Nachdem Oliver Mueller im sechzger.de Interview (hier geht’s zu Teil 1) bereits erläutert hatte, wie er zum TSV 1860 kam und dass er sich trotz der bekannten Spannungsfelder bei den Löwen bewusst für ein Engagement an der Grünwalder Straße entschieden hatte, äußert sich der ehemalige kaufmännische Geschäftsführer u.a. zu den Vorwürfen, er habe die Fußballfirma beinahe in die Insolvenz geführt, dem Sportgeschäftsführer Dr. Christian Werner ein falsches Budget genannt und seine Enttäuschung darüber, Münchens große Liebe so schnell wieder verlassen haben zu müssen.
Ex-Geschäftsführer Oliver Mueller im Interview
sechzger.de: Sie sollen ohne die notwendige Zustimmung Ihres Co-Geschäftsführers Verträge abgeschlossen haben, auch sonst soll das Verhältnis – gelinde gesagt – zerrüttet gewesen sein. Werden hier nun im Alltag normale/gängige Abweichungen vom „Dienstweg“ als Verfehlungen angekreidet? Wie stehen Sie zu diesen Anschuldigungen?
Oliver Mueller: Ich habe mich stets geschäftsordnungskonform verhalten. Das Verhältnis zum Geschäftsführer Sport hat sich als zunehmend schwierig gestaltet. Ob das an seiner nach meiner Auffassung fehlenden Erfahrung in wirtschaftlichen und unternehmerischen Angelegenheiten liegt oder andere Hintergründe hat, kann ich nicht beurteilen.
sechzger.de: Das Klima auf der Geschäftsstelle soll sehr schlecht gewesen sein. Langjährige Mitarbeiter sollen gekündigt oder innerlich gekündigt haben. Kamen da Personen mit den notwendigen, aber einschneidenden Umstrukturierungen nicht zurecht oder mit Ihrem Führungsstil? Gab es in diesen zwischenmenschlichen Belangen einige spezielle Begebenheiten, die Sie sich als Auslöser für diese Probleme vorstellen können?
Oliver Mueller: Zur Stärkung und Professionalisierung des finanziell angeschlagenen Vereins habe ich ein Restrukturierungsprogramm entwickelt und gemeinsam mit dem Geschäftsführungskollegen erfolgreich mit der Umsetzung begonnen – das strukturelle Defizit wurde um über 20 Prozent verringert. Die Restrukturierung eines Unternehmens ist nahezu immer mit personellen Maßnahmen verbunden. Dass dabei auch Privilegien einzelner Mitarbeiter hinterfragt werden müssen, liegt in der Natur der Sache. Das Klima auf der Geschäftsstelle habe ich als konstruktiv und positiv empfunden. Auch habe ich von vielen Mitarbeitern positive Rückmeldungen bezüglich des Restrukturierungsprogramms und meines Führungsstils erhalten. Insbesondere die Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern wurde positiv hervorgehoben.
sechzger.de: Um was für Privilegien handelt es sich dabei beispielsweise, damit man sich das mal vorstellen kann? Können Sie das näher ausführen?
Oliver Mueller: Dazu kann ich mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.
Frage nach “Insolvenzsicherheit”
sechzger.de: Besonders schwer wiegen die finanziellen Vorwürfe, Sie hätten die Fußballfirma beinahe in die Insolvenz geführt. Hierbei sollen Sie aus unlauteren Gründen auf einen Überbrückungskredit des Mitgesellschafters zugegriffen haben, weshalb dieser von eben jenem gekündigt wurde. Vor Gericht gab Ihre Seite an, die Modalitäten von einer externen Kanzlei prüfen lassen zu haben. Was hat diese Prüfung ergeben und warum musste sie extern erfolgen?
