Wieder hätte der TSV 1860 München seinen Vorsprung auf beruhigende fünf Punkte vor dem ersten Nicht-Aufstiegsplatz ausbauen können, da die Konkurrenz am Samstag patzte. Wieder nutzte er die Chance nicht und man fragt sich, warum es Sechzig nicht polstern lässt.

Gute erste Halbzeit

Im ersten Durchgang gelang es den Löwen recht gut, Saarbrücken unter Druck zu setzen und das Spiel zu gestalten. Doch für den Aufwand, den 1860 trieb, sprangen einfach zu wenige Großchancen heraus. Ein schlecht platzierter Kopfball von Deichmann (17. Minute), ein auf der Linie entlang trudelnder Ball (34. Minute) und eine tausendprozentige von Rieder, die Batz mit einem fabulösen Reflex vereiteln konnte, waren die einzigen Chancen, die trotz klarer spielerischer Überlegenheit heraussprangen.

Kalte Dusche nach dem Wiederanpfiff

Zwei Minuten nach der Pause waren die Löwen mit den Gedanken noch in der Kabine, als Cuni nach einem Freistoß unbehelligt zum spielentscheidenden Tor einköpfen konnte. Danach bot sich den Löwenfans ein leider sehr gewohntes Bild: Sechzig versuchte, gegen einen tiefstehenden Gegner erfolglos Chancen herauszuarbeiten. Erst in der 84. Minute hatte Lex die erste Ausgleichschance, die Batz wiederum großartig parieren konnte. So geht die Negativ-Serie gegen Saarbrücken weiter. Vielleicht ist das Preis für den Aufstieg 2018…

Wo sind die Ideen im Spielaufbau geblieben?

Leider fragt man sich eigentlich seit diversen Spielen, wo der ideenreiche Spielaufbau der Löwen geblieben ist. War es in der ersten Hälfte beim Stand von 0:0 noch relativ ansehnlich, aber letztendlich vor dem gegnerischen Tor auch schon zu inkonsequent, war im zweiten Durchgang erneut Ratlosigkeit an der Tagesordnung. Mir fehlt einfach ein Konzept, wie dem 1860 den Gegner mal konsequent minutenlang unter Druck setzt. So wie Osnabrück gegen uns gefühlt alle dreißig Sekunden wieder vor dem Strafraum stand. Dazu scheint unser Team aktuell einfach nicht in der Lage zu sein. Gestern nicht gegen Saarbrücken und letzte Woche nicht beim damaligen Tabellenletzten Bayreuth. Irgendwie steht da aktuell eine Summe an hochkarätigen Einzelspielern auf dem Feld – besser geht es kaum in der dritten Liga –  die aber keinen gemeinsamen Plan hat, Chancen herauszuarbeiten und Tore zu schießen.

Blockade, wenn Sechzig es polstern lassen kann

Irgendwie fühle ich mich in gewisser Weise an letzte Saison erinnert. Natürlich standen wir da meistens unter dem Strich und waren Verfolger. Aber immer, wenn man dem hätte nah kommen können, ging den Löwen die Luft aus. Diese Saison erscheint es mir so, als ob den Löwen jedes Mal die Nerven versagen, wenn sie ihren Vorsprung in komfortable Höhen schrauben könnten. Anders kann ich mir die Leistungen und vor Allem die Ideenlosigkeit im Spielaufbau nicht erklären. Hätte man in Bayreuth gewonnen und gestern “nur” unentscheiden gespielt, wäre man… Ach, Ihr könnt alle selber rechnen… Und für einen selbsternannten Aufstiegskandidaten sind vier Punkte aus dem Spiel beim Tabellenletzten und den 5. der Tabelle nicht zu viel verlangt.

Sechzig, lass es polstern!

Es gilt meiner Meinung nach, eine psychische Blockade zu lösen. Sechzig hat Schiss davor, die Big Points zu machen. Genau wie letzte Saison. Daran muss Michael Köllner jetzt genauso dringend arbeiten, wie an einem variantenreicheren Spielaufbau. Ich bin gespannt, was in den beiden noch ausstehenden Spielen noch passiert. Zwischen null und sechs Punkten halte ich Alles für möglich. Hoffentlich, verspielt 1860 nicht den guten ersten Teil der Hinrunde und geht wenigstens mit einem kleinem Vorsprung in die unsäglich lange WM-Pause. Löwen, nehmt Euch ein Beispiel an Toni Polster und lasst es polstern!

