Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Heimspiel unseres TSV 1860 München gegen den 1.FC Saarbrücken.

Uwe Koschinat schickt seine Mannschaft seit vier Spielen mit einer Dreierkette in der Innenverteidigung auf Punktejagd. In den Ligaspielen hat diese Formation auch sehr gut funktioniert. Vorgestern im saarländischen Pokal ging die Rechnung bis zur taktischen Umstellung auf 4-2-3-1 nur bedingt auf. Beim Stand von 1:1 kam in der 62. Minute Gouras für Zellner und damit die Änderung auf eine Viererkette. In dieser Formation kassierte der 1.FCS den Siegtreffer der Homburger in der 82. Minute. Nun aber zum morgigen Spiel des TSV 1860 gegen die Gäste aus Saarbrücken und dem, was wir dabei erwarten dürfen.

Das 3-5-2 (3-4-1-2) spielt Saarbrücken im Mittelfeld mit zwei Sechsern. Dem tiefen Sechser steht ein Box-to-Box Spieler zur Seite, der die zentrale Verbindung zum offensiven Mittelfeld und den beiden Stürmern darstellt. Die Außenbahnen sind in diesem System nur einfach besetzt.

Gegen den Ball verschiebt Saarbrücken das 3-5-2 zunächst zu einem 5-3-2. Dabei kippen beide Mittelfeldaußen auf die Außenverteidiger-Position ab. Einer der beiden Stürmer lässt sich weit zurückfallen, wenn der Gegner ins letzte Drittel vordringt. Somit entsteht vor der Saarbrücker Fünferkette eine Viererkette. Dieses Bollwerk ist im Positionsspiel nicht einfach zu durchdringen.

Die wichtigsten statistischen Werte des 1.FC Saarbrücken

  • Ballbesitz 48%
  • Passgenauigkeit 78%
  • Defensive Zweikampfquote 62%
  • Flankengenauigkeit 35% (drittbester Wert in der Liga)
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 9,35

So spielt der 1.FC Saarbrücken

Grundsätzlich setzt der 1.FC Saarbrücken auf schnelles Kombinationsspiel, um Raumgewinn zu erzielen. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht auch im eins gegen eins erfolgreich sein können. Um Raumgewinn und numerische Überzahl in den entscheidenden Zonen zu erzielen, haben die Saarbrücker mit ihren technisch guten Spielern auch hier gute Trümpfe in der Hand. Rund 55 Prozent gewonnene Offensivduelle Mann gegen Mann sprechen eine deutliche Sprache. Die Saarbrücker sind das beste Team im Dribbling und bei offensiven Laufduellen aus der Spitzengruppe.

Gegen den Ball

Der Plan der Saarbrücker ist es mit starken Verdichtungen in Ballnähe dafür zu sorgen, dass dem Gegner die kurzen Anspielstationen fehlen, um dann nach Ballgewinn im Mittelfeld mit Überzahl und schnellen Umschaltaktionen auf das gegnerische Terrain vorzustoßen. Dabei setzt Saarbrücken stark auf seine Außenspieler. Saarbrücken ist das Team mit den zweitmeisten von den Außenpositionen geschlagenen Flanken in der Liga.

Bei Ballbesitz

Im Positionsspiel eröffnet Saarbrücken im Normalfall aus der Innenverteidigung heraus auf den tiefen Sechser, der dann das Spiel vor sich hat und die Entscheidung trifft, wie der Angriff weiterläuft. In den meisten Fällen wird mit Unterstützung der beiden zentralen Mittelfeldspieler über die Außenpositionen nach vorn gespielt.

Das sieht dann so aus, dass der ballnahe zentrale Mittelfeldspieler auf die Halbposition verschiebt und den Mittelfeldaußenspieler unterstützt. Unterdessen lauert der ballferne zentrale Mittelfeldspieler weiter vorne im Zentrum hinter den Spitzen auf ein Anspiel.

Dadurch wird das Spiel der Saarbrücker schwer ausrechenbar, wenn der 1.FCS seinen Angriff präzise durchbringt.

Im Optimalfall gehen die Angriffe in der letzten Phase aus dem Zentrum oder von der Halbposition wieder auf den Außenspieler, der den Ball dann nach tiefem Lauf aus der Nähe der Grundlinie in die Box flanken soll.

Der Knackpunkt

Für den TSV 1860 muss gegen Saarbrücken der Fokus darauf liegen, sich schnell aus den oben erwähnten defensiven Verdichtungen zu befreien und dann die durch die Verdichtungen entstandenen Räume auszunutzen. Diese Räume werden meist auf dem ballfernen Flügel entstehen.

Wenn das gelingt, müssen die Saarländer oft weite Wege gehen, um den Angriff wieder abzufangen. Mit fortlaufender Spieldauer kann so die Mannschaft konditionell zermürbt werden. Je länger das Spiel dauert, desto fehleranfälliger werden die Gäste werden.

Stärken und Schwächen des 3-5-2 (3-4-1-2)

Stärken

Das System ermöglicht bei Ballbesitz eine gute Staffelung in der Breite und Tiefe. Dadurch kann eine für Passkombinationen gute Raumaufteilung entstehen.

Zwei Stürmer in der Spitze bringen starke Präsenz im Zentrum des gegnerischen Abwehrdrittels. Durch ein kompaktes Mittelfeldzentrum lässt man dem Gegner gegen den Ball wenig Raum.

Schwächen

Es ergeben sich bei Ballverlust teilweise weite Abstände, die der Gegner bei schnellem Spiel gut ausnutzen kann.

