Das Löwenmagazin und sechzger.de haben gemeinschaftlich insgesamt acht Fragen zum Thema “Umbau Grünwalder Stadion” an Münchens Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl gestellt.
Vor allem eine Antwort wird vielen Fans gefallen – es gibt einen festen Termin für die Beschlussvorlage. Es könnte also endlich etwas vorwärts gehen in Sachen Grünwalder Stadion. Bereits gestern wurde über den fest eingeplanten VIP-Bereich berichtet.
Das Interview mit Verena Dietl zum Grünwalder Stadion
LM / sechzger.de: Der Fußballfan Verena Dietl freut sich auf die Euro 2024. Die Vorbereitungen für die Europameisterschaften sind im vollen Gange. Der Dialog zwischen Sport und Politik sei wichtig, München wolle sich als perfekter Gastgeber präsentieren. Was kostet denn der Stadt diese Gastfreundschaft und was erwartet sich die Stadt München als Gastgeber von dieser EM?
Dietl: Die Kosten für die EM 2024 sind noch nicht detailliert kalkuliert. Was die Stadt aber hier investiert, ist natürlich gut angelegtes Geld, denn: Der Wirtschaftswert für München ist wesentlich höher.
LM / sechzger.de: Du bist Politikerin auf der einen Seite, Fußballfan auf der anderen Seite. Seitens vieler Fußballfans gibt es ja immer wieder auch Kritik an den großen Verbänden. Sei es DFB, UEFA oder auch FIFA. Der Fußball hat sich immens verändert. Und mit Sorge schauen manche in Richtung Katar. Ist es denn wirklich zeitgemäß sich als Stadt München so vehement für derartige internationale Großveranstaltungen stark zu machen?
Dietl: Selbstverständlich verfolge ich aufmerksam die Diskussionen in der Öffentlichkeit. Ich versichere Euch: Wenn wir ein solches Event nach München holen, dann möchte ich unbedingt an die Münchner Tradition einer Sportstadt anknüpfen, zum Beispiel an die Olympischen Spiele von 1972. Dass das funktionieren kann, wollen wir schon diesen Sommer mit den European Championships zeigen. Bei der größten Multisportveranstaltung in München seit 1972 haben wir uns erfolgreich für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung eingesetzt. Großveranstaltungen erhöhen nicht nur die mediale Sichtbarkeit, sondern entfalten auch eine Sogwirkung für unsere Münchner Vereine: mehr Menschen interessieren sich dann für Mitgliedschaften. Der Zusammenhang zwischen Leistungssport und Breitensport ist deutlich erkennbar. Dies gilt umso mehr, wenn die Veranstaltung in der eigenen Stadt stattfindet. Darum sollten wir jede Chance nutzen, Münchens Image als Sportstadt auf nationaler und internationaler Bühne zu unterstreichen.
“Annehmbare Lösung für alle Beteiligten”
LM / sechzger.de: Für die Nachwuchsarbeit im Fußball und auch im Sport im Allgemeinen fehlt es eher weniger an irgendwelchen teuren Meeting Points, sondern eher an der Infrastruktur in den Stadtteilen. Wir planen demnächst auch eine Umfrage unter allen Vereinen in München. Was ist denn der aktuelle Sachstand der Stadt München, ist ausreichend Infrastruktur für umfassende Sportförderung von Kindern und Jugendlichen vorhanden?
Dietl: Selbstverständlich prüft das Sportamt regelmäßig die Bedarfe. Mit der städtischen Sportentwicklungsplanung legen wir fest, wie wir unsere Sport-Infrastruktur gezielt ausbauen. Als Sportbürgermeisterin bin ich stolz darauf, dass wir im Vergleich zum Freistaat Bayern mehr als doppelt so viele Sportfördermittel einsetzen und unsere Sportstätten in Schuss halten, indem wir gut investieren. Hier stecken wir jährlich über 70 Millionen Euro in die Breitensportförderung sowie in die Sportstätten vor Ort. Und dazu kommen dann noch Ausgaben für Großprojekte, wie bspw. die Sanierung des städtischen Stadions an der Grünwalder Straße.
LM / sechzger.de: Wie hoch schätzt die Stadt München den Stellenwert des TSV 1860 München als Vorbild für Kinder und Jugendliche selbst Sport zu betreiben?
