Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Spiel TSV 1860 – SpVgg Bayreuth. Mit Latteier und Moos muss Trainer Thomas Kleine gleich zwei gelbgesperrte Spieler ersetzen. Was dürfen wir von den Kickern der “Oldschdod” erwarten?

TSV 1860 – SpVgg Bayreuth, ein Hauch von Bayernliga-Nostalgie im Sechzgerstadion. Seit einigen Wochen lässt Trainer Kleine seine Elf in der 4-3-1-2 Variante des 4-4-2 auflaufen. Das ist im Prinzip 4-4-2 Raute (eng) mit gegen den Ball weit zurückgezogen agierenden Achtern.

Das Hauptaugenmerk der Bayreuther liegt darauf, gegen den Ball stabil zu stehen. Die kompakte Defensive, die sich vor dem Bayreuther Strafraum aufbaut, ist meist engmaschig und nicht leicht zu durchdringen.

Obwohl die Bayreuther in dem ein oder anderen Spiel auch gezeigt haben, dass sie hohes Pressing beherrschen, ist es meist so, dass die Bayreuther ihre Pressinglinie knapp vor oder auf Höhe des Mittelkreises in der gegnerischen Spielfeldhälfte platzieren. Damit rechne ich auch für den Samstag. Die Defensivlinie wird ebenso auf tiefem bis sehr tiefem Niveau agieren.

Erobert Bayreuth den Ball, setzen die Spieler von Thomas Kleine auf schnelles, vertikales Spiel über wenige Stationen bis ins gegnerische letzte Drittel. Die Bayreuther Umschaltmomente muss man mit konsequentem Gegenpressing beantworten und unterbinden. So kann man im Keim verhindern, dass Routine für solche Situationen im Spiel der Bayreuther aufkommt.

Bevor ich auf die Spielweise der SpVgg Bayreuth genauer eingehe, die wichtigsten Statistiken der Oldschdod.

Die wichtigsten statistischen Werte der SpVgg Bayreuth

  • Ballbesitz: 45% (19. Platz)
  • Passgenauigkeit: 75% (18.Platz)
  • defensive Zweikampfquote: 60% (20. Platz)
  • Flankengenauigkeit: 31%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion): 11,33 (20. Platz)

Wie spielt Bayreuth?

Bei Ballbesitz

Im eigenen Positionsspiel verschiebt Bayreuth das 4-3-1-2 zunächst über den linken Außenverteidiger asymmetrisch zu einem 3-5-2. Je tiefer man sich dann ins gegnerische Territorium hineinspielen kann, desto mutiger verschieben dann auch die Mittelfeldspieler der SpVgg. Der rechte zentrale Mittelfeldspier wird auf die Position auf dem Flügel ausweichen, der offensive Mittelfeldspieler den ballnahen Zehnerraum besetzen und der zweite Achter den offensiven Halbraum auf der ballfernen Seite suchen. Im gegnerischen letzten Drittel entsteht dann eine Kette aus drei oder vier Spielern, die versuchen, die beiden Spitzen zu füttern.

Die meisten der Bayreuther Positionsangriffe erfolgen in ihrer Endphase über die Flügel oder die Halbräume.

Das Hauptaugenmerk der Bayreuther, um Gefahr zu erzeugen, liegt jedoch auf dem schnellen, präzisen und – im besten Fall – erfolgreichen Ausspielen von Umschaltmomenten und Kontersituationen.

Hier können die Bayreuther immer Nadelstiche setzen, die eine unkonzentrierte Defensive gerne in die Bredouille bringen kann.

Gegen den Ball

Gegen den Ball ziehen sich die Bayreuther meist schnell und diszipliniert zurück. Die Pressinglinie agiert wie oben beschrieben meist sehr tief. Wird die Pressinglinie überspielt, verschiebt sich das Ganze auf 4-4-2 flach und im eigenen letzten Drittel sogar auf 4-5-1.

Die Defensivlinie wird ebenfalls tief bis sehr tief angelegt. In diesem Betonmischwerk stehen die Spieler der Oldschdod gut gestaffelt und immer auf der Lauer, in einen Passweg einzulaufen, um einen Umschaltmoment einzuleiten.

Wie kann man Bayreuth knacken?

Im Positionsspiel wird es eine Frage der Geduld, ob man gegen den Bayreuther Beton zum Abschluss kommen wird oder nicht. Wahrscheinlich werden sich die größten Chancen durch eigene Umschaltmomente und Standardsituationen in Tornähe ergeben.

Es wird daher für den TSV wichtig sein, das Spiel zunächst zu kontrollieren, Druck aufzubauen und den Gegner unter Stress zu setzen. Stress erzeugt Fehler, Fehler führen zu Gegentoren.

