Gestern habe ich mein viertes Spiel in Folge im Stadion gesehen und es war das erste, das mir ehrlich gesagt nicht so toll gefallen hat. Das lag zum Einen am Spiel selbst, viel schwerer wog aber die Szenerie rund um das Stadion: Es herrschte gespentische Atmosphäre in und um den Betze.

Findet hier wirklich ein Drittliga-Spiel statt?

Ich kam ca. 12:00h in Kaiserslautern an und parkte auf dem Messeplatz. Ich kann mich an Spiele in Lautern erinnern, wo man bereits auf einem dieser Baumarkt-Parkplätze an der Einfallsstraße rausgewunken wurde und mit einem Shuttlebus zum Betze gefahren wurde. Da war der Messeplatz schon komplett zugeparkt. Gestern war er zur Hälfte durch einen Flohmarkt belegt und es waren so viele Parkplätze frei, dass ich mich kurzzeitig fragte, ob Parken überhaupt noch erlaubt ist.

Auf dem Weg nach oben, war dann wirklich gähnende Leere angesagt. Wo sich sonst tausende Menschen den Berg nach oben bewegten, Bier- und Schalverkäufer am Wegesrand ihre Geschäfte machen, war einfach NIEMAND gestern.

Gespentische Athmosphäre auf dem Weg zum Betzenberg

Gespentische Leere vor dem Gästeblock

Der Platz vor dem Gästeblock, auf dem sonst Löwenfans noch ein Bierchen vor dem Spiel tranken und die mit dem Fahrzeug angereisten auf die Zugfahrer (die aus dem Stadtzentrum einen anderen Weg nach oben nehmen) trafen, war von ein paar Dutzend Löwenfans bevölkert. Ein (!) Fanbus stand vor dem Stadion.

Leere auch auf dem Platz vor dem Gästeblock

Kurzum: gespentische Atmosphäre um den Betzenberg. Ich habe zwar gehört, dass von der Stadt kommend etwas mehr los war, aber natürlich war das schon auf Grund der geringen Zuschauerzahl nicht mit früheren Zeiten zu vergleichen.

Gespentisches auch im Stadion

Zum Einen war das natürlich der komplett leere Stehplatzblock in der Westkurve. Sowas hab ich in fast 40 Jahren Fußball auch noch nicht erlebt. Zum anderen muss man den Aufritt der Löwen gestern auch als ziemlich gespentisch beschreiben.

Das leere Habitat der roten Teufel

Die Stimmung war im Stadion trotz der nur 8.900 anwesenden Zuschauer (20.000 wären erlaubt gewesen) doch überraschend gut. Die Akustik ist in den wenig gefüllten Stadien mit Dach einfach wesentlich besser, so dass sich jeder Gesang sehr laut anhört. Und nach einer kurzen Anlaufphase waren auch die Lauterer trotz der gesperrten Stehplätze gut zu vernehmen.

Der Wurm ist drin beim Löwen

Weniger gut war der Auftritt der Löwen. Konnte man die ersten ca. 20 Minuten noch ausgeglichen gestalten, ging nach der Trinkpause beim TSV 1860 München auf dem Rasen nichts mehr zusammen.

Zwei Gegentore, bei denen die Lauterer eine Kette von Fehlern in der Löwendefensive effektiv ausnutzten, sorgten für einen 2:0-Rückstand zur Pause. Michi Köllner wechselte zwei Mal zur Pause, aber der Effekt verpuffte schnell und man hatte im Stadion nie den Eindruck, dass Sechzig die roten Teufel noch irgendwie in Gefahr bringen könnte. Vielleicht hätte der kluge Lupfer von Marcel Bär in der 72. Minute nochmal eine Wende gebracht. Aber dass der noch Zentimeter vor der Torlinie weggeschlagen werden konnte, passte zu diesem Nachmittag zum Vergessen.

Die Euphorie der letzten Saison ist weg

Ich will jetzt keinen auf Weltuntergang machen und auch nicht darauf rumreiten, dass der FCK gestern vor dem Spiel Tabellenneunzehnter war und bis dato kein Tor geschossen hatte, aber die Löwen müssen langsam mal den Schalter umlegen. Auch wenn man sich vor Augen führt, dass man gegen Türkgücü hätte mit einer Packung vom Platz gehen können (oder müssen) und in Wehen einen glücklichen Punkt geholt hat.

