Ein herzliches Grüß Gott zur TAKTIKTAFEL vor dem Heimspiel unserer Sechzger gegen den Sportverein Waldhof Mannheim 07.

Knapp 50% der Schüsse unseres morgigen Gegners gehen auf das Tor. Was nach Schwerstarbeit für Marco Hiller klingt und was ihr sonst noch aus taktischer Sichtweise wissen solltet, erfahrt ihr im Folgenden.

Die Kurpfälzer haben einen eher durchwachsenen Saisonstart hingelegt, waren aber vor der teuren Auswärtsniederlage am Dienstag auf einem guten Weg nach oben in der Tabelle. Mit elf Punkten und siebzehn Toren aus den fünf Spielen davor rollte man das Feld von hinten auf. Teuer war es nicht nur aufgrund von verlorenen Punkten. Mannheim muss zudem noch auf drei Spieler für den morgigen Samstag verzichten. Mittelfeldspieler Max Christiansen (#13) erlitt beim Aufwärmen einen Muskelfaserriss, Abwehrchef Jesper Verlaat (#4) ereilte in der 20. Minute das gleiche Schicksal und musste vorzeitig ausgewechselt werden. Offensivspieler Arianit Ferati (#10) hingegen wird wegen einer Gelbsperre fehlen. Mit zwei Punkten und einem Spiel Rückstand auf den TSV 1860 befinden sich die Mannheimer auf Platz zehn als direkter Verfolger hinter den neuntplatzierten Löwen.

Das favorisierte System von Trainer Patrick Glöckner ist mit dem 3-4-3 eine Variante, die den Spielern großes taktisches Verständnis, hohe Laufbereitschaft und gute Ballbeherrschung abverlangt. Wenn diese drei Faktoren stimmen, kann das 3-4-3 zu einer regelrechten Tormaschine werden. Allerdings ist der SV Waldhof diese Saison auch schon mehrmals sowohl im 4-2-3-1 als auch in verschiedenen Varianten des 4-4-2 angetreten.

Das 3-4-3 und wie Mannheim es spielt

Das sehr offensiv angelegte 3-4-3 System der Mannheimer steht und fällt mit der Ball- und Passsicherheit im Aufbau. Durch eine optimale Staffelung im Raum gibt es bei stimmigen Laufwegen im Vorwärtsgang keine Lücken im Raum und somit immer einen freien anspielbaren Mitspieler. Vor der Dreierkette wird im Mittelfeld eine flache Raute mit echten Flügelspielern gebildet. Der Außenstürmer auf der ballnahen Seite rückt auf den Halbpositionen ein, der auf der ballfernen Seite agiert als hängende Spitze.

Das von präzisem Passspiel und guten eins-gegen-eins Momenten geprägte, technisch schöne Mannheimer Offensivspiel stellt sowohl Mittelfeld als auch Abwehr der gegnerischen Mannschaften vor sehr schwierige Aufgaben. Die Angriffe der Kurpfälzer sind schon vor dem letzten Drittel kaum unter Kontrolle zu bringen.

Im letzten Drittel angelangt, versuchen die Mannheimer ihre Stürmer mit Steilpässen durch die Abwehrkette in Szene zu setzen. Bei Angriffen über die Flügel resultiert daraus meist eine Flanke aus Grundliniennähe ins Zentrum. Befindet sich der Ball schon in zentraler Position, wird nach dem Pass durch die Kette der direkte Abschluss gesucht. Mit drei Stürmern und dem offensiven Mittelfeldspieler ist bei einem durch Block oder Parade abgewehrten Schuss auch immer jemand für einen möglichen Nachschuss zur Stelle. Tempodribblings vom Flügel in die Box sieht man eher selten. Was auffällt und für die Defensivarbeit der Löwen wichtig ist: Die Flanken der Mannheimer kommen meistens flach bis halbhoch ins Strafraumzentrum oder den Fünfer.

Gegen den Ball hat der SV Waldhof in den von mir gesehenen Spielen mit hoher Pressinglinie agiert und mit Hilfe abkippender Mittelfeldaussenspieler das 3-4-3 zum 5-2-2-1 verschoben. Die dadurch entstehende Fünferkette wird von Benedict dos Santos (#21) im defensiven Mittelfeld und bisher vom als Box-to-Box Spieler agierenden Chistiansen unterstützt. Die beiden Außenstürmer ziehen sich gegen den Ball auf die zentralen Mittelfeld-Halbpositionen zurück. Dadurch entsteht aus der Raute ein Quadrat, welches für die defensive Staffelung im Rückzugsgefecht nicht unbedingt optimal ist.

Im Zentrum der Kette sorgen Zuordnungsschwierigkeiten bei den Mannheimern dafür, dass bisher überdurchschnittlich viele Chancen für die Gegner im und um den Fünfmeterraum entstehen konnten. Bei gutem Stellungsspiel in den Pressingmomenten und schnellem Umschaltspiel bei Ballgewinn kann der Gegner des SV Waldhof schnell Überzahl im letzten Drittel schaffen und so für diese gefährlichen Attacken sorgen.

