Als Fan des TSV 1860 München hatte man einen nicht ganz leichten Tag zu überstehen gestern. Während der ersten Hälfte machte der Himmel die Schleusen auf und das Publikum in der Westkurve wurde auf die Wasserundurchlässigkeit seiner Oberbekleidung getestet. Meine Jacke verhielt sich da wie Sechzig: sie hielt lange dagegen, war aber am Ende doch machtlos gegen einen überlegenen Gegner.

Münster und der Regen greifen an

Der immer stärker fallende Regen im ersten Durchgang stellte die Wasserdichtigkeit meiner Jacke zunehmend auf die Probe. Genauso wie Münster mit wohlorganisierten Angriffen die Abwehr der Löwen. Die Münsteraner erhöhten den Druck auf das Tor von 1860 zunehmend. Nach zwei Lattentreffern ging Preußen Münster dann unmittelbar vor dem Pausenpfiff mit 1:0 in Führung. Zu diesem Zeitpunkt sickerte auch das erste Wasser durch meine Jacke. Nach der Pause ließ der Regen etwas nach und analog zur weniger eintretenden Feuchtigkeit läutete 1860 die einzige Druckphase des Spiels ein. Diese krönte Joel Zwarts durch einen schönen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1.

Erste verdiente Niederlage unter Giannikis

Als dann der Regen wieder einen Gang hochschaltete, taten es ihm die Preußen auf dem Rasen gleich. Und exakt wie meine Jacke hatte die Defensive von Sechzig dem Gegner nichts mehr entgegen zu setzen. So erzielte Münster in der 69. Minute das 2:1 und genauso wenig wie ich in meiner Jacke eine Chance auf Trocknung hatte, erging es Sechzig auf dem Rasen. Null Chance auf den erneuten Ausgleich. So mussten wir gestern die erste wirklich verdiente Niederlage unter Giannikis mitansehen.

Frieren auf Giesings Straßen

Zum Glück hörte es nach dem Spiel auf zu regnen und wir begaben uns durchnässt zum Grünspitz, um das Gesehene zu diskutieren. Wir waren uns alle einig, dass Sechzig gestern zum ersten Mal unter Giannikis keine Top-Leistung abgerufen hatte und verdient verloren hatte. Leider wehte nach wie vor ein böiger Wind durch Giesing und wir suchten Unterschlupf im Bamboleo, was leider schon geschlossen hatte. Über das Schau ma moi, das natürlich im Innenraum auch zum Bersten gefüllt war, landeten wir schließlich in der hintersten Ecke des Tosto, die uns Wärme, Getränke und einen Snack nach dem Spiel versprach. Mit zunehmender Wärme stieg unsere Laune und wir hatten eine noch eine lustige Runde.

In Freiburg muss jetzt was geholt werden

Etwas ernster wurde es immer, wenn es um die Löwen ging. Nach den acht ungeschlagenen Spielen stehen nun drei Niederlagen am Stück zu Buche. Sechzig hatte sicherlich Pech, dass sie mit Ulm, Dresden und Münster möglicherweise die drei aktuell stärksten Teams der Liga in Folge zum Gegner hatten. Wichtig wird jetzt sein, dass 1860 in Freiburg etwas holt. Auf den ersten Blick sollte das beim Tabellenletzten machbar sein. Aber man darf Freiburg II nicht unterschätzen. Von den letzten fünf Spielen gewann Freiburg II drei, holte ein Unentschieden und verlor nur ein Mal. Damit holten sie in den letzten fünf Spielen 10 ihrer bisher 20 Punkte. Zum Vergleich: Sechzig holte in den letzten 5 Spielen ganze 6 Punkte. Freiburg ist also alles andere als eine “g’mahte Wies’n”. Mit der vierten Niederlage dürfte dann auch spätestens wieder das Rumoren im Blätterwald beginnen und der Vorsprung auf Rang 17 könnte auf vier Punkte schmelzen. Dann wird’s für 1860 so ungemütlich wie mir in meiner durchnässten Jacke. Das sollte unbedingt vermieden werden!

 

 

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Alexander Schlegel

Mich hat die gestrige Partie wieder einmal zum Nachdenken gebracht: Es heißt, wir haben die letzten drei Spiele gegen die Top-Teams der Liga verloren. Das stimmt und bis auf gestern haben wir jedes Mal auf Augenhöhe gespielt. Was mich allerdings nachdenklich macht, dass unter den Top3-Teams wieder einmal 2 Aufsteiger dabei sind. Wie kann das sein?

