30 erzielte Tore der Löwen stehen 14 auf der Gegenseite gegenüber, Platz 5 trifft auf Platz 17. Auf dem Papier haben wir quasi schon gewonnen. Warum das mitnichten so ist, erfahrt ihr im Folgenden!

Ein herzliches Grüß Gott zur TAKTIKTAFEL vor dem Spiel unserer Löwen bei den Roten Teufeln am Betzenberg.

Die Mannschaft von Trainer Jeff Saibene rangiert bei bisher zwei Siegen, neun Unentschieden und vier Niederlagen mit fünfzehn Punkten auf Platz 17 der Tabelle. Dass dieser Tabellenplatz nicht die tatsächliche Qualität der Pfälzer widerspiegelt, dürfte jedem klar sein. Der mit 35 Spielern im Aufgebot riesige Kader hat sicherlich das Potential zu Höherem. Vor allem im Sturm hat man mit fünf Neuzugängen im Sommer kräftig aufgerüstet. Dank der grundsätzlichen Ausgeglichenheit der Liga sind die Lautrer mit neun Punkten Abstand zum Aufstiegsrelegationsplatz nach bisher fünfzehn Spielen durchaus noch nicht hoffnungslos abgeschlagen.

Wie sieht nun das Spiel des 1. FCK bisher aus taktischer Sicht aus?

Seit dem vierten Spieltag setzt Jeff Saibene mit Ausnahme des Spiels gegen den Halleschen FC am 11.Spieltag auf die Doppelsechs im defensiven Mittelfeld. Ex-Löwe Tim Rieder (#17) und Kapitän Carlo Sickinger (#25), der nach überstandener Verletzung gegen Unterhaching am Freitag wieder zum Einsatz kam, sind dort gesetzt. Das grundlegend auf den Platz gebrachte System variiert allerdings bei den Pfälzern. Am häufigsten trat der heutige Gegner des TSV 1860 München bisher mit einem 4-2-3-1 an. Aber auch ein klassisches 4-4-2 mit Doppelsechs ist durchaus möglich.

Die Roten Teufel in der Offensive

Die Betzebuwe agieren mit Ball aus einer äußerst sattelfesten Abwehr heraus ruhig und bedächtig im Spielaufbau. Sie spielen lieber einen Querpass zu viel in der Abwehrkette als zu wenig, um das Risiko eines unnötigen Ballverlustes zu vermeiden. Sowohl über das lange Holz und darauffolgend die Eroberung des zweiten Balles als auch über das spielerische Element im Mittelfeld versuchen die Lauterer ihre Angriffe zu lancieren. Der Spielaufbau über Rieder oder Sickinger erfolgt im Positionsspiel äußerst variabel und ist oft davon abhängig, wo man beim Gegner die größte Schwäche findet. Daher wird Hikmet Ciftci (#6), der die zentrale Position hinter Stürmer Marvin Pourié (#9) bekleidet, ähnlich oft in den kontrollierten Spielaufbau einbezogen, wie die von den meist offensiv ausgerichteten Flügelverteidigern gut unterstützten Mittelfeldaußenspieler. 

Nun ist am heutigen Abend Ciftci nicht mit von der Partie, weil er wegen einer Verletzung am Nasenbein operiert wird. Wer ihn ersetzt und ob dann das Zentrum immer noch in der Frequenz bespielt wird, bleibt abzuwarten. Nichtsdestotrotz haben die Lauterer eine leichte Präferenz für den rechten Flügel in der Eröffnung eines Angriffs. Die bisherigen Spiele des 1. FCK zeigen, dass vor allem bei schnellen Flügelwechseln die Offensive der Pfälzer brandgefährlich vor dem gegnerischen Kasten werden kann, da der Gegner hierbei auf dem falschen Fuß erwischt wird. Die besten Vorlagengeber der Lauterer mit Kevin Prince Redondo (#11) und Adam Hlousek (#14) spielen übrigens beide auf dem linken Flügel. Besonders herauszuheben ist bei Lautern die Flankengenauigkeit. Hinter Zwickau rangiert man mit 38% Genauigkeit auf Rang zwei der Liga. Die Kopfballstärke unserer Abwehrspieler wird also möglicherweise viel mit dem positiven oder negativen Ausgang des Spiels zu tun haben.

