Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Spiel unseres TSV 1860 München gegen die Zweitvertretung des SC Freiburg. Freiburg kommt auf dem zweiten Platz lauernd nach München. Worauf müssen wir uns einstellen?

TSV 1860 – SC Freiburg II lautet die Partie am Samstag Nachmittag auf Giesings Höhen. Die sehr systemvariablen Freiburger wollen, die Tabellenspitze im Blick, natürlich mit drei Punkten zurück ins Breisgau fahren. Das zu verhindern wird für die Mannschaft des TSV 1860 München vermutlich keine leichte Aufgabe werden.

Die von Thomas Stamm trainierte U 23 des Europa League Teilnehmers aus dem Südwesten der Republik ist auf kein System festgelegt. Im 4-3-3 , 3-4-3, in verschiedenen Varianten des 3-5-2, im 4-1-4-1, 5-4-1 und natürlich auch im 4-2-3-1 hat Stamm den SCF II bisher spielen lassen.

In der näheren Vergangenheit war jedoch das 4-3-3 die am häufigsten gewählte Formation der Breisgauer. Lediglich gegen Wiesbaden versuchte man mit dem 5-4-1 erfolgreich ein eher defensives System.

Für Samstag rechne ich mit dem 4-3-3.

Klar ist: Es kommen technisch bestens ausgebildete Jungprofis die, unterstützt von erfahrenen Haudegen wie Vincent Vermeij, in einem Verein, der attraktiven, von intelligentem Spiel geprägten Offensivfußball zu seiner Philosophie gemacht hat, zur Bundesligareife gebracht werden sollen mit sehr breiter Brust nach München. Nur zwei Niederlagen in den letzten 18 Spielen mussten die Freiburger hinnehmen..

Bevor ich aber meine Gedanken darüber, wie Freiburg spielen könnte, mit Euch teile, wie immer die wichtigsten statistischen Werte des SCF II.

Die wichtigsten statistischen Werte des SCF II

  • Ballbesitz: 59% (Ligabestwert)
  • Passgenauigkeit: 82% (Ligabestwert)
  • Defensive Zweikampfquote: 62%
  • Flankengenauigkeit: 35%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion): 8,37 (3. Platz in der Liga)

Wie spielt Freiburg?

Dominant, gradlinig, technisch gut, ideenreich, offensiv. Das sind die Adjektive, die das Spiel des SCF II am besten beschreiben. Der TSV 1860 München hat im SC Freiburg II einen Gegner mit einem klaren Ziel (Meisterschaft) vor der Brust.

System

Freiburg hat schon mit verschiedensten taktischen Herangehensweisen in unterschiedlichen Systemen gezeigt, dass sie im Prinzip alles, was die jeweilige Spielsituation verlangt, bewältigen können. Kleine Qualitätsunterschiede in verschiedenen Bereichen sind logisch, aber nicht dermaßen gravierend, dass man, wenn Freiburg all das abruft, was es kann, sagen könnte, die Mannschaft hätte eine Schwäche.

Der hohe Wert der PPDA ist übrigens hauptsächlich den häufig guten Aktionen im Gegenpressing geschuldet. Hier agiert der SCF sehr giftig und oft auch erfolgreich.

Wäre ich Thomas Stamm, würde ich die Freiburger in einer Variante des 4-3-3 aufs Feld schicken. Asymmetrisch mit hängender Spitzen ballfern und Außenstürmer ballnah.

Gegen den Ball verschöbe sich das dann zunächst auf ein 4-4-2 und im eigenen letzten Drittel je nach Lesart auf ein 4-5-1 oder 4-4-1-1.

Offensiv

Mit technisch hochwertigen Angriffen die – nicht überhastet, aber, sobald sich Freiburg den Gegner zurecht gelegt hat, zügig und auch kleine Räume nutzend – durchgeführt werden, kommt Freiburg variantenreich, über viele Zonen und Stationen, schwer ausrechenbar überdurchschnittlich häufig ins letzte Drittel des Gegners. Je nachdem, was der TSV 1860 München defensiv anbietet, wird Freiburg eine Antwort darauf haben, wenn sie in Ballbesitz sind.

Wenn man nach Ballverlusten nicht sofort ins Gegenpressing übergeht und das erfolgreich gestaltet, wird Freiburg immer eine Lösung finden, die Ballbesitzphase im gegnerischen letzten Drittel enden zu lassen. Dabei sind sie allerdings weder auf einen speziellen Spieler, der permanent die Fäden zieht, noch auf eine spezielle Seite, über die ein Großteil der Angriffe laufen soll, festgelegt.

“Dort wo Platz ist, wird Fußball gespielt”, ist ein Satz der das, was Freiburg offensiv veranstaltet, gut beschreibt. Wobei die Betonung auf “gespielt” liegt.

Dadurch, dass die exzellent ausgebildeten Jungprofis im Schnitt alle eine hohe Spielintelligenz mitbringen, kann Freiburg im Spiel durchaus auf Individualität setzen. Die Freiburger Spieler beherrschen es großartig, individuelle Klasse zum Wohl des Kollektivs einzusetzen.

Defensiv

Erfolgreiches Gegenpressing ist das Geheimnis der Freiburger Defensive. Kaum ein anderes Team ist so aggressiv in den Augenblicken nach Ballverlusten wie der SCF II. Belohnt wird das mit dem höchsten Wert beim Ballbesitz. Freiburg erkämpft sich seine Verlorenen Bälle schnell wieder. Egal, wo auf dem Spielfeld der Ballverlust geschieht, es wird in den meisten Fällen sofort nachgesetzt und versucht, das Spielgerät zurückzuerobern.