 

 

 

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bla1860

Ich muss gerade ein wenig an die Giesinger Gedanken nach dem Spiel in Osnabrück denken. Da wurde von dem “unverdientesten Sieg seit 20 Jahren” geschrieben und unser Spiel als wahnsinnig schlecht dargestellt.
Ich habe damals angemerkt, dass vergleichbare Spiele andersherum eigentlich selten so drastisch dargestellt werden. Jetzt will ich die beiden Spiele nicht 1:1 vergleichen, sehe mich aber schon ein wenig bestätigt.
Ich würde sagen, dass die Chancen von uns gegen Saarbrücken sowohl quantitativ als auch qualitativ sogar nochmal mehr/höher waren als die von Osnabrück gegen uns. Dennoch wurde im Verhältnis das Spiel in Osnabrück deutlich schlechter dargestellt als das jetzige “gut” dargestellt wird.

bla1860

Alles gut!

Das war gar nicht als Kritik oder so gemeint.

Havellöwe

Alleine mit langsam gespielt Bällen in die Mitte funktioniert es nicht. Doppelpässe werden aus Furcht vor Kontern nicht gespielt. Tempodribblings, zweifellos auch riskant, gescheut. Wenn wir mit dieser Taktik wenigstens Unentschieden spielen-ok. Haben wir aber nicht.

Aschlegel

Naja, mit psychologischen Erklärungen wie Blockade oder – etwas deftiger – “Schiss” kommt man meistens um die Ecke, wenn man im Endeffekt ratlos ist. Dabei ist doch das Muster absolut erkennbar, auch ohne Anleihen aus der Küchenpsychologie. Jedes Mal, wenn ein Gegner defensiv steht bzw. sich zurück zieht, sind wir hilflos. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Zeit, wo Köllner hier Trainer ist. Die erste Halbzeit war völlig in Ordnung, Rieder zum Beispiel machte ein richtig gutes Spiel. Dass er kein Spielmacher, sondern ein 6er ist, wusste man schon vor seiner Verpflichtung. Aber das, was er kann, das bekommt man auch von ihm. Und dass man gegen die beste Abwehr der Liga nicht Chancen am Fließband produziert, erscheint mir auch logisch. Das war mit den 3 Hochkarätern schon völlig in Ordnung und einfach Pech, dass wir nicht mit einer Führung in die Pause sind.

Nein, es ist zumindest für mich relativ einfach: Wir haben kein System, das gegen defensive Mannschaften funktioniert. Das sah in Bayreuth schon nicht gut aus und gestern in der 2. Halbzeit ganz ähnlich. Im Grunde ähneln sich diese Spiele wie ein Ei dem anderen. Vielleicht übersehe ich ja was, aber Tatsache ist auf jeden Fall, dass MK und sein Trainerteam einfach keine Lösung für diese Spielsituation finden. Wobei mich das wirklich wundert, dass einem Trainer so etwas nicht auffällt. Spätestens nach dem 2. oder 3. Gurkenspiel gegen Betonmischer würde ich mich doch einfach mal ins stille Kämmerlein zurückziehen und mir was überlegen. Das muss nichts Spektakuläres sein, vielleicht murrt das Publikum sogar im ersten Moment, aber Hauptsache man probiert mal was anderes. Ich bin kein Trainer, ich bin nur Fan und Beobachter. Aber in meinen Augen fehlt da – und das schreibe ich ja inzwischen gebetsmühlenartig fast schon jede Woche – einfach ein Konzept bzw. der berühmte Plan B.

