Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem letzten Heimspiel der Saison. Der TSV 1860 München empfängt den SV Waldhof Mannheim. Für die Mannschaft aus der Quadratestadt geht es wie für den TSV 1860 im Prinzip nur noch um die Goldene Ananas.

37.Spieltag, TSV 1860 – SV Waldhof Mannheim – es ist ein Traditionsduell ohne Wert, da beide Teams schon aus dem Aufstiegsrennen ausgeschieden sind und auch der Pokalplatz für beide Teams nicht mehr erreichbar ist. Eine Parallele zur Situation vor dem Hinspiel ist der Punkteabstand der beiden Mannschaften. Allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. Mannheim steht nun vier Punkte vor den Löwen, nicht mehr vier Punkte dahinter.

Christan Neidhart, Trainer der Mannheimer, lässt seine “Buwe” meistens im 4-4-2 mit Doppelsechs auf den Gegner los. Mit sechs Niederlagen aus den letzten neun Spielen kommt Mannheim allerdings durchaus angeschlagen nach München. Kann die Revanche für die Löwen gelingen?

Schauen wir zunächst auf Mannheims statistische Werte.

Wichtigste statistische Werte des SV Waldhof

  • Ballbesitz 53%
  • Passgenauigkeit 80%
  • defensive Zweikampfquote 62%
  • Flankengenauigkeit 32%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 9,41

Wie spielt Mannheim?

Im Vergleich zum Hinspiel, das ja erst nach der Winterpause stattfand, hat sich bei den Waldhöfern an der Spielweise wenig verändert.

Bei eigenem Ballbesitz laufen die meisten Angriffe der Mannheimer kontrolliert über den Sechser und den Box-to-Box Spieler auf den rechten Flügel. Das Verhältnis zwischen vertikalem Spiel und Kombinationsspiel ist fast ausgeglichen. Mannheim nutzt also zwei Varianten, um den Ball ins letzte Drittel des Gegners zu bringen. Die Waldhöfer können ihr Spiel, je nach dem was der Gegner situativ gegen den Ball anbietet, von der einen auf die andere Variante umstellen.

Ein kleines Problem der Waldhöfer ist es, dass auswärts der Gewinn zweiter Bälle äußerst spärlich ausfällt, wenn sie das vertikale Spiel aufziehen wollen.

Mit Bahn und Sohm hat Mannheim zwei starke Aufbauspieler, die sich gut ergänzen. Bei fast jedem abgeschlossenen Angriff der Waldhöfer war mindestens einer der beiden Akteure einmal am Ball. Das ist einerseits ein Zeichen für die Klasse dieser Spieler, andererseits macht es Mannheim aber auch leicht antizipierbar.

Im Positionsspiel tut sich Mannheim etwas schwer. Nur knapp über 21 Prozent der bis ins letzte Drittel gespielten Positionsangriffe werden vom Waldhof mit einem oder mehreren Schüssen abgeschlossen. Nach Umschaltmomenten, die schnell ausgespielt werden und bei Konterattacken aus der eigenen Spielfeldhälfte heraus liegt die Quote knapp unter fünfzig Prozent.

Das größte Problem der Waldhöfer ist es allerdings selbst Chancen in der Box zu kreieren. Rund 43% der Schüsse Mannheims kommen von außerhalb des Strafraums.

Gegen den Ball

Das Pressingverhalten der Mannheimer hat sich im Vergleich zur Hinrunde merklich verschlechtert. Das spiegelt sich zwar im PPDA Wert, der ja der Index für die Pressingintensität ist, kaum wieder. Allerdings ist die Intensität (Stammleser wissen es) nichts, was etwas über den Erfolg der Aktionen im Pressing aussagt.

Wurde in der Hinrunde noch Angriffspressing mit bis zu vier Spielern auf vorderster Line gezeigt, hat sich das mittlerweile zu einer zwei bis drei Spieler umfassenden Pressinglinie zurückentwickelt, die auch nicht mehr ganz so agressiv im vordersten Drittel auf den Gegner losgeht.

Die Mannheimer Defensivlinie ist eher auf mittlerem Niveau angelegt.

Wie kann der TSV 1860 Waldhof Mannheim knacken?

Wichtig wird es für den TSV 1860 gegen den SV Waldhof Mannheim sein, eine stabile Defensive auf dem Platz zu haben. Wenn sich die Gelegenheiten zu schnellen Konter ergeben, muss man diese präzise ausspielen. Defensives Umschaltspiel ist ein Schwachpunkt des Waldhof. Schafft es Mannheim den Gegner ins Positionsspiel zu zwingen, muss man das sehr kontrolliert angehen und immer genug Spieler hinter dem Ball behalten, um dem SV Waldhof keine Gelegenheit zu geben seine schnellen Spieler in eigenen Umschaltmomenten oder bei Kontergegenstößen in Szene zu setzen.

