Herzlich willkommen zur Taktiktafelanalyse des Spiels TSV 1860 München – SV Waldhof Mannheim. Mit 3:1 gewannen unsere Sechzger und sorgten für ein versöhnliches Ergebnis im letzten Spiel 22/23 vor heimischem Publikum.

TSV 1860 РSV Waldhof war und ist, auch wenn es mit Blick auf die Liga um nichts mehr geht, immer ein Duell, in dem es auch um Prestige geht. Maurizio Jacobacci schickte die L̦wen im 4-4-2 gegen die von Christian Neidhart im gleichen System aufgestellten Mannheimer auf den Platz.

Beide Mannschaften schoben zu Beginn der Partie die Pressinglinie relativ weit nach vorne. Das Anlaufverhalten war allerdings deutlich unterschiedlich. Während Mannheim zwei Spieler abstellte, die auf den direkten Ballgewinn fokussiert waren, agierten die Sechzger mit nur einem Störer in vorderster Linie. Dieser eine störende Spieler sollte auch eher dafür sorgen, das Spiel der Mannheimer auf einen Flügel zu steuern. Drei Spieler in zweiter Linie stellten die Anspielstationen auf den kurzen zentralen Wegen zu, sodass der Waldhof zum Spiel über die Flügel gezwungen wurde.

Auch die Defensivlinien waren unterschiedlich angelegt. Mannheim stand hier mittel bis hoch, während die Löwen einen defensiveren Ansatz wählten und auf mittlerer Linie oder tief die Angriffe der Kurpfälzer erwarteten.

Vor der genauen Analyse wie immer die statistischen Zahlen zum letzten Heimspiel der Saison.

Die wichtigsten statistischen Werte des Spiels

  • Ballbesitz: TSV 1860 43% – SV Waldhof 57%
  • Passgenauigkeit: TSV 1860 82% – SV Waldhof 85%
  • Defensive Zweikampfquote: TSV 1860 53% – SV Waldhof 63%
  • Schüsse / aufs Tor: TSV 1860 11/5 – SV Waldhof 10/2
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion): TSV 1860 10,2 – SV Waldhof 7,09

Analyse der statistischen Werte

Abgesehen von der Schussstatistik sieht es wieder einmal so aus, als wäre der Gast die bessere Mannschaft gewesen. Alle Werte bis auf diesen sind auf den ersten Blick beim Waldhof besser. Allerdings trügt der Schein wieder einmal, denn wegen des defensiveren Ansatzes beim TSV 1860 verzerrt sich das bei den Zahlen ein wenig.

Ballbesitz / Passgenauigkeit

Wie so oft waren es vor allem Querpässe der Defensivabteilung des SV Waldhof, die beim Gegner der Löwen beide statistischen Werte nach oben treiben. Schauen wir auf die Passquoten in den verschiedenen Kategorien, die für offensive Aktionen zu Rate gezogen werden können – Vorwärtspässe, progressive Pässe, lange Pässe und Pässe ins letzte Drittel – sind die Löwen in fast allen Bereichen dieser statistischen Werte besser als die Mannheimer.

Speziell die Statistiken der Pässe, die für direkte Gefahr für den Kasten des Gegners sorgen können, sind beim TSV 1860 München gegenüber dem, was der SV Waldhof hier anbot, deutlich besser.

Bereinigen wir die Statistiken bei beiden Teams und ziehen lediglich die Passgenauigkeit der Mannschaftsteile, die für die Offensive zuständig sind zu Rate, haben die Löwen die Nase vorn. Eine weitere Erläuterung dieser Werte ist, denke ich, nicht vonnöten.

Defensive Zweikampfquote

Es sieht aus, als wäre der SV Waldhof Mannheim zumindest gegen den Ball besser gewesen als der TSV 1860 München. Allerdings ist es ja doch so, dass Zweikämpfe nur ein Teil des defensiven Auftrags einer Mannschaft sind. Vergessen wird meist das Stellungsspiel, das oft trotz verlorener Zweikämpfe in der direkt folgenden Aktion durch Ablaufen des Balles oder Einlaufen in einen Passweg für Ballbesitzwechsel sorgt. Das ist auch hier der Fall. Die im Nachgang eines Zweikampfes eroberten Bälle geben den Ausschlag.

Solche Aktionen, bei denen ein Spieler den Ball abfängt ohne sich mit einem Gegenspieler auseinandersetzen zu müssen, sorgen oft für mehr Dynamik und begünstigen Umschaltspiel deutlich besser, als wenn man die Kugel im direkten Duell gewinnt, sich aber sofort selbst wieder mit dem eben bekämpften Gegenspieler in einem fortgesetzten Duell mit anderen Vorzeichen befindet.

Schüsse / aufs Tor

Diese Statistik zeigt nun am ehesten, wie es am Freitag Abend wirklich gewesen ist. Trotz weniger Ballbesitz feuerten die Löwen nicht nur insgesamt mehr Schüsse als der Gegner ab, nein, die Schüsse waren auch noch deutlich präziser. Wenn man dann noch den Elfmeter, den Mannheim zugesprochen bekam, aus der Rechnung herausnimmt, bekam Kretzschmar nicht wirklich viel Arbeit an diesem Tag.