Dass die mit überdimensionierten Budgets unterwegs sind, habe ich nicht erfahren können. Also, was ist es dann? Es mag abgedroschen klingen, aber bei Ulm und Münster fiel jedes Mal extrem auf, wie blind die sich verstanden haben. Da kannte jeder die Laufwege des anderen. Das waren im Gegensatz zu Dresden, die mit klangvollen Namen spielen, schlichtweg eingespielte Teams, gespickt mit Spielern, die bis auf diese Saison nicht mit sonderlicher Individualität glänzten.

Und genau darin sehe ich auch für uns eine riesige Chance. Bitte schaut, dass die heutige Mannschaft zusammenbleibt. Eventuell gehen Zwei oder Drei, die inzwischen keine großen Perspektiven mehr unter dem neuen Trainer sehen, aber ansonsten sollte man diesen Kader genau so lassen. Einfach mal etwas probieren, womit wir schon immer gewaltige Probleme haben: Kontinuität. Das Beispiel der Aufsteiger der letzten beiden Jahre sollte uns zu denken geben, wenn ich Elversberg auch noch dazu nehme. Im weiteren Blickfeld zähle ich auch noch Unterhaching und Essen dazu, die auch in den letzten beiden Jahren aufgestiegen sind, nahe der Spitzengruppe sind und auch mit dem Etat haushalten müssen. Das sind inzwischen zu viele Beispiele, um noch von einem Zufall zu sprechen.

tomandcherry

Servus Alexander,

hast einen “Daumen hoch” von mir bekommen, denn Dein Kommentar ist zu 1860 % richtig.

Du stellst berechtigterweise die Frage, wieso Mannschaften mit “geringeren Budgets” – beispielsweise Ulm und Münster – sportlich besser dastehen und worin deren Erfolgsformel besteht?

Ich habe freundschaftliche Verbindungen zu einem Preußen Münster-Fan, den ich seit knapp zwanzig Jahren persönlich kenne und mit dem ich mir das Spiel im GWS angeschaut habe.

Preußen war die eindeutig (!) bessere Mannschaft und hat vollkommen verdient die drei Punkte mitgenommen. Wären die beiden Alu-Treffer noch reingegangen, hätte sich das Ergebnis durchaus auf 4:1 hochschrauben können.

Ein Faktor für den sportlichen Aufschwung beim “wahren SCP” dürfte u.a. die Tatsache sein, dass man mit Sascha Hildmann bereits fünf Jahre zusammenarbeitet. Obwohl man mit ihm in die RL West absteigen musste, hat man an ihm festgehalten und eine souveräne RL-Saison mit dem verdienten Meistertitel gekrönt.

In der 3. Liga ist man relativ schnell “angekommen” und das, was Du richtigerweise erkannt hast, Alexander, ist u.a. “das blinde Verständnis” der Spieler, das deren sportlichen Erfolg ermöglicht. Einen Stürmer wie Grodkowski hätten bestimmt auch ein paar Zweitligisten gerne im Kader.

Dazu diese Abgeklärtheit, auch nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich nicht zusammenzufallen, sondern weiter die Offensive zu suchen und den Gegner in seinem Wohnzimmer unter Druck zu setzen.

Ich hatte in den gesamten 90 Minuten nie den Eindruck, dass Preußen bei uns verlieren wird. Auch nicht in den zehn, fünfzehn Minuten nach dem 1:1 durch Zwarts.

Der SCP hat sechs Spiele in Folge gewonnen, dadurch 18 Punkte eingefahren und gehört für mich jetzt zu den absoluten Top-Favoriten für den Direktaufstieg. Sie spielen zuhause noch gegen Dresden und Regensburg, die seit Wochen eine sportliche Durststrecke durchleben und fahren noch nach Ulm. Haben also praktisch alles in der eigenen Hand.

Münster könnte in dieser Saison das nächste Elversberg werden.

Wäre vollkommen verdient und sollte uns als positives Beispiel dienen, wie man es richtig anpackt und mit Geduld und akribischer Arbeit sportlichen Erfolg einfährt.

Bei 60 befürchte ich jedoch zum x-ten mal den gleichen Fehler und das wäre die Entlassung von Giannikis und das Zusammenstopseln eines komplett neuen Kaders, der dann wieder Wochen (oder Monate…) braucht, “bis er sich blind versteht”. Das wird dann nach der Winterpause sein, wenn zehn andere Mannschaften die drei ersten Plätze unter sich ausmachen.

Deshalb gebe ich mich keinen großen Illusionen mehr hin und lege mich fest, dass 60 in ein paar Jahren der “Drittliga-Dino” sein wird.

Alexander Schlegel

Wir haben jetzt einen guten und besonnen Trainer. Ich hoffe inständig, dass Deine Prophezeiung unter der neuen Geschäftsführung nicht mehr wahr sein wird und man ruhig und besonnen die Dinge analysiert.

