Auch wenn der Saisonstart gegen den 1. FC Saarbrücken nicht nach Wunsch verlief, freuen sich die Löwen-Anhänger auf eine spannende Saison in der dritten Liga. Zur neuen Spielzeit werden wir in unregelmäßigen Abständen immer wieder exklusive Interviews mit Spielern und Verantwortlichen rund um den TSV 1860 München führen. Den Anfang macht dabei das Exklusiv-Interview mit Neuzugang Raphael Schifferl (hier geht es zum Spielerportrait des 25-Jährigen), mit dem Thomas Spiesl nach dem Pokalspiel in Kasendorf gesprochen hat.
“Sechzig war die beste Komplettlösung für mich”
Raphael, willkommen in Giesing – hast Du Dich schon eingelebt bei den Löwen? Wie sehen Deine ersten Eindrücke aus?
„Die Stadt kenne ich schon, sie ist wunderschön und hat mir letztes Jahr schon gefallen. Beim Verein hat es vom Start weg für mich gut funktioniert, was die Form, die Leistung und die Fitness angeht. Ich freue mich irrsinnig auf die Saison und hoffe, dass wir gemeinsam Erfolg haben.“
Dein Wechsel aus Wolfsberg nach Unterhaching letzte Saison hat sich gelohnt – Du warst sofort Stammspieler. Wärst Du gerne bei der SpVgg geblieben?
„Ich denke von Moment zu Moment. Im letzten Sommer war Unterhaching für mich die beste Adresse, um mich in Deutschland zu positionieren und Spielpraxis zu sammeln. Das hat super funktioniert und das war von Anfang an der Gedanke dahinter. Ohne dass ich zu viel darüber nachgedacht habe, ob ich in Haching bleibe oder nicht. Ich hatte von Anfang an den Hintergedanken, mich für größere Vereine oder höhere Ligen empfehlen kann. Deswegen bin ich sehr froh über das Jahr in Haching. Es war ohnehin nur eine Leihe und nicht längerfristig angelegt.“
Wie kam der Wechsel zu 1860 zu Stande? Unterhaching hätte Dich gerne behalten, Wolfsberg wollte keine Leihe mehr. Dann folgte der Wechsel zu den Löwen?
„Während der Saison habe ich mich nicht wirklich damit beschäftigt, vor Allem weil ich noch Vertrag in Österreich hatte. Trotzdem hat sich Herr Werner bei mir gemeldet und sein Interesse bekundet. Dadurch hatte ich Zeit, mir Gedanken zu machen. Es war kein Kurzschluss, sondern ein Abwägen aller Aspekte. Im Endeffekt war 1860 für mich die beste Komplettlösung und ich bin froh, dass ich jetzt hier bin.“
“Rückkehr nach Österreich war kein Thema”
Welche Rolle hat die Nähe zu Deiner österreichischen Heimat beim Wechsel zu 1860 gespielt?
„Die geographische Lage ist nicht primär wichtig, aber fließt natürlich auch in die Überlegungen ein. Die Mannschaft, die Spieler die kennt, der Trainer, die Größe des Vereins, das waren alles Dinge, die dafürgesprochen haben. Ich habe natürlich auch versucht, meine Rolle in der Mannschaft einzuordnen. Wenn man das alles abwägt, bekommt man ein Gesamtbild und das war durchwegs positiv. Deswegen habe ich mich für 1860 entschieden.“
Gab es Überlegungen und Angebote, nach Österreich zurückzukehren? Oder ist die 3. Liga in Deutschland für Dich attraktiver als die österreichische Bundesliga?
„Ganz ausschließen kann man das natürlich nie. Mein Ziel war es, ligaunabhängig in Deutschland zu bleiben. Österreich war eigentlich kein Thema. Die Rückkehr zu meinem Verein war für beide Seiten kein Thema, daher war es für mich früh klar, dass ich in Deutschland bleiben will.“
Deine sportliche Heimat ist Wolfsberg, gibt es einen weiteren Club in Deinem Heimatland, für den Du Sympathien hast? Wie sehr verfolgst Du die dortigen Ligen?
„Ich verfolge den österreichischen Fußball sehr, schaue viel erste und zweite Liga an. Ich kenne bei vielen Vereinen Spieler und habe dort viele Freunde, da ich viele Jahre dort gespielt habe. Zum Wolfsberger AC habe ich natürlich einen besonderen Bezug und schaue mir, wenn es möglich ist, fast jedes Spiel an. Auch bei Austria Wien habe ich viele Freunde. Neben der deutschen dritten Liga schaue ich oft die Konferenz der zweiten österreichischen Liga. Die eigene Liga verfolge ich natürlich am meisten, aber sonst schaue ich fast nur österreichischen Fußball.“
“Die unteren Clubs aus der Bundesliga könnten wir schlagen”
Wie stufst Du das sportliche Niveau der 3. Liga im Vergleich zu den Ligen in Österreich ein?
„Wir sind 20 Mannschaften, daher kann man das schwer zusammenfassen. Ich würde die dritte Liga in Deutschland im unteren Play-off der österreichischen Bundesliga einordnen. Platz sieben bis zwölf aus der österreichischen Bundesliga sollten und könnten wir glaube ich schlagen. Die oberen Clubs aus der dritten Liga sind höher einzuschätzen als die unteren Bundesligisten in Österreich. Das zeigen auch immer wieder die Testspiel-Ergebnisse.“
War das Spiel mit den Löwen bei der Vienna etwas Besonderes, auch in diesem legendären Stadion?
„Es war tatsächlich mein erstes Spiel gegen die Vienna. Ich habe nur einen Spieler gekannt. Natürlich weiß ich, was die Vienna für ein Verein ist, kenne die Tradition. In Wien habe ich ein Jahr gelebt und es war schön, wieder zwei Tage dort zu sein. Es war echt cool, mal das Stadion zu sehen, das ist echt etwas Besonderes.“
Unterhaching ist von der Größe her mit