Dietl: Der Stellenwert der Löwen ist sehr hoch. Für Kinder sind Vorbilder sehr wichtig, so finden sie Zugang zum Sport. Eine tolle Mannschaft, eine Lieblingsspielerin oder ein Lieblingsspieler oder auch ein charismatischer Trainer können da eine enorme Anziehungskraft haben.
LM / sechzger.de: Baut lieber das Sechzgerstadion aus, schreibt ein Fan auf Facebook. Unsere Bürgermeisterin antwortet, „das tun wir doch sowieso …“ allerdings mit dem Zusatz: „wenn es gewünscht wird.“ Klare Signale der Verantwortlichen gibt es seit Anfang an. Was also ist damit gemeint?
Dietl: Die Landeshauptstadt saniert und ertüchtigt das Stadion und möchte es auch ausbauen. Dazu benötigen wir aber die Zusage der Vereine, dass sie auch nach den Bauarbeiten längerfristig dort spielen werden. Ich habe Verständnis, dass die Vereine das gründlich kalkulieren müssen. Als Stadt sind wir daher mit allen Beteiligten im Kontakt. So habe ich mich beispielsweise vor Kurzem wieder mit dem TSV 1860 ausgetauscht. Ich hoffe, dass wir eine annehmbare Lösung für alle Beteiligten finden und werde mich auch genau dafür einsetzen.
Beschlussvorlage zum Grünwalder Stadion spätestens im April
LM / sechzger.de: Vor allem Rollstuhlfahrer warten seit 2017, dass man etwas für sie tut. Wenn es regnet, werden sie nass. Und die Sicht ist eher bescheiden. Von der Stadt kamen seit 2017 immer nur Lippenbekenntnisse. Ist es nicht gerade für Rollstuhlfahrer wichtig, dass die Stadt nun Nägel mit Köpfen macht und Rollstuhlfahrer nicht im Regen stehen lässt?
Dietl: Das ist mir natürlich ein wichtiges Anliegen; wir haben immer gesagt, eine Dachkonstruktion kommt auf jeden Fall mit der Stadionsanierung. Ich kämpfe schon sehr lange dafür, das Grünwalder Stadion zu ertüchtigen und ligatauglich zu machen, erst als Stadträtin, jetzt als Bürgermeisterin. Ich kann daher die Rahmenbedingungen sehr gut einschätzen: es ist ein großes, komplexes planerisches Großprojekt mit vielen Beteiligten.
LM / sechzger.de: Am 9. Februar und am 9. März besteht für den Sportausschuss im aktuellen Quartal letztmalig die Möglichkeit über eine Beschlussvorlage abzustimmen. Am 23. März ist dann die Vollversammlung. Laut Oberbürgermeister Dieter Reiter müsste dort die Beschlussvorlage auf dem Tisch liegen. Schafft die Stadt es das Versprechen von Reiter umzusetzen?
Dietl: Ich bin zuversichtlich, dass wir den Zeitplan einhalten werden. Seit einigen Monaten finden wöchentliche Besprechungen mit mir als Sportbürgermeisterin statt. Auf meine Anweisung hin soll die Beschlussvorlage im Sportausschuss am 9. März behandelt werden. Wenn es noch mehr Abklärungsbedarf gibt, haben wir auch am 30. März noch einen Sportausschuss.
LM / sechzger.de: Für April / Mai haben Fans gruppenübergreifend geplant eine Demo für das Sechzger-Stadion durchzuführen und zum Rathaus zu marschieren. Sofern bis dahin keine verwertbare Entscheidung getroffen wurde. Auch Stadträte haben bereits zugesagt dann mitzukommen. Wirst du als Sportbürgermeisterin mit vors Rathaus ziehen?
Dietl: Die Vollversammlung des Stadtrats wird vorher eine Entscheidung treffen.
LM / sechzger.de: Das Referat für Bildung und Sport hat uns zu verstehen gegeben, dass der Umbau des Olympiastadions und des Grünwalder Stadions aufeinander abgestimmt werden muss. Welchen zeitlichen Rahmen hat die Stadt für die Sanierung des Olympiastadions und welchen für die Sanierung des Grünwalder Stadions eingeplant?
Dietl: Diese Frage hat die Stadt natürlich im Blick. Die Überlegungen dazu stellen wir mit der geplanten Beschlussvorlage dar.