Nach mehreren, bislang nicht bestätigten Insider-Meldungen soll sich Türkgücü München in den vergangenen Tagen ausführlich mit dem Thema “Insolvenz” auseinandergesetzt haben. Auch die tz hatte sich an diesen Spekulationen beteiligt. Nun ist es offiziell: Türkgücü München hat einen Insolvenzantrag gestellt.

Türkgücü München stellt Insolvenzantrag

Die Neuperlacher leiden seit einiger Zeit unter erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Zuletzt konnte nicht einmal mehr das Mannschaftshotel beim Auswärtsspiel beim SC Freiburg II vom Club für alle Spieler bezahlt werden. Präsident und Geldgeber Hasan Kivran weigerte sich zuletzt, Finanzierungslücken in Millionenhöhe zu schließen. Von bis zu zwei Millionen Euro ist die Rede, die fehlen sollen. Geschäftsführer Max Kothny:

“Bis zum Tag der Antragsstellung haben wir alles in unserer Macht Stehende versucht, um diesen Schritt noch abzuwenden. Auch wenn das leider nicht gelungen ist, so gilt es jetzt, die Situation nicht als Ende, sondern als Chance zu sehen. Wir haben nun die Möglichkeit, uns ohne Belastungen aus der Vergangenheit und mithilfe von möglichen neuen, starken Förderern neu auszurichten.”

Mit dem Antrag auf Insolvenz dürfte Kothny den schwersten Gang seiner bisherigen Laufbahn angetreten haben.

Az.: 	1513 IN 198/22
|
In dem Verfahren über den Antrag d.

Türkgücü München Fußball GmbH & Co. KGaA, Heinrich-Wieland-Straße 100, 81735 München, vertreten durch die persönlich haftende Gesellschafterin Türkgücü München Management GmbH, Heinrich-Wieland-Straße 100, 81735 München, diese vertreten durch den Geschäftsführer Kothny Maximilian
Registergericht: Amtsgericht München Register-Nr.: HRB 268374
- Schuldnerin -
auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das eigene Vermögen
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Beschluss:

Zur Sicherung des Schuldnervermögens vor nachteiligen Veränderungen (§ 21 Abs. 1 und 2 InsO)
wird am 31.01.2022 um 11:30 Uhr vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet, § 21 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 InsO.

Screenshot: insolvenzbekanntmachungen.de

Fortführung des Spielbetriebs noch ungewiss

Ob und in welcher Form der Club aus Neuperlach den Spielbetrieb bis Saisonende aufrechterhalten wird, ist noch unbekannt. Sollten die Spiele annuliert werden, spielt das dem TSV 1860 München in die Karten. Während die Löwen ein glückliches 1:1-Unentschieden erzielten, konnten der VfL Osnabrück, Waldhof Mannheim, der 1.FC Saarbrücken, Tabellenführer Magdeburg, Eintracht Braunschweig, der SV Meppen und der 1.FC Kaiserslautern allesamt drei Punkte gegen den Verein aus Neuperlach einfahren. Damit würden die Löwen durch den Insolvenzantrag von Türkgücü zwei Punkte auf die Konkurrenz gut machen. Auch Borussia Dortmund II und der SV Wehen Wiesbaden würden von diesem Umstand profitieren.

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Kassenwart

Der Insolvenzverwalter (keine Insolvenz in Eigentegie wie bei Lautern damals!) muss für die Schuldner das Beste herausholen, nicht für den DFB oder Fairplay.

Da TG sowieso keine Lizenz für die neue Saison in Liga 3 bekommt, müsste er quasi allen Spielern anbieten, sofort zu wechseln und ggfs mit Amateurspielern agieren.

Da TG wenig Zuschauer hat, jedes Spiel aber 25.000 Euro Stadionmiete kostet, macht es wirtschaftlich keinen Sinn für den Insolvenzverwalter die Saison zu Ende zu spielen. Womöglich müsste man sogar Siegprämien zahlen. Einnahmen hat man ja weder vom Hauptsponsor (gibt es nicht) noch von sonstiger dritter Seite signifikant (nur Fernsehgelder). Es ist eine spannende Frage, ob die Fernseheinnahmen den Spielbetrieb mit einer Amateurmannschaft überdecken würden (und damit trotz Stadionkosten und Mannschaft ein Gewinn abwerfen würden).

Nur in dem Fall würde ein weiterer Spielbetrieb Sinn ergeben.

Jetzt wird es spannend zu sehen, wieviele Spieler heute noch wechseln (danach ist es nicht mehr möglich).

Gehen zu wenige, ist der weitere Spielbetrieb zu teuer und damit unwirtschaftlich.

Es bleibt spannend.

Ich tippe auf Einstellung des Spielbetriebs in den nöchsten Tagen.

Last edited 2 Jahre zuvor by Kassenwart
Stefan Kranzberg

Interessanter Aspekt.

Kassenwart

Text in der DFB-Erklärung zum KFC letztes Jahr:

“Ist nun der Uerdinger Spielbetrieb in der 3. Liga für den Rest der Saison gefährdet?
Nach Angaben des Klubs gegenüber dem DFB sei der Spielbetrieb für die laufende Saison gesichert.”

Text der DFB-Erklärung zu TürkGügü heute:

“Ist nun der Spielbetrieb bei Türkgücü München in der 3. Liga für den Rest der Saison gefährdet?
Der Klub steht hierzu mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter und dem DFB in Verbindung. Ziel ist es, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten.

Finde den Unterschied im Text….

FAQ zum Fall Uerdingen: Was bedeutet ein Insolvenzantrag in 3. Liga? :: DFB – Deutscher Fußball-Bund e.V.

Der Fall Türkgücü: Was bedeutet ein Insolvenzantrag in der 3. Liga? :: DFB – Deutscher Fußball-Bund e.V.

