Ein Herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Spiel SC Freiburg II – TSV 1860 München. Freiburg verlor im Hinspiel mit 0:6 gegen die Sechzger. Wird sich dieses Schützenfest wiederholen?

Freiburg II kann gegen den TSV 1860 auf vier Torhüter, vierzehn Verteidiger, acht Mittelfeldspieler und sage und schreibe zehn Stürmern zurückgreifen. Damit hat die zweite Mannschaft des SCF einen Kader von insgesamt sechsunddreißig Spielern. Der Trainer des SC Freiburg II, Thomas Stamm, kann mit der hohen Anzahl an Spielern im Kader theoretisch immer aus dem Vollen schöpfen. Wenn er nicht dann und wann einen seiner Schützlinge, zuletzt Stürmer Vermeij, zur ersten Mannschaft des SC Freiburg abgeben müsste, wäre der SCF möglicherweise sogar noch weiter vorne in der Tabelle zu finden.

Das System der Mannschaft des SC Freiburg II war demjenigen der Bundesligamannschaft in der Hinrunde noch leicht angepasst. Die Erste des SCF spielt mittlerweile allerdings häufig mit Viererkette in der Abwehr. Stamms U23 ist wie in der Hinrunde, auch in der Rückrunde meist mit einer Dreierabwehrkette in der Innenverteidigung unterwegs.

Bevor wir zur Spielweise der zweiten Mannschaft des Freiburger SC kommen, hier die wichtigsten statistischen Werte.

Statistische Werte des SC Freiburg II

  • Ballbesitz: 54%
  • Passgenauigkeit: 80%
  • Defensive Zweikampfquote: 62%
  • Flankengenauigkeit: 34%
  • PPDA (Zugelassene Pässe pro Defensivaktion): 9,3

Das Spiel des SC Freiburg II

Die bisher gezeigten Systeme waren alle offensiv ausgerichtet. Mit 3-4-3 (3-4-2-1, 3-4-1-2), 3-5-2 (3-1-4-2, 3-2-3-2) und auch im 4-3-3, das bisher sechsmal gespielt wurde, oder jüngst gegen Halle, als zum ersten mal das 4-1-4-1 zum Einsatz kam, ist Freiburg auf attraktiven Offensivfußball geeicht. Wir dürfen also auch am Sonntag von den Breisgauern erwarten, dass sie offensiv spielen werden.

Bei Ballbesitz

Bei eigenem Ballbesitz legen die Freiburger hohen Wert darauf, schnell und variantenreich nach vorne zu kombinieren. Bis ins letzte Drittel sind die Freiburger da auch sehr gut unterwegs. Die Torausbeute war jedoch bisher sehr gering. Nur 27 Treffer stehen für die Breisgauer bisher zu Buche.

Unter der Woche gegen den Halleschen FC hatte Freiburg die Partie größtenteils im Griff und auch deutlich mehr Chancen. Einzig die Tore wollten nicht fallen. So ist es oft beim Aufsteiger aus dem Breisgau. Man spielt besser, muss am Ende aber eine Niederlage bzw. ein Unentschieden verkraften.

Gegen den Ball

Gegen den Ball hat die junge Freiburger Truppe vor allem dann große Probleme gehabt, wenn der Gegner schnell und direkt spielt. Defensives Umschaltspiel und Gegenpressing sind nicht die Disziplinen, in denen Stamms Mannschaft glänzt. Schafft es das Team aus dem Breisgau jedoch, nach einem gescheiterten eigenen Angriff schnell wieder hinter den Ball zu kommen, arbeiten sie defensiv gut und kompakt.

Das Pressing der Freiburger im Positionsspiel ist gegnerabhängig mal auf höherer, mal auf tieferer Pressinglinie angelegt. Gegen den TSV 1860 München rechne ich damit, dass Freiburg die Pressinglinie eher tief stellt und die Räume in der eigenen Spielfeldhälfte eng macht, da die Löwen selten Probleme haben, sich aus dem Pressing eines Gegners herauszukombinieren.

Das wahrscheinliche System von Freiburg II gegen den TSV 1860

Welches System wird Freiburg am Sonntag spielen? Eher das 3-4-3 oder doch das 3-5-2? Ich rechne mit dem 3-5-2. Wichtig in diesem System ist für das Team, das so spielt – wie bei allen Systemen mit 3er Kette – die Tiefenstaffelung im Spiel gegen den Ball nach abgeschlossenen Angriffen bzw. nach Ballverlust schnell wieder herzustellen. Es kann sonst gegen Teams, die schnelle Spieler haben, bei Konterangriffen große Probleme geben. Um den Spielern Zeit zu geben, wieder hinter den Ball zu kommen, ist sofortiges Gegenpressing bei Ballverlust ein absolutes Muss bei diesem System.
Im Spiel nach vorne ist man mit dem 3-5-2 und seinen Varianten extrem überladen und kann so die gegnerischen Abwehrreihen mit Überzahlspiel leicht vor Probleme stellen.

Sollte Freiburg mit einer Viererkette spielen, also 4-1-4-1 oder 4-3-3, was ich nicht annehme, was aber durchaus im Bereich des Möglichen liegt, wird sich das Spiel der Breisgauer mit Ball nicht sonderlich von dem mit Dreierkette unterscheiden. Bei Ballbesitz verschiebt dann einer der Außenverteidiger ins Mittelfeld und es wird ein 3-4-3 oder 3-5-2 entstehen.

Meiner Meinung nach wird Freiburg aber mit einer Dreierkette in der Innenverteidigung auflaufen.