Die Defensive

Gegen den Ball wird von den Lauterern selten wirklich hoch gepresst. Das bedeutet für die Sechzger heute Abend vor allem eines: wenig Platz, um in der gegnerischen Hälfte zu agieren. Sobald der Ball über die Mittellinie getragen wird, machen einem die Teufel Feuer unterm Kessel. Schnelles und präzises Passspiel ist vonnöten, um in Ballbesitz zu bleiben. In den Verdichtungsmomenten auf den Flügeln und auch vor dem eigenen Strafraum wissen die Männer von Jeff Saibene haargenau, wie man dem Gegner das Leben und den Torabschluss schwer machen kann. Dabei überragen in Puncto Torverhinderung allerdings nicht die defensiven Zweikampfwerte, sondern Fähigkeiten der Spieler Schüsse zu blocken und in gegnerische Passwege einzulaufen. 

Wie wird nun heute Abend das System der Pfälzer aussehen?

Wissen kann ich das natürlich nicht, da allerdings mit dem TSV 1860 München die Torhungrigste Offensive der Liga anrollt kann man davon ausgehen, dass Jeff Saibene gegen den Ball schön Beton anrühren wird und die Variante 4-4-2 mit zwei tiefen Viererketten wählen wird. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sich die Sechzger gegen so agierende Mannschaften bisher immens schwer getan haben, wie nicht nur die Spiele gegen Uerdingen und Duisburg gezeigt haben, kann das für Lautern eine adäquate Herangehensweise an diese Partie sein. Bei Ballbesitz wird sich die Flache vier vermutlich zu einer Raute verschieben, bei der dann Sickinger ins zentrale oder offensive Mittelfeld aufrückt und Rieder die Defensive absichert.

Stärken und Schwächen des 4-4-2
Stärken des 4-4-2 flach gegen den Ball

Durch die doppelt besetzten Flügel sind die kurzen Laufwege für die Mittelfeldaußen kraftschonend, was gegen Ende einer Partie entscheidend sein kann. Aus der kompakten Defensivformation mit zwei Viererketten heraus zu verteidigen bringt für den Gegner große Probleme überhaupt in die Box zu kommen. Daher ist dieses System sehr gut zur Verteidigung gegen spielstarke Teams geeignet. Auch für Mittelfeldpressing eignet es sich gegen den Ball gut.

Schwächen des 4-4-2 flach gegen den Ball

Bei konsequentem Gegenpressing des Gegners in Umschaltsituationen kann es wegen der tiefen Staffelung vor der eigenen Box schwierig werden, sich aus dem letzten Drittel so zu befreien, dass die Positionsangriffe zielführend sind.

Stärken des 4-4-2 Raute bei Ballbesitz

Die kompakte Formation und gute Staffelung im Mittelfeld begünstigt Kurzpasskombinationsspiel, weil sie für die Dreiecksbildung beste Voraussetzungen schafft. Somit ist ein kurzer Spielaufbau sowohl über das Zentrum als auch über Außen möglich. Wenn die Spieler permanent in Bewegung bleiben, kann durch die daraus folgende Dynamik eine große Dominanz im Mittelfeld erzeugt werden.

Schwächen des 4-4-2 Raute bei Ballbesitz

Vor allem den Flügelverteidigern wird enorme Laufarbeit zugemutet. Ohne deren tatkräftige Unterstützung wird der Spielaufbau nicht druckvoll genug, um die Stärken des Systems zur Entfaltung kommen zu lassen. Die für die Offensive gute Staffelung begünstigt bei Ballverlust Konter des Gegners.