Die Systemumstellung von Michi Köllner (der gestern an der Seitenlinie sehr frustriert wirkte) funktioniert einfach noch nicht reibungslos. Mir fiel wieder auf, dass der “fehlende” Mittelfeldspieler durch die Systemumstellung als Anspielstation schmerzlich vermisst wird. Dadurch gibt es viele Ballverluste im Mittelfeld und die Stürmer hängen ziemlich in der Luft.

Mental muss man auch sagen, dass die letzte (wahnsinnig schöne trotz nicht-erreichter Relegation) Saison spätestens jetzt vorbei ist. Die gute Stimmung und der Spielfluss sind dahin. Diese Saison wird kein Selbstläufer und der Erfolg muss neu erarbeitet werden. Wer dachte, dass es so weiter geht, wie im Frühjahr 2021, war leider zu blauäugig.

“Das schönste am Spiel war, dass man Dich bei mit Leib und Seele im Fernsehen gesehen hat”, schrieb mir ein Freund auf whatsapp nach dem Spiel. Wenn ich schon das Schönste an einem Löwenspiel gewesen bin, muss es ja wirklich gespentisch gewesen sein.

BLAU BLEIBEN! AUF DIE LÖWEN!

 

 

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Reinhard Erler

Hallo Thomas,

das Hannenfass war tatsächlich mal abgebrannt. Das war aber, nachdem die Löwen das erste Spiel nach dem Aufstieg in 3. Liga auf dem Betze absolviert haben (Ende Juli 2018). Die Wiedereröffnung fand bereits irgendwann im Frühjahr 2019 statt.

Du hast natürlich Recht: Es gibt einige Baustellen im Team, welche m. E. auch darauf zurückzuführen sind, dass mehrere Spieler ihrer Form aus der letzten Saison hinterherlaufen. Hoffentlich platzt da bald der Knoten.

Ich vertraue da 100%ig auf das psychologische Geschick von MK, um die betreffenden Spieler wieder in die richtige Spur zu bekommen.

Also dann, bis morgen Abend.

Reinhard

Reinhard Erler

Hallo Thomas,
deinen Eindruck von der gespenstischen Atmosphäre in und um den Betze kann ich nur bestätigen. Das hat dort früher anders ausgesehen, insbesondere, wenn die Löwen gespielt haben. Auch abends beim “Hannenfass” war von ein paar Ausnahmen abgesehen für Lauterer Verhältnisse tote Hose. Man hatte fast den Eindruck, dass die Betzebuben mit uns gelitten haben, so ruhig war es da.
Nun zu deiner Spielanalyse: Dem ersten Halbsatz davon (Weltuntergang) stimme ich voll und ganz zu.
Wie hat es denn in der letzten Saison ausgesehen; ich ziehe mal den 14. Spieltag, Anfang Dez. 2020, heran; Köllner war da bereits auch schon ein Jahr lang Trainer der Löwen: Gewonnen: 5, unentschieden: 5, verloren 4, Platz 11, Rückstand: 5 Punkte auf Platz 3, 7 auf Platz 1.
Momentan: Gewonnen 1, unentschieden 2, verloren 1, Platz 13, Rückstand: 4 Punkte auf Platz 3, 5 auf Platz 1.
Zugegebenermaßen, waren die Erwartungen an das Team in der letzten Saison nicht so hoch geschraubt wie heuer, aber ich kann mich noch gut an die Frust-Pk vom unrasierten Trainer erinnern – von da ab ging es dann kontinuierlich nach oben.
Was ich damit sagen will: Wenn Erwartungen so gewaltig nach oben geschraubt werden (Aufstiegsfavorit), dann schlägt so eine Schlappe unweigerlich aufs Gemüt. Viel besser wäre es, auf dem Boden zu bleiben und kontinuierlich weiter zu arbeiten. Dabei sollte uns Lautern nach der 0:4-Pleite in Berlin gewissermaßen als Vorbild dienen.
Nur so nebenbei: Ich werde Fans, die nach einem Sieg den vermeintlich feststehenden Aufstieg und nach einer Niederlage den unweigerlichen Abstieg vor Augen haben, niemals verstehen.