Ein herzliches Grüß Gott und ein frohes Neues Jahr auch von meiner Seite. Hier ist die TAKTIKTAFEL zum Spiel gegen den FC Bayern II, das von vielen als Derby bezeichnet wird.

Momentan befindet sich die vom 46-jährigen Holger Seitz trainierte Zweitvertretung des Nachbarn aus der Säbener Straße auf einem für den Vorjahresmeister wohl eher unerwarteten 16. Rang in der Tabelle. Dieser spiegelt wohl auch die Leistungsfähigkeit nicht korrekt wider. Die Truppe mit einem Marktwert von 40,48 Mio € hat nach dem Abschied von Sebastian Hoeneß zum Bundesligisten TSG Hoffenheim diese Saison noch nicht richtig in die Spur gefunden. Mit zwei Spielen und zehn Punkten Rückstand auf unseren auf Platz drei rangierenden TSV 1860 München bleibt also der FC Bayern II weit hinter den Erwartungen zurück. Nichtsdestotrotz darf man gerade morgen erwarten, dass alle Spieler des Gegners höchstmotiviert in diese Partie gehen werden, um unseren Löwen beim (nominellen) Auswärtsspiel im Sechzgerstadion eins auszuwischen.

Die statistischen Werte des FC Bayern II

  • Ballbesitz 56%
  • Passquote 84%
  • Flankengenauigkeit 35%
  • Defensive Zweikampfquote 59%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 10,9

Wie spielt unser kommende Gegner?

In sechs Spielen und damit am häufigsten zum Einsatz kam bisher ein offensives 4-3-3. Nach etlichen Systemwechseln über 4-4-2 Raute, 4-3-1-2, 4-1-4-1 und 4-2-3-1 hat Trainer Seitz nun seit drei Spieltagen mit einem 5-3-2 ein wenig Konstanz in die taktische Grundaufstellung gebracht. Mit dieser auf den ersten Blick defensiven Variante hat der Nachbar noch kein Spiel verloren. Eine dominante Seite sucht man bei den kleinen Roten vergeblich. Mit 35% der Angriffe über links, 34% über rechts und 31% durch das Zentrum ist der morgige Gegner sehr flexibel bezogen auf sein Aufbauspiel. Es fällt allerdings auf, dass die statistische Verteilung der Angriffe je nach Gegner stark variiert. Sieht man sich die Angriffsverteilung auf einzelne Spiele verteilt an, kommt man zu dem Schluss, dass Seitz’ Mannschaft versucht vermeintliche Schwachstellen des Gegners direkt zu attackieren.

Das 5-3-2 im Angriff

In dem vom FC Bayern II zuletzt gespielten 5-3-2 rücken bei eigenem Ballbesitz beide Flügelverteidiger – Rémy Vita (#2) und Josip Stanisic (#4) – ins Mittelfeld auf. Es verschiebt sich offensiv daher zu einem 3-5-2. Aufgrund der exzellenten fußballerischen und taktischen Qualitäten der Spieler kann der FCB II im dann mit fünf Mann besetzten Mittelfeld taktisch flexibel auf die defensive Raumaufteilung der gegnerischen Mannschaft reagieren. In den drei Spielen, die bisher mit diesem System absolviert wurden, war die Bandbreite in der taktischen Variabilität bei den Angriffen sehr hoch. Der defensive Mittelfeldspieler Angelo Stiller (#38) schaltet sich oft in die Offensive mit ein. In diesem Fall muss ein zentraler bzw. offensiver Mittelfeldspieler absichern.

Die aus der Verschiebung des offensiven Fünfermittelfelds entstehende Menge an Varianten ist bemerkenswert. So ziemlich alle mit fünf Mittelfeldspielern denkbaren Variationen kann man im Spiel dieser Mannschaft „on the Fly“ erwarten. Es ist auch durchaus möglich, dass sich der offensiv ausgerichtete zentrale Mittelfeldmann als hängende Spitze in den Sturm verschiebt. Der Gegner sieht sich dann plötzlich einem 3-4-3 gegenüber. Das macht den FC Bayern II in der Offensive einerseits schwer ausrechenbar, führt aber andererseits nach Ballverlusten der kleinen Roten im Umschaltspiel oft zu Zuordnungsfehlern und viel Freiraum für den jeweiligen Gegner. Das System von Trainer Seitz fordert allen Spielern auf dem Platz also nicht nur fußballerisch, sondern auch mental einiges ab.

Stärken und Schwächen des 5-3-2

Stärken

Defensiv ist die gewählte Taktik äußerst solide. Mit fünf Verteidigern und einem defensiven Mittelfeldspieler fallen Dopplungen des ballführenden Spielers sehr leicht. Das führt dazu, dass der Gegner zu schnellem Passspiel und somit auch zu Fehlpässen gezwungen werden kann. Auch für die Ballbesitzkontrolle eignet sich dieses System sehr gut. Je nachdem wo der Gegner seine Pressinglinie und seine Defensivlinie ansetzt, lockt man unter Umständen defensivere Gegenspieler zu weit nach vorne und schafft so den Raum für lange Bälle. Die beiden Flügelverteidiger verschaffen viel Variabilität in der Offensive. So wird flüssiges und kreatives Spiel begünstigt. Nicht nur, aber vor allem für Konterfußball ist das eine ideale Formation, da die defensiv anmutende Grundaufstellung den Gegner dazu verleiten kann zu offensiv zu agieren. Im Falle eines Ballverlustes führt dies zu viel Raum für Tempogegenstöße.

