Wer beim Heimspiel gegen den FC Ingolstadt eine halbe Stunde vor Spielbeginn schon im Grünwalder Stadion war, dem schallte ein ungewohntes Musikstück entgegen. Ein klassischer Fußballsong ist “Wackelkontakt” vom Oimara sicherlich nicht. Auch der wummernde Bass ist sicherlich nicht für die alte Lautsprecher-Anlage gemacht, aber der Text passt sehr gut auf die Münchner Löwen, die Löwen-Fans und ihre altehrwürdige Spielstätte.
“Wär ich ein Möbelstück, dann wär ich eine Lampe aus den 70ern”
“Wär ich ein Möbelstück, dann wär ich eine Lampe aus den 70ern. I glüh gern vor, i geh gern aus. Mir hauts die Sicherungen naus” singen der Oimara. Wie passend, denn auch im Grünwalder Stadion, der Heimat der Löwen fliegt mal eine Sicherung und die Lautsprecheranlage versagt. Trotzdem lieben die Fans ihre Heimat Mitten in Giesing und auch in Sachen Stimmung war es erstmals seit längerer Zeit wieder der “Hexenkessel”, den Ingolstadts Trainerin Sabrina Wittmann erwartet hatte.
Glöckner: “Das war geil!”
Auch Löwen-Coach Patrick Glöckner war nach dem Spiel von den Socken: “Das war geil! Vor allem nach dem 1:0 war es eine richtig geile Stimmung, als alle aufgestanden sind und die Mannschaft nach vorne gepeitscht haben. Das war mega und ein super Gefühl!”, sagte Glöckner nach dem Spiel auf der Pressekonferenz. Doch woher der Wandel auf den Rängen?
Die Mannschaft liefert – die Fans auch
Ganz einfach: Die Fans sahen eine Löwen-Mannschaft die rackerte, die kämpfte, die biss, die den Favoriten aus Ingolstadt an den Rande einer Niederlage brachte und die auch Fußball spielte. Auch wenn am Ende ein wenig das Glück fehlte, um die drei Punkte einzufahren. Abiama traute sich etwas, erntete immer wieder Szenenapplaus und hat schon nach Spiel eins das Zeug zum Publikumsliebling.
I glüh gern vor i geh gern aus
Die Fans hatten sichtlich ihren Spaß am Spiel und Freude an der Stimmung – egal ob die Fan-Szene in der Kurve oder auch betagtere Zuschauer auf der Haupttribüne. “Brachial” sei die Stimmung im Fernsehen rübergekommen, wurde mir mehrfach berichtet und den gleichen Eindruck hatte ich auch im Stadion, selbst auf der Haupttribüne, von der aus wir Woche für Woche im Ticker versuchen, die Atmosphäre auch in Wort und Bild rüberzubringen.
Die Kurvenanalyse: Note 1 bis 2
Schon in Köln unterstützten die etwa 1.500 Löwen-Fans ihr Team bedingungslos von der ersten Minute an. Wie man in einer Kurven-Analyse eine Schulnote 5 dafür geben kann, bleibt vielen ein Rätsel. Die Gründe können wohl nur mangelnde Kenntnis der Szene oder persönliche Verbitterung sein, aber sei es drum. In Köln wars super und zu Hause gegen Ingolstadt auch! Die Fans standen geschlossen hinter dem Team, peitschten die Mannschaft nach vorne und unterstützten von allen Seiten.
Die Stehhalle erwacht zum Leben
Dass die Westkurve den Ton angibt ist normal, die Unterstützung war ab der ersten Minute da, genau so wie es sein soll. Das Gesanges-Gut war abwechslungsreich, die Lautstärke bemerkenswert und das riss auch den Rest des Stadions mit. “Sechzig, Sechzig” schallte es nach der Pause auf einmal in voller Lautstärke aus der Stehhalle über den Platz. Da schreckte man schon fast von alleine aus den Sitzen hoch… Die Westkurve stimmte sofort ein. “Selbst im normal völlig ruhigen Osten der Stehhalle ging was”, berichteten uns Augenzeugen.
Ein wenig Stimmung auf der Haupttribüne
Auch auf der sonst oft so stummen Haupttribüne, wo normalerweise nicht zu überhören ist, wenn der Ordner Gästefans den Weg aufs Klo erklärt, standen plötzlich kleinere Gruppe auf und feuerten ihr Team an. Das ganze Stadion stand nach der Löwen-Führung, klatschte, schrie, sang und wollte den TSV 1860 zum Sieg peitschen. “Das war das erste Mal gute Stimmung in dieser Saison”, waren sich viele nach dem Spiel einig. Meine persönliche Kurvenanalyse daher: Note 1-2!
Bitte unbedingt weiter so
Ich habe das Gefühl, da wächst etwas! Der neue Coach Patrick Glöckner hat die Löwen zurück in die Spur gebracht, ihnen Leben eingehaucht – auch wenn es am Ende nur zu einem Punkt reichte. Doch das verübelt der Mannschaft niemand – Fehler gehören dazu, Glück und Pech ebenfalls. Wenn das die Sechzger-Fans nicht bestens wissen, wer dann? Die Löwen sind auf jedem Fall (wieder) auf dem richtigen Weg. Die Fans stehen wieder hinter der Mannschaft, sorgen für Stimmung und machen das für uns schönste Stadion der Welt wieder zu dem, was es sein soll: einem Hexenkessel und dem zwölften Mann der Löwen. Wen stört da schon wenn es hin und wieder einen kleinen Wackelkontakt gibt? Bitte unbedingt weiter so!
Ich kann das vom Streaming her bestätigen. Da waren endlich mal wieder vermehrt kraftvolle Anfeuerungen auch aus der Stehhalle zu hören. Erinnerte mich etwas an die Regionalliga-Saison.
Ein einfacher Grund für die Stimmung dürfte der spätere Anpfiff gewesen sein.
Um 16:30 hat der Durchschnittslöwe ganz einfach schon paar Halbe mehr drin als um 14:00, vor allem weil bei dieser Anpfiffzeit sich kaum jemand im Anschluss noch etwas mit der Familie ausmacht. Da sind die schleusen deutlich offener.
Das es was mit dem Auftreten der Mannschaft zu tun hat erschließt du aus?
Ich glaube auf dem Rasen hat sich einiges verändert und das merkt der Treue Fan.
DEM gibt’s eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen. Ich denke wir sind uns einig, und so war die Stimmung ja auch beim Apres Fußball hinterher, endlich mal wieder ein Fußballspiel. Natürlich schade, dass der Vorsprung so schnell wieder hergegeben wurde, aber auch die Reaktion darauf war vollkommen in Ordnung. Für mich war es das beste Heimspiel zusammen mit dem überzeugenden Sieg gegen den Waldhof, in der laufenden Saison. Schauen wir mal wie es weitergeht, aber ich bin was den Klassenerhalt angeht recht optimistisch, auch wenn wir in Dresden verlieren sollten, was ja durchaus im Bereich des Möglichen ist. Der Abiama ist ja ein wenig herausgestochen gestern, aber da wäre ich vorsichtig. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Einen schönen Sonntag noch 🦁
Thomas Spiesl,
dieser famose Beitrag hat die Note 1 bis 2 verdient!