Wie erwartet, werden etliche Spieler den TSV 1860 München mit Ablauf der Saison verlassen. Bei den Fans sorgt das natürlich aufgrund der Tatsache, dass es sich zumindest bei zwei davon (Mölders und Berzel), die momentan noch keinen Vertrag unterschrieben haben oder zu den angebotenen Konditionen nicht unterschreiben wollten, für leidenschaftliche Diskussionen in den sozialen Medien, weil es sich um sogenannte Identifikationsfiguren handelt. Fakt ist jedoch, dass man das nicht ausschließlich mit der emotionalen Brille betrachten sollte, sondern hier durchaus finanzielle und spieltaktische Sichtweisen berücksichtigt werden müssen.

Wie schauts also aus in den einzelnen Mannschaftsteilen der Löwen?

In Teil eins der Analyse widmen wir uns der Abwehr, wo augenscheinlich Fanliebling Aaron Berzel kein neues Arbeitspapier erhält und laut transfermarkt.de auch bei Paul, Weber und Lang die Verträge ausgelaufen sind.

In der Verteidigung haben die Löwen – rein von der Anzahl der verbliebenen Spieler – die wenigsten Personalprobleme. Allerdings muss man auch bedenken, dass die Abwehr selten sattelfest war, wenn man sich vor Augen führt, wie oft man einem Rückstand hinterherlief bzw. auch wie oft man nach eigener Führung noch Gegentore kassiert hatte. Was genau ist also der Bedarf von Sechzig?

Auf der linken Abwehrseite ist Sechzig personell eigentlich überbesetzt: Steinhart, Klassen und Gresler sind – zumindest auf dem Papier – samt und sonders Linksverteidiger. Da könnte man also theoretisch sogar noch einen abgeben oder auch in einen anderen Mannschaftsteil versetzen. Stammspieler Steinhart wäre meiner Meinung nach, vor allem wegen seines permanenten Drangs nach vorne, und den oft daraus resultierenden Lücken links hinten, die oft auch seine weiter innen spielenden Mitspieler Erdmann und Berzel alt aussehen ließen, besser im linken Mittelfeld aufgehoben – oder auf der Bank. Folglich herrscht hier also kein unbedingter Handlungsbedarf, was Neuzugänge betrifft.

Mit Belkahia und Erdmann sind hingegen wohl nur noch zwei gelernte Innenverteidiger an Bord; dort muss also definitiv nachgebessert werden. Man braucht wohl, je nachdem wer sich diesen Sommer noch alles von 1860 verabschiedet, mindestens einen weiteren Innenverteidiger. Berzel ist offenbar leider kein Thema mehr an der Grünwalder Straße 114 und wird sich – wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf – dem Lokalrivalen Türkgücü anschließen. Ob Kapitän Felix Weber, dessen Einsatzzeiten unter Michael Köllner sehr überschaubar waren, den Löwen erhalten bleibt, wird momentan nicht einmal spekuliert. Auch über den Verbleib des jungen Niklas Lang, dessen Vertrag laut transfermarkt.de ebenfalls zum 05.07. auslief, weiß man nichts Sicheres. Jedoch wäre es wünschenswert, den beidfüßigen Spieler, der im letzten Jahr aus der U17 zu den Profis hochgezogen wurde und als hochtalentiert gilt, zu halten.

Welcher Spielertyp müsste also noch geholt werden? Ein körperlich präsenter, hochgewachsener, kopfballstarker erfahrener „Turm“, der hinten bei hohen Bällen für Sicherheit sorgt, dessen Fehlpassquote möglichst niedrig ist, und der auch bei Standards im gegnerischen Strafraum Präsenz zeigt, um durch Kopfballstärke und daraus resultierende Torgefahr, Verteidiger von den Stürmern abzuziehen. Belkahia hätte mit seinen 1,92m durchaus die Voraussetzungen dafür, nur bleibt fraglich, ob er mit seinen jungen Jahren und auch aufgrund seiner langen Verletzungspause schon die nötige Erfahrung mitbringt, um diese Rolle auszufüllen.

Welche Spieler auf dieser Position und mit den für obiges Szenario nötigen körperlichen Voraussetzungen sind momentan vertragslos auf dem Markt und auch bezahlbar? Sehr gut passen würde sicher Sebastian Mai (Halle), der jedoch auch mit dem 1. FC Kaiserslautern in Verbindung gebracht wird. Auch Matthias Rahn (Duisburg), Bryan Gaul (Zwickau) und Florian Ballas (Dresden) bringen das gewünschte Gardemaß mit und wären wohl finanziell machbar. In der letzten Saison konnten allerdings nur Mai und Gaul (nach überstandener Innenbandverletzung) als Stützen ihrer Teams glänzen.

Auch ein weiterer Rechtsverteidiger als Backup für Willsch ist vonnöten, sollte Herbert Paul die Löwen tatsächlich verlassen. Da Willsch diese Position wirklich ausgezeichnet ausfüllt, sehe ich hier eher einen aus dem eigenen Nachwuchs, um dem Marius ein bisschen Druck zu machen. Warum nicht einfach mal den beidfüßigen Oliver Stefanovic, bisher Kapitän der U21, ins kalte Wasser werfen und an die 3. Liga heranführen?

Das Fazit zum Abwehrpersonal insbesondere der Personalie Berzel lautet folglich: Alles halb so schlimm! Er ist zwar (zurecht!) Fan-Liebling, aber Geschäft ist Geschäft und welche Vorstellungen der Trainer hat, weiß von uns keiner.

Im zweiten Teil beleuchten wir in den kommenden Tagen das Mittelfeld des TSV 1860.

Verfasser: Bernhard L.

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