Oliver Mueller: Ich habe mich stets geschäftsordnungskonform verhalten. Der Vertrag über den Bridge Loan sowie die darin enthaltenen Bedingungen sind lange vor meiner Zeit abgeschlossen worden. Vor Abruf des Bridge Loans wurden die Abruf-Bedingungen intern und extern geprüft und als erfüllt bewertet. Bis zu meinem Ausscheiden war der Bridge Loan Vertrag jedenfalls nicht gekündigt. Zur etwaigen Motivation des Darlehensgebers, den Bridge Loan zu kündigen, kann ich daher nichts sagen. Zudem ist die “Fußballfirma” seit Jahren bilanziell verschuldet, das kann jeder in den Registern nachlesen. Nicht umsonst wurde mir im Rahmen der Gespräche vor meiner Bestellung die Frage gestellt, ob ich “insolvenzsicher” sei.
sechzger.de: Haben Sie dieses Vorhaben alleine durchgeführt ohne jemanden anderen in der Organisation zu konsultieren?
Oliver Mueller: Es erfolgte sowohl die Einbeziehung einer international renommierten Kanzlei, die die Geschäftsführung betreute, als auch eine frühzeitige, transparente und breite Einbeziehung der Beteiligten.“
Versuche, die Geschäftsführung zu schwächen?
sechzger.de: Wie erklären Sie sich, dass nun der Vorwurf besteht, Sie hätten sich mit dem Kredit nicht genügend befasst? War das externe Gutachten falsch? Waren Sie sich im Vorhinein der Tragweite eines möglichen Fehltritts in diesem Belang bewusst?
Oliver Mueller: Seit Beginn meiner Bestellung hatte ich den Eindruck, dass im Hintergrund erfolglos versucht wird, die Geschäftsführung zu schwächen. Dass nicht nur das Bridge Loan Thema ein hochsensibles ist, war mir vollkommen bewusst. Auch und gerade deshalb wurde das Thema von der Geschäftsführung frühzeitig, transparent und breit sowie – natürlich – unter Einbeziehung der insoweit beratenden Kanzlei behandelt.
sechzger.de: Können Sie nähere Angaben darüber machen, wer und wie die Geschäftsführung schwächen wollte?
Oliver Mueller: Nicht zum jetzigen Zeitpunkt.
Budget für “Personalaufwand Spielbetrieb” erhöht
sechzger.de: Der zweite Vorwurf finanzieller Natur ist die bewusste Überschreitung des Budgets während der Planungen. Sie sollen GF-Sport Werner die Zahl von 5,5 Mio. € anstatt der bewilligten 4,5 Mio. € genannt haben. Dadurch kam es angeblich zu Problemen bei Spielerverpflichtungen im Sommertrainingslager. Handelt es sich hier um einen Trick – vor Gericht führten Sie an, dass vor Ende des Geschäftsjahres noch keine Budgetüberschreitung möglich sei -, wurden Fehler in den Berechnungen gemacht oder sind diese Vorwürfe einfach aus der Luft gegriffen?
Oliver Mueller: Etwaige Abweichungen von einzelnen Budgetpositionen erfolgten stets geschäftsordnungskonform und vor allem nicht durch mich alleine. Das Budget wird nicht durch einen einzelnen Geschäftsführer zur Genehmigung in den Aufsichtsrat eingebracht und entschieden, sondern durch die gesamte Geschäftsführung. Die gesamte Geschäftsführung hat einvernehmlich entschieden, im Rahmen des Restrukturierungskonzeptes das Budget für die Position “Personalaufwand Spielbetrieb” geschäftsordnungskonform zu erhöhen. Zur Geschäftsführung gehört selbstverständlich auch der Geschäftsführer Sport. Die angeblichen Probleme bei Spielerverpflichtungen im Sommertrainingslager haben einen anderen Hintergrund.
sechzger.de: Wollen Sie diesen anderen Hintergrund noch weiter ausführen?
Oliver Mueller: Ihre Nachfragen kann ich sehr gut nachvollziehen – und würde sie als Journalist vermutlich ebenso stellen. Aufgrund der Vertraulichkeitsverpflichtung und mit Rücksicht auf 1860 kann ich dazu zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen. Da bitte ich um Verständnis. Es ist durchaus vorstellbar, dass im Rahmen eines Hauptsacheverfahrens diese und weitere Informationen gerichtsöffentlich werden.
“Bin Informationspflichten stets nachgekommen”
sechzger.de: Wie kann es zu solch schweren Irrtümern in der Buchhaltung kommen und wie ist es möglich, dass für lange Zeit niemand etwas wusste bzw. mitbekam? Budgetfragen und Lizensierungsbelange werden gemeinhin im Frühjahr erledigt, die Kündigung erfolgte “erst” im August.
