Mannheim & Magdeburg: Woche der Wahrheit?

Sie ist wieder da. Die Woche der Wahrheit. In der LÖWENRUNDE vor dem morgigen Nachholspiel des TSV 1860 gegen Waldhof Mannheim hob Merkur-Reporter Uli Kellner als erster die im Umfeld von 1860 so gerne verwendete Formulierung auf’s Tablett. Er fragte Michael Köllner ganz direkt: “Morgen kommt der Vierte, am Samstag der Tabellenerste. Würden sie von einer Woche der Wahrheit sprechen?”

Die Antwort des Löwendompteurs war ziemlich klar: “Das erzählt ihr mir jede Woche, dass es eine Woche der Wahrheit wird. Wenn ich die ganzen Pressekonferenzen seit ich hier Trainer bin, verfolge, dann habe ich gefühlt von drei Wochen zwei Wochen, die Wochen der Wahrheit. Natürlich sind das wichtige Spiele für uns, wir kennen unseren Tabellenplatz, wir wissen, wo der Gegner platziert ist. Wir wissen, wo wir hinkommen könnten, wenn wir morgen gewinnen, das ist uns alles klar. So dumm sind wir nicht. Aber jetzt eine finale Woche oder ähnliches anzukündigen, wäre fatal.”

“Die Wahrheit ist jede Woche da”

Diese eigentlich klare und unmissverständliche Ausführung, wie Michael Köllner die Sachlage bewertet, genügte nicht allen in die Zoom-Konferenz eingewählten Teilnehmern. Einer von ihnen gestand, dass er die Aussage des Löwentrainers nicht verstehe. Da der Oberpfälzer in der Regel ein geduldiger Zeitgenosse ist, gab es für den Kollegen also eine Extra-Erklärung: “Die Wahrheit ist doch jede Woche da. Jede Woche geht es um Wahrheiten. Anders als vielleicht in Unternehmen, die alle Vierteljahr’ Quartalszahlen liefern, haben wir als Mannschaft, als Trainer, als Verein jede Woche einen Spieltag. Da geht es darum, dass du punkten musst. Wenn du nicht punktest, hast du Ärger und wenn du punktest, ist alles ruhig und zufrieden und das wird genauso auch morgen wieder sein.”

Köllner, der “Realo”

Der Reflex im medialen Umfeld der Löwen, das aktuelle Geschehen stets ein bisschen dramatischer und mit ein bisschen mehr Pathos zu beschreiben, als es die eigentliche Realität gerade hergibt, ist bekannt. Die Motive dafür sind mitunter durchschaubar und teilweise sogar nachvollziehbar. Von einer Woche der Wahrheit zu sprechen, ist für manchen wohl deutlich aufregender und unterhaltsamer, als von einem Nachholspiel des 12. Spieltags und ein Treffen mit dem aktuellen Tabellenführer aus Sachsen-Anhalt. Irgendwie wohltuend, dass Michael Köllner dennoch nicht müde wird, das Umfeld immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

PS: Hier auf sechzger.de erschien übrigens auf den Tag genau heute vor einem Jahr ein Kommentar unter der Überschrift “Rückblick auf die Woche der Wahrheit“. Der Verfasser jener Zeilen durfte sich nach drei Unentschieden und einer angeblichen Krise bei 1860 zur Dramatisierung der Löwenlage auslassen. Damals wie heute war anderenorts eine Woche der Wahrheit ausgerufen worden. Manche Dinge ändern sich nie!

 

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