Ein herzliches Grüß Gott, hier ist die Taktiktafel zum Auswärtsspiel des TSV 1860 München bei der SpVgg Unterhaching. Am Montagabend treffen unsere Löwen im S-Bahn „Derby“ auf die Unterhachinger Bobschubser. Die vom Niederländer Arie van Lent trainierten Hachinger sind mit drei Siegen und drei Niederlagen zwar noch nicht ganz so gut in Form, aber ihr Lazarett betrachtet doch recht beachtlich in die Liga gestartet und stehen momentan auf Platz elf in der Tabelle. Besonders bitter für die Hachinger dürfte die Tatsache schmecken, dass besonders die letzte Niederlage gegen Duisburg relativ unnötig war.
Wie spielt die SpVgg Unterhaching?
Arie van Lent steht, wie die meisten niederländischen Trainer, für progressiven modernen Fußball. Der einstige Mittelstürmer von Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach schickt seine Elf bisher nur im 4-2-3-1 ins Rennen.
Die dominante Angriffsseite der SpVgg Unterhaching ist die rechte, über die der rechte Flügelverteidiger und momentane Kapitän Marcus Schwabl (#23) viele Angriffe lanciert. Er ist bisher im Angriffsspiel der SpVgg der Dreh- und Angelpunkt. Etwas mehr als 45% aller Angriffe laufen über Schwabls Seite, der den Ball gerne entweder allein weit bis in des Gegners Hälfte bringt, oder auch über geschicktes Doppelpassspiel mit seinen Mittelfeldspielern tief in die Hälfte des Gegners eindringt. Dort trägt er mit klugen Pässen ins letzte Drittel oder Flanken in die Box einen großen Teil zur Offensivleistung der Vorstädter bei.
Durch die Mitte laufen bei der Spielvereinigung nur wenige Angriffe. Die meisten Versuche der Hachinger durch die Mitte endeten diese Saison damit, dass der Gegner sie durch gutes Defensivspiel auf einen der beiden Flügel zwingen konnte. Auch über Links kann die Spielvereinigung durchaus gefährlich werden. Dort sorgt Max Dombrowka (#8) meist mit seinem Kollegen Luca Marseiler (#30) für den Druck von außen.
Die bisherige Statistik der SpVgg Unterhaching sieht aus wie folgt: Ballbesitz 53%, Passquote 82%, Flankengenauigkeit 35%, PPDA (zugelassene Pässe pro defensiv Aktion) 9,62 (guter Wert). Knapp 40% aller Schüsse gehen aufs Tor des Gegners. Sechs Mal konnte der Ball bisher im Kasten des Gegners untergebracht werden.
Die Stärken und Schwächen des Hachinger Systems
Die Stärken: Gegen den Ball ist das 4-2-3-1 in der Zentrale und Richtung eigener Box sehr kompakt. Es gibt den Gegnern kaum Raum, um dort vernünftiges Passkombinationsspiel aufzuziehen. Auch gegen zwei oder drei Stürmer ist man durch die beiden Defensiven Mittelfeldspieler gut abgesichert.
Nach Balleroberung kann das Spiel über die beiden Sechser relativ variabel gestaltet werden, sowohl über die Flügel als auch über das Zentrum sind schnelle Angriffe möglich, wenn man die Lücken im Raum schnell erfasst und alle Offensivspieler ihre Laufwege situationsbedingt richtig anlegen. Oft schaltet sich einer der beiden Sechser auch aktiv und nicht nur als Ballverteiler in das Offensivspiel mit ein. Dadurch wird die Offensive als Ganzes schwerer auszurechnen.
Die Schwächen: Gegen den Ball ist ein Gegner, der gern über die Flügel angreift, schwer zu kontrollieren, da die Wege um einen Spieler zu Doppeln relativ weit sind und dieser Versuch der Doppelung vom Angreifer oft schon erkannt wird, wenn sich der doppelnde Gegner aus seiner taktischen Grundposition löst. Das führt bei guter Spielübersicht und genauem Passspiel zu viel Raum für die angreifende Mannschaft. Die Mittelfeldspieler auf den Außenpositionen müssen außerdem ein extrem hohes Laufpensum bewältigen, wenn sie die gegnerischen Flügel unter Kontrolle halten wollen.
Im Spiel nach Vorn ist vor allem das Fehlen eines zweiten Stürmers ein großes Manko, da sich durch dessen Fehlen für den Spieler in der Sturmzentrale nur wenig Raum zur Entfaltung seiner Fähigkeiten bietet. Deshalb sind torgefährliche Mittelfeldspieler, die mit aufrücken zwingend erforderlich, um im 4-2-3-1 erfolgreich zu sein.
