1994 ist jetzt 30 Jahre her. Es war das beste Jahr meines Lebens und die Erinnerung daran ist wegen dem TSV 1860 München und meinem 30-jährigen Abitreffen aktuell sehr präsent.
30-jähriges Abitreffen
Am Ludwigsgymnasium war zu unserer Zeit das Verhältnis zwischen Mädchen und Jungs 2:1. Als aktiver Fußball- und Eishockeyfan war man an dieser – überspitzt formuliert – vornehmlich von Anwaltstöchtern besuchten Schule von vornherein Außenseiter. Wenn man es dann noch mit 1860 hielt, war man prinzipiell ein Alien. Trotzdem stammen einiger meiner intensivsten Freundschaften noch aus meiner Schulzeit und halten bis heute. Am Samstagabend hatte der Abiturjahrgang 1994 des Ludwigsgymnasium sein 30-jähriges Abitreffen. Wir trafen uns in einer dieser Pop-Up Locations in München und verbrachten einen wirklich schönen Abend. Unsere Abitreffen sind immer immer “hemdsärmlig” ohne großes Brimborium. Es war ein wunderschöner Arbeit mit den Mitschülerinnen und Mitschülern von damals. Man trifft sich, trinkt etwas, redet mit diesem und jenem, schwelgt in alten Zeiten und tauscht sich aus, was in den letzten 30 Jahren so alles passiert ist. Das machte meine Erinnerung an das magische Jahr 1994 wieder total lebendig.
Einer von fünf Löwenfans
Es waren die frühen Neunziger-Jahre und der Fußball spielte eine ganz andere Rolle als heute. Die Bayernliga, in der Löwen bis auf zwei Jahre meiner Zeit am Gymnasium komplett spielten, fand medial einfach nicht statt. Und so war Sechzig etwas, das an unserer Schule einfach nicht existierte. Dementsprechend kann ich mich nur an fünf Löwenfans an unserer Schule erinnern. Jörn, Falko, Philipp, Uli (der zwei Klassen über mir war) und ich. Mit Philipp und Uli gehe ich heute noch ins Stadion. Falko verließ die Schule nach der zehnten Klasse, Philipp und Uli nach der elften und Jörn irgendwann während eines Schuljahres. So war ich der einzige Löwenfan des Abiturjahrgangs 1994.
1994 – mein Jahr
Ich denke so gerne an das Jahr 1994 zurück, weil in diesem Jahr Alles – einfach Alles – für mich gelaufen ist. Der von mir frenetisch unterstützte EC Hedos wurde Deutscher Meister. Als erste Mannschaft der Geschichte ohne Niederlage in den Play-Offs. Wie ein Messer durch die warme Butter marschierte Hedos zur Meisterschaft. Ganz so einfach tat ich mir bei den Abiturprüfungen nicht. Aber mir gelang gegen das Abitur ein solider Arbeitssieg, der bei etwas mehr Einsatz durchaus höher hätte ausfallen können. Aber gute Löwen springen immer halt nur so hoch wie es unbedingt sein muss… Noch dazu wurde die Abiturprüfung massiv vom Aufstiegskampf der 2. Bundesliga gestört, der am 11.06.1994 in Meppen erfolgreich zu Ende ging. Als damals 19-jährigem Löwenfan war mir die historische Tragweite dieses Tages nicht mal annähernd bewusst. Danach begann diese traumhafte Saison 1994/95, an der man die ganzen Bundesligastadien mit dem TSV 1860 München besuchen konnte, die man nur aus dem Fernsehen kannte. Ich wurde am Samstag oft gefragt, ob ich denn immer noch ins Stadion gehen würde. Die Antwort kennt Ihr…
Mit Philipp nach Regensburg
Und wie es der Teufel will, waren Philipp und ich gestern gemeinsam nach Regensburg unterwegs. Dabei sprachen wir drüber, dass sich in diesen letzten 30 Jahren eigentlich gar nicht so viel geändert hat. Natürlich ist man jetzt 50 und nicht mehr 20. Aber in den letzten 30 Jahren gab es mit dem TSV 1860 München einfach immer eine Konstante in unserem Leben. Wir haben traumhafte Zeiten wie den Aufstieg 1994, die rauschhafte Saison 94/95, die Champions League-Quali 2000 zusammen erlebt. Weniger gute Zeiten wie die zähen Jahre im Olympiastadion, den Abstieg 2004, das Exil in Fröttmaning und den Doppelabstieg 2017 haben wir ebenso durchgemacht. Aber wir wären nie auf die Idee gekommen, uns von 1860 abzuwenden. So wie gestern gesungen wurde “und ist es mit Dir auch manchmal schwer, wir fahren Dir immer hinterher”. Auch noch die nächsten 30 Jahre! Vielleicht kommt ja irgendwann nochmal so ein geiles Jahr wie 1994, über das ich dann beim Abitreffen 2044 berichten kann.
