Am Samstag spielten die Sechzger bei SW Bregenz. Welche Erkenntnisse können wir, was die Spielweise unserer Mannschaft betrifft, aus diesem 6:3-Sieg für den TSV 1860 München mitnehmen?

Testspielsieg in Bregenz und auch zu Hause gegen Tirol. Beide Spiele weisen nicht nur von den Ergebnissen in eine gute Richtung. Einen genaueren Blick werfen wir auf das Spiel vom Samstag gegen Schwarz-Weiß Bregenz.

Halten wir uns heute mal nicht mit einzelnen Spielszenen, Statistiken oder den üblichen Systemfragen auf. Sondern schauen wir einfach nur auf die generelle Spielweise unserer Löwen. Was hat sich im Vergleich zur Hinrunde verändert?

Pressing

Ganz stark ins Auge fiel beim Testspielsieg in Bregenz vermutlich jedem das extrem hoch angelegte Pressing. Bis zu vier Spieler, also der Stürmer, beide Mittelfeldaußen und der offensive Mittelfeldspieler, bauten sich in der Pressinglinie nahe dem gegnerischen Sechzehner auf. So sollte der kurze Aufbau unterbunden werden. Gleichzeitig stellte man die Pressingfallen außen in der Tiefe auf. Das sieht man in Liga Drei eher selten.  Die Lücke, die sich dann theoretisch im Mittelfeld auf den Außenpositionen ergibt, füllten weit vorgeschobene Außenverteidiger. Der Sinn, der dahinter steckt, ist, Aufbau über Kombinationsspiel für den Gegner so laufintensiv wie möglich zu machen und dadurch den Gegner zu langen Bällen auf die Spieler in der vordersten Reihe zu zwingen.

Das birgt zwar, wenn Außenverteidiger und/oder Box to Box Spieler im Rückzugsverhalten unkonzentriert agieren, die Gefahr, dass gefährliche Situationen über eine Halbposition oder die Flügel entstehen könnten, bringt aber, um den Aufbau zu stören, einen hohen Mehrwert. Das gefällt mir persönlich viel besser als die knapp vor dem Mittelkreis positionierte 2-3er Formation, die dem Gegner zwar im Mittelfeld wenig Raum ließ, aber auch viel Dynamik aus dem Spiel nahm.

Aus sechs Aktionen, die durch das hohe Pressing oder entschiedenes Gegenpressing nach Ballverlusten im letzten Drittel zu Ballgewinn für den TSV 1860 führten, entstanden, wenn ich richtig mitgezählt hab, Schüsse auf den Bregenzer Kasten bzw. knapp daneben/drüber für unsere Sechzger. Das heißt, knapp weniger als die Hälfte aller Schüsse der Löwen hat man sich über hohes Pressing im letzten Drittel des Gegners erarbeitet.

Generelles Defensivverhalten

Bissig, aggressiv, ballorientiert, aber trotzdem diszipliniert und laufstark mit etwas Luft nach oben bei Kopfballduellen. So kann man das Verhalten der Löwen gegen den Ball, ohne die dazu gehörigen Zahlen zu kennen, benennen. Das begann, wie oben schon beschrieben, beim Pressing, setzte sich aber bis zur teilweise lediglich mit zwei Spielern besetzten Defensivlinie fort. Duelle am Boden wurden im eigenen letzten Drittel kaum verloren. Wenn die Bregenzer sich dort mit dem Ball durchsetzen konnten, waren die Sechzger zu weit vom Gegner weg. Verlorene Defensivduelle waren im eigenen letzten Drittel absolute Mangelware. Dass das trotz der mutigen Art, wie man im Pressing agierte, so gut funktioniert hat, lag mit an der Art, wie man gegen den Ball aus der Pressingformation in die Positionsverteidigung verschob.

Dass man den Bregenzern allerdings im eigenen Strafraum – und nicht nur dort – so dermaßen die Lufthoheit überließ, ist ein Punkt, den man auch ansprechen muss. In dieser Kategorie kann der neue Löwendompteur Argirios Giannikis mit der Leistung seiner Mannschaft nicht wirklich zufrieden gewesen sein.

