Wenn wir früher Parties gemacht haben – es ist lange her und manchmal gab es sogar einen Heimsieg des TSV 1860 München zu feiern, noch dazu in der Bundesliga! – blieb ein Großteil der Gäste meist über Nacht. Nach durchfeierter Nacht stand am nächsten Morgen immer das gemeinsame Aufräumen der jeweiligen Lokalität an. Dabei entwickelte sich das Ritual, eine selbstgebrannte CD mit dem Titel “Aufräummusik” anzuhören. Das erste Lied auf dieser CD war “so far away” von den Dire Straits.
In der Tristesse angekommen
Wenn ich mich an bessere Zeiten erinnere, habe ich oft dieses Lied im Ohr. Es erinnert mich an lustige durchzechte Nächte auf wilden Parties mit meinen Freunden. Und den unschönen Moment am nächsten Morgen, wenn die Party vorbei war und die graue Wirklichkeit des Lebens so langsam wieder in den Vordergrund rückte. Und irgendwie habe ich dieses Lied aktuell auch immer wieder im Ohr, wenn ich über den TSV 1860 nachdenke. Im siebten Jahr in der dritten Liga sind wir nun wirklich in der Tristesse angelangt. Obwohl wir einen Kader haben, der nominell meines Erachtens für’s erste Drittel langen sollte, rangieren wir nach der Hinrunde auf Rang 14 der Tabelle. Zu Hause haben wir nach der Hinrunde eine schlicht und einfach indiskutable Ausbeute von zwei Heimsiegen. Immerhin liefert die Mannschaft halbwegs zuverlässig auswärts ab, sonst würde mir wahrscheinlich “I’m going down” von Bruce Springsteen durch den Kopf schallen.
Nirgendwo läuft es bei Sechzig im Moment
Aber nicht nur auf dem Platz gibt 1860 momentan eine mehr als schlechte Figur ab. Nachdem Finanz-GF Mueller Anfang September gefeuert wurde, versprach man uns “zeitnah” einen Nachfolger. Heute ist Weihnachten und wir warten immer noch. Aber wir warten nicht nur, wir mussten auch über Wochen Zeugen eines unwürdigen Schauspiels um den Nachfolger werden. Zum Einen präsentierte man uns Anton Hiltmair, seines Zeichens stolzer Wedler von roten Schals, als Nachfolger. Zum Anderen brach ein Streit auf offener Bühne zwischen dem Verwaltungsrat und dem Präsidium um die Personalie Hiltmair und Zugeständnisse an Hasan Ismaik für weitere Darlehen aus. Warum man das nicht hinter den Kulissen besprechen kann und stattdessen vor der versammelten Öffentlichkeit streiten muss, bis das Blut spritzt, werde ich nie verstehen können. Neu ist auf jeden Fall, dass es Hasan Ismaik gelungen ist, die e.V.-Seite zu spalten.
Die KGaA ein Fass ohne Boden
Im Zuge der neuen Darlehen von Hasan Ismaik kam auch heraus, dass die KGaA trotz Konsolidierungskurs weiterhin ein Draufzahlgeschäft von etwa 2 Mio. Euro pro Saison ist. Wenn es nicht gerade Sondereffekte wie den Verkauf eines Spielers Marke Morgalla gibt. Den gibt es aber leider nicht jedes Jahr. Um aber mehr Morgallas zu “produzieren”, wären Einsätze unserer Eigengewächse bei den Profis wichtig. Nicht nur, um sie ins Schaufenster zu stellen, sondern auch um bares Geld vom DFB-Nachwuchsfördertopf zu kassieren. Aber bis auf Lukas Reich finden kaum junge Spieler aus unserem NLZ einen Platz in der Aufstellung der Profis.
Keine Fortschritte beim Stadion
Auch beim Thema Stadion ist ein weiteres Jahr verstrichen, in dem wieder mal genau nix vorwärts gegangen ist. Zuletzt fühlte sich OB Reiter berufen, 1860 ein Ultimatum bis Ende 2025 für eine Entscheidungsfindung zum Umbau des Sechzgerstadions auszurufen. So wie ich das sehe, wird 1860 weiter mit babylonischer Stimmenvielfalt der Stadt München entgegentreten, so dass wir am Ende wahrscheinlich froh sein können, wenn das Grünwalder Stadion überhaupt auf “gehobenes Amateurniveau” modernisiert wird. Passt immerhin zu den Auftritten der Mannschaft in ebenjenem Stadion.
“So far away” von 1860
Vor diesem Hintergrund muss man sich nicht wundern, dass die Atmosphäre im Sechzgerstadion immer trauriger wird. Wahrscheinlich geht es vielen Löwenfans ähnlich wie mir. Nachlassender Support und unübersehbare Lücken im Stadion sprechen eine eindeutige Sprache. Ich habe freiwillig auf die letzten fünf Spiele der Löwen verzichtet. Das gab es noch nie! Außer es wurde im zugigen Münchner Norden gespielt. Los ging es mit der Reise nach Aachen, die ich wegen einer Gleisbaustelle und absehbaren ellenlangen Verspätungen nicht angetreten habe. Ein absolutes Novum! Nach Völklingen zum Aufstiegsspiel wäre ich zur Not über Vladivostok, Timbuktu oder Kalkutta angereist. Damit war der Präzedenzfall geschaffen und ich konnte mich nicht mehr aufraffen, die folgenden vier Spiele im Stadion zu verfolgen. Aber Trainer Giannikis würde sicher sagen: “Lassen wir die letzten fünf Spiele weg und klammern den Sommerurlaub aus, dann hast Du alle Spiele gesehen.” Alles in allem bin ich soweit entfernt vom TSV 1860 wie seit der Arena-Zeit nicht mehr.