Steffen Lobmeier

Geht es jetzt ganz schnell? Wäre natürlich fein, wenn die die Saison nicht zu Ende spielen würden.

Zwei Punkte aus der Vorrunde dazu und einmal Verschnaufpause, weil ein Nachholspiel ausfällt – das wäre ideal.

Aber so wirds wohl nicht kommen…

Stefan Kranzberg

Das wäre natürlich fein. Mal schauen, inwieweit die Argumentation von Kassenwart (siehe oben) zum Tragen kommt.

Thomas Enn

Da heute letzter Tag der Wechselfrist ist, müsste es ja rasend schnell gehen. D.h. Spieler müssten entweder offiziell abgegeben werden (und damit eine Einigung zwischen TG, neuen Verein und Spieler/Berater stattfnden) oder um Vertragsauflösung bitten. Beidem müsste m.E. der Insovenzverwalter zustimmen. Ich habe selbst mal eine Insolvenz mitgemacht und kann mir nicht vorstellen, dass das so schnell geht. Ich glaube daher, dass TG den Zeitpunkt extra so gewählt hat, um es den Spielern möglichst schwer zu machen einen neuen Verein zu finden und so den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten.

Kassenwart

“Ich glaube daher, dass TG den Zeitpunkt extra so gewählt hat, um es den Spielern möglichst schwer zu machen einen neuen Verein zu finden…”

Das ist auch meine Vermutung. Allerdings aus anderem Grund: Hasan Kivran ist in seiner Ehre verletzt. Er hat Millionen investiert und üppige Gehälter gezahlt, die Spieler haben es gerne genommen ohne entsprechende Gegenleistung abzuliefern. Was liegt da also näher als diese jetzt durch Untätigkeit zu bestrafen? Denn Kivran weiß ja, dass die Spieler ab morgen nicht mehr wechseln können. Und ihn selbst kostet es keinen Cent mehr.

Die A-Karte hat der Insolvenzverwalter. Er muss jetzt sehen, die Kosten herunter zu bringen. Und wenn 10 Spieler bei ihm klingeln (und weitere 10 Berater) und alle winseln, der Verwalter muss sich ja erst mal ein Bild machen.

Bereits der sehr späte und nah am Schluss des Transferfensters liegende Termin der Insolvenzmeldung war in meinen Augen ein erster Racheschachzug von Kivran.

Kivran sind die DFB-Regularien ziemlich egal (sieht man ja an Einmischung in die Aufstellungen, an verspäteter Beschäftigung eines lizensierten Trainers,…). Und daher kann ich mir gut vorstellen, dass er das Thema absichtlich mit Einstellung des Spielbetriebs an die Wand fährt. Ist er Ruf erst ruiniert…

Kassenwart

Ach ja: Weil ich es auf der-betze-brennt (aus meinem Verständnis heraus falsch) gelesen habe:

Das Insolvenzgeld = bis zu drei Monatsgehälter – wird für die ausstehenden Gehälter VOR der Insolvenz gezahlt (bei TG Spieler für das ausstehende Januar Gehalt). Die Agentur für Arbeit zahlt für die letzten 3 Monate des Arbeitsverhältnisses vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens Insolvenzgeld, soweit der Arbeitgeber die Vergütung nicht mehr gezahlt hat. Nicht aber AB Insolvenz.

Der Spielbetrieb ist also keineswegs gesichert.

Kassenwart

Schaut man sich die Bilanz von TG an (Zahlen wurden im Zusammenhang mit dem Börsengang veröffentlicht), so gibt es nach offiziellen Unterlagen keine “Masse”, also liquidierbares Vermögen.

In der Bilanz zum Ende letzter Saison gab es 100.000 Euro Spielerwerte (die sind jetzt wertlos), Anzahlungsguthaben von 600.000 Euro (wie werthaltig?) und 1.600.000 Bankguthaben. Diese dürften ja aufgebraucht sein. Wo der vorläufige Insolvenzverwalter also Masse finden will, wird spannend. Negative Fortführungsprognose inklusive.

5 Monate Kaderkosten (bisher 3,7 Mio. pro Jahr, also rund 1.500.000 Mio. für die Restsaison. Selbst wenn durch die bisherigen Abgänge und Gehaltsverzicht das ganze auf die Hälfte gedrückt werden würde, so gäbe es für die 5 ausstehenden Monate nur max. rund 500.000 Euro Fernseherlöse.

Mir fehlt jede Phantasie, wie der Insolvenzverwalter den Spielbetrieb aufrechterhalten will. Die Spieler müssten schon auf 450 Euro Basis spielen wollen (wo man ihnen gerade den Wechsel zu höher datierten Verträgen als 450 Euro verwehrt hat…) Welcher Profi macht das?

Last edited 2 Jahre zuvor by Kassenwart
Jan Schrader

Sind die Spieler vereinslos, sobald der Spielbetrieb eingestellt wird und könnten sich dann einem neuen Verein anschließen?

Stefan Kranzberg

Nein, das ist nach dem Transferfenster um Winter nicht möglich.

daOstl

Richtig, zumindest können sie nicht innerhalb Deutschland und auch nicht in die meisten anderen europäischen Ligen wechseln.
Hat aber z. B. USA oder sonst irgendein Land das Transferfenster z. B. Im März offen, können die Spieler da hin wechseln.

lustiger_hans

Würde das auch zutreffen, wenn der Insolvenzverwalter den Spielbetrieb einstellt und die Verträge auflöst? Wären die Spieler dann nicht vereinslos? Oder gibt es da eine Regel, genau das zu verhindern?

Stefan Kranzberg

Nach dem Wintertransferfenster dürfen auch keine vereinslosen Spieler mehr verpflichtet werden.