Schwächen

Ohne die richtige taktische Marschrichtung kann das 5-3-2 zu defensiv sein. Dann fehlt der Punch in der Offensive und man kommt nicht richtig in den Vorwärtsgang. Im Umschaltspiel nach Ballverlust droht vor allem auf den Flügeln leicht eine Unterzahl, wenn der Gegner das Mittelfeld schnell überbrücken kann. Bei falschen Laufwegen kann es obendrein leicht passieren, dass sich entweder in der Offensive die Mitteldspieler gegenseitig im Weg stehen oder sich gegen den Ball der defensive Mittelfeldspieler zu tief fallen lässt und Innenverteidigern den Bewegungsraum nimmt. Es war in einigen von mir beobachteten Defensivsituationen zu sehen, dass der FC Bayern II mit sechs Mann auf einer Linie verteidigt hat. So kamen die Gegner des Öfteren unbedrängt zu gefährlichen Abschlüssen aus der zweiten Reihe. Sowohl physisch als auch mental ist dieses System enorm anstrengend.

Mentale und körperliche Fitness, taktisches Verständnis und schnelle Flügelverteidiger sind das A und O bei diesem System. Deshalb kann es bei nicht zu 100% austrainierten Teams gegen Ende eines Spiels zu Konzentrationsfehlern kommen, die dann den Gegnern in die Karten spielen.

Die Schlüsselspieler

Torwart Ron-Thorben Hoffmann (#1) ist seit Beginn der Geisterspiele nach der Coronapause letzten Frühling die Nummer eins bei den Nachbarn von der Säbener Straße. Den jungen unerfahrenen Torhüter, dem natürlich noch Fehler unterlaufen, zeichnen vor allem starke Reflexe und gutes Stellungsspiel, wie es von einem mitspielenden Torwart erwartet wird, aus. In nur drei Spielen konnte er die Null halten.

Kapitän und Innenverteidiger Nicolas Feldhahn (#5) ist der Abwehrchef der kleinen Roten. Mit bereits 34 Jahren ist er der älteste Spieler im Kader. Er dirigiert seine jungen Mitspieler routiniert. Auffällig ist sein gutes Stellungsspiel. Das hilft ihm oft Fehler seiner unerfahrenen Nebenleute auszumerzen, es begünstigt obendrein das Einlaufen in die Passwege der Gegner. Er fängt so viele Pässe ab. Seine Zweikampfbilanz ist verglichen mit den Topspielern auf der Innenverteidiger-Position hingegen verbesserungswürdig.

Der erst neunzehnjährige defensive Mittelfeldspieler Angelo Stiller (#38) ist der kompletteste Spieler, den die Mannschaft aufzubieten hat. In zwei Partien durfte er bei der ersten Mannschaft schon Champions League-Luft schnuppern und kommt auch bei nur wenigen Einsatzminuten in diesen Spielen auf Topwerte in den Statistiken. Zweikampfstärke in der Defensive, Passsicherheit, hohes technisches Können, viel Übersicht in der Offensive und gutes Stellungsspiel in der Defensive zeichnen den angeblich von mehreren höherklassigen Vereinen (FC Empoli, Wolverhampton Wanderers, SV Werder Bremen, TSG Hoffenheim) im In- und Ausland umworbenen Spieler aus.

Timo Kern (#10) agiert im zentralen Mittelfeld und ist mit sieben Treffern in fünfzehn Spielen der Top-Torschütze des Teams. Der 30-jährige Mittelfeldmann bringt wie auch Feldhahn Erfahrung in die sonst blutjunge Truppe.

Fazit

Die Chance des TSV 1860 München in diesem Spiel liegt eindeutig in der Unerfahrenheit und in der fehlenden Konstanz des Gegners. Dieses Spiel zu gewinnen wird nichtsdestotrotz schwere Arbeit werden. Nicht nur die erwähnten Schlüsselspieler, sondern alle Spieler auf dem Platz sind sehr gute Fußballer. Ob es taktisch tatsächlich ein 5-3-2 oder eine andere Variante wird, kann man bei der Variabilität des Gegners schwer vorhersagen. Auch dürfen wir gespannt sein, ob die Elf des Vorjahresmeisters Unterstützung von spielberechtigten Akteuren der ersten Mannschaft erhält. Chris Richards, Jamal Musiala und Tiago Dantas wären die Kandidaten für ein solches Manöver. Michael Köllner wird unsere Löwen wie immer topvorbereitet und höchstmotiviert ins Spiel schicken. Wenn alle Löwenspieler ihre Leistung abrufen und auch der Ausfall von Erdmann in der Viererkette gut kompensiert wird, habe ich keine Bedenken, dass es für Punkte gegen den FC Bayern II reicht. Unsere Experten sind da ja recht optimistisch.

Datenquelle: http://www.wyscout.com/

Erwartete Aufstellung FC Bayern II gegen TSV 1860 München
Meine erwartete Aufstellung des FC Bayern II am Samstag

Das Spiel könnt ihr wie gewohnt im sechzger.de-Liveticker aus dem Stadion verfolgen.

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