Oliver Mueller: Den Vorwurf schwerer Irrtümer in der Buchhaltung weise ich entschieden zurück. Zudem müsste in einem solchen Fall grundsätzlich eine 14-Tages-Frist zur fristlosen Kündigung eingehalten werden. Die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, in dem der Kündigungsberechtigte von den für die Kündigung maßgebenden Tatsachen Kenntnis erlangt. Budgetfragen und Lizensierungsbelange werden im Frühjahr erledigt, meine Kündigung erfolgte erst im August. Ich habe das Gefühl, dass dieser unzutreffende Vorwurf plötzlich aufs Tapet gebracht wird, um meine Einigungswilligkeit auf einem sehr geringen Niveau zu erreichen. Das finde ich persönlich sehr schade.
sechzger.de: Im Zuge der Budgetfragen sollen Sie auch Informationspflichten gegenüber den Gesellschaftern nicht nachgekommen sein. Haben Sie sich in diesem Punkt etwas vorzuwerfen?
Oliver Mueller: Ich bin meinen Informationspflichten und berechtigten Aufforderungen, Einsicht in Zahlen und Entscheidung zu gewähren, stets nachgekommen.
Nach wie vor große Sympathie für die Löwen
sechzger.de: Was sind Ihre Erwartungen für den weiteren Verlauf dieser Streitsache? Hoffen Sie auf ein außergerichtliches Einlenken der Löwen oder wollen Sie das einmal alles auf den Tisch kommt?
Oliver Mueller: Ich bin nach wie vor zu einer außergerichtlichen Einigung zu fairen Konditionen bereit. Das bisherige Angebot der Gegenseite erfüllt diese Voraussetzungen nicht.
sechzger.de: Sind Sie enttäuscht über das Ende Ihrer kurzen Ära bei 1860 oder ist das einfach Teil des Geschäfts?
Oliver Mueller: Da bin ich zwiespältig. Einerseits ist es natürlich “Teil des Geschäfts” wie Sie es ausdrücken. Andererseits bin ich nach wie vor mit vielen aus dem “Löwenrudel” verbunden. Ich empfinde eine große Sympathie für den Club, seine besonderen und emotionalen Fans und sehe das unglaubliche Potenzial. Ein wenig ernüchtert bin ich von den Ausschöpfungsmöglichkeiten des Potenzials in der aktuellen Konstellation ehrlich gesagt aber schon.
sechzger.de: Vielen Dank für das Interview und dass Sie sich so viel Zeit dafür genommen haben.
Wie reagieren Präsidium, Verwaltungsrat und Geschäftsführung?
Selbstverständlich hatten wir das Präsidium, den Verwaltungsrat und die Geschäftsführung vor Veröffentlichung des Interviews darüber in Kenntnis gesetzt und um etwaige Stellungnahmen gebeten. Während seitens des VR und Dr. Christian Werner keine Rückmeldung erfolgte, verwies das Präsidium auf das laufende Verfahren und wollte sich deswegen nicht äußern.
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, auch für mich war das Auftreten von Mueller häufig grenzwertig.
Was bei der Bewertung von Muellers Abgang nicht unterschlagen werden darf, dass der Rauswurf von Hasan Ismaik gefordert wurde (Aussagen während Arbeitsgerichtsverhandlung). Vor allem der sofortige Rausschmiss ohne Gehaltsfortzahlung entspricht dem Vorgehen von Ismaik, was er bei der nachträglich teuren Freistellung 2016 von Thomas Eichin u.a. ebenfalls praktiziert hatte. Wenn ich mich recht erinnere, hat Ismaik seinerzeit bei einem Fanclub den damaligen Geschäftsführer Markus Rejek vor seinem Rauswurf desavouiert. Als HI Anfang 2023 Gorenzel loswerden wollte, hat er ebenfalls eine fristlose Kündigung eingefordert.