Man muss allerdings auch klar sagen, dass ein Kopfball von Seegert in der Frühphase der Partie an der Latte des Kastens landete und der Keeper hier vollkommen auf dem falschen Fuß erwischt worden wäre. Geht dieser Versuch des Mannheimers in den Kasten, sehen wir vermutlich ein komplett anderes Spiel.

Die Sechzger auf der anderen Seite agierten eiskalt und höchst konsequent vor des Gegners Kasten und Mannheim hätte sich am Ende auch über drei weitere Gegentreffer nicht beschweren dürfen, wenn man sich die Qualität der Chancen des TSV 1860 ansieht.

PPDA

Hier zeigen die Zahlen, die ja bekanntlich indirekt proportional zu sehen sind, das, was man aufgrund des Matchplans für die Arbeit gegen den Ball erwarten durfte. Hier sind also keine erklärenden Worte nötig.

Die Tore

Hier könnt Ihr euch die Treffer noch einmal andehen.

Besonderes Augenmerk legen wir wieder einmal auf den entscheidenden Treffer: Fynn Lakenmachers Tor zum zwischenzeitlichen 2:0.

Marcel Bär, der als hängende Spitze im 4-4-2 agierte, erobert in zentraler Position einen Ball, der als Querpass der Mannheimer nicht mit genug Übersicht gespielt worden war, und leitet diesen nach Verarbeitung des Spielgeräts zu seinem Kapitän Stefan Lex weiter. Dieser verarbeitet den Ball und schickt den durchstartenden Lakenmacher mit einem Pass hinter die Abwehrkette auf die Reise Richtung Kasten der Mannheimer. Lakenmacher dringt verfolgt von einem Gegenspieler in den Strafraum ein, spielt diesen mit einer einfachen Bewegung aus und versenkt die Kugel eiskalt im langen Eck des Mannheimer Kastens.

Die Mannheimer versuchten danach wieder einmal, den Linienrichter davon zu überzeugen, dass er eine fehlerhafte Entscheidung getroffen hätte. Das ist ein Verhalten des SV Waldhof, das sich mittlerweile über viele Saisons hinweg durchzieht und mir wirklich gegen den Strich geht. Erinnern wir uns an die Debütsaison, als der Waldhof es schaffte, sich aus einer Elfmeterentscheidung gegen den Verein im Sechzgerstadion herauszuquatschen. Diesmal blieben die Offiziellen Gott sei Dank standhaft.

Das fiel auf

Boyamba, Lannert, Deichmann und Lakenmacher hatten bei den Pässen ins letzte Drittel der Mannheimer eine Passgenauigkeit von 100% und Kapitän Stefan Lex spielte in dieser Kategorie ebenfalls nur einen einzigen Fehlpass. Respekt!

Fynn Lakenmacher trifft endlich wieder einmal und tankt damit hoffentlich Selbstvertrauen.

Generell muss man die Leistung des jungen Stürmers wirklich loben. Er spielte bei 30 Ballkontakten lediglich einen Fehlpass im Spiel und schoss das entscheidende Tor. Das war eine Topleistung und zeigt hinsichtlich dessen, was er, wenn er weiter reift, für die Löwen leisten könnte, eine gute Perspektive auf.

Nach Lakenmacher, der in diesem Spiel für mich seine beste Saisonleistung zeigte, war wieder einmal Deichmann der Spieler, den es herauszuheben gilt. Topwerte in beide Richtungen, ein Schuss an den Pfosten, eine Schussvorlage, lediglich sechs Fehlpässe im gesamten Spiel. Hut ab. Hier meine Bitte, sofort den Vertrag dieses Spielers zu verlängern an Hr. Pfeifer und Hr. Gorenzel. Spieler wie Deichmann wachsen nicht auf den Bäumen. Da muss man auch finanziell mal an oder über die Schmerzgrenze gehen. Kohle sollte ja nach der saftigen Preiserhöhung genug vorhanden sein…

Dass die Mannheimer in Halbzeit zwei kaum mehr was für die Löwen zuließen, lag vor allem daran, dass Sechzig nicht mehr mit letzter Konsequenz spielte. Selbst war Mannheim aber auf einen berechtigten, aber nichtsdestotrotz glücklichen Elfmeter, für dessen Entstehung auch der Verursacher Deichmann, der die Hand sicherlich unbeabsichtigt an den Ball bringt, nicht wirklich etwas kann, angewiesen.

Fazit

Das Spiel TSV 1860 München – SV Waldhof Mannheim war ein alles in allem versöhnlicher Abschluss zuhause gegen eine Mannheimer Mannschaft, die, auch wenn es nur um die goldene Ananas ging, selbige ebenfalls erobern wollte.

Es liegt nur noch ein Spiel vor uns. Am Samstag in Westsachsen bei den bereits abgestiegenen Zwickauer Schwänen können die Sechzger noch einmal drei Punkte in einem weiteren Spiel um die oben erwähnte Südfrucht einheimsen und je nachdem, wie die anderen Spiele ausgehen, ihre Tabellenposition und somit die Vergütung durch die Liga anhand des Tabellenplatzes noch einmal verbessern.

Datenquelle: Wyscout

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coeurdelion

Tja, die Wünsche bezüglich Deichmann haben sich leider nicht erfüllt; da bin ich deiner Meinung…es wird schwer werden ,adäquaten Ersatz zu finden