Mein Weihnachtswunsch
Und so driften 1860 und ich immer weiter auseinander. Ein Gefühl, das mir Sorgen macht, aber gegen das ich aktuell machtlos bin. Daher würde ich mir wünschen, dass 1860 irgendetwas macht, dass mich wieder etwas fühlen lässt. Irgendwas… Spielt wieder mit Herz, stoppt die weitere Verschuldung der KGaA, bringt beim Stadion was voran, vertretet den e.V. mit einer Stimme! Einfach irgendwas! Bitte lieber Weihnachtsmann, mache, dass ich 1860 gegenüber wieder etwas empfinden kann und nicht mehr so far away bin!
Ohweh ohje wir armen Löwenfans !?
Aber ist es nicht so, dass WIR eben anders sein wollten und wollen. Keine reinen Erfolgsanhänger ohne Emotionen mit vermeintlichen Vorbildern aus eine ganzen Reihe an Vorbestraften!
Sind WIR nicht weiter stolz auf unsere Helden der 60er , 70er und 90er Jahre und kennen die Mannschaftaufstellungen dieser besseren Löwenzeiten oft sogar auswendig.
Das ewige Auf und Ab unserer geliebten Münchener Löwen in der Tabelle, Liga oder bei den Vereinsvertretern gehört doch eigentlich schon zum Ritual bei 1 8 6 0 . Und WIR lieben doch Rituale , besonders auch an Weihnachten und ebenso beim Stadionbesuch. Dafür sind WIR geboren und gemacht und daher lasst EUCH TREUEN Zurufen:
“Ob Sturm oder Schee, Sechzig München Ole „
2025 wird alles besser und wenn nicht, siehe oben.
27 000+ Mitglieder und weit aus mehr Sechzgerfans aus den Bayerischen Landen werden weiter zu ihrem Verein halten. Unter jedem Trainer und unter den komplizierten Verhältnissen unserer KGaA. Denn Vereinsliebe kennt bekanntlich keine Liga.
Und das kleine Problem mit dem Mitgesellschafter und seinen Statthaltern löst sich eines Tages …. da bleibe ich mir sicher.
Nur voraussichtlich nicht von selbst !
Ich habe feuchte Augen. Du sprichst mir aus der Seele.
Aber das schlimmste ist die Hoffnungslosigkeit, keine Ansätze für Lösungen.
Ein dümpeln im Mittelmaß.
Traurig!
Wobei, so ganz ohne Hoffnung ist der Löwe ja doch nicht.
Der Artikel bringt’s auf den Punkt, leider.
Wenn’s dem Löwen schon bald wurscht ist, wie sie spielen und ob sie verlieren und man gar nimmer grantig ist, weil man’s eh scho geahnt hat, geht’s dahin…
Zur Playlist passen noch, (leicht) angepasst:
“Dead, not alive” (Bon Jovi)
“I can’t get no satisfaction” (Stones)
“Yer so bad” (Tom Petty)
“Not good enough” (Joy Williams)
“Feelin’ bad blues” (Ry Cooder)
“Bad game” (Eminem)
“Hells bells” (AC/DC)
Mir geht es zwar ähnlich, aber trotzdem ist mir nicht wurscht wie sie spielen, gewinnen oder verlieren.
Sechzig ist so eine Art krankes Kind für mich. Die Hoffnung auf Heilung tendiert gegen Null, aber die Liebe und Fürsorge bleiben für immer.
Und vielleicht findet man ja doch noch die richtige Medizin. In all der Asche glüht es noch und das Feuer kann auch wieder entfacht werden.
Das Übel muss halt mal an der Wurzel gepackt werden anstatt nur vereinzelte Symptome zu behandeln.
Ich lieb euch!
Ich lieb Sechzig!
Ich bin in der Bayernliga Löwenfan geworden. Ich bin mit Sechzig hoch bis in die Champions League.
Und wieder zurück.
Mich kann nichts mehr erschüttern.
Es bleibt mein Verein für alle Zeit. Solange es mein Verein bleibt!
Bleibt Standhaft sechzger!
Lieb euch!
Leider volle Zustimmung. Genau meine Empfindungen. Schöne Bescherung 1860. Allen ein frohes Fest. “S’Lem is a Freid”, dad da Didi jetzt song. Recht hod ea.😉🌲🎁🍀💙🥳
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Allen schöne und ruhige Weihnachten.
…meine Playlist nach dem dritten Tor gegen Verl begann mit “I’m going home” von Ten Years After.
Frohes Fest, liebe Löwen 🙂
Obwohl ich nicht immer gleicher Meinung bin was generell hier geschrieben wird kann ich nur sagen sehr sehr gut geschrieben und voll auf den Punkt gebracht. Gefühlt bin ich soweit weg von 60 wie noch nie. Naja lassen wir das für heilig Abend. An alle hier, frohe Weihnachten und schöne Feiertage. Alle gesund bleiben 🙂
Nicht nur du. Kenne auch viele, die so weit weg sind von 60 wie noch nie.
Frohe Weihnachten 🎄
Dennis, ich wünsche auch dir und deiner Familie frohe Weihnachten und alles Gute für das neue Jahr 2025.
ELIL 🌲🦁
Danke!😊
Das wünsche ich dir und deiner Familie auch:)🎄
Thomas, frohe Weihnachten dir und deiner Familie 🎄.
Thomas, du hast es auf den Punkt gebracht!
1860 soll irgendetwas machen. Warum machen nicht die Fans irgendetwas? Vielleicht statt Genöle Aufmunterung verbreiten. Statt vorzeitig das GWS zu verlassen, irgendetwas Positives …
Es hilft doch nicht wirklich, eine Depression herbei zu reden.
Frohe Weihnachten
Da würde mich die komplette Trackliste der CD interessieren 🙂
Frohe Weihnachten!