Und bei einigen gegen Mueller gerichtete Vorwürfe muss seine Aufgabenstellung berücksichtigt werden. Er wurde zur Sanierung der KGaA gerufen. Dabei treten nahezu immer Personalquerelen auf, wer will schon gerne seine wie Mueller es nennt Privilegien aufgeben. Aber auch unter Pfeifer soll die Stimmung eher bedrückt gewesen sein.
Was ich als besorgniserregend einstufe ist der Hinweis von Mueller, dass es bei Entscheidungen die Einbeziehung einer international renommierten Kanzlei, die die Geschäftsführung betreute, gegeben hat. Solch eine Absicherung nach wenigen Monaten der Zusammenarbeit ist schon ungewöhnlich. Es dürfte aber auch darin begründet sein, weil Ismaik bei seiner Tingeltour vor der MV den Rauswurf von Mueller thematisierte. Da hatte Mueller schon recht, dass ist unprofessionelles Verhalten (der Clown, der den Palast zum Zirkus macht).
Auch hinter dem Vorwurf, Mueller sei seinen Informationspflichten gegenüber den Gesellschaftern nicht nachgekommen, würde ich ein großes Fragezeichen setzen. Ähnlich argumentierte Ismaik auch gegenüber dem früheren Geschäftsführer Michael Scharold. Es ist eine allseits bekannte Strategie, unliebsame Geschäftsführer oder Manager durch unsinnige Anfragen zu blockieren, umso den Rauswurf vorzubereiten.
Und dass das Verhältnis von Mueller mit Dr. Werner eher kontraproduktiv war, hätte im Vorfeld jeder Wissen können. Wenn zwei so unterschiedliche Typen auf Augenhöhe zusammen arbeiten sollen, dann kann das nicht gutgehen, dann muss eine eindeutige Hierarchie vereinbart sein. Mueller ist ein konfrontativer Zeitgenosse, während Dr. Werner gegenüber Ismaik doch eher keep smiling (Dank an die Familie Ismaik) an den Tag legt.
Zuletzt wurde unterstellt, Mueller habe wie Pfeifer nichts hinsichtlich der Stadionpläne unternommen. Er habe keine Kontakte zur Stadtverwaltung gepflegt. Das wird in einem Merkur-Artikel widerlegt. Architekten Gerhard Günther: „Es ist gut angekommen in den Referaten. Besonders Oliver Mueller (Ex-Geschäftsführer) hat die Sache vorangetrieben.“
Wenn das die ganze Munition ist, welche die Gesellschafter gegenüber Mueller vorzubringen haben, dann würde ich meinen, dass es für die TSV Geschäftsführungs-GmbH teuer werden kann.
Inhaltlich ist nichts aus diesem Interview belastbar. Ich bin kein Jota schlauer als vor diesem Interview.
Insofern würde ich mich auch jeglicher Beurteilung enthalten und keinerlei Mutmaßungen anstellen.
Das Interview ist total sinnlos. Er kann nichts sagen und tut das auch.
Ich finde schon, dass er erstaunlich viel andeutet, z.B. dass es Probleme mit dem GF-Kollegen gab und dass das Budget erhöht wurde. Das wurde ja nie kommuniziert.
Viel heiße Luft im Februar. Vielleicht hilft sie ja Heizkosten zu sparen.
Mensch Mueller, wie gestern schon vermutet, hast du auch bei uns absolut alles richtig gemacht. Lass dich bloß nicht abspeisen und auf einen schlechten Vergleich ein. So wie das bei dir klingt, wird 60 keine Chance vor Gericht haben…
Ach ja, deine Aussage “Auch wir Geschäftsführer leisten einen Beitrag, indem wir auf Boni verzichten”, lassen wir einfach mal unter den Tisch fallen.. Wichtig ist aber natürlich, auch die Boni bei der Verhandlung aufzulisten.. und das, obwohl Du ja noch mit so vielen Leuten und dem Verein so gut bist..
Stark von sechzger.de, aber das Interview während des lfd. Prozesses spricht halt auch Bände..
Richtig viel Sinn macht ein Interview zu diesem Zeitpunkt nicht, da er nachvollziehbar nix sagen kann.
Klugerweise wird auch nach Ende des Prozesses nicht viel sagen, da das Waschen schmutziger Wäsche die zukünftigen Chancen auf dem Arbeitsmarkt schmälert.