Stärken und Schwächen des Systems im Allgemeinen

Stärken: Durch die gute Staffelung in der Breite und Tiefe entsteht ein sehr variables Positionsspiel im Aufbau. Bei optimalem Spiel kann der Angriffsdruck dauerhaft hoch gehalten werden. Im Fall des Ballverlusts kann durch die gute Staffelung auch schnell zum Gegenpressing übergegangen werden. Man steht durch die gegen den Ball zurückfallenden Mittelfeldaußenspieler mit einer Fünferkette hinten sehr kompakt.

Schwächen: Die Dreierkette muss aus dem Mittelfeld heraus verstärkt werden, das bedeutet zusätzliche Laufarbeit für die Flügelspieler. Gegen schnelle und präzise Konter ist dieses System bei Ballverlust auf dem gesamten Feld anfällig. Das System stellt extreme Anforderungen an die individuelle Klasse der Akteure. Vor allem schlechtes Passspiel darf sich eine Mannschaft hierbei nicht dauerhaft erlauben. Auch taktisch müssen die Spieler dieses System absolut verstehen. Falsche Laufwege in Umschaltsituationen gegen den Ball sind tödlich.

Statistische Besonderheiten

Abgesehen von den Spielen gegen Saarbrücken und den SV Wehen Wiesbaden war die Mannschaft aus der sogenannten Quadratestadt, was die Ballbesitzanteile angeht, immer spielbestimmend. Im Saisonschnitt befindet sich das Spielgerät 10% häufiger in den Reihen der Waldhöfer als beim Gegner. Mit einer Angriffsverteilung von 30% über links, 33% durchs Zentrum und 36% über die rechte Seite spielt Mannheim so variabel im Aufbau wie kein anderes Team der Liga. Die Quote der Schüsse, die tatsächlich aufs Tor gehen, ist zwar durch das Spiel gegen Meppen seit dem Wochenende um ein paar Prozentpunkte gesunken, jedoch mit 46,3% immer noch immens hoch. Jeder siebte Schuss beim Waldhof ist statistisch gesehen ein Treffer.

Weitere statistische Werte

  • Passquote 82%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 10,56
  • gewonnene Defensivzweikämpfe 60%
  • gewonnene Offensivzweikämpfe 53%

Schlüsselspieler

Torwart Jan-Christoph Bartels (#23) ist im Sommer vom 1. FC Köln an die Zweiflüssestadt gewechselt und hat bisher nur zweimal zu Null spielen können. Seine größte Stärke ist die Strafraumbeherrschung. Allerdings ist er nicht unbedingt der sicherste Schlussmann der Liga. Nur zwei von drei Schüssen, die aufs Tor gehen, kann er abwehren.

Marcel Costly (#17) mit bisher sechs Scorerpunkten ist sicherlich der gefährlichste Mittelfeldspieler der Mannheimer. Aber auch die anderen Spieler in diesem Mannschaftsteil sind extrem ballsicher und haben gute Passquoten. Jeder dort kann mit Pässen oder Einzelaktionen Impulse setzen und für Gefahr sorgen.

Sowohl Joseph Boyamba (#9) (mit sieben Toren Torjäger Nr. 1) als auch Dominik Martinovic (#11) (Topscorer) sind schnelle, technisch versierte, brandgefährliche Stürmer. Der dritte brandgefährliche Offensivspieler im Bunde (Ferati) wird – wie bereits erwähnt – am Samstag wegen einer Gelbsperre fehlen.

Fazit

Zuhause hui, auswärts pfui. So könnte man die bisherige Saison der Mannheimer beschreiben, die in der Fremde erst drei Treffern erzielen konnten. Nun ist es aber mitnichten so, dass man davon ausgehen darf, dass der SV Waldhof das Fußballspielen verlernt, wenn er nicht im heimischen Carl-Benz-Stadion spielen darf. Wer Mannheim unterschätzt, kommt unter die Räder.

Leichtsinn ist daher verboten. Höchste Konzentration bei Ballbesitz, vor allem aber im Spiel gegen den Ball, ist für den TSV 1860 München am Samstag angesagt. Wenn Sechzig die Mannheimer zu ihrem Spiel finden lässt ist eine Niederlage sehr wahrscheinlich. Bei konzentriertem Auftreten ist jedoch für die Löwen alles möglich. Die Mannschaft hat die Klasse und das Können auch mit den Kurpfälzern mitzuhalten. Wenn man sich gute Chancen herausspielt und den Ball dann auch aufs Tor bringt, wird es im Kasten der Mannheimer zwangsläufig irgendwann klingeln.

Datenquelle: http://www.wyscout.com/

Diese Aufstellung erwarte ich vom SV Waldhof Mannheim 07:

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