Vorneweg die erfreulichen Aspekte vom Samstagnachmittag: Zahlreiche Löwenfans hatten sich auf den Weg ins Allgäu gemacht, um den Tabellenführer der Bayernliga Süd, die zweite Mannschaft des TSV 1860, beim Spitzenspiel gegen den Verfolger FC Memmingen zu unterstützen. Unter den insgesamt 1.008 Zuschauern hatten sich mindestens 200-300 Löwenfans eingefunden. Verdiente Anerkennung für die bisherigen Saisonleistungen des Teams von Felix Hirschnagl, das sich nach dem 0:0 auch fröhlich beim mitgereisten Anhang für den lautstarken Support bedankte. Auch mit den – direkt neben den rund 70 Angehörigen der aktiven Fanszene der Löwen auf der Gegengerade postierten – Fans des FCM gab es keinerlei Probleme. Im Gegenteil: Die wenigen aktiven Anhänger der Gastgeber liehen den 1860-Ultras sogar zwei Trommelsticks, die diese auf einem umgedrehten Mülleimer zur zusätzlichen Unterstützung der Gesänge nutzen konnten.

Erinnerung an den Verhaltenskodex von 2017

Schade, dass hingegen insbesondere bei der An- und Abreise, aber auch beim Einlass in die Memminger Arena einige Fans deutlich über die Stränge schlugen. Das mediale Echo ist seit Samstagabend eindeutig: Von den randalierenden 1860-Chaoten ist da die Rede, die Angst und Schrecken verbreiteten. Als Fanportal stehen wir nicht im Verdacht, die Fanszene für jede kleine Grenzüberschreitung zu kritisieren. Im Gegenteil: Viele Aktivitäten aus der Kurve, die für weniger fan-affine “Normalbürger” schon ein großes Problem darstellen (wie z.B. der kontrollierte Einsatz von Pyrotechnik) begrüßen wir ausdrücklich, als Teil eines leidenschaftlichen und intensiven Stadionerlebnisses. Was da allerdings am Samstag rund um die Bayernligapartie in Memmingen passiert ist, lässt auch uns ein wenig ratlos zurück. Und wir stellen uns die Frage, was eigentlich aus dem Kodex von 2017 (den wir unten zitieren) geworden ist, sich rund um die Auswärtsspiele in der bayerischen Provinz vernünftig zu betragen. Damals, vor der – zum Glück – einzigen Spielzeit in der Regionalliga Bayern hatten die Münchner Löwen diese Parole ausgegeben, die im Laufe der Saison auch weitgehend eingehalten und beachtet wurde. Die Löwenfans hinterließen in Schalding-Haining, Garching oder Seligenporten den Eindruck lautstarker, aber friedlicher Fußballanhänger.

… Waren wir letzte Saison noch in Städten wie Stuttgart, Hannover, Dresden und Hamburg zu Gast, heißt es dieses Jahr die Löwen auswärts in unserem Königreich zu begleiten. Genauso anständig wir wir uns in unserer Stadt München verhalten, werden wir dies auch in unserem ‘Vorgarten’ beherzigen. An jedem Spielort gibt s Löwenfans, die dort in den gastgebenden Vereinen, Institutionen und Fanclubs aktiv sind. Wir als Löwenfamilie müssen dementsprechend respektvoll auftreten. Sinnlose Pöbeleien, aggressives Auftreten sowie rauschbedingte AusFÄLLE sind rund um die Spiele der Löwen nicht angebracht. Dies gilt sowohl für unser Auftreten vor Ort, im Stadion und auch auf der Anreise (…). Es liegt an uns die Wahrnehmung der Löwenfans positiv zu gestalten, denn wir sind die einzige Konstante in der Außendarstellung unseres TSV München von 1860. …

 

Kritische Fragen zum Samstag in Memmingen

Wir stimmen an dieser Stelle nicht ein in den aufgeregten Chor jener Journalisten, die die Vorfälle vom Samstag in die Nähe der Kriegsberichterstattung rücken und alle Vorfälle detailgetreu beschreiben – oder es zumindest versuchen. Aber wir werfen schon ein paar kritische Fragen auf: Macht es wirklich Sinn, die Inneneinrichtung von Zügen in der derzeit regelmäßig praktizierten Form mit Aufklebern und mit Edding angebrachten Tags zu übersähen? In der Regel werden die Waggons umgehend aus dem Verkehr gezogen und einer Reinigung zugeführt. Die Hinterlassenschaften in weiß und blau bekommen also nicht mal eine besonders große Aufmerksamkeit.
Und ist es nötig, einem Verein aus dem ambitionierten Amateurlager wie dem FC Memmingen das Entrichten des Eintrittsgeldes zu verweigern? Wir reden hier nicht vom großen bösen kommerziellen Fußball, sondern von einem kleinen Club, der gewiss nicht auf Rosen gebettet ist und sich über jeden Euro, den so ein Spitzenspiel in die Vereinskasse spült, freut.

