Seit Samstag Nachmittag wird heiß diskutiert: Hat Schiedsrichter Sven Jablonski den Löwen den Sieg über den 1. FC Saarbrücken gestohlen? Den Unmut des Publikums und auch den von Coach Michael Köllner, der bei MAGENTA ein “krankes System” diagnostizierte, zog sich der FIFA-Referee zu. Nun hat sich – wie gewohnt – Ex-Schiedsrichter Babak Rafati der strittigen Szenen vom Wochenende angenommen und bei liga3-online analysiert. Ganze fünf Situationen aus dem Spiel gegen die Saarländer hat Rafati näher betrachtet.
1. Zwei strittige Elfmeterszenen auf einmal
Die erste strittige Szene, derer sich der Experte annimmt, datiert aus Spielminute 18: Der Saarbrücker Böder bekommt im Strafraum einen Kopfball von Stefan Lex an die Hand. Direkt danach wird Yannik Deichmann an der rechten Strafraumecke von Günther-Schmidt von den Beinen geholt. Beide Szenen werden nicht gepfiffen. Rafati dazu:
Nachdem Lex den Ball köpft, hat Boeder den Arm zunächst am Körper, geht dann aber mit der Hand zum Ball. Das ist ein absichtliches Handspiel, sodass es einen Elfmeter für München hätte geben müssen. Beim anschließenden Zweikampf knapp außerhalb des Strafraumes legt sich Deichmann den Ball vor und wird dann vom Gegenspieler, durch Beinstellen zu Fall gebracht. Das ist ein klares Foulspiel und hätte mit einem Freistoß für München geahndet werden müssen.
2. Noch ein verweigerter Elfmeter
Die nächste diskussionswürdige Szene ereignet sich nach einer guten halben Stunde: Wieder ist der Saarbrücker Lukas Böder beteiligt, der Stefan Lex kurz vor dem Fünfmeterraum zu Fall bringt.
Lex ist im Strafraum schneller am Ball und tickt das Spielgerät an. Im gleichen Moment läuft Boeder von der Seite zum Zweikampf und will den Ball ebenfalls spielen, verfehlt ihn jedoch knapp, stellt dadurch sein Bein in den Laufweg von Lex und bringt ihn somit entscheidend zu Fall. Es hätte somit einen Elfmeter für München geben müssen.
3. Bäcker gegen Talig letzer Mann mit Foul?
Immer noch in Halbzeit eins befinden wir uns bei Betrachtung der nächsten Szene: In der 41. Minute bringt Dominik Bäcker Erik Talig kurz vor dem Strafraum zu Fall. Ein Pfiff bleibt aus. Das Publikum im Sechzgerstadion ist besonders erbost, weil es hier Bäcker als letzten Mann gesehen hat und dies dann sogar eine Rote Karte für den Saarbrücker zur Folge gehabt hätte. Dem widerspricht Rafati hier jedoch:
Bei diesem Zweikampf ist kein regelwidriges Verhalten auszumachen. Tallig legt sich den Ball vor und kommt ohne einen entscheidenden Impuls vom Gegenspieler zu Fall.
4. Brutales Foulspiel übersehen
Kurz vor dem Pausenpfiff holt Manuel Zeitz Marcel Bär mit einer Grätsche von hinten von den Beinen. Dem Publikum stockt kurz der Atem, der Schiedsrichter hat die Szene nicht einmal wahrgenommen.
Bei diesem Foulspiel, das unumstritten vorliegt, scheint der Schiedsrichter dieses deshalb zu übersehen, da er komplett auf den ballführenden Spieler fokussiert ist. Man könnte annehmen, dass der Schiri Vorteil gewährt. Aber an der Reaktion und Körpersprache des Schiris erkennt man sehr deutlich, dass das definitiv nicht der Fall ist. Ideal wäre es gewesen, diesen Vorteil laufen zu lassen, wie geschehen, und anschließend Zeitz für das zuvor begangene Foul die gelbe Karte zu zeigen. Eine Fehlentscheidung, die gelbe Karte nicht zu zeigen.
5. Der Ausgleich für Saarbrücken
Die letzte Szene, die die Aufmerksamkeit von Rafati erregt hat, stammt aus den letzten Minuten des Spiels und traf die Löwen besonders bitter: Sebastian Jacob trifft nach einer Ecke zum 1:1. Zuvor war jedoch Fabian Greilinger von Minos Gouras zu Boden geschubst worden. Hätte Jablonski hier auf Stürmerfoul entschieden, hätte der Ausgleichstreffer nicht zählen dürfen. Die spielentscheidende Szene bewertet der liga3-online-Experte anders, als viele Fans im Stadion und vor dem Fernseher:
Bei diesem Zweikampf liegt kein Foulspiel vor, weil Gouras die Arme oder Sonstiges nicht regelwidrig einsetzt, sondern Greilinger selbst einen kleinen Schritt nach hinten machen will, um an den Ball zu kommen. Sicherlich hilft der Angreifer auch ein wenig nach und stellt den Körper in den Weg, aber das ist regelkonform und reicht bei weitem nicht für ein Foulspiel aus.
Fazit: Wenn die Löwen in der ersten Halbzeit ihre vielen Chancen besser nutzen, endet das Spiel am Samstag mit finalem Jubel auf Giesing Höhen. Aber allein die Tatsache, dass Babak Rafati heute fünf Szenen aus diesem Spiel analysiert und bewertet, zeigt deutlich, dass Schiedrichter Jablonski am Samstag alles andere als einen guten Tag erwischt hat.
Jetzt hab ich extra nochmal das Video in der Szene beim 1:1 reingezogen und in Schritt für Schritt Bilder zerlegt. Bei allem Respekt vor Rafatis Erfahrung und Kompetenz, aber das ist ein ganz klares Foul. Gouras schubst Greilinger mit beiden Händen in den Rücken, der deshalb den Kopfball nicht erwischt.
Ich denke da schwingt auch ein wenig Schutz vor Nestbeschmutzung mit. Wenn Rafati jetzt auch noch den Gegentreffer als das entlavt, was es war, nämlich noch eine entscheidende Fehlentscheidung, gibt er Jablonski zum Abschuss frei. Dann würde er ja als Ehemaliger zum Ausdruck bringen, dass sein ‚Nachwuchskollege‘ offensichtlich ein komplett Blinder ist. Da hat Rafati wohl die „den-Kollegen-mal-in-Schutz-nehmen-Brille“ aufgesetzt.
Wenn ich hier die gelbe Karte vom Greilinger zum Vergleich nehme, Fabian touchiert seinen Gegenspieler mit dem Ellbogen, dieser fällt theatralisch zu Boden (Im Übrigen wünschte ich mir eher für so eine unsportliche Schauspielerei die gelbe Karte) und mir dann die Szene vor dem 1:1 ansehe, der Gegenspieler schubst mit beiden armen Greilinger zumindest so das er aus dem Gleichgewicht kommt, dann verstehe ich beim besten Willen nicht, warum die eine Situation ein Foulspiel ist und die andere dann nicht. Das passt dann einfach nicht!
Hilft nix, weitermachen! 😃