Offensive

Passspiel

Das für mich auffälligste am Testspielsieg in Bregenz war, wie schnell der Ball in vielen Situationen in Bregenz lief. Kein langes Halten und Schauen, wo steht der freie Mann, sondern zügiges Weiterleiten der Kugel auf die Mannschaftskameraden. Das erinnerte nicht an die trägen Spielzüge in der Hinrunde. Auch hier hatte das dominante Auftreten der Pressingreihe und das konsequente Gegenpressing nach Ballverlusten einen hohen Anteil. Die Löwen konnten oft die so generierte bessere Positionierung der eigenen Spieler in Mittelfeld und Sturm gut ausnutzen.

Das Kombinationsspiel der Löwen lief in allen Mannschaftsteilen recht gut. Übermäßig lange Phasen von Ballgeschiebe in der Defensive beim Aufbau von Positionsangriffen sind mir nicht unangenehm aufgefallen.

Auch kam es mir vor, als wäre vom Trainer ein „Langholzverbot“ ausgesprochen worden. Ich habe zwar nicht mitgezählt, aber ich denke, wer das Spiel gesehen hat, gibt mir Recht. Mein Eindruck war, dass man nur sehr selten mit langen Bällen von hinten heraus agiert hat.

Abschluss

Kommen wir zu den Torszenen: Ignoriert man die Weitschüsse, obwohl die zu zwei schönen Treffern führten, fanden die Torschüsse da statt, wo sie stattfinden sollen: in der Mittelstürmerposition. “Endlich”, möchte man sagen. Können die Sechzger das für das Spiel gegen Duisburg am Samstag um 16:30 Uhr so konservieren, ist mir nicht bange. Dann werden wir das ein oder andere Tor zu bejubeln haben.

Schnell und vor allem genau den Abschluss zu suchen, wenn man in aussichtsreicher Position ist, hat auch noch einen weiteren Vorteil: Man generiert, wenn der Ball abgewehrt wird, möglicherweise eine Nachschusschance.

Apropos genau: das Zielwasser scheint bei den Löwen auch wieder Einzug auf der Getränkekarte gehalten zu haben. Abgesehen davon, dass der gegnerische Keeper den Ball sechs Mal aus dem Kasten holen musste, schossen die Sechzger kaum einen Ball daneben. Die ziemlich im Argen liegende Schussgenauigkeit konnten die Sechzger also zumindest in diesem Test wieder verbessern. Dass das auch in der Liga so wird, ist absolut wünschenswert.

Fazit

Es wirkte, als wäre beim Testspielsieg in Bregenz (und auch schon am Mittwoch gegen die WSG Swarovski Tirol) eine neue Löwen-Mannschaft auf dem Platz gestanden. Natürlich waren das nur Testspiele. Wenn man diese beiden Wintertests mit dem, was in der Sommervorbereitung geboten wurde, vergleicht, ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Spielfreude, Torhunger, Laufbereitschaft und andere grundlegende Dinge wie Mannschaftsdienlichkeit in beide Richtungen oder auch die Kommunikation auf dem Platz haben sich meinem Empfinden nach stark zum Positiven verändert.

Ich sehe, wenn die Löwen die Art und Weise Fußball zu spielen, aus den Tests in die Liga übernehmen können, positiv auf die nächsten Wochen. Eine englische Woche zu Beginn der Rückrunde mit Spielen gegen Duisburg, Lübeck und Sandhausen wird uns sicherlich etwas schlauer machen, wo der TSV 1860 München wirklich steht.

Schaung ma moi, dann seng ma scho.

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Anderl

Nach absoluter Niedergeschlagenheit in den zurückliegenden Wochen bin ich aufgrund der aktuellen Eindrücke wieder vorsichtig optimistisch. 🙂

Joerg

Optimistisch bin ich eigentlich immer, aber leider sah die Realität oft anders aus, zwei Sieg zum Auftakt und dann sehen wir weiter…… Zwei Remis oder gar Niederlagen, dann brennt die Hütte, ich sag mal so Nerven bewahren…….