Kurz vor Weihnachten haben wir noch ein Schmankerl aus der Historie unseres geliebten Vereins für Euch. Unser Leser Michael Stoffl („In 90 Minuten um die Welt“) ließ uns einen überaus interessanten Artikel zu Geschehnissen in den Jahren 1931 und 1933 zukommen, den wir Euch nicht vorenthalten wollen. Viel Spaß beim Lesen!

Gastartikel von Michael Stoffl

Inmitten der Weltwirtschaftskrise erreichte der SV München von 1860 als erste Münchner Mannschaft im Juni 1931 das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Im Müngersdorfer Stadion zu Köln dominierte man vor 50.000 Zuschauern die Partie gegen Hertha BSC und lag verdient 2:1 in Führung. In der Schlussphase erzielte Hertha dann zwei klare Abseitstore, die zwar vom Linienrichter angezeigt wurden, aber den Schiedsrichter nicht davon abhielten, die irregulären Treffer anzuerkennen. Und so wurde es nichts mit unserem ersten Meistertitel.

Zum Vereinsjubiläum von Hertha BSC gab es 2017 im Berliner Ephraim-Palais eine sehenswerte Ausstellung unter dem Titel “125 Jahre Hauptstadtfußball”, wo sogar Bewegtbilder vom damaligen Finale zu sehen waren. Die beiden Fehlentscheidungen wurden dabei freilich nicht thematisiert und gekonnt unter den Teppich gekehrt.

Verlust der Vereinsflagge

Bis zu diesem Punkt dürfte die Geschichte zumindest unter historisch interessierten Löwen bekannt sein. Auf eine spannende Randnotiz stieß ich dann erst dieser Tage. Ein Bekannter war neulich zur Recherche im Historischen Archiv in Köln, und alle, die schon einmal Ähnliches unternommen haben, können bestimmt bestätigen, dass man bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen auch mal auf ganz andere interessante Fundstücke stoßen kann.

So etwa ein Schreiben der Fußballabteilung an einen Herrn Zündorf in Köln, der wohl der richtige Ansprechpartner auf Seiten des Veranstalters gewesen sein dürfte (seine Anschrift war vermutlich nur auf dem nicht mehr existenten Briefkuvert vermerkt). Die Löwen mussten die Heimreise nämlich ohne ihre Vereinsflagge antreten, da diese am Tag nach dem Endspiel noch am Masten hing. Und somit wurde mit höflicher Bitte und sportlicher Hochachtung um die Zusendung dieser gebeten – was dann auch erfolgte.

Verlust Vereinsflagge 1931
Gott sei Dank führte der Verlust der Vereinsflagge nicht zur Auflösung von 1860…

Schwarzmarkthandel im Jahr 1933

Stehplatz-Ticket 1933

Zwei Spielzeiten später traten die Löwen erneut in der Hauptkampfbahn des Kölner Stadions an. Am 7. Mai 1933, also nur wenige Wochen nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, erwartete uns dort im Achtelfinale um die Deutsche Fußballmeisterschaft der VfL Benrath aus Düsseldorf. Das Spiel konnte mit 2:0 gewonnen werden. Auch damals blühte schon der Schwarzmarkthandel mit Eintrittskarten – was ja auch nicht verwunderlich ist, wenn die Löwen zu Gast sind. Dem Auszug aus dem damaligen Polizeibericht zufolge wurde bei den Übeltätern von einer strafrechtlichen Verfolgung abgesehen, allerdings wurden diese vorgeladen: “Den drei Beschuldigten ist das Verwerfliche ihres Tuns mündlich vorgehalten worden.”

Sitzplatz-Ticket 1933

Stehplatzkarten kosteten für dieses Spiel 1,- Reichsmark, Sitzplätze 2,- RM (0,70 bzw. 1,60 RM im Vorverkauf). Wieviel die Schwarzmarkthändler verlangten, ist nicht überliefert.

Die Saison 1932/33 endete für 1860 erst im Halbfinale nach einem 0:4 gegen den FC Schalke 04, der sich dann im Endspiel der Fortuna aus Düsseldorf geschlagen geben musste.

Auch im Jahr 1933 florierte der Schwarzmarkt bereits

Bilder: Historisches Archiv Köln

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andreas de Biasio

sehr interessannt vielen Dank. wenn Du oder Ihr die Chance habt gerne auch viel mehr historisches. das interessiert mich einfach sehr. neben vielem anderen.

Aschlegel

Schöner und interessanter Artikel. Danke fürs Teilen! 👍