Und Du hast es ja ganz richtig beobachtet: Diese Mannschaften spielen nach Rückschlägen einfach weiter (was wir unter Giannikis ja teilweise auch hinbekommen), weil sie keinen Druck spüren und keiner großen Erwartung unterliegen. Bei uns dagegen ist Jahr für Jahr dasselbe Phänomen zu beobachten: Nach einer Siegesserie brechen wir regelmäßig ein. Das ist egal unter welchem Trainer, es ist immer dasselbe. Deswegen war ich auch die letzten Wochen nicht sonderlich euphorisch, weil ich wusste, dass das wieder so kommt. Wir haben in diesem Umfeld nur eine Chance mit Kontinuität und einer Geschäftsführung, die den schnell aufkommenden Stürmen und Einmischungen von Herrschaften, die rein gar nichts vom Fußball verstehen, mit Gelassenheit begegnen.

age

Absolut richtig – entscheidend über den sportlichen Erfolg ist definitiv nicht die Höhe des Budgets! Das wird immer leider wieder von div. Medien gefordert.

Hoffentlich verstehen das diesmal die neuen Verantwortlichen.

In das gleiche Horn wie du schreibst, hat gestern Verlaat im BR geblasen.
Ein weiteres Bsp. ist Haching, mit mehr oder weniger Regionalligamannschaft sind sie im oberen Drittel mit dabei!

tomandcherry

Das Budget sagt halt nichts über die Kompetenz der im kaufmännischen und sportlichen Bereich verantwortlich Handelnden aus.

Während bei 60 gefühlt jedes halbe Jahr der Trainer “wegen Erfolglosigkeit” rausfliegt, jede Saison 15 Spieler gehen müssen und 15 neue geholt werden, haben andere Vereine verstanden, dass man eine erfolgreiche Mannschaft entwickeln muss und das halt nicht innerhalb von ein paar Monaten funktionieren kann.

Solche Vereine lassen sich auch durch zwischenzeitliche Rückschläge nicht von ihrem Konzept abbringen, z.B. Abstieg von Preußen mit Trainer Sascha Hildmann in die RL West. Hildmann ist nach wie vor Trainer beim SCP und somit länger bei den Adlerträgern, als die meisten seiner Spieler.

Längerfristige Zusammenarbeit mit einem Chef-Trainer und punktuelle Verbesserungen des 60er-Kaders wären halt mal ein vielversprechender Anfang für sportlichen Aufschwung.

Alexander Schlegel

Man darf ja auch nicht vergessen, wie teuer diese ganzen Entlassungen sind. Denn die Entlassenen haben im Normalfall weiter Vertrag und werden auch weiter bezahlt. Das Geld fehlt dann wieder im Etat.

Alexander Schlegel

Unterhaching ist ein gutes Beispiel. Da habe ich gelesen, dass die mit einem Etat von 2,5 Millionen in die Saison gegangen sind. Das ist die Hälfte von unserem. Die haben zwischendurch auch eine Durststrecke gehabt, aber da dreht keiner durch, wenn es mal ein paar Niederlagen setzt. Das ist normal im Fußball und hat meistens nichts mit dem Trainer zu tun. Bei uns wird mit schöner Regelmäßigkeit immer gleich alles infrage gestellt. Ein groteskes Beispiel war letztens der Interimstrainer Schmöller. Der war nach den ersten beiden Spielen praktisch schon verbrannt. Und er ist bei Weitem nicht die Ausnahme.

Chemieloewe

Völlig richtig, was Du schreibst, finde ich.👍👌👏 Es wird von einigen Leuten – u.a. von Griss+Gefolge – immer nach einem immer größeren Sport-Etat u. vielen Neuzugängen – Stichwort Kaderumbruch – geschrien, um den Aufstieg zu erreichen. Deine Ausführungen mit den Beispielen der Aufsteiger u. Teams mit weniger bis vergleichsweise geringem Sport-Etat im Vergleich zu unserer Ergebnis-Bilanz u. auch die anderer Teams mit höherem Sportetat – Ingolstadt, Bielefeld… – zeigen aber ein genau anderes Bild, dass nicht die sogenannten großen “Heilsbringer-Spieler” u. großen Sport-Etats entscheidend sind, sondern dass viel mehr eine sehr solide, gut durchdachte u. dauerhafte Kontinuität eines Teams mit einem länger zusammenspielenden Stammkader Erfolg bringt, Teams, die immer besser bis “blind” zusammenspielen u. optimal eingespielt sind, eine zusammengeschweißte, eingeschworene, starke u. feste Einheit bilden u. dadurch eine riesige Mannschaftsspielstärke entwickeln können, die dann zu wachsendem Erfolg führen kann – siehe Ulm, Essen, Münster, Unterhaching, ferner Elversberg u. Wiesbaden, wenn es dazu auch mit dem Trainer u. seinem Trainerteam ziemlich gut bis optimal passt u. läuft.

