Herzlich willkommen zur TAKTIKTAFEL Analyse des Auswärtsspiels unseres TSV 1860 München beim SV Waldhof Mannheim.
Mannheim trat wie erwartet in einer 4-4-2 Anfangsformation an. Die Mannheimer spielten gegen den Ball diese Formation in der flachen Variante mit einer Doppelsechs. Bei eigenem Ballbesitz wurde aus dem 4-4-2 beim Waldhof ein 3-5-2 (3-4-1-2) gegen den TSV 1860. Um Überzahl zu schaffen, rückte ein Spieler (meist Costly) aus der Viererkette ins Mittelfeld auf. Zusätzlich löste sich einer der beiden Sechser aus der flachen Formation, um weiter vorne für zahlenmäßiges Ungleichgewicht zu sorgen.
Dem entgegnete Michael Köllner das flexible 4-1-4-1. Die Startformation der Sechzger verschob sich gegen den Ball zum 4-2-3-1. Überraschenderweise nicht mit Dennis Dressel als Box-to-Box Spieler. Für ihn hatte Trainer Köllner diesmal eine andere Rolle vorgesehen. Wie in den Spielen zuvor waren es Neudecker und Tallig, die sich situativ fallen ließen, um neben Daniel Wein, der diesmal wieder als defensiver Mittelfeldspieler in der Anfangsformation stand, die gegnerischen Angriffe abzufangen. Dressel agierte zur Überraschung aller sehr offensiv.
Bei Ballbesitz im letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor und in Umschaltmomenten verschob sich das flexible 4-1-4-1 des TSV 1860 gegen Walfhof Mannheim meist zu einem 4-4-2 Raute mit hängender Spitze. Der offensive Zentrumsspieler in der Mittelfeldraute war Dennis Dressel.
Die statistischen Zahlen des Spiels
TSV 1860 | Waldhof |
|
Ballbesitz | 53% | 47% |
Passgenauigkeit | 83% | 78% |
Defensive Zweikampfquote | 54% | 58% |
Schüsse | 13 | 6 |
davon aufs Tor | 6 | 3 |
PPDA* | 10,71 | 14,71 |
*(zugelassene Pässe pro Defensivaktion) |
Frühes Tor setzt Gastgeber unter Druck
Mannheim hatte aufgrund des frühen Rückstands nach bereits 20 Sekunden von Beginn an mehr Druck, das Spiel machen und bestimmen zu müssen. Das Konzept des Trainers sah aber für die erste Halbzeit Gegenteiliges vor. Spielbestimmend war die Mannschaft des TSV 1860 München. Mannheim zog sich nach eigenen Ballverlusten bis zur Mittellinie zurück und versuchte den Raum in der eigenen Spielfeldhälfte für den Gegner zu verdichten. Bei Ballbesitzwechsel zugunsten der Mannheimer wurde schnell umgeschalten und mithilfe vertikalem Spiels möglichst schnell versucht zum Abschluss zu kommen.
Dass dies für die Buwe ein adäquates Rezept war, konnte man gut erkennen. Mannheim kam doch mehr als nur einmal brandgefährlich in den Strafraum der Löwen. Im Endeffekt ist es der wieder sehr guten Leistung von Marco Hiller, der defensiven Antizipationsgabe von Daniel Wein und der Ungenauigkeit der Mannheimer im Abschluss zu danken, dass es nicht zum Ausgleich für den SV Waldhof kam.
Die spielbestimmende Mannschaft im ersten Spielabschnitt waren definitiv die Löwen. Die klareren Chancen – abgesehen vom Führungstreffer – hatten meines Erachtens jedoch die Mannheimer auf ihrer Seite.
In den Ballbesitzphasen, in denen die Mannheimer es nicht schafften, schnell nach vorne zu spielen, pressten die Löwen auf halbem Weg zwischen Sechzehner und Mittellinie. Auffällig war, dass wiederum kein Pressing gegen den Ball, sondern im Raum stattfand und dass die Angriffssteuerung dadurch wieder ähnlich optimal ablief wie gegen Viktoria Köln.
Generell ließen aber viele Umstellungen wegen des Ausfalls von Schuster in der Defensive den Waldhof von Beginn an gegen den Ball sehr unsortiert wirken. So spielte beispielsweise Gohlke, ein etatmäßiger Innenverteidiger, zunächst auf der Position des rechten Verteidigers. Just, eigentlich Rechtsverteidiger, spielte auf der linken Innenverteidiger-Position. Seegert, ein Innenverteidiger, war im defensiven Mittelfeld auf der sechs zu finden und Costly, normalerweise im rechten Mittelfeld aktiv, spielte links defensiv.