Bayreuther Ballgewinnen muss überall auf dem Spielfeld mit konsequentem Gegenpressing begegnet werden. Je schneller dann die Rückeroberung des Spielgeräts von statten geht, desto konsequenter kann der Druck auf die Bayreuther Defensive aufrechterhalten werden.

Gegen den Ball wird es für die Löwen vor allem darauf ankommen, die schnellen Umschaltspieler abzumelden und die präzisen langen Pässe über die Ketten hinweg auf diese schnellen Spieler vernünftig zu verteidigen.

Stärken und Schwächen des 4-4-2 (4-3-1-2)

Stärken

Das 4-4-2 mit flacher Raute (4-3-1-2) im Mittelfeld bietet eine sehr kompakte Formation guter Staffelung im Mittelfeld. Das gilt speziell, wenn man die Tiefenstaffelung betrachtet. Es bietet sich an, das Mittelfeld im Zentrum sowohl defensiv als auch offensiv zu dominieren. Viele Möglichkeiten bei der Bildung von Passdreiecken sind beim Kurzpass-Kombinationsspiel hilfreich. Der kurze Spielaufbau ist sowohl über innen als auch über außen möglich.

Schwächen

Aus der großen Kompaktheit des Systems im Zentrum ergibt sich seine größte Schwäche: Die Flügel sind oft nur mit Außenverteidigern besetzt, was gegen Mannschaften mit Fokus auf Flügelspiel zu Unterzahlsituationen führen kann. Lässt man seine äußeren Mittelfeldspieler weiter auf den Flügel rücken, gibt man gegen den Ball etwas von seiner zentralen Kompaktheit auf.

Speziell der offensive Mittelfeldspieler muss sich seiner Aufgaben gegen den Ball stets bewusst sein und darf seine Position nicht zu offensiv interpretieren.

Schlüsselspieler

Abwehr

Luca Petzold (#37) ist seit nun sechs Spielen die Nummer eins bei der SpVgg Bayreuth. Der 21-Jährige ist zwar kein Hexer, aber durchaus gut im Tore verhindern. Der junge Torhüter hat starke Reflexe, aber noch etwas Nachholbedarf beim Timing von hohen Bällen oder in Eins-gegen-Eins-Situationen. Ihm fehlt aufgrund seines Alters natürlich auch noch ein gutes Stück Erfahrung.

Aufgrund der Gelbsperre von Moos und weil Eder neuerdings im defensiven Mittelfeld gesetzt ist, dürfte Felix Weber (#24) nach seiner Suspendierung wieder in die erste Elf rutschen. Der ehemalige Kapitän des TSV 1860 München war bis zu dem unrühmlichen Vorfall beim Eishockey Abwehrchef bei der Oldschdod. Auch im Positionsspiel, wenn von hinten heraus aufgebaut wird, war er die Anspielstation, über die meist die Spieleröffnung lief. Das wird sich mit seiner Rückkehr wieder so etablieren. Wenn es sein muss, langt Weber auch mal mit unerlaubten Mitteln zu. Neun gelbe Karten hat er bisher eingeheimst.

Mittelfeld

Im Mittelfeld zieht Benedikt Kirsch (#6) die Fäden. Er ist die zentrale Verbindung zwischen Defensive und Offensive. Nur wenige Positionsangriffe laufen nicht in irgendeiner Phase über ihn.

Sturm

Alexander Nollenberger (#9) und Markus Ziereis (#11) bilden das kongeniale Sturmduo des Bayreuther. Mit viel Zug zum Tor und viel technischem Geschick sind beide Torjäger zu Schlüsselspielern avanciert. Zusammen kommen die beiden auf 23 Scorerpunkte bei 17 Treffern für die Oldschdod.

Fazit

Revanche für die Hinspielniederlage ist angesagt, wenn es am Samstag im Sechzgerstadion heißt TSV 1860 – SpVgg Bayreuth. Die Löwen müssen den Gästen von Anfang an zeigen, wer der Herr im Haus ist und kompromisslos den eigenen Matchplan durchziehen.

Das wird meiner Meinung nach auch gelingen, wenn alle Spieler des TSV 1860 voll konzentriert und mit dem höchsten Maß an Leistungsbereitschaft gegen die SpVgg Bayreuth auflaufen.

Wenn man in den Umschaltmomenten für Bayreuth, die es sicherlich geben wird, nicht jedes Mal hundertprozentig wach ist, kann es wie im Herbst ein böses Erwachen geben. Ich denke, das will keiner wiederholen – am allerwenigsten die Spieler.

So könnte Bayreuth beginnen

Datenquelle: Wyscout

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