Am vergangenen Wochenende war sechzger.de nicht nur live bei der Niederlage des TSV 1860 bei Viktoria Köln dabei, sondern stattete parallel auch dem Stadion Birkenwiese einen Besuch ab, wo Gastgeber FC Dornbirn 1913 in der 2. österreichischen Liga die Young Violets Austria Wien empfing und über ein torloses Remis nicht hinauskam. Der eigentliche Grund war jedoch ein Interview mit Ex-Löwe Maurice Mathis, der bereits in jungen Jahren aus seiner Heimat nach Giesing wechselte, in der Jugend und bei den Amateuren (10 Spiele, 1 Tor) kickte und nun zurück im Ländle ist. Nach dem Spiel trafen wir den gebürtigen Hohenemser zum Gespräch.

Lieber 1860 als Hoffenheim

sechzger.de: Servus Maurice und danke, dass Du Dir unmittelbar nach dem Abpfiff Zeit für das Gespräch genommen hast.
Maurice Mathis: Servus, sehr gerne, freut mich.

sechzger.de: Wahrscheinlich hast Du Dich gewundert, warum ein Löwen-Portal jetzt plötzlich ein Interview mit Dir möchte, aber mich würde interessieren, wie es damals im Jahr 2015 zu dem Wechsel zu 1860 kam und was den Ausschlag dazu gab. Du hättest ja sicher auch zu Wacker Innsbruck oder zum SCR Altach oder so wechseln können.
Maurice Mathis: Mir war mit 14 schon klar, dass ich unbedingt ins Ausland will und am liebsten nach Deutschland. Es gab dann schon ein paar Gespräche mit anderen Vereinen, zum Beispiel Hoffenheim mit Ernst Tanner oder auch Fürth, wo ich im Probetraining war, und dann kam 1860 auf mich zu und hat mir ebenfalls ein Probetraining angeboten, was ich aber abgelehnt habe. Dann haben sie mich vier Spiele lang beobachtet und es ging alles recht schnell, weil es bereits in den letzten zwei Wochen des Transferfensters war. Somit bin ich dann also mit 16 ins Internat der Löwen gegangen.

sechzger.de: Hattest Du das damals auf dem Schirm, dass Deine Landsleute Stranzl, Hosiner und Baumgartlinger auch den Weg gegangen waren und dann ja Profi wurden? Waren die sowas wie Vorbilder für Dich?
Maurice Mathis: Bewusst war mir das natürlich schon, aber jetzt nicht wirklich der Auslöser, ausgerechnet zu 1860 zu gehen. Ich hatte mich einfach sehr wohl gefühlt bei den Gesprächen mit den Löwen; das war sehr familiär, was mich – ehrlich gesagt – auch ziemlich gewundert hat im deutschen Fußball, weil ich das bei Hoffenheim anders kennengelernt hatte.

Früher Abschied von den Löwen

sechzger.de: Du bist dann aber ja auch sehr jung schon wieder weg von den Löwen. Woran lag das? Hast Du keine Perspektive nach oben gesehen?
Maurice Mathis: Doch, schon, aber es ist damals einfach alles anders gelaufen, als ich es erwartet hatte. Ich war lange verletzt, hatte einen Leistenbruch, dann gabs ja den Abstieg, die Amateure waren plötzlich in der Bayernliga und die U21 und die U19 wurden zusammengelegt. Und so blöd das jetzt auch klingen mag: Ich musste mit damals ne Wohnung suchen und brauchte einfach ein gewisses Grundeinkommen, um mir die überhaupt leisten zu können – und das ging sich in der 2. Mannschaft leider nicht aus. Ich wäre gerne geblieben, Sechzig wollte eigentlich auch, dass ich bleibe, aber das hat einfach nicht geklappt.