Last edited 1 Monat zuvor by Chemieloewe
Elchiger

Wenn ich das abwhrverhalten beim 2:1 sehe, muss ich den kopf schuetteln , die verteidiger decken die torlinie ,anstatt den torschuetzen,

Chemieloewe

Da muss einfach mehr Disziplin u. Zuordnung in der Abwehr herrschen. Dafür ist erstmal jeder Spieler selbst verantwortlich, aber besonders sind der Kapitän Jesper Verlaat, der Sechser u. der Torhüter Marcus Hiller in der Verantwortung, die Leute zur Ordnung zu rufen/zu ermahnen/anzuweisen/wachzurütteln u. wenn es sein muss, auch mal anzubrüllen, die vogelwild falsch in der Gegend rumstehen o. rumrennen. Da Jesper Verlaat leider nicht spielen konnte, muss halt Rieder u. Steinhart den Part hinten übernehmen, neben Glück u. Kwadwo, die in der Rolle aber vielleicht noch zu unerfahren(Glück?) o. zu ungeübt(Kwadwo?)sind.😉

Last edited 1 Monat zuvor by Chemieloewe
Chemieloewe

Korrektur: natürlich Marco Hiller statt “Marcus”😉

tomandcherry

Das nehme ich gar nicht mal so tragisch, denn Preußen war an diesem Nachmittag die eindeutig bessere Mannschaft und hat absolut verdient gewonnen. Wären die beiden Alu-Treffer reingegangen, hätte es sogar richtig bitter für uns enden können.

Der Sieg gegen uns war der sechste in Serie und damit steht der SCP vollkommen verdient unter den Top 5 der 3. Liga.

Wir sind aktuell gerade mal absolutes Mittelmaß und 11 der bisher 14 (!) Saisonniederlagen wurden unter der Regie dieses schweizerischen Pseudo-Trainers kassiert.

Man muss Giannikis Zeit und Vertrauen zugestehen, aus dem momentanen Kader mit ein paar punktuellen Verstärkungen einen konkurrenzfähigen für die nächste Saison zusammenzustellen.

Leider befürchte ich die Wiederholung bereits x-mal gemachter Fehler, was im Endeffekt zur nächsten Trainerentlassung und dem Austausch eines Großteils des Kaders führen wird…

Joerg

Mmmmmh, ja da hast du wohl und leider recht, gegen die Preußen war es eine verdiente Niederlage…..

Chemieloewe

Sehr gut, authentisch u. trefflich beschrieben, Thomas.👍👌
Vor 2…3…Spieltagen wurde schon wieder zu euphorisch, voreilig u. prophetisch geschrieben, geredet u. gejubelt, ja, geradezu sicher “orakelt”, dass wir nach den guten Ergebnissen unter AG mit dem Abstiegskampf bestimmt nix mehr zu tun bekommen, was ich natürlich wie alle Sechzger auch weiterhin sehr hoffe u. wünsche. Aber soweit ist es noch nicht, wie uns die 3 Niederlagen, die Ergebnisse der Konkurrenz im unteren Tabellendrittel u. die Anzahl von immerhin noch 8 restlichen Saisonspielen deutlich vor Augen führen. Da waren manche Sechzger nach “guter alter 60-Tradition” schon wieder mal etwas voreilig mit dem “sicher” geglaubten Nichtabstieg bzw., dass wir nicht mehr in Abstiegsgefahr geraten werden. Doch Vorsich Löwen u. Ball flachhalten!!! Die Realität hat uns schon zu oft für diese gewisse Art von Arroganz, Selbstüberschätzung u. Überheblichkeit bestraft, uns eines Besseren belehrt u. von Wolke 7 bis tief in den Abgrund stürzen lassen. Deshalb Löwen, “abwarten u. Tee (o. 1…2…Halbe😁🍻) trinken”, bodenständig auf dem Teppich bleiben, von Spiel zu Spiel schauen u. nicht abheben! Abgerechnet wird zum Saisonschluss u. der Abstiegskampf ist für uns erst dann beendet, wenn wir rechnerisch nicht mehr absteigen können – alles Andere sind Luftschlösser, Seifenblasen…u. Schall u. Rauch.

Also, ranklotzen Löwen – kämpfen u. siegen! Sonst hilft Alles nix.
Egal wie, Siege u. Punkte müssen her.
“Schön” spielen ist da nicht entscheidend, sondern effektiv u. erfolgreich spielen ist das Entscheidende. Wenn unser Fußballspiel dann dazu auch noch “schön” ausschaut, ist es umso besser u. schöner.😉

Last edited 1 Monat zuvor by Chemieloewe