Umstellungen beim Waldhof gegen den TSV 1860 München
Nach dem Pausentee kamen die Mannheimer vor allem in den Bemühungen gegen den Ball mit mehr Biss aus der Kabine. Mit der Hereinnahme von Christiansen für Just zur Halbzeit wurde gegen den Ball auf Fünferkette umgestellt. Costly und Marx übernahmen die Rollen der äußeren Defensivspieler. Seegert, Verlaat und Gohlke fungierten als Dreierinnenverteidigung.
Die Hausherren attackierten das Aufbauspiel der Sechzger nun viel früher. Dadurch entwickelte sich auch der eigene Ballbesitz in Halbzeit zwei ein wenig besser für die Mannheimer. Es gelang den Gastgebern phasenweise längeren Druck auf den Strafraum der Löwen aufzubauen. Die stabile Defensive des TSV 1860 federte diesen Druck von Waldhof Mannheim aber nahezu problemlos ab. Die gefährlichste Situation für die Kurpfälzer in Halbzeit zwei entsprang einem Freistoß, den der Schütze aber knapp neben den linken Torpfosten setzte. Wenige Zentimeter weiter rechts und der Ball hätte unhaltbar für Löwenkeeper Hiller im Tor eingeschlagen wie ein Torpedo.
Die Löwen blieben auch in Halbzeit zwei klar auf der eingeschlagenen Marschroute und konnten im Positionsspiel oft nur durch Fouls gestoppt werden. Speziell der gut aufgelegte Biankadi und auch Tallig waren oft Ziel der unfairen Aktionen der Mannheimer.
Die Tore
Die frühe Führung
Direkt nach dem Anstoß gibt Salger aus dem Zentrum der eigenen Spielfeldhälfte den Ball zu Steinhart auf der linken Seite. Der Außenverteidiger der Sechzger geht wenige Schritte bis zur Mittellinie und schlägt dann das lange Holz auf die rechte Seite des Mannheimer Strafraums. Dort läuft Mölders punktgenau ein und kann unbedrängt per Kopf auf Neudecker ablegen. Neudecker fackelt nicht lange und haut den Ball aus etwa elf Metern an Königsmann vorbei in die Maschen zum 0:1 aus Mannheimer Sicht. 20 Sekunden waren bis dahin gespielt.
Die Entscheidung zum 0:2
Einen Abstoß des Mannheimer Keepers köpft Mölders im Mittelkreis auf die linke Seite, wo Steinhart mit seinem ersten Kontakt Tallig steil schickt. Etwa 25 Meter in der Hälfte der Mannheimer erreicht Tallig das Leder und setzt sich bei einem Lauf in Richtung der Torauslinie gegen den herbeigeeilten Martinovic durch. Kurz vor Erreichen der Torauslinie schlägt Tallig eine hohe Flanke auf Mölders, der schon am rechten Pfosten in Position gelaufen war. Mölders schießt an den Pfosten, von dort springt der Ball nach links zu Dressel der seinerseits gegen den anderen Pfosten schießt. Erst sein Nachschuss sitzt und besiegelt die 0:2 Heimniederlage für den SV Waldhof Mannheim in der 6. Minute der Nachspielzeit gegen den TSV 1860 München.
Fazit
In einem sehr ansehnlichen Drittligaspiel, bei dem beide Mannschaften guten Fußball zeigten, hat der TSV 1860 München mit der Abgeklärtheit eines Spitzenteams lange gegen sich redlich bemühende Mannheimer die knappe Führung verteidigt. Ohne das frühe Tor hätten wir das vermutlich spannendste Löwenspiel überhaupt in dieser Saison gesehen. Verdientermaßen setzte man mit dem 2:0 einen würdigen Schlusspunkt. Das Ergebnis ist absolut gerecht.
Die von Günther Gorenzel vor wenigen Wochen ausgerufene Jagdsaison geht weiter. Es gibt alles in allem nichts an der Mannschaftsleistung zu kritisieren. Einzelne kleine individuelle Fehler gehören zum Fußball dazu, und sind nicht erwähnenswert.
Es macht einfach Spaß dieser Truppe beim Fußballspielen zuzusehen. Der immer wieder beschworene Teamgeist ist in jedem Spiel erkennbar. Exemplarisch dafür möchte ich die Szene, in der Salger sich die gelbe Karte abgeholt hat, anführen. Fuchsteufelswild lief er, nachdem Tallig zum wiederholten Male brutal von den Beinen geholt wurde, über das halbe Spielfeld zum Übeltäter, um seinen Mannschaftskameraden hier zu unterstützen. Vielleicht war es ein wenig übermotiviert, aber an solchen Szenen sieht man, welcher Spirit in diesem Team vorhanden ist.
Nothing’s gonna stop us now.
Datenquelle: wyscout, Schüsse (selbst gezählt)