Statistische Werte
  • Ballbesitz 47%:53%
  • Passquote 79%
  • Gewonnene Defensivzweikämpfe 62%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 13,1
Schlüsselspieler

Torhüter Avdo Spahic (#1) ist sowohl auf der Linie als auch in der Strafraumbeherrschung stark und konnte bisher schon drei mal die Null halten (wie auch Marco Hiller). Der sichere Rückhalt im Spiel der Lauterer wird ein entscheidender Faktor am heutigen Abend sein.

Innenverteidiger Kevin Kraus (#5) gewinnt 62% seiner Zweikämpfe. Er muss durch sein gutes Stellungsspiel in den seltensten Fällen die Grätsche auspacken. Mit erst drei gelben Karten und nur zehn Fouls im Saisonverlauf ist er einer der fairsten Spieler auf seiner Position in der Liga. Er stand in allen bisherigen Spielen die vollen 90 Minuten auf dem Platz.

Kapitän Carlo Sickinger (#25) ist im defensiven Mittelfeld die erste Anspielstation aus der Abwehr heraus im Positionsspiel bei den Pfälzern. Seine herausragende Quote bei defensiven Zweikämpfen von 71,5% wird nur von seiner Passquote (86%) übertrumpft.

Der verletzte Hikmet Ciftci (#6) ist der dribbelstarke, kreative Kopf im zentralen bzw. offensiven Mittelfeld des 1. FCK. Der wendige Ballkünstler geht aus über der Hälfte seiner Dribblings als Sieger hervor. So kann er, wenn er es schafft, den Gegenspieler zu umkurven, für Raum in der Offensive sorgen. In diesem gibt er den Ball dann mit seinen präzisen Pässen an seine Mitspieler weiter. Ihn zu verlieren trifft die Mannschaft aus der Pfalz hart. Wie er ersetzt werden könnte und welche Umstellungen möglich wären, ist eine der Hauptaufgaben von Coach Saibene.

Stürmer Marvin Pourié (#9) ist Goalgetter Nummer eins bei den Pfälzern. Er ist ebenfalls dribbelstark und gewinnt jedes Dritte seiner Kopfballduelle. In Kombination mit den präzisen Flanken der Pfälzer ist dieser Spieler in jeder Partie brandgefährlich. Es muss oberste Priorität sein ihn nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.

Fazit

Die angeschlagen auf einen Abstiegsplatz abgerutschten Pfälzer nach fünfzehn Spieltagen schon anzuzählen wäre das Schlechteste, was die Ligakonkurrenz machen könnte. Mit nur neun Punkte hinter dem Relegationsrang und zehn hinter einem direkten Aufstiegsplatz ist die Saison in dieser engen Liga bei dem starken und mit 35 Spielern extrem breiten Kader für den 1. FC Kaiserslautern absolut noch nicht vorbei, auch wenn mein Lauterer Freund Jens (schönen Gruß auf diesem Weg) nach dem Spiel der Teufel am vergangenen Freitag schon dem Fatalismus verfallen ist. Mit dem FCK ist definitiv weiterhin zu rechnen.

Für die Löwen heißt es folglich am heutigen Abend ebenso wie gegen Mannheim mit höchster Konzentration, vollem Einsatz und offensiver Konsequenz in dieses Spiel zu gehen. Viele Torchancen wird man vermutlich nicht bekommen, die Hundertprozentigen müssen daher sitzen. Einfach wird es nicht, aber drei Punkte sind immer möglich. Klar ist aber auch: Kommt der Schlendrian ins Spiel, wird es für die Sechzger die sprichwörtliche Hölle bei den Teufeln.

Datenquelle: http://www.wyscout.com/

Mit voraussichtlich dieser Aufstellung wird der 1.FC Kaiserslautern in das Spiel gehen:

Das Spiel verfolgen könnt ihr im sechzger.de – Liveticker 

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