Ein herzliches Grüß Gott zur TAKTIKTAFEL vor dem Heimspiel unseres TSV 1860 München gegen den SC Verl.

Trainer Guerino Capretti lässt seine Mannschaft stets im 4-3-3 auf den Gegner los. Dieses System hat offensiv eine immense Durchschlagskraft, so wie der SC Verl es spielt. Mit drei Stürmern, zwei zentral offensiven Mittelfeldspielern sowie einem defensiven Mittelfeldspieler, der gern auch mal ins letzte Drittel vorrückt, und zwei technisch versierten, ebenfalls gern offensiv agierenden Außenverteidigern bauen die Verler gehörig Druck auf den Gegner auf.

Gegen den Ball verschiebt sich das 4-3-3 zum 4-2-3-1. Es kippt ein offensiver Mittelfeldspieler als zweiter Sechser ins defensive Mittelfeld ab, wenn die Pressinglinie vom Gegner überspielt werden konnte. Die Flügelstürmer helfen dabei, den Laden außen dicht zu halten.

Wenn Verl also nicht den gewohnt hohen Ballbesitz aufbauen kann, wird es für fast alle Spieler in Caprettis Mannschaft sehr laufintensiv und damit zum Ende des Spiels ermüdend.

Die statistischen Werte des SC Verl

  • Ballbesitz: 59,2% (bester Wert der Liga)
  • Passgenauigkeit: 81%
  • Flankengenauigkeit: 27,8% (schlechtester Wert der Liga)
  • PPDA (Zugelassene Pässe pro Defensivaktion): 8,41 (bester Wert der Liga)

So spielt der SC Verl

Der hohe Offensivdruck, den die Verler bei eigenem Ballbesitz an den Tag legen, wird durch ein starkes Angriffspressing ergänzt. Die meist auf vorderster Pressinglinie agierenden Verler setzen damit den Gegner nach Ballverlusten sofort wieder unter Druck.

Das technisch versierte, passsichere Offensivspiel gepaart mit dem hohen Angriffspressing hat im Verlauf der Saison bei vielen Mannschaften schon für gehörigen Stress gesorgt. In Addition mit der hohen Präzision der Stürmer beim Abschluss sowie der höchsten Abschlussquote aller Mannschaften in Liga drei treffen die Sechzger am Samstag auf den offensiv gefährlichsten Gegner, den die 3.Liga zu bieten hat.

Die Flankengenauigkeit liegt nur bei schmalen 27,8%. Um diese Zahl allerdings richtig einordnen zu können, sollte man wissen, dass Verl gleichzeitig die meisten Flanken aller Teams der Liga schlägt (aktuell 644). Das sind 67 Flanken mehr als der Zweitplatzierte in dieser Kategorie aufweist und ganze 144 mehr als der TSV 1860 München, die mit genau 500 Flanken bisher auf Platz acht dieser Kategorie rangieren.

Vorne hui, hinten naja

Dem generell sehr offensiven und attraktiven Spielsystem zollt man in Verl damit Tribut, dass man relativ viele Gegentore hinnehmen muss. Wenn sich die Gegner der Ostwestfalen aus dem Pressing befreien können, klaffen sowohl im Mittelfeld als auch in der Hintermannschaft bei Verl oft große Lücken. Diese können bei schnellem, präzisem und vertikalem Spiel von den Gegnern erfolgreich ausgenutzt werden.

Gibt man den Ostwestfalen allerdings die Chance sich im Rückzugsgefecht zu sortieren, ist man als Gegner den Ball oft schneller wieder los als es einem lieb sein kann. Verl weist einerseits die höchste Pressingintensität der Liga auf, attackiert aber auch außerhalb der Pressingzonen am häufigsten von allen Teams die Gegenspieler. Mit den drittwenigsten Fouls pro Spiel stellen die Verler obendrein das drittfairste Team, wenn man die gelben und roten Karten aus dieser Rechnung herausnimmt.

Kommen wir nun zu den Vor- und Nachteilen des verwendeten Systems von Trainer Capretti.

Die Stärken und Schwächen des 4-3-3

Stärken

Die Verteilung der Spieler über das komplette Spielfeld sowie die doppelte Besetzung der beiden Flügel, woraus die leichte Durchführbarkeit von Seitenwechseln resultiert, sind große Vorteile, die einem dieses System offensiv bietet. In der Variante, die Verl auf den Platz bringt – mit einem defensiven und zwei halbzentralen Mittelfeldspielern davor sowie situativ offensiv agierenden Flügelverteidigern – entfesselt dieses System geballte Angriffskraft.