sechzger.de: Du bist dann zum VfV Hildesheim 06 in die Oberliga Niedersachsen gewechselt. Wie kommts denn zu sowas? Die waren auch Fünftligist und noch viel weiter weg von der Heimat.
Maurice Mathis: Das war eine ganz, ganz spontane Entscheidung, nachdem ich bei 1860 zwei Wochen vor Transferschluss erfahren habe, was ich verdienen könnte – und dann musste ich schnell was Neues finden. Dann gabs zwei Optionen: Zurück nach Österreich oder noch ein Versuch in Deutschland. Hildesheim war damals sehr ambitioniert und professionell, wollte unbedingt aufsteigen und dann dachte ich mir, ich probier das mal.

sechzger.de: Der Aufstieg hat dann aber erst im zweiten Jahr geklappt. Da warst Du schon wieder weg…
Maurice Mathis: Stimmt. Ich hätte da auch bleiben können, aber 2. Liga in Österreich ist dann doch eine bessere Plattform als da in der 5. Liga.

Neustart in der Heimat

sechzger.de: Wie kams dann zum Wechsel hier nach Dornbirn? Bist Du da aktiv geworden oder haben die sich bei Dir gemeldet, zumal Du ja hier aus der Region stammst?
Maurice Mathis: Dornbirn hatte im Winter schon angefragt, ob ich wechseln möchte, aber da stand ich ja noch unter Vertrag und hätte Ablöse gekostet. Nach der Saison kams dann zu Gesprächen und dann war auch schnell klar, dass es zurück in die Heimat geht zur Familie.

sechzger.de: Dein jetziger Mannschaftskollege Lucas Bundschuh hat ja einen ähnlichen Weg wie Du eingeschlagen und ist schon sehr früh nach Deutschland zum SC Freiburg gewechselt. Auch bei ihm hats nicht ganz zum Durchbruch gereicht; habt ihr Eure Erfahrungen geredet? Sind da Parallelen erkennbar?
Maurice Mathis: Ja, klar, wir kennen uns ja schon ewig aus der Akademie Vorarlberg und sein Vater ist sogar mein Firmpate. Insofern standen wir da immer im Kontakt und haben uns ausgetauscht.

Gemeinsame Vergangenheit mit Dressel, Greilinger und Kretzschmar

sechzger.de: Nochmal zurück zu 1860: Wie hast Du denn die Zeit und die Ausbildung bei den Löwen empfunden? Hat Dich das sportlich weitergebracht?
Maurice Mathis: Klar, sportlich auf jeden Fall, aber viel mehr wahrscheinlich noch in Sachen Persönlichkeit. Da bin ich schon sehr viel weitergekommen, zumal ich ja auch alleine gewohnt habe. Man muss ja mit 16 auch erstmal alleine klarkommen so ganz ohne Eltern. Und im Training habe ich mich dann auch verbessert, sei es in puncto Schnelligkeit oder körperliche Robustheit. Das ist hier in Vorarlberg im Jugendbereich ein bisschen anders.

sechzger.de: Verfolgst Du die Löwen heute noch?
Maurice Mathis: Logo, ich hab ja auch noch Freunde, die da spielen.

sechzger.de: Mit welchen heutigen Profis hast Du denn damals zusammengespielt?
Maurice Mathis: Vom jetzigen Kader dürften das der Dennis Dressel, der Fabian Greilinger und der Tom Kretzschmar sein. Und der Noel Niemann, aber der ist ja jetzt bei Arminia Bielefeld. Die haben sich alle ganz gut gemacht…

sechzger.de: Besteht da auch noch Kontakt?
Maurice Mathis: Naja, eher so mit denen aus der 2. Mannschaft, die in meinem Alter sind. Da besteht fast jeden Tag Kontakt, z.B. mit Sascha Hingerl, Moritz Heigl und Fabian Rother. Der Sascha ist ja damals mit mir zusammen nach Hildesheim gewechselt, kam dann aber zurück zu 1860.

sechzger.de: Wunderbar, dann bedanke ich mich nochmal fürs Interview und lass Dich mal in die warme Kabine. Alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg für den Rest der Saison.
Maurice Mathis: Sehr gerne und viele Grüße nach München.

Fotos: TSV 1860 München / privat

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