Der Spitzenreiter ruft – und die Löwen kommen.

Regensburg erstmals ausverkauft – dank der Löwen!

Wieviele der 15.000 Zuschauer im ausverkauften Jahn-Stadion heute Nachmittag dem TSV 1860 die Daumen drücken, ist nicht bekannt. Es dürften aber deutlich mehr sein, als die dem offiziellen Gästekontingent zu entnehmenden 1.500 Fans in weiß und blau. Der Zuschauerschnitt bei Heimspielen von Jahn Regensburg beträgt in dieser Saison bislang nur 8.684. Ein magerer Mittelfeldplatz – nur neun Teams der 3. Liga (darunter nicht zu vergessen die Zweitvertretungen aus Freiburg und Dortmund und alle anderen bayerischen Vereine) locken noch weniger Zuschauer zu ihren Heimspielen an. Zwar kam in der zu Ende gehenden Woche ein kommerzieller Blog im Löwenumfeld noch mit der Erkenntnis um die Ecke, der TSV 1860 sei in Bayern nur noch die Nummer acht – betrachtet man diesbezüglich jedoch nicht nur die Momentaufnahme der aktuellen tabellarischen Konstellation in den deutschen Profiligen, sonden z.B. das Zuschauerinteresse, dann sieht das Ergebnis natürlich ganz anders aus: Da liegen die Löwen dann bayernweit plötzlich auf Rang vier (hinter dem Stadtrivalen, dem Club und dem FCA). Und das mit der begrenzten Stadionkapazität von 15.000 Plätzen. Aber das nur am Rande für die wenigen, die das permanente Gejammer auf besagtem Blog überhaupt noch lesen oder gar ernst nehmen.

Der Saisonverlauf in Regensburg

Der eher geringe Zuschauerzuspruch in Regensburg – um nochmal darauf zurück zu kommen – überrascht angesichts der sportlichen Situation durchaus. Nach etwas holprigem Start in die Saison mit nur zwei Siegen aus den ersten sieben Spielen, fing sich der Absteiger der Vorsaison und grüßte bald von der Tabellenspitze. Wie fast immer seitdem. An insgesamt 16 Spieltagen ging der Jahn als Ligaführender in den Spieltag. Auch ein kleines Zwischentief im Februar März mit sieben sieglosen Spielen in Folge wurde unbeschadet überstanden – das Punktepolster schmolz zwar zusammen, aber man kam rechtzeitig wieder in die Spur. Selbst die größte denkbare und wirklich existenzielle Katastrophe, als die Verantwortlichen am 28. November 2023, die Schreckensmeldung vom plötzlichen Tod des 25jährigen Spielers Agyemang Diawusie vermelden mussten und das Geschehen auf dem grünen Rasen plötzlich und richtigerweise ganz ganz weit in den Hintergrund rutschte, konnte die Mission Wiederaufstieg an der Donau nicht gefährden. An einer Rückkehr des SSV Jahn in die 2. Bundesliga nach nur einer Saison Abwesenheit zweifelt in Fußballdeutschland wohl kaum noch jemand – ganz unabhängig vom Ergebnis, das die Löwen heute in Regensburg erzielen werden. Diese Entwicklung hat den einen oder anderen Experten übrigens durchaus überrascht. Auch unser Praktikant Xaver Neumann, der vor dieser Saison alle Drittligisten unter die Lupe nahm und auch eine Prognose ablieferte, wo die Teams jeweils landen würden, traute den Regensburgern nur Rang acht bis zehn zu. Weit gefehlt aber dennoch hier nachzulesen.

Tabellarische Entwicklung der Löwen und des Jahn 2023/24

Sechs Jahre Zweitligist – nach dem Triumph über 1860

Vor dem Abstieg im vergangenen Sommer spielte Jahn Regensburg sechs Jahre am Stück in der 2. Bundesliga. Und dabei – vor allem zu Beginn dieser Phase – gar keine schlechte Rolle: In der Premierensaison kämpfte man sogar mit um den Bundesligaaufstieg. Am Ende landete man auf einem beachtlichen Rang 5 – die beste Platzierung in den Zweiligajahren. Über den Weg in diese Zweitklassigkeit hüllen wir Löwenfans naturgemäß gerne den Mantel des Schweigens: Die Relegationsduelle 2017 mit einem 1:1 im Jahnstadion und dem bitteren 0:2 am zunächst noch voll bestuhlten Frötmaninger Müllberg dürften allen noch gut in Erinnerung sein. Erstklassiger Fußball wurde in Regensburg übrigens vor vielen vielen Jahren auch mal gespielt. In den 1950er-Jahren gehörte man eine ganze Weile der Oberliga Süd an. Kurz vor Gründung der Bundesliga 1963 verabschiedete man sich allerdings von der großen Bühne und fand sich – während der heutige Gast seine bislang einzige Deutsche Meisterschaft einfahren konnte – in der Landesliga Süd wieder. Damals gleichbedeutend mit der uns – aus dem Jahr 2017 – noch wohlbekannten “vier”.

Das letzte Mal Meister in Regensburg

Für den Verfasser dieser Zeilen ist die heutige Fahrt nach Regensburg übrigens die Premiere im noch relativ neuen Jahn-Stadion. Die besagte Relegation 2017 ließ ich ausfallen. Wie schon zwei Jahre zuvor das Hinspiel in Kiel – die Entscheidung fiel in diesen Duellen ja jeweils in München, da konnte man sich die Reise sparen. Mein persönlich bislang einziger Auftritt in der Hauptstadt der Opberpfalz ist schon 31 Jahre her – war aber ein denkwürdiges Ereignis. Am Tag der Arbeit 1993 machte das Team von Trainer Werner Lorant dort mit einem 3:2-Sieg am drittletzten Spieltag den Meistertitel der Bayernliga perfekt, um sich danach in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gegen den SSV Ulm, Kickers Offenbach und den SC Norderstedt durchzusetzen. Und einen Sommer später kehrte Sechzig gar in die Bundesliga zurück. Lang ist’s her…

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