Aschlegel

Hmm, also gestern konnte ich keine Versagensängste erkennen. In der ersten Halbzeit war das doch ein selbstbewusster Auftritt. Gut, nach dem Gegentor kurz nach der Halbzeit könnte man auch von einer Blockade sprechen, das kann schon auch mit eine Rolle gespielt haben. Aber vorrangig war für mich, dass man einfach keine Ruhe in die Aktionen bekam und auch keinen Plan hatte. Man hielt nicht mehr richtig die Positionen, flankte nur mehr aus dem Halbfeld in den Strafraum usw. Und das war gegen Bayreuth auch schon so. Und da ist die Mannschaft eher mit einem Anflug von Arroganz aufgetreten, nach meinem Dafürhalten.

Aber es ist auch gut möglich, dass wir uns auch mit unseren Beobachtungen in der Mitte treffen. Denn wenn die Art zu spielen nicht funktioniert, die Minuten verrinnen und alle nicht so recht wissen, wie sie das Bollwerk denn jetzt bespielen sollen, dann kann das schon zur Panik auf dem Platz führen. Ich verstehe ja sowieso nicht, warum er den Kobylanski nach seiner Einwechslung so weit vor tut. Warum stellt er den nicht mal als 8er auf, der gegebenenfalls auch mal zum 10er wird, aber in der Hauptsache in so einem Spiel die Bälle verteilt. Warum halte ich nicht systematisch die Außen doppelt, versuche von da Druck aufzubauen und von da hinter den Ketten die Bälle nach innen zu bringen? Boyamba versuchte das zwar auf seiner Seite, aber bekam zu wenig Unterstützung. Da funktionieren einfach die Abläufe nicht, man wird hektisch und kopflos. Und irgendwann drischt man die Bälle bloß noch hoch und weit nach vorne.

Aschlegel

Ja, da habe ich mich verschrieben mit Versagensängsten, wobei das kein schlimmer Begriff ist und wohl auf bei dem einen oder anderen hochkommt, wenn der Druck auf dem Spielfeld und im Stadion extrem hoch ist, ich mich die letzten beiden Male festgedribbelt habe und dann wieder den Ball bekomme … 😉 Wäre zumindest menschlich.
Und damit eben keinerlei Ängste aufkommen, muss man für so eine Situation eine klare Strategie haben. Und die haben die Jungs nicht. Und dafür ist der Trainer verantwortlich. Er sagt ja selber immer, dass er den besten Kader hat seit er hier ist. Und mein Verdacht ist einfach: Er wächst einfach nicht mit. Das fehlt das Überraschungsmoment und die klare Zuweisung. Dieser Tage kommt mir leider wieder öfters ein Artikel eines Nürnberger Journalisten in Erinnerung, den dieser für 11 Freunde geschrieben hat. Der war sehr negativ gegenüber Köllners taktischen Fähigkeiten und beschrieb in dem Zusammenhang die Aufstiegsfeier in Nürnberg, wo die Spieler durch die Blume verlauten ließen, sie seien trotz des Trainers aufgestiegen. Da muss man auch nicht mehr viel dazu sagen. Ich bin sehr, sehr skeptisch, ob wir das mit diesem Trainer hinbekommen.

Dennis M.

Das ist auch Trainersache.

Dennis M.

Eben. Und genau das ist dann eben auch Trainersache. Die wichtigen Spiele werden regelmäßig vergeigt.

Michael Schwarz

Kein Impuls, keine Idee von außen, besonders dann nicht, wenn ein Gegner tief steht.
Da findet Köllner kein Mittel.
Immer stur das 4-4-2 (bis auf die letzten 5 Minuten, wo er dann all in geht) mit Langholz vorne rein.
Was trainieren die die ganze Woche?
Abwehr auseinanderziehen, schnell spielen, Bewegung sind eine mögliche Lösung.

Was bringen eigentlich die Eckbälle,wo sie immer zu zweit rumstehen, um den Ball dann doch direkt reinzuhauen?
Der zweite Mann zieht ja noch nicht mal mehr einen Gegner raus.
Dafür fehlt uns einer im Zentrum oder im Rückraum.

Dazu die persönlichen Animositäten: Was hat Lakenmacher gesagt, oder Boyamba oder Lang, damit sie eher links liegen gelassen werden?

Dafür darf Koby rumstehen, solange er möchte, oder Skenderovic sein Regionalliganiveau unter Beweis stellen.

