Herzlich Willkommen zur Taktiktafel vor dem Auswärtsspiel unseres TSV 1860 München beim VfB Oldenburg.

Nach einem knappen und späten, aber verdienten Sieg im Hinspiel sehen die kriselnden Sechzger gänzlich andere Voraussetzungen als noch im Sommer. Was dürfen wir in der Partie von den Gastgebern erwarten? VfB Oldenburg – TSV 1860 München ist die erste Paarung nach der Demission von Michael Köllner. Ob das etwas in der Mannschaft bewirkt, werden wir am Samstag sehen.

Bei den Oldenburgern sitzt der Klassenkamerad unseres Co-Trainers im Fußballlehrer-Lehrgang Dario Fossi auf der Trainerbank. Fossi ist ein Verfechter offensiv anmutender Systeme, die er aber gerne von seinen Oldenburgern mit defensiver Note spielen lässt. 3-4-1-2, 4-3-3 offensiv, 3-4-3 flach sowie 3-4-3 in der Variante 3-4-2-1 hat er bisher von seiner Mannschaft spielen lassen. Die Besonderheit im von mir erwarteten 3-4-2-1 bei Oldenburg ist, dass auf den Halbpositionen hinter dem Mittelstürmer zwei offensiv begabte Mittelfeldspieler anstatt Außenstürmer zu finden sind.

Bevor wir zur Spielweise des VfB kommen, werfen wir zunächst einen Blick auf die statistischen Werte der Niedersachsen.

Die statistischen Werte des VfB Oldenburg

  • Ballbesitz 47%
  • Passgenauigkeit 77%
  • Defensive Zweikampfquote 61% (zweitschlechtester Wert der Liga)
  • Flankengenauigkeit 37% (viertbester Wert der Liga)
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 9,82

Wie Spielt der VfB Oldenburg, womit muss der TSV 1860 rechnen?

Bei Ballbesitz

Bei eigenem Ballbesitz sind die Oldenburger ein Team, das nicht viel Zeit verlieren will, wenn es nach vorne geht. Der sogenannte progressive Pass (Pässe für großen Raumgewinn in Abhängigkeit der Spielfeldzone) dominiert im Spiel nach vorne.

Wir müssen uns wie schon im Hinspiel also auf schnelles, vertikales Spiel über mehrere Stationen einstellen, wenn Oldenburg in Ballbesitz ist.

Haben die Oldenburger das letzte Drittel des Gegners erreicht, schiebt einer der beiden zentralen Mittelfeldspieler mittig hinter die Stürmer. Der ballferne Halbstürmer geht auf die Halbposition in der vordersten Linie, während der ballnahe etwas weiter außen auf seinem Flügel versucht das Spiel breit zu machen. Durch diese Verschiebung versuchen die Oldenburger die Innenverteidigung des Gegners auseinander zu ziehen. Damit wird vor allem für den nachrückenden zentralen Mittelfeldspieler Raum geschaffen, um hinter der Sturmzentrale als Schattenstürmer für Furore zu sorgen.

Über die Flügel passiert bei Oldenburg im letzten Drittel des Gegners relativ wenig. Wenn allerdings Flanken geschlagen werden, kommen diese mit hoher Genauigkeit in den gegnerischen Strafraum.

Gegen den Ball

Gegen den Ball presst Oldenburg mit drei bis vier Spielern dem jeweiligen Gegner angepasst. Bei spielstarken Gegnern ist das Pressing eher tief angelegt, gegen direkte Konkurrenten sieht man Oldenburg gerne auch hoch anlaufen. Schafft es der Gegner die Pressinglinie zu überspielen, ziehen sich die pressenden Spieler schnell zurück.

Die beiden Mittelfeldaußenspieler verschieben gegen den Ball mittlerweile situativ unterschiedlich. So kann je nach Spielstand und Gegner aus dem 3-4-3 (3-4-2-1) gegen den Ball entweder konservativ auf Fünferkette (5-4-1) verschoben werden oder es wird asymmetrisch mit gependelter Viererkette agiert (4-5-1).

Nachdem Oldenburg gegen den Ball am Beginn der Saison durch relativ hartes, aber nicht unbedingt unfaires Einsteigen auffiel, haben sich die Niedersachsen mittlerweile hier dem Ligadurchschnitt angepasst.

Stärken und Schwächen des 3-4-3

Stärken

Das 3-4-3 bietet mit seiner exzellenten Tiefenstaffelung im Zusammenspiel mit taktischer Disziplin im Positionsspiel sehr variantenreiche Spielzüge im Aufbau. Gerade für spielstarke Teams ist dieses System daher eine wahnsinnig effektive Waffe. Angriffspressing und Gegenpressing können mit der Überzahl an Offensivspielern gut umgesetzt werden. Diese Überzahl verhilft der Mannschaft im 3-4-3 auch im letzten Drittel zu hoher Variabilität.