Das eigene Auftreten überdenken

Wir sind von der Unterstützung der Löwenfans – vor allem bei den Auswärtsspielen in der 3. Liga – begeistert. Für das Auftreten zahlreicher Anhänger beim Spiel der Amas am Samstag in Memmingen haben wir allerdings kein Verständnis. Hier sollte innerhalb der organisierten Fanszene ein interner Prozess angestoßen werden, das eigene Verhalten einmal zu überdenken und den Gegebenheiten anzupassen.

 

5 3 votes
Artikelbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
23 Comments
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Kraiburger

War das Auswärtsspiel bei Haching II schon immer auf einen Donnerstag um 15 Uhr (!!!) gelegt, oder ist das nun das Resultat von diesem Unfug?

BruckLoewe

Jetz haben die Beteiligten den FC Memmingen 1000€ gezahlt als Entschädigung und Entschuldigung für das entgangene Eintrittsgeld und gür die Schadensbegleichung.
Immerhin etwas.

Ich vermute mal,es waren nur durch das Sonntagspiel der Profis so verhältnismäßig viele nach Memmingen unterwegs.Hätte aber natürlich alles nicht sein müssen.

Ich stell mir grad vor,wären die zum Spiel der Dritten bei Alte Heide gefahren.
Das wäre keine spaßige Ubahnfahrt zum Nordfriedhof geworden

Stefan Kranzberg

Jetz haben die Beteiligten den FC Memmingen 1000€ gezahlt als Entschädigung und Entschuldigung für das entgangene Eintrittsgeld und gür die Schadensbegleichung.

Artikel ist schon in Vorbereitung.

Last edited 14 Tage zuvor by Stefan Kranzberg
Kraiburger

Die zweite Mannschaft verfolge ich auch seit Mitte der 90er intensiv, wenngleich das Interesse nach dem Umzug nach Gilching deutlich nachgelassen hat. Dass sich eine neue Amateureszene gegründet hätte, habe ich nicht mitbekommen. Bei den paar Spielen, die ich mir so zuletzt angeschaut habe, war die Zuschauerzahl immer ordentlich überschaubar.

Woher jetzt plötzlich dieser Mob auftaucht, kann ich mir eigentlich nicht erklären. Da wird viel Langeweile im Spiel gewesen sein?

Aufgrund der aktuell fehlenden Strukturen, sowohl bei den Ultras als auch innerhalb der Amateureszene, ist jetzt offensichtlich eine Auswärtsfahrt ordentlich aus dem Ruder gelaufen.

Wenn ich da an früher denke, als die Amateureszene noch groß aufgestellt war, dann muss ich leider festhalten: ja, auch früher ist gelegentlich mal was aus dem Ruder gelaufen. Auswärtsspiele in Hof, Bayreuth oder das Hallenturnier in Deggendorf (2006?) waren sicher kein Ruhmesblatt. Auch Spiele wie die in Alzenau oder Pfullendorf hätten schief gehen können, wenn die Szene nicht zu der Zeit in sich gewachsen und sehr gut organisiert gewesen wäre. Da haben halt ein paar Leute die Sachen zum richtigen Zeitpunkt gerade gerückt.

Ich weiß nicht, ob es diese smarten Leute derzeit bei der zweiten Mannschaft gibt, kann es mir aber nicht vorstellen.

Ich hoffe, dass so ein Ausrutscher ein Einzelfall bleibt, der auf Langeweile beruht hat.

Vorstopper

Mei es muss auch Deppen geben. Ich würde das jetzt nicht unbedingt thematisieren. Dafür gibt’s doch angebliche Journalisten. Ansonsten volle Zustimmung, das sollen die mal untereinander klären.

Posicelli

Ich lese immer “Fans”, das sind keine Fans, das sind Idioten. Kriminelle Idioten um genau zu sein. Die zerstören den Ruf unseres Vereins und das bei einem sympathischen Amateur Verein.
Da muss man sich schämen ein Löwe zu sein.

Stefan Kranzberg

Ich lese immer “Fans”, das sind keine Fans, das sind Idioten.

Das eine schließt das andere ja nicht aus.

Posicelli

Für mich nicht!
Wer den Verein schädigt ist kein Fan.

Loewenpranke

Wer kennt das nicht?
Man war selber früher auch -insbesondere bei Auswärtsfahrten hin und wieder etwas „ausgelassener“ und tat schon mal Dinge, die man heute so garantiert nicht mehr machen würde.

Aber so was geht gar nicht und auf derartige Schlagzeilen kann man echt getrost verzichten.
Leute, reißt euch zusammen und verwendet eure „Energien“ rund um den Fußball wirklich sinnvoller. (Lautstarke Unterstützung der Mannschaften, kreative Choreos anstatt sinnlose Schmierereien/Klebereien etc.)
Angst und Schrecken bei einem „kleinen“ Verein oder gänzlich Unbeteiligten zu verbreiten gehen gar nicht, zeigt eine äußerst hässliche Fratze und sind eines Löwen absolut unwürdig.
Vor allem, weil es nur ein kleiner Teil ist, aber irgendwie alle Sechzger diskreditiert.