Die im letzten Drittel sehr kompakten Mannheimer lassen nur wenige Schüsse des Gegners zu. Allerdings ist es, obwohl Mannheim die Mannschaft ist, die nach Freiburg die zweitwenigsten Schüsse zulässt, aber so, dass der Waldhof das Team ist, das die viertmeisten Gegentreffer hinnehmen musste. Die Chancen die sich bieten, müssen also konsequent und mit hoher Genauigkeit abgeschlossen werden. Alibischüsse aus der zweiten Reihe sparen wir uns bitte.

Stärken und Schwächen des 4-4-2 Doppelsechs

Stärken

Es wird zunächst eine starke, doppelte Abwehrkette aufgebaut. Dadurch wird es möglich den Gegner auf den Flügeln zu doppeln und trotzdem im Zentrum kompakt zu stehen. So zwingt man den Gegner oft Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Passwege können aufgrund der guten Staffelung in Tiefe und Breite leicht zugestellt werden. Das 4-4-2 Doppelsechs deshalb als defensives System zu bezeichnen, wäre zu einfach.

In der Offensive liegen die Stärken klar auf den Außenpositionen. Sowohl die Außenverteidiger als auch die Mittelfeldaußenspieler können für großen Druck auf den Flügeln sorgen.

Von den beiden defensiven Mittelfeldspielern im Zentrum übernimmt einer den offensiven Part (Box-to-Box Spieler) und der andere bleibt auf seiner absichernden Position. So kann man die Lücke im Zentrum zu den Stürmern schließen.

Wenn das Zusammenspiel der Mannschaftsteile gegen den Ball so funktioniert, wie es in diesem System gewollt ist, zwingt man den Gegner oft auf die Flügel, sodass dieser mit Flankenläufen und hohen Bällen agieren muss, um den Ball ins Zentrum vors Tor zu bringen.

Schwächen

Die große Schwäche in diesem System ist normalerweise die Lücke zwischen Mittelfeld und Sturm. Sowohl bei eigenem Ballbesitz aber auch nach einem Ballverlust ist es wichtig diesen Raum schnell zu schließen.

Es fehlt ein Kreativspieler im Zentrum. Deshalb ist das zentrale offensive Mittelfeld ein Schwachpunkt. Offensive Kreativität entwickelt sich im 4-4-2 mit Doppelsechs vornehmlich auf den Außenpositionen.

Durch das Fehlen des “Zehners” wird dem Box-to-Box Spieler eine hohe Laufleistung abverlangt, damit sowohl offensiv als auch defensiv die Lücken zwischen den Mannschaftsteilen schnell geschlossen werden.

Die Schlüsselspieler

Abwehr

Die Nummer eins im Tor, Morten Behrens (#1) ist klar der Beherrscher des Luftraums in seiner Box. Hohe Bälle fängt der 1.93 m große routinierte Keeper mit klasse Timing problemlos ab. Er kann sich grundsätzlich bei der Defensivreihe vor ihm dafür bedanken, dass generell wenig Schüsse auf seinen Kasten kommen. Seine Reflexe sind nicht so gut ausgeprägt wie bei den Top Keepern dieser Liga. Seine Erfolgsquote im eins gegen eins ist durchschnittlich.

Kapitän Marcel Seegert (#4) in der Innenverteidigung ist Abwehrchef und Kapitän der Waldhöfer. Er ist zweikampf- sowie kopfballstark und mit einem gutem Stellungsspiel ausgestattet. Er dominiert die Defensive des SVW. Zusammen mit Nebenmann Riedel, der nach einer Gelbsperre gegen Oldenburg wieder mit von der Partie ist, macht die Innenverteidigung der Waldhöfer eigentlich eine sehr gute Figur.

Mittelfeld

Box-to-Box Spieler Bentley Baxter Bahn (#9) ist der Motor im Mittelfeld. Dieser Spieler ist ein unermüdlicher Dauerläufer, der die Bälle nach vorne bringt. Er sorgt mit seiner Übersicht und seinen Ideen immer wieder für gefährliche Momente.

Sturm

Dominik Martinovic (#11) ist auch diese Saison der erfolgreichste Schütze beim Waldhof. Im 4-4-2 ist allerdings auch Kollege Pascal Sohm (#10) als Mittelstürmer im Einsatz. Damit sich beide nicht im Weg stehen, weicht Martinovic bisweilen oft auf den Flügel aus oder er agiert als hängende Spitze leicht versetzt hinter Sohm.

Fazit vor TSV 1860 – Waldhof Mannheim

Freuen wir uns auf den Traditionsklassiker TSV 1860 München – SV Waldhof Mannheim unter Flutlicht. Hoffen wir auf ein gutes, spannendes Spiel mit dem besseren Ende für den TSV 1860. Ich denke ich brauche bei einem Spiel um die goldene Ananas, kein großartiges Fazit darüber ziehen, was am Abend im Sechzgerstadion auf dem Rasen geschehen wird, kann oder soll. Ich hoffe auf einen stimmungsvollen Abschluss im Sechzgerstadion, bevor nächste Woche auswärts in Zwickau die metallene Tropenfrucht nochmal zu gewinnen sein wird.

So könnte Mannheim beginnen

Datenquelle: Wyscout

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