Stärken und Schwächen des 3-5-2 (3-4-1-2)

Stärken

Das System ermöglicht bei Ballbesitz eine gute Staffelung in der Breite und Tiefe. Dadurch kann eine für Passkombinationen gute Raumaufteilung entstehen.
​Zwei Stürmer in der Spitze bringen starke Präsenz im Zentrum des gegnerischen Abwehrdrittels. Durch ein kompaktes Mittelfeldzentrum lässt man dem Gegner gegen den Ball wenig Raum.

​Schwächen

Es ergeben sich bei Ballverlust teilweise weite Abstände, die der Gegner bei schnellem Spiel gut ausnutzen kann. ​Die für die Flügelspieler langen Laufwege können in einem dynamischen Spiel mit viel Ballbesitzwechsel zu verfrühtem Kraftverlust der Außenspieler und damit zum Erlahmen des Drucks, der über die Flügel aufgebaut werden soll, führen. ​Die Flügel sind nur einfach besetzt, deshalb können entweder Defensive oder Offensive dort schwächeln. Gegen Systeme, in denen mit zwei oder mehr Stürmern agiert wird, kann es bei Kontern des Gegners oder zügigen Positionsangriffen leicht zu einer Unterzahl in der Hintermannschaft kommen.

Die Schlüsselspieler

Abwehr

Torwart Noah Atubolu (#1) ist mit seinen erst 19 Jahren der jüngste Stammtorhüter der Liga. Bei einer Größe von 1,90 m hat er unfassbar gute Reflexe und eine gute Quote beim Abfangen hoher Bälle. Dieser junge Spieler hat diese Saison schon einiges dazugelernt. Er gehört zu den Top 5 Torhütern diese Saison.

Sandrino Braun-Schumacher (#6), der zentrale Innenverteidiger, bringt Erfahrung aus acht Saisons und 227 Spielen in der 3. Liga mit. Er ist der erfahrenste Spieler in der Stammformation der Freiburger. Braun-Schumacher gewinnt die meisten seiner defensiven Zweikämpfe, ist für einen zentralen Innenverteidiger aber bei Kopfbällen nicht ganz so erfolgreich, wie es sein sollte. Dank seiner langjährigen Erfahrung verfügt er allerdings über ein gutes Stellungsspiel. So kann er überdurchschnittlich viele Bälle abfangen, bevor sie den eigentlichen Adressaten erreichen. In der Spieleröffnung ist Braun-Schumacher sicher im Passspiel nach vorne.

Mittelfeld

Das gesamte Mittelfeldzentrum ist gut besetzt. Der Schlüsselspieler im Mittelfeld heißt jedoch Enzo Leopold (#8). Yannick Engelhardt (#18) und Patrick Kammerbauer (#31), seine Hintermänner im defensiven Mittelfeld, stehen ihm aber nicht wirklich nach. Leopold ist ein technisch brillanter Spieler mit punktgenauem Passspiel und somit einer der Gründe, warum Freiburg bis zum Sechzehner des Gegners eine der besten Mannschaften der Liga ist. Seit Leopold, nachdem er zu Beginn der Saison vom Trainer nicht berücksichtigt wurde, regelmäßig spielt, die Bindung zum Team gefunden hat und sich auch an die Gangart in der Liga gewöhnt hat, steht Freiburg stabil im Mittelfeld der Tabelle. Enzo Leopold kann ein Unterschiedsspieler sein. Leopold, Engelhardt und Kammerbauer sind mit jeweils vier Vorlagen die besten Vorlagengeber der Breisgauer. Leopold hat außerdem bisher drei mal selbst ins Tor getroffen.

Sturm

Vincent Vermeij (#9) im Sturm sollte jedem ein Begriff sein. Torgefährlich, kopfballstark, robust, fleißig auch gegen den Ball und konzentriert beim Pressing. Vermeij ist mit acht Treffern der beste Schütze bei den Breisgauern. Mit seiner Größe von 1,97 m ist er auch immer für einen Kopfballtreffer gut. Auf ihn muss man wirklich immer aufpassen.

Fazit

Nach dem – wegen der Fehlentscheidungen des Unparteiischen – ungerechtfertigten Unentschieden, das die Löwen im Spiel gegen Saarbrücken hinnehmen mussten, werden die Breisgauer dafür die Rechnung präsentiert bekommen. Wenn der TSV 1860 München gegen den SC Freiburg II genauso auftritt wie gegen Saarbrücken, stellt sich die Frage nicht, wer die Oberhand in diesem Spiel haben wird. Um einer Topmannschaft wie den Sechzgern das Wasser reichen zu können, sind die Freiburger nicht gefährlich genug vor dem gegnerischen Tor.

Keine Prophezeiung ohne Warnung. Wenn man Freiburg auf die leichte Schulter nimmt, kann es nach hinten los gehen. Alle Spieler, die dort im Kader stehen, wollen sich bei einem der für junge Talente durchlässigsten Vereine der Republik in die erste Mannschaft spielen.
Deshalb gilt in diesem Spiel wie in allen anderen, dass Einsatzwille und Konzentration stimmen müssen. Dass das bei den Sechzgern so sein wird, dafür ist Trainer Michael Köllner verantwortlich und wie immer wird er eine top eingestellte Mannschaft mit dem richtigen Matchplan aufs Feld des Dreisamstadions schicken.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns in der Taktiktafel-Analyse nach dem Spiel über drei Punkte, die mit nach Giesing genommen wurden, unterhalten werden.

So könnte Freiburg II gegen den TSV 1860 beginnen

Datenquelle: Wyscout

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juergen

Danke, dann stehen ja 3 Punkten nichts im Weg 🙂
Auf nach Freiburg!