Die Fanszene scheint in sich ebenfalls gespalten, zersplittert und uneins zu sein und/oder man langweilt sich mittlerweile nach all den Jahren in der 3.Liga und sucht unbedingt neue Mittel, um Schlagzeilen zu generieren und Befriedigung/Adrenalin zu suchen.
Es wäre schön, wenn man diejenigen, die völlig „außer Rand und Band“ und nur auf Randale, Sachbeschädigungen aus sind, wieder einfangen und gemeinsam gewisse Kodexe einhalten könnte.
Und immer daran denken.
Man kann auch erwischt, entsprechend belangt und mit Verboten/Strafen belegt werden, was sich in der eigenen Vita nicht so dolle macht.
Hirn einschalten wäre also durchaus mal angesagt.

Last edited 17 Tage zuvor by Loewenpranke
Posicelli

Glückwunsch, schön verharmlost von dir.
Du tust so als ob wir hier über Lausbuben Streiche reden.

bla1860

Das habe ich beim Lesen seines Beitrages tatsächlich überhaupt nicht so empfunden. Finde ich eine ein wenig kuriose Interpretation.

Posicelli

??? Wer kennt das nicht?
??? Man war etwa ausgelassener!
??? Man kann auch erwischt werden!

Von was sprechen wir hier eigentlich?
Da geht es nicht um falsch Parken, da geht es um Gewaltandandrohung und Sachbeschädigung. Ich glaube deine Empfindung ist ein wenig kurios.

bla1860

“Aber so was geht gar nicht”

“Leute, reißt euch zusammen und verwendet eure „Energien“ rund um den Fußball wirklich sinnvoller.”

“Angst und Schrecken bei einem „kleinen“ Verein oder gänzlich Unbeteiligten zu verbreiten gehen gar nicht, zeigt eine äußerst hässliche Fratze und sind eines Löwen absolut unwürdig.”

“Vor allem, weil es nur ein kleiner Teil ist, aber irgendwie alle Sechzger diskreditiert.”

“Es wäre schön, wenn man diejenigen, die völlig „außer Rand und Band“ und nur auf Randale, Sachbeschädigungen aus sind, wieder einfangen und gemeinsam gewisse Kodexe einhalten könnte.”

etc.

Die Teile seines Beitrags in denen er sehr klar und mit drastischen Worten Stellung gegen das was passiert ist bezieht, sind klar in der Überzahl und sehr viel deutlicher und direkter geschrieben.

Posicelli

Sehe ich anders, Sorry.

1860ZELL

Es war ein unsägliches Verhalten der “Fans”. Da sollte es keine zwei Meinungen geben. Das darf in keiner Weise verharmlost werden.

Verharmlosung ist zweifelsfrei, wenn Posicelli Falschparken kurioser Weise als Kavaliersdelikt einstuft, obwohl damit Menschen gefährdet werden können (z. B. wenn Feuerwehrzufahrten blockiert werden).

Posicelli

Du bist auch so eine kuriose Figur.

Kraiburger

Sinnlos. Einfach sinnlos!

Joerg

Bis auf die Ausrüstung erinnert mich das an Bayernligazeiten, obwohl ich das jetzt (bei einer Zweiten) für dummblöden Aktionismus halte

Vorstopper

Recht hast! Ich kann mich noch gut an Fahrten in den Achtzigerjahren erinnern, Bayernliga, da warten die Bürgersteig hochgeklappt wenn wir gekommen sind. Was den Mundschutz angeht, da kann man nur spekulieren, ob auch Leute aus der Ecke Erlebnis orientiert dabei waren. Aber ehrlicherweise ist mir das Thema nicht besonders wichtig.

BluePunisher

Die “Löwenfans” hatten Zahn- und Mundschützer in Memmingen dabei. Das sagt ja wohl einiges aus. Nur gut, dass die normalen Fahrgäste besonnen reagiert haben (wenn auch aus Angst) ansonsten hätten wir wohl ganz andere Schlagzeilen zu lesen bekommen.

bla1860

“Die “Löwenfans” hatten Zahn- und Mundschützer in Memmingen dabei. Das sagt ja wohl einiges aus.”

Ich war nicht dabei, ich bin kein Teil der Szene, aber man sollte nicht vergessen, dass am Samstag Rot in München gegen Bochum gespielt hat und unsere Ultras vor nicht allzu langer Zeit nach der Rückreise aus einem Spiel in Essen auf offener Straße von den Roten überfallen wurden.
Bitte legt mir das nicht gleich als gewaltverherrlichend aus, aber dass die sich an einem Samstag an dem Rot gegen Bochum in München spielt irgendwie “wappnen” fände ich schon ein Stückweit nachvollziehbar.

Wie gesagt, ich war weder dabei, noch bin ich Teil der Szene, aber das wäre für mich zumindest dafür eine logische Erklärung, die nicht zwingend etwas mit Memmingen zu tun hat.

Christian Jung

Das macht Sinn – rechtfertigt aber das in unserem Beitrag kritisierte Verhalten (speziell in Bezug auf den Einlass in Memmingen) in keinster Weise.

bla1860

Ich habe mich jetzt auch ausschließlich auf die von mir zitierte Aussage von BluePunisher bezogen.
Für alles andere ist das natürlich keine Rechtfertigung.