Die für die Flügelspieler langen Laufwege können in einem dynamischen Spiel mit viel Ballbesitzwechsel zu verfrühtem Kraftverlust der Außenspieler und damit zum Erlahmen des Drucks führen, der über die Flügel aufgebaut werden soll.

Die Flügel sind nur einfach besetzt. Deshalb können entweder Defensive oder Offensive dort schwächeln.

Gegen Systeme, in denen mit zwei oder mehr Stürmern agiert wird, kann es bei Kontern des Gegners oder zügigen Positionsangriffen leicht zu einer Unterzahl in der Hintermannschaft kommen.

Schlüsselspieler

Tor

Daniel Batz (#1) im Tor ist ein solider Torhüter. Er hat eine sehr gute Strafraumbeherrschung und gute Reflexe. Sein größter Trumpf ist allerdings die Abwehrreihe vor ihm. Der 1.FCS lässt nur sehr wenige Schüsse pro Spiel überhaupt zu.

Abwehr

Lucas Boeder (#29) ist in der defensiven Dreierkette der Spieler mit den meisten Partien. Der eigentliche Schlüsselspieler ist jedoch Steven Zellner (#5), der bis Januar mit einem Meniskusriss ausgefallen war. In allen für die Defensive ausschlaggebenden Statistiken hat Zellner Topwerte vorzuweisen. Leichte Schwächen hat er im Passspiel nach vorne. Deshalb läuft die Spieleröffnung meist über Boeder neben ihm.

Mittelfeld

Kapitän und Saarbrücker Urgestein Manuel Zeitz (#8) spielt den tiefen Sechser bei den Saarländern. Gegen den Ball ist er einer der effektivsten defensiven Mittelfeldspieler der Liga. Bei Ballbesitz läuft fast jeder Angriff in einer der frühen Phasen über ihn. Mit seiner Übersicht und seinem Spielverständnis leitet er die Angriffe der Saarbrücker strategisch gut ein.

Im offensiven Mittelfeld stellt sich nun für mich die Frage, ob Saarbrücken hier den eigentlich als hängende Spitze agierenden Julian Gühther-Schmidt (#20) oder aber Tobias Jänicke (#25), der bis vor drei Wochen auf dieser Position den Stammplatz hatte, aufstellt. Günther-Schmidt ist der torgefährlichere Spieler der beiden und hat diese Saison zusammen mit Ernst die meisten Vorlagen auf dem Kerbholz. Für Jänicke spricht sein Durchsetzungsvermögen im eins gegen eins und die große Erfahrung. Günther Schmidt bleibt natürlich auch eine Alternative neben Jacob im Sturm, nachdem Grimaldi vermutlich noch nicht in der Lage sein wird von Anfang an zu spielen.

Sturm

Mittelstürmer Sebastian Jacob (#24) ist mit sieben Treffern drittbester Torschütze bei den Saarländern. Er ist ein ständiger Unruheherd im Angriffszentrum. Mit einer Schussgenauigkeit von knapp 40% ist er sehr zielsicher. Sein größter Trumpf ist diese Saison jedoch seine für einen Stürmer hervorragende Passgenauigkeit vor allem bei den Vorwärtspässen jedweder Couleur. Er kann zusätzlich zu seiner eigentlichen Aufgabe im Sturmzentrum sowohl aus der Tiefe des Raums als auch über die Flügel agieren und ist somit ein auf der gesamten Breite des Sturmspektrums gefährlicher Spieler.

Fazit zum Spiel TSV 1860 – Saarbrücken

Es steht uns im Spiel des TSV 1860 gegen den 1.FC Saarbrücken ein heißer Tanz ins Haus. Nicht nur, dass die Gäste mit einer Niederlage aus dem Landespokal nach München anreisen. Nein, auch die ihrer Meinung nach unrechtmäßig verlorenen Punkte aus den Spielen gegen das Perlacher Projekt von der Heinrich-Wieland-Straße dürften dem 1.FC Saarbrücken eine gehörige Portion Wut vor dem Spiel gegen den TSV 1860 München in die Magengrube treiben.

Nichtsdestotrotz müssen die Löwen am Samstag gegen Saarbrücken zeigen, dass man eine favorisierte Mannschaft mit Einsatz, Kampf und Willen in die Knie zwingen kann. Der FC Homburg 08 hat es am Mittwoch Abend vorgemacht und aufgezeigt, dass der FCS schlagbar ist. Mit den oben genannten Tugenden wird es den Sechzgern auf jeden Fall möglich sein, zumindest einen Punkt aus diesem Spiel zu verbuchen. Die kürzere Regenerationsphase und die Reisestrapazen könnten das Zünglein an der Waage zugunsten des TSV 1860 München sein.

Ich bin wie immer zuversichtlich, dass unsere Sechzger – wenn sie den Matchplan des Trainers diszipliniert umsetzen – auf jeden Fall eine Chance haben, siegreich aus diesem Spiel hervorzugehen. Die 15.000 Zuschauer im ausverkauften Sechzgerstadion werden ebenfalls dafür sorgen, dass die Mannschaft ihr Bestes gibt.

Die Partie des TSV 1860 gegen Saarbrücken ist ein sogenanntes Sechs-Punkte-Spiel. Wer gewinnt, hat im weiteren Saisonverlauf einen großen Vorteil. An einem guten Tag schlagen wir in dieser Liga jeden und Saarbrücken kocht auch nur mit Wasser.

So könnte der 1.FC Saarbrücken am Samstag gegen den TSV 1860 beginnen

Datenquelle: Wyscout

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Surfer69

Tolle Analyse – viele Grüße und ein gutes Spiel aus SB !!