Schwächen

Die Spielweise ist für den Gegner meist leicht auszurechnen. Bei Ballverlust kommt es überdies schnell zu einer Unterzahl im Mittelfeld, die passsichere Mannschaften dann ausnutzen können. Bei Positionsangriffen fehlen bei einem 4-3-3 aufgrund der sehr offensiven Ausrichtung oft Anspielstationen im Mittelfeld. Verl versucht dieses Manko mit offensiv aufrückenden Flügelverteidigern zu kompensieren.

Die Schlüsselspieler

Robin Brüseke (#32) im Tor ist kein schlechter Torhüter. Er weist bei Distanzschüssen gewisse Schwächen auf, hat aber trotz nur 1,84 m Körpergröße eine gute Strafraumbeherrschung. Seine Übersicht und seine Qualitäten im Eins gegen Eins helfen ihm in Kontersituationen der Gegner gefährliche Situationen zu entschärfen.

Beide Innenverteidiger, sowohl Kapitän und Abwehrchef Julian Stöckner (#23) als auch Daniel Mikic (#4), weisen exzellente defensive Zweikampfwerte auf. Direkte Duelle mit diesen Herren sind also tunlichst zu vermeiden.

Sven Köhler (#33), ein Winterneuzugang aus Osnabrück, ist die erste Anspielstation im Positionsspiel nach vorne. Als Staubsauger vor der Abwehr funktioniert der defensive Mittelfeldspieler noch nicht so, wie er sollte.

Maël Corboz (#27) ist ebenfalls seit der Wintertransferperiode neu im Team. Er ist ein sehr kreativer und dribbelstarker zentraler Mittelfeldspieler. Nicht immer kommen seine oft riskanten Pässe in die Tiefe an. Die Ideen, die dahinterstecken, sind jedoch meist brilliant. Auch nach hinten arbeitet der robuste Francoamerikaner im Rahmen seiner Möglichkeiten mit.

Die Sturmreihe mit Aygün Yildirim (#18) links, Kasim Rabihic (#9) rechts und Zlatko Janjic (#13) im Sturmzentrum versteht es besser als jeder andere Sturm der Liga den Gegnern Knoten in die Beine zu spielen. Der filigrane Yildirim tanzt auf dem rechten Flügel regelmäßig seine Gegenspieler aus. Rabihic auf der linken Seite agiert mit seiner hohen Dynamik noch erfolgreicher als Yildirim im Eins gegen Eins und Janjic hat mit bisher 14 Toren einen Torriecher, den in dieser Liga nicht viele toppen können. Zusammen kommen die drei Herren auf stolze 52 Scorerpunkte (32 Tore / 20 Vorlagen).

Fazit

Gegen Verl wird es leichter sein, vorne selbst Tore zu schießen als hinten eine weiße Weste zu behalten. In der Box und davor wird es für die Löwen vor allem auf das eigene Kombinationsspiel ankommen, da beide Innenverteidiger im Eins gegen Eins sehr gute Werte aufweisen. Lange Fackeln braucht man nicht probieren. Schusschancen sollten aus jeder Lage genutzt werden.

In der Verteidigung wird es für den TSV 1860 München vor allem wichtig sein, die quirligen Außenspieler unter Kontrolle zu halten. Willsch und Steinhart werden mit Rabihic und Yildirim alle Hände voll zu tun haben.

Dass der SC Verl schlagbar ist, dessen bin ich mir sicher. Auch die Taktik, die Michael Köllner den Sechzgern mit auf den Weg geben wird, wird genau darauf ausgelegt sein. Meiner Meinung nach sollte die rehagelsche Maxime der kontrollierten Offensive hier der Schlüssel zum Erfolg sein. Defensiv muss man sicher stehen und die sich ergebenden Chancen nach vorne eiskalt nutzen.

Wie auch immer die Herangehensweise des TSV 1860 München sein wird: wir können uns auf ein höchst attraktives Spiel mit vielen Strafraumszenen freuen. Wer am Ende die Nase vorn hat, ist schwer vorherzusagen. Alles ist möglich. Und das meine ich wortwörtlich.

So könnte der SC Verl morgen starten

Aufstellung SC Verl gegen den TSV 1860 München

 

Datenquelle: wyscout

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