Zum Thema Olympiastadion.
Ich denke, dass der Blick den man als Löwenfan aufs Oly hat, sehr viel damit zu tun hat wie alt man ist.
Ich habe z.B. einen sehr positiven, fast schon romantischen, Blick aufs Oly.
Das liegt sicher vor allem daran, dass für mich das Oly das “als kleiner Bub an Vaters Hand”-Stadion ist, während das bei den allermeisten anderen hier vermutlich eher aufs GWS zutrifft.
Das Oly ist auch das erste Stadion in dem ich jemals war. Ich habe dort quasi den Fußball kennen- und die Löwen lieben gelernt. Für mich war bis zum Abstieg 03/04 das Sechzger so ne Art Mythos. Ich hab immer wieder davon gehört wie geil das war, die Westkurven-Aufnäher gesehen, Fotos gesehen.. aber ich war nie drin.
Mein erstens Spiel im Sechzger war tatsächlich das 2:2 gegen Haching am 1. Spieltag der ersten Zweitligasaison.
Was noch dazu kommt ist, dass ich damals zu jung war um mich wirklich mit vereinspolitischen Themen zu beschäftigen. Mich hat damals nicht groß interessiert wo wir spielen und warum wir das tun. Ich kannte es nicht anders und als kleiner Bub und angehender Teenie ist man halt auch eher Autogrammjäger und Benny-Lauth-Fanboy als kritischer Fan.
Von daher verbinde ich mit dem Oly eigentlich durchweg schöne Erinnerungen. Wenngleich auch ich selbstverständlich diverse wirklich eklige Spiele mitgemacht habe. Im strömenden Regen als gefühlt einziger auf der Gegengerade und so Zeug, das kenne ich schon auch. Aber das verdränge ich scheinbar ganz gut.
@BluePunisher hat freilich mit seinem berichtigten Einwand zu “zähen Zeiten im Olympiastadion” recht!
Genau so wie Thomas mit seinem Standpunkt, dass “wir” nie auf die Idee gekommen wäre, sich von den Löwen abzuwenden!? Gründe hätte es jedoch in den vergangenen Jahrzehnten einige gegeben, sich Sechzig abzuwenden!
Während 12 tatsächlich “zähen Jahren” in der Allianz Arena sind viele vertraute, von Sechzig besessene Menschen vom Löwenbildschirm verschwunden. Spätestens mit der Versenkung vom eigenen Investor in die Regionalliga Bayern ist dieser ungebändigter Kreis, nicht zählbarer Erzlöwen, jedoch wieder zu ihren Löwen zurückgekehrt und verinnerlicht das “Einmal Löwe, immer wieder Löwe!”
In den ausgewogenen lesenswerten Giesinger Gedanken liest und spürt man so viel Herzblut, das man nicht glauben kann, dass die Leidenschaft der Fans – Thomas steht dabei nur stellvertretend für alle Löwensympathisanten – über mehr als ein halbes Jahrhundert und Pflichtspielen in fünf verschiedenen Ligen und internationalen Wettbewerben unverändert, nibelungentreu und bis in den Tod fortgesetzt wird.
Offensichtlich keine Rolle – und das zeichnet Löwenfans ja mit Nachdruck aus – spielt dabei die Qualität, die die Löwenmannschaft am Rasen “leistet”, da man auf das gestrige Spiel bezogen durchaus noch erwähnen hätte können, dass den Fans im Jahnstadion einmal nicht unansehnliches “Giesinger Ballgeschiebe” geboten wurde.
… “und ist es mit Dir auch manchmal schwer, wir fahren Dir immer hinterher!”
Die zähen Zeiten im Olympiastadion?
