Jahrelang alles gefahren, dann ein Spiel verpasst und seit dem nie wieder bei 1860 gesehen worden:  Was für viele unglaublich klingen mag, hat sich beim TSV 1860 wirklich so zugetragen: Ein junger Löwenfan aus dem Raum Rosenheim tauchte mit seiner Fahne mit der Beschriftung des Ortsnamen seiner Herkunft (Bruckmühl) in der Zweitligasaison 1993/94 auf und wurde schnell bekannt in der Fanszene des TSV 1860: Er fuhr erst zu sehr vielen und dann zu allen Spielen der Löwen.

Die Fahne mit dem Ortsnamen wich einer Fahne mit der gleichen Aufschrift, aber mit deutlich größeren Buchstaben und war darum auch im Fernsehen deutlich besser zu lesen. Das war wichtig für ihn – wenn er andere Löwenfans mit Zaunfahnen fragte mit welchem Zug diese Auswärts fahren würden, dann nicht für gemeinsame Fahrten, sondern um einen Zug eher fahren zu können um einen besseren Fahnenplatz zu ergattern. Direkt neben der Fahne mit dem Ortsnamen hängte er zudem eine schwarz-rot-goldene Fahne mit dem Schriftzug „TSV 1860“ auf, nicht nur wegen dem besseren Kontrast, sondern weil er alsbald auch zu Länderspielen mit der Nationalmannschaft reiste.

Ein Löwenspiel ohne ihn? Undenkbar: Ein sinnfreies Hallenturnier in Hamburg? Anwesend aus München waren der Fritz, der Franz und der junge Mann – zusammen mit  dem Verfasser dieser Zeilen. Ein Länderspiel quasi am anderen Ende der Welt? Der junge angehende Allesfahrer und seine beiden Fahnen waren mit dabei – ebenso wie bald auch bei jedem Spiel der Amateure.

Besonders abenteuerlich wurde es dann zur Europameisterschaft 1996 in England: Von der Euro in England mal eben zum UI-Cup-Spiel der Löwen nach Varna und wieder zurück? Diesen Trip hatten tatsächlich mehr Löwenfans gemacht und waren am nächsten Tag schon wieder beim Viertelfinale gegen Kroatien in Manchester.

Der junge Allesfahrer setzte aber dem ganzen noch einmal die Krone auf: An das legendäre Halbfinale gegen England können sich sicherlich noch einige erinnern: Im Wembley-Stadion spielte die Deutsche Nationalmannschaft gegen den Gastgeber England und zog nach dem Sieg im Elfmeterschießen ins Finale ein. Nur unser junger Löwenfan war nicht dabei: Er flog an dem Tag nach München, um dem Freundschaftsspiel der Löwen in Vaterstetten am nächsten Tag beiwohnen zu können um danach wieder zum Finale zu fliegen – Allesfahrer setzen ihre eigenen Prioritäten.

Wer nun meint, dass bei diesem Menschen der TSV 1860 über allem gestanden haben muss, der muss sich leider eines besseren belehren lassen: Der Zivildienst – wie man hört in einer Kombination mit einer Autopanne – verhinderte ein Jahr später seinen Besuch des Europacup-Auftritts der Löwen in Wien. Das war es dann auch mit Spielbesuchen und der Liebe zu den Löwen: Wie eine kurze Google-Recherche ergab lebt er heute noch an der gleichen Adresse wie vor 25 Jahren – nur bei 1860 hat ihn seit dem Spiel in Wien nie wieder jemand gesehen.

Morgen geht es dann wieder mit Löwenfans weiter, die zwar auch mal ein Spiel verpasst haben, aber immer noch zu den Löwen gehen – Allesfahrer TSV 1860 – Teil 5. Wer die ersten drei Teile verpasst hat, kann diese hier nachlesen:

Die Allesfahrer von 1860 (Teil I)

Die Allesfahrer von 1860 (Teil 2)

Die Allesfahrer von 1860 (Teil 3)

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