Ein Vierteljahrhundert ist das schon wieder her? Wahnsinn! Thomas Riedl machte sich damals unsterblich und ich kenne auch 25 Jahre später die Handlung von Blair Witch Project noch nicht. Aber alles der Reihe nach…
Das lange Warten auf einen Derbysieg
Im November 1999 war ich 21 Jahre alt, beim bis dahin letzten Derbysieg der Löwen gegen den FC Bayern im November 1977 war ich noch nicht auf der Welt. Der TSV 1860 war in der Zwischenzeit ein paar Mal nahe dran, den übermächtigen Lokalrivalen zu bezwingen – geklappt hatte es in all den Jahren nicht.
Nach zwölf Spieltagen der Saison 1999/2000 lagen die Löwen auf einem beachtlichen 7. Platz, der FC Bayern war – wen wundert es – Tabellenführer der Bundesliga. Die Rollen waren klar verteilt, alles würde laufen wie immer. Ich muss zugeben, dass ich alles andere als zuversichtlich war, als ich bereits morgens von meinem damaligen Wohnort im Landkreis Freising nach München aufbrach. Wie hätte es auch anders sein sollen? Sechzig hatte in der Vorwoche 0:3 in Duisburg verloren, die Roten hingegen den SC Freiburg mit 6:1 aus dem Olympiastadion geschossen. Zu allem Überfluss war auch noch Trainer Werner Lorant für das Derby gesperrt, Peter Pacult musste ihn auf der Bank ersetzen.
Eine verhängnisvolle Verabredung fürs Kino
Vier Unentschieden im Derby hatte ich bis zu jenem schicksalhaften 27.11.1999 live miterlebt, sonst ausnahmslos Niederlagen. Aber was solls, nicht hingehen war ja auch keine Lösung, obwohl sich mir schon beim Gedanken an so viele Bayernfans auf einem Haufen die Faust in der Tasche ballte. Und die Vorstellung, dass die um ca. 17.20 Uhr etwas zu Feiern hätten, kotzte mich schon Stunden vorher gewaltig an. Unerträglich!
Also verabredete ich mich bereits vormittags per Handy (ja, die gabs damals schon!) mit ein paar Freundinnen und Freunden fürs Kino am späten Abend. Leute, die mit einer Ausnahme nichts mit Fußball am Hut hatten – und die Ausnahme war eine Blaue und vorher mit mir im Stadion. Blair Witch Project stand auf dem Programm, für den Horror nach dem Horror. Aber es sollte bekanntlich alles ganz anders kommen…
Wir hatten sie besiegt. Endlich.
Sechzig kämpfte, Sechzig dominierte, Sechzig spielte sich eine Chance nach der anderen heraus, scheiterte aber wiederholt am Aluminium oder am eigenen Unvermögen. Spätestens als Filip Tapalovic aus kürzester Distanz das leere Tor verfehlte, war klar, dass die Roten das Spiel durch ein Glückstor gewinnen würden.
Aber diesmal nicht. Diesmal nicht. In der 85. Minute versetzte Thomas Riedl das blaue München in Ekstase, die Nordkurve explodierte, so etwas habe ich selten erlebt. Unfassbare Emotionen! Danach: Zittern, Beten, Durchhalten. Mit dem Abpfiff fiel alles ab, Erleichterung, Freudentränen, grenzenlose Euphorie. Wir hatten sie besiegt. Endlich. Endlich. Wir hatten sie besiegt. Endlich.
Blair Witch Project – das große Mysterium
Während ein Großteil meiner Stadionfreunde nach Giesing fuhr, um dort den Derbysieg zu feiern, besorgten wir uns noch ein paar Siegesbierchen und stiegen in die S-Bahn. Ihr wisst ja: das Kino wartete. Zum Glück reichte die Zeit bis zum Filmbeginn, um den Triumph in einer Kneipe in Freising noch ordentlich zu begießen. So ordentlich, dass ich es zwar noch ins Filmtheater meiner Wahl schaffte, aber bis heute keine Ahnung habe, um was es bei Blair Witch Project wirklich geht.
Zugegebenermaßen habe ich mir nun in Vorbereitung auf diesen Artikel mal den Wikipedia-Eintrag des Films durchgelesen, bin mir aber sicher, dass die Handlung nicht mal ansatzweise so spannend ist wie dieses Fußballspiel, das am 27. November 1999 im Olympiastadion München stattfand.
Bin am Tag vor dem Spiel aus der Lungenklinik entlassen,nach einer Lungenembolie.
Hab damals beim VD Mayr gearbeitet und stand trotz Krankmeldung auf der Einsatzliste für das Spiel.
Der Einsatzleiter für die Zentrale Nord im Oly hat mich im Stadion gesehen und aus lauter Frust über die Niederlage der Roten im Büro verpetzt.