Ich leg mich fest: mit diesem Trainer werden wir trotz der Top-Mannschaft nicht aufsteigen.

So, war vielleicht zu emotional, sorry.
Bin halt sehr betroffen von der Lage.

Chemieloewe

Irgendwie sagt mit mein inneres Gefühl schon lange genau das, was Du u. Andere geschrieben haben, sogar vor der Saison schon, als Köllner&Co großmäulig den Aufstieg ausgerufen haben u. MK den Aufstieg völlig verrückt auch noch versprochen hat. Da habe ich mir gedacht, jetzt ist er völlig verzaubert u. übergeschnappt, das wird sich rächen. Mein rationales Denken lässt mich aber noch hoffen, dass MK es besser kann u. wieder besser macht u. den Aufstieg hinbekommt, da ich an seinen vermeintlich guten Fähigkeiten als Trainer u. an seiner Fähigkeit, richtige u. erfolgreiche Veränderungen zu erreichen, noch nicht komplett zweifeln mag, obwohl diese Hoffnung auch bei mir langsam schwindet. Lange hege ich diese rationale Hoffnung aber nicht mehr, wenn sich das Dilemma u. Drama der letzten Wochen in den nächsten 4…6…8 Spielen größtenteils fortsetzt u. keine wirklich wesentliche Vorwärtsentwicklung u. keine guten Fortschritte zu erkennen sind. Geht es richtig schlecht weiter, muss man sicher schon nach 5 o. 6 Spielen die Reißleine ziehen. Denn dann ist klar, dass grundlegend mit Köllner was schief läuft. Diesmal ist aber keiner wie Mölders dran Schuld, sondern MK höchstselbst.

Last edited 1 Jahr zuvor by Chemieloewe
Dennis M.

So endlich mal jemand der Tacheles redet, statt alles immer schön zu reden. Bei Niki Lang fehlt es am Spielaufbau, sehe ihn aber auch besser als Belkahia ja. Über die AV Positionen kommt mir auch zu wenig, aber das ist nicht mal so das Problem. Das größte Problem ist die spielerische Armut. Ständig langholz nach vorne ohne Plan.. Alles konfus.

Ich hoffe, dass es MK diese Saison jetzt endlich packt, zweifle aber auch dran. Ja, Skenderovic ist n top transfer als 3. Stürmer. Als Backup ist er top, aber nicht als stammspieler für höhere Aufgaben. Das geht schon mal, aber nicht für länger, da braucht man mir nichts erzählen. Kobylanski ist n Rätsel. Weiß nicht, was da los ist.

Ich würde mir Dirk Schuster wünschen. Der ist mit Darmstadt damals von der 3. Liga in die 1. Liga aufgestiegen und hat da dann den Klassenerhalt gepackt. Mit Aue hat er auch ans Tor zur Bundesliga geklopft, wo sie ohne Schuster stehen sieht man jetzt. Und Lautern hat er über die relegation von der 3. Liga die 2. Bundesliga geführt. Die stehen momentan übrigens auch auf Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen. Jens Härtel wäre auch so jemand, dem ich es zutrauen würde.

Ich persönlich mag Michael Köllner, es klappt aber in den entscheidenden Spielen nicht.

Ich lasse mich natürlich aber gerne widerlegen und eines besseren belehren. Abgerechnet wird am Ende.

Klingone

Bin mir nicht mehr so sicher bzgl. deiner Einschätzung der Einzelspieler.
Insbesondere die Zentrale mit Wein, Rieder, Koby, Wöhrl oder wer auch immer sich da versuchen durfte ist nur Mittelmaß und im Sturm fehlt irgendwie ein echter Knipser. Bär wird sicher noch brauchen und 90min Spielzeit und Lakenmacher nur 8min muss man auch nicht verstehen. Irgendwie wirkt MK auch ausgelaugt und trifft seltsame Entscheidungen.
Hoffentlich retten wir uns noch in die Pause und holen noch mind.4 Punkte.

Dennis M.

Sehe ich ähnlich. Haben keinen Spielgestalter und Bär ist noch nicht so weit. Skenderovic und Lakenmacher sind sehr gute Ergänzungsspieler.