten Anmoderation als “absolutes Vorbild” bezeichnete, zu kopieren und möglichst viele gewohnte verbale Riutale von Schneider übernehmen oder würde er vom ersten Wort an seinen eigenen Pfad einschlagen und gleich einen eigenen und neuen Stil prägen?

Die Realität lag irgendwo dazwischen. Schäch gelang es auf angenehme Weise, eine gewisse Kontinuität herzustellen und dennoch kein “Schneider Nummer 2” sein zu wollen. Für alle, die nicht im Stadion dabei sein konnten, aber natürlich auch für jene, die sich das Ganze nochmal ansehen wollen, haben wir die Begrüßung und die erste Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellung durch die neue Stimme der Löwen für Euch auf unserem Youtube-Kanal hochgeladen:

Gelungener Einstand mit kleinen Fehlern

Menschlich und sympathisch, dass bei der Premiere noch nicht alles 100%ig klappte, dass da ein Mensch zu hören war, der sich dessen bewusst ist, dass er als Nachfolger einer Ikone kein leichtes Erbe übernimmt und kleine Fehler einfach direkt ausbügelte. Marcel Bär wird es Schäch nachsehen, dass jener bei der Aufstellung zunächst vergaß, das Publikum den Nachnamen rufen zu lassen – und das Ganze umgehend korrigierte. Allgemeiner Tenor nach dem 1:0-Sieg – quasi analog zum Spiel der Löwen auf dem Rasen: Das kann was werden mit dem Neuen, auf diese Leistung lässt sich aufbauen! Hoffentlich dann weiterhin vor möglichst vielen Fans und nicht in Kürze schon wieder vor einer Geisterkulisse. Nächster Termin: Erstmals unter Flutlicht am Freitag, den 6. August im DFB-Pokal gegen Darmstadt 98.

Mahnungen vom “Ersatz-Stadionsprecher”

Eine interessante Begebenheit am Rande war, dass der – wohl aufgrund der Corona-Auflagen für die Zuschauerzulassung notwendige – Hinweis speziell an die Fans in der Westkurve, sich doch bitte (wieder) hinzusetzen, während der 1. Halbzeit vom eingangs schon erwähnten Rainer Kmeth durchgesagt wurde. Und nicht vom neuen Stadionsprecher. Wollte man Sebastian Schäch die durchaus zu erwartenden eher kritischen Reaktionen des Publikums darauf ersparen?

 

 

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Blaue Ohren

Guter Auftritt für das erste Mal. Wenn er beim nächsten Spiel nicht so laut brüllt, sondern sich etwas lässiger am Mikro gibt, schadet es sicher auch nicht. Man muss Schäch nicht in ganz Giesing schreien hören. Ob er jeden noch so dumpfen Schlager, Hauptsache irgendwas mit Sechzig, in sein Musikprogramm für das Stadion packen muss, ist sicher Geschmackssache. Dabei ist Schlager ein Genre, das absolut seine Perlen hat. Nur eben nicht das schreckliche Zeug, das unter dem Label “1860” produziert wurde.

Sechzgerflore

Es ist wirklich noch sehr, sehr ungewohnt. Und genau deshalb haben ich den Stefan ehrlich gesagt auch irgendwie vermisst. Ich fand den neuen auch, irgendwie sehr laut, er muss meiner Meinung nach nicht so brüllen. So wirkte es auf mich an manchen Stellen schon fast ein bisschen aufgesetzt. Stefan hatte halt eine ruhige und beruhigende Art zu sprechen. Ich hoffe dass sich diese mit der Zeit bei Sebastian es auch noch einstellen wird. Ansonsten fand ich es in Ordnung.