Einst stürmte Maurizio Jacobacci zusammen mit Löwen-Legende Andi Löbmann beim FC Wettingen und scheiterte im UEFA-Cup nur knapp an Napoli und Maradona. Nun möchte der gebürtige Berner dem TSV 1860 die Spielfreude zurückbringen und im Idealfall bereits am Samstag gegen Viktoria Köln drei Punkte holen. Was können wir taktisch von den Löwen unter Jacobacci erwarten?

Ballorientiert analysiert Maurizio Jacobacci

Natürlich ist es schwer, die taktische Ausrichtung eines neuen Trainers vorauszusagen. Wie gut kennt er sich in der Liga aus? Wie sehr richtet er sich nach den Stärken und Schwächen des Gegners? Wie gut kennt er den eigenen Kader, um mögliche Systeme umsetzen zu können?

Der Fußballblog Ballorientiert hat sich intensiver mit dem Italiener auseinandergesetzt und analysiert, wie er seine Teams in der Vergangenheit eingestellt hat. Vorab: Die Löwen sind für den 60-Jährigen die neunte Station in den letzten sieben Jahren. Um einen genaueren Überblick bezüglich Taktik und Spielstil Jacobaccis zu erhalten, bezieht sich Ballorientiert auf Jacobaccis Wirken beim FC Lugano, die vermutlich die erfolgreichste seiner Stationen war. In der höchsten Schweizer Spielklasse führte er die Mannschaft als Trainer einmal auf Platz 4 und einmal auf Platz 5, ehe sein Vertrag nicht verlängert wurde.

Trainer steht nicht für Offensivspektakel

Wenn man dem Blog glauben darf, sollte man von den Löwen zukünftig nicht unbedingt ein Offensivspektakel erwarten.

“Mit 40 erzielten Toren stellte sein Team (…) die zweitschwächste Offensive der Liga – betrachtet man die Chancenqualität anhand der Expected Goals-Werte, stellte Lugano sogar das Schlusslicht dar. Eng damit verknüpft ist aber die starke Chancenverwertung, die mit 29% ihresgleichen suchte. Eine Statistik, die der zuletzt glücklosen Münchner Offensive durchaus Mut machen könnte.”

Vermutlich dürfte sich keiner beschweren, wenn der TSV 1860 zukünftig all seine Spiele mit 1:0 gewinnt…

Starke Defensive als Faustpfand

Wie Jacobacci in seiner Antritts-Pressekonferenz bereits betonte, wird er den Fokus zunächst auf die Defensive richten – eine Herangehensweise, mit der er beim FC Lugano sehr gut fuhr.

“Das große Faustpfand der Schweizer war die starke Defensive. Obwohl man 10 Treffer per Elfmeter kassierte (Ligaschnitt unter 6), stellte man am Ende die zweitbeste Abwehr der Liga.”

Mit dem 0:0 beim Halleschen FC haben die Löwen nach zuvor elf Partien, in denen sie immer mindestens einen Gegentreffer kassiert hatten, ja schonmal einen Grundstein gelegt.

Dreier- statt Viererkette bei den Löwen?

Wird Maurizio Jacobacci sein bevorzugtes Spielsystem auch bei den Löwen implementieren? Reicht die Vorbereitungszeit, um während der Saison in der Abwehr von Vierer- auf Dreierkette umzustellen? Ballorientiert spekuliert, dass der Trainer genau das versuchen wird:

“Es ist davon auszugehen, dass Maurizio Jacobacci seine Spielweise auch bei den Münchner Löwen versuchen wird, auf den Rasen zu bringen. Als bevorzugtes System gilt die Dreierkette, am liebsten im 3-1-4-2. Durchaus eine spannende Alternative, zu der der TSV in dieser Saison noch gar nicht griff.(…) Er gilt als Motivator, der schnell Zugriff auf ein Team bekommt. Mit seinem pragmatischen Ansatz könnte er dem Team wieder Stabilität einhauchen.”

Per se klingt das alles recht positiv, oder? Dennoch zeigt sich der Fußballblog skeptisch und resümmiert:

“Eine extreme dauerhafte Weiterentwicklung erscheint ob seiner Vita zumindest fragwürdig. In der aktuellen Lage einen absoluten Neuling im Deutschen Fußball ohne Zeit zum Kennenlernen der Liga einzustellen, stößt zudem nicht überall auf Verständnis.”

Lassen wir uns überraschen. Viel zu verlieren hat Maurizio Jacobacci beim TSV 1860 in der jetzigen Situation ja nicht…

4.4 7 votes
Artikelbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
17 Comments
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Elchiger

Ballorientiert,…..???? Weissbierorientiert

Elchiger

Wer bei sechzig optimistisch denkt, ist sowieso fehl am platz

Kassenwart

Die Trainings heute waren zumindest schon mal alles andere als was wir die letzten Wochen erlebt haben. 2x Training an einem Tag (!) hab ich schon lange nicht mehr erlebt. Und wir werden eine Löwenmannschaft erleben, die ein bisschen anders taktisch agiert (Spielaufbau). Und die Körpersprache ist jetzt auch schon eine andere (es wird sogar wieder gescherzt im Training)

Und Jaco hat sich sehr intensiv eingebracht mit taktischen Eerläuterungen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Kassenwart
Jan Schrader

Das klingt doch schon mal super!

Kassenwart

Es gibt zumindest eine reelle Chance auf eine „Trainereffekt“

Elilfant

Würde mich interessieren, was ihr und besonders Bernd zu dem Ball-orientiert Artikel über Köllner vor ein paar Wochen sagt.

Bernie

Bin gespannt, ob diese Mannschaft defensiv noch zu retten ist. Ich hoffe der neue Trainer schafft dieses Kunststück…

Aymen1860

Eine extreme dauerhafte Weiterentwicklung erscheint ob seiner Vita zumindest fragwürdig.
Egal, die Saison ist ja sowieso in 3 Monaten vorbei. Stabile Defensive finde ich gut. Na dann, auf geht’s!

Joerg

Was willst du auch gross weiterentwickeln bei Vertrag bis 30.06.23, das letzte aus der Mannschaft rauskitzeln und grösstmöglichen Erfolg, da wünsche ich einfach mal Gück ….

Joerg

Was ist Erfolg? Wenn er aufsteigt?

Kraiburger

Jacobacci – Löbmann – Maradona

Diese drei Namen auf einer Ebene zu lesen wirkt irgendwie surreal. Aber trotzdem scheints zu stimmen!

https://www.watson.ch/sport/unvergessen/711572122-unvergessen-napoli-schlaegt-wettingen-dank-witz-penalty-im-uefa-cup

Bruck Löwe

Ob der maltekische Schiri Italienische Vorfahren hatte?

Tommy

Vereinfacht: Catenaccio 😄 bin gespannt, wünsche jedenfalls viel Erfolg.