Gelingt es dem Gegner ins Positionsspiel zu kommen, pressen die Freiburger mit vier Spielern gegen die Spieleröffnung. Das soll den Gegner nach der Spieleröffnung ins vertikale Spiel zwingen.

Gegen Freiburg dominant ins letzte Drittel zu kommen und dort dann vielleicht auch noch Ãœberzahl herzustellen, schaffen nur sehr wenige Mannschaften – und das auch nicht über längere Phasen.

Wenn sich für Gegner des SCF II Umschaltangriffe oder Kontermöglichkeiten ergeben, sind die Spieler in der Restverteidigung meist schnell genug, sodass sich dann der Torhüter auch nicht ganz auf verlorenem Posten wiederfindet.

Wie kann man den SCF II knacken?

Das Wichtigste für den TSV 1860 gegen den SC Freiburg II wird sein, in jeder Aktion nach Ballgewinn auf das giftige mit Vehemenz vorgetragene Gegenpressing vorbereitet zu sein. Die Freiburger geben, wie bereits erwähnt, nirgends auf dem Spielfeld einen verlorenen Ball auf. Schafft man es, einen eroberten Ball zu behaupten und ins Positionsspiel zu kommen, ist der Erfolg desselben von den diagonalen Bewegungen im Mittelfeld abhängig.

Viele der Freiburger Gegner müssen, selbst wenn sie es schaffen, den Ball zu behaupten, Angriffe wegen fehlender Räume abbrechen und neu aufbauen. Um das zu vermeiden, ist ständige Bewegung im Mittelfeld gefordert. Schaffen es die Löwen, dann ein gutes Passspiel zu etablieren und den Ball laufen zu lassen, kann ein Erfolg möglich sein.

Stärken und Schwächen des Systems 4-3-3

Stärken

Die Verteilung der Spieler über das komplette Spielfeld, sowie die doppelte Besetzung der beiden Flügel und somit leichte Durchführbarkeit von Seitenwechseln, sind große Vorteile, die einem dieses System offensiv bietet. In der Variante mit einem defensiven und zwei halbzentralen Mittelfeldspielern davor, sowie situativ offensiv agierenden Flügelverteidigern, entfesselt dieses System viel Angriffskraft.

Schwächen

Die Spielweise ist für den Gegner meist leicht auszurechnen. Bei Ballverlust kommt es überdies schnell zu einer Unterzahl im Mittelfeld, die passsichere Mannschaften dann ausnützen können. Bei Positionsangriffen fehlen bei einem 4-3-3 aufgrund der sehr offensiven Ausrichtung oft Anspielstationen im Mittelfeld. Freiburg versucht dieses Manko mit offensiven Flügelverteidigern, die aufrücken, zu kompensieren.

Schlüsselspieler

Abwehr

Noah Atubolu (#1) im Tor. Einer der talentiertesten Torhüter im deutschen Fußball, schnurstraks auf dem Weg in die Bundesliga. Sein Marktwert beträgt etwa ein Viertel dessen, was der gesamte Profikader des TSV 1860 München wert ist. Seine einzigen Schwächen sind selten auftretende Timingprobleme, sowohl bei hohen Bällen als auch im Eins gegen Eins.

Abwehrspieler Max Rosenfelder (#16) ist laut unseres Statistikportals der drittbeste Innenverteidiger der Liga. In der Hinrunde lange verletzt, ist Rosenfelder mittlerweile DER Stabilitätsfaktor in der Freiburger Defensive geworden. Mit über 71% gewonnener defensiver Zweikämpfe und einer Passsicherheit, die ihresgleichen sucht, ist er in beide Richtungen einen Schlüsselfigur. Leichte Schwächen hat der 20-Jährige noch beim Timing von Kopfbällen.

Mittelfeld

Yannick Engelhardt (#18), Leihgabe aus Bremen, ist in einem generell wie aus einem Guss agierenden Mittelfeld das, was einem Schlüsselspieler am nächsten kommt. Als Verbindungsglied zwischen Defensive und Offensive ist er immer bemüht, anspielbar zu sein. Sein Passspiel ist von größter Präzision geprägt.

Sturm

Vincent Vermeij (#9) hat 15 Tore und 6 Vorlagen auf dem Konto. Viel mehr muss man nicht über den 1,96 m großen Sturmtank aus den Niederlanden sagen. Technisch top ausgebildet und – bei seiner Größe wenig verwunderlich – auch ein Spieler, der bei jedem hohen Ball in seiner Nähe Gefahr ausstrahlt.

Fazit

Auch wenn ich weiter oben darüber geschrieben habe, wie es funktionieren könnte, dass man Freiburg knackt, glaube ich nicht wirklich daran, dass die Mannschaft des TSV 1860 München gegen den SC Freiburg II viel ausrichten wird.

Was am Ende bleibt, ist die Hoffnung auf ein ansehnliches Fußballspiel.

So könnte der SF Freiburg II beginnen

Datenquelle: Wyscout

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Joerg

Merci für die Mühe, und danke, dass du nicht soviel “gegen” den Ball hast spielen lassen, auf ihr Löwen, mit dem Ball spielen und kämpfen dann gewinnen wir 3:1

Groeber

Blasphemische Heiden. Die Lichtgestalt des Orients, der Heilsbringer, der uns in höhere Sphären führt („vier“ ist doch mehr Wert als „zwei“, oder?) erscheint höchstpersönlich in München. Und ihr befasst euch tatsächlich mit so etwas unwichtigem wie Fußball?

Stefan Kranzberg

Einer muss ja. Man kennt das ja von den Löwenrunden.