Verstehe ich nicht! Die Zeit ist mir in bester Erinnerung. Hier habe ich schönen Fussball mit fantastischen Spielern im Löwentrikot gesehen!
Abedi Pele, Icke Häßler, Nowak, Bodden, Miller, Winkler, Max, und viele mehr!
Ganz besondere Highlights waren die Siege gegen die unliebsamen Nachbarn aus der Seitenstraße!
True🤍💙
Für mich waren die Spielbesuche im Oly meist nur Pflicht, in den seltensten Fällen jedoch Vergnügen. Ich kann die Einschätzung von Thomas also vollkommen nachvollziehen.
Ja, ihr seids halt alle a bissal komisch….
Danke für Deine Einschätzung und vor allem dafür, dass Du sechzger.de als treuer Leser so bravourös unterstützt.
Olympiastadion war ausschließlich Pflicht.
Meistens empfand ich es als trostlos.
Leere Kulissen
Kalt
Nass
Keine Stimmung
Zu weit weg
Der Weg zum Stehplatz war ewig
“Kein Leben” ums Stadion
Weg im Stadion ewig lang (z.B. zum Klo)
Teils, teils. Es gab sicherlich fantastische Spiele, gerade in den Neunzigern mit besagten Spielern, aber ich habe auch noch viele Spiele Ende der 70er- und teilweise Anfang der 80er-Jahre in Erinnerung, wo sich 7-8000 Fans unter der Woche und am Abend einen abfroren. Da hast Du einfach keine Stimmung mehr hinbekommen, das war nur noch trostlos.
Es gab aber auch vollkommen trostlose Nachmittage im Grünwalder Stadion, gerade zu Bayernliga Zeiten. Schlimmer aber als im Oly waren etliche Spiele in Fröttmaning.
Nach Fröttmaning zieht mich auch nichts. Das Oly hab ich in guter Erinnerung. War in einigen Saisons guter Fußball, was da gespielt wurde.
Oh ja, gegen TSV Ampfing und ähnliche Fußballgroßmächte. Die Jahre waren echt eine Herausforderung … 😉
Da gabs schon genug zähe Dinger. So Dienstag Abend Winterspiele vor 17.000 Zuschauern gegen Bremen, zum Beispiel. Vor 18.000 gegen Hannover96 0:1 verlieren. Oder am letzten Spieltag 2:4 zu Hause vom VFL Bochum abgeschossen zu werden. Vor wohlgemerkt 25.000 Zuschauern, und das am letzten Spieltag.
An das schlimmste erinner ich mich noch, weiß aber nicht mehr gegen wen das war. Unter der Woche, bin mir nicht sicher ob Bundesliga oder Pokal, waagerechter kleinflockiger Schnee, und 8.000 Zuschauer.
Und man verdrängt ja gerne Cerny, Borimirov, Wiesinger, Weissenberger, Thorben Hoffmann, Remo Meyer, Vidar Riseth, Martin Stranzl, Uwe Ehlers etc. Also das, was hauptsächlich bei uns im Kader war. Nämlich im Großen und Ganzen solide Bundesligaspieler, die einen aber nicht vom Hocker rissen.
Man neigt ja dazu, die Erinnerungen positiv einzufärben. Da gabs geile Zeiten und Momente, aber auch viiiieeeeel Tristesse. Gerade in den letzten 3 Jahren Bundesliga, als kaum jemand ins Stadion kam, es außer gegen Bayern nie ausverkauft war, und der sportliche Erfolg auch niemanden gelockt hat, da nicht existent.
Dann haben wir neben dem Verein auch die Schule gemeinsam. Ich war allerdings noch etwas früher dort. Vermutlich waren aber noch Schulbänke da, die ich mit den berühmten 4 Zahlen hinterlassen hatte.
In jede Schulbank von der 1. Klasse an, wurde am allerersten Tag 1860 eingeritzt, um für klare Verhältnisse zu sorgen 😅
Ich beneide den diesjährigen Abi-Jahrgang ein wenig, weil sie das wohl geilste Shirt aller Zeiten machen können:
xAbi 2024 – Mehr Punkte als gedacht!
Man kann seine Ansprüche natürlich auch so weit unten ansetzen, bis es nicht mehr schlechter werden kann.