Wie kann man die SpVgg knacken?
Die Marschroute, um gegen Unterhaching gut auszusehen wird meiner Meinung nach sein, die Verbindung zwischen Abwehr und Defensivem Mittelfeld spielerisch aufzulösen. Das bedeutet, es zu schaffen, über gutes Flügelspiel – von welcher Seite auch immer – die beiden Defensiven Mittelfeldspieler zu Verschiebungen in Richtung des bespielten Flügels zu zwingen, um dann über diagonales Spiel mit Seitenwechsel oder in die Zentrale den dadurch entstehenden Raum auszunutzen.
Damit kommen Willsch und Steinhart, die ja die Triebfedern des Flügelspiels der Löwen sind, wieder tragende Rollen zu. Wenn die beiden es schaffen, durch ihre Angriffe über die Seiten dorthin Gegner aus dem Zentrum zur Unterstützung ihrer Mitspieler abzuziehen, können sich bei präzisem Passspiel gute Angriffe entwickeln, die dann hoffentlich mit mehr Erfolg abgeschlossen werden können als noch am Mittwoch gegen Saarbrücken.
Wer sind die Schlüsselspieler der SpVgg Unterhaching?
Torwart Nico Mantl (#1) ist mit seinen erst zwanzig Jahren zwar unerfahren, doch war er bisher meist ein sicherer Rückhalt, der seinen Strafraum dominiert, ein gutes Reaktionsvermögen besitzt und auch fußballerisch kein schlechter Torwart ist. Dennoch zeigt er bisweilen Unsicherheiten, die man ausnutzen kann. Eine Wand im Tor wie Batz von Saarbrücken ist er keine. Warm schießen wie das Meppen getan hat darf man ihn aber auch nicht – dann hält er überragend.
Die beiden Außenspieler in der Abwehr Schwabl und Dombrowka die, wie bereits angemerkt, das Flügelspiel der Hachinger antreiben, sind in beide Richtungen Schlüsselspieler, denn einerseits können beide für Gefahr nach vorne sorgen, allerdings aus genau diesem Grund auch Gefahr für das eigene Tor bringen. Bei Ballverlust eines der beiden im Vorwärtsgang werden sich für die schnellen Mittelfeldspieler der Sechzger Räume ergeben, in die man dann hineinstoßen kann.
In der noch jungen Offensivabteilung der Vorstädter sehe ich noch keinen Spieler, der das Prädikat Schlüsselspieler verdienen würde, zu unregelmäßig sind hier die Leistungen der Akteure. Zum erweiterten Kreis der Schlüsselspieler zähle ich noch Dominik Stroh-Engel (#7). Der kam bisher nur von der Bank, und wenn sich nichts Grundlegendes ändert, wird das vermutlich auch so bleiben.
Ob der bisherige Stamminnenverteidiger Christoph Greger (#15), der seit dem Spiel gegen den MSV Duisburg an einer Gehirnerschütterung laboriert, am Montag zur Verfügung stehen wird ist mir während ich diese Zeilen schreibe noch nicht bekannt.
Weitere nominelle Schlüsselspieler sind Mannschaftskapitän Josef Welzmüller (#5), Marc Endreß (#6), sowie die beiden Ex-Löwen Stephan Hain (#9) und Dominik Stahl (#20). Dises sind jedoch momentan auf der Verletztenliste zu finden und spielen keine Rolle für das Spiel am Montagabend.
Sascha Bigalke (#21) und Jim-Patrick Müller (#13) spielen keine Rolle mehr im Kader von Arie Van Lent und hatten in der Wechselperiode die Freigabe erteilt bekommen. Haching fand aber keine Interessenten für die beiden.
Fazit
Die stark ersatzgeschwächte SpVgg Unterhaching wird im Sportpark also auf eine Löwenmannschaft treffen, die bis auf Stefan Lex, der mit muskulären Problemen zu kämpfen hat, keine Ausfälle bei den Stammspielern zu verzeichnen hat. Vor diesem Hintergrund, und auch wenn man sich die Leistungen ansieht, die Unterhaching gegen Zwickau, Lübeck, Meppen und Saarbrücken – die alle auch schon Gegner des TSV 1860 waren – auf den Platz gebracht hat, muss man sagen:
In Haching sollte es für die Löwen durchaus möglich sein, drei Punkte zu holen. Michael Köllner wird wie immer den richtigen Plan haben. Hoffen wir die Mannschaft setzt ihn fehlerfrei um.
Datenquelle: http://www.wyscout.com/