Schwächen

Die Dreierabwehrkette muss situativ immer wieder aus dem Mittelfeld heraus verstärkt werden, wenn der Gegner sich aus dem Pressing befreien kann. Das 3-4-3 stellt hohe Anforderungen an die individuelle Stärke der Spieler sowohl mit als auch gegen den Ball. Wenn die Spieler ihre Rollen im taktischen Konzept nicht einhalten, kann das Spiel im 3-4-3 leicht zum Debakel werden. Außerdem ist es sehr konteranfällig.

Wie kann man Oldenburg knacken?

Die Herangehensweise für den TSV 1860, um gegen den VfB Oldenburg gut auszusehen, muss im Sturm beim Pressing beginnen. Man darf gegen Oldenburg nicht zulassen, dass sie ihre schnellen Angriffe bis ins letzte Drittel durchbringen. Je höher man beginnt, Druck gegen den Ball auszuüben, desto weniger wird Oldenburg sein Spiel auf den Platz bekommen. Mannorientiertes Pressing auf hoher Linie mit Fokus auf direkte Ballgewinne ist dabei nicht das Wichtigste. Man kann auch mit raumorientiertem Pressing und Pressingfallen agieren. Dazu muss aber das defensive Stellungsspiel bei den Löwen fehlerfrei sein, um in den richtigen Momenten die Pässe ablaufen zu können und dann zügig sowie schnell das eigene Umschaltspiel präzise durchzuziehen.

Im Positionsspiel wird extrem viel Bewegung im Mittelfeld vonnöten sein, da ich damit rechne, dass Oldenburg sowohl die Pressinglinie als auch die Defensivlinie eher tief bis sehr tief ansetzen wird. Das bedeutet: wenn die Spieler im Mittelfeld und Sturm nicht ständig in Bewegung sind und vertikal die Positionen durch Kreuzbewegungen verschieben, sind die Räume zu eng, um erfolgreich dagegen angehen zu können.

Schlüsselspieler

Torhüter

Im Tor der Oldenburger hat sich Sebastian Mielitz (#49) in der Hinrunde noch die Arbeit mit Pelle Boevnik geteilt. Nachdem Boevnik den Verein zurück nach Paderborn verlassen hat, ist Mielitz nun die klare Nummer eins im Tor des VfB. Mielitz ist ein erfahrener Torhüter, der vor allem mit katzenartigen Reflexen glänzt. Auch im eins gegen eins ist er nur schwer zu überwinden. Bei der Strafraumbeherrschung gibt es allerdings noch Luft nach oben.

Abwehr

Abwehrchef Oliver Steurer (#32) sollte allen ein Begriff sein. Der extrem zweikampfstarke Innenverteidiger verliert kaum ein defensives Kopfballduell und ist obendrein auch in der Spieleröffnung ein wichtiges Element. Nahezu jeder von hinten aufgebaute Positionsangriff läuft über Steurer. Sein größtes Manko ist die fehlende Geschwindigkeit. In Laufduellen zieht er gerne mal den Kürzeren.

Mittelfeld

Manfred Starke (#6), Nationalspieler Namibias, ist ein ausgebuffter Profi, der am Ball alles kann, ein gutes Auge für sich öffnende Räume hat und obendrein mit überaus präzisen Pässen sowie Torgefahr glänzt. Er ist ein typischer moderner Zehner auf hohem Drittliganiveau und zweitbester Torschütze des VfB.

Sturm

Mittelstürmer Max Wegner (#9), Kapitän des VfB, ist der beste Torschütze bei den Niedersachsen. Hohe Schussgenauigkeit und Durchsetzungsvermögen bei Kopfballduellen verhalfen dem 33-Jährigen zu sechs Treffern in 17 Spielen. Oder anders gesagt: er schießt im Schnitt jedes dritte Spiel ein Tor.

Fazit

Wir haben nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen muss die Devise der Sechzger am Sonntag lauten. Ich persönlich rechne fest mit einem Sieg. Das Ergebnis ist aber fast zweitrangig. Viel wichtiger wird sein, wie sich die Mannschaft am Sonntag im hohen Norden präsentiert.

Werden wir Löwen sehen, die sich den Oldenburgern voller Kampfesmut und Entschlossenheit entgegenstellen? Werden wir Löwen sehen, die um jeden Zentimeter Oldenburger Rasen kämpfen? Werden wir Spieler sehen, die beweisen, dass sie es verdient haben das schönste Wappen im Vereinsfußball auf der Brust zu tragen?

In diesem Sinne bin ich sehr gespannt was passiert und blicke voller Vorfreude auf Sonntag.

So könnte Oldenburg gegen den TSV 1860 beginnen

Datenquelle: Wyscout

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coeurdelion

wenn ich jetzt sehe, dass euer Ausschluss scheinbar personalisiert an MK gelegen hat, könnte ich immer noch kotzen!!!
super, dass ihr wieder am Ball seid

Jan Schrader

Wie unter dem Artikel zur PK kommentiert, ist dem nicht so.

Steffen Lobmeier

Den Buchtmann erachte ich bei denen schon auch als Schlüsselspieler. Wenn man den rausnehmen kann, schaut’s deutlich besser aus.

Jan Schrader

Ich bin ja auf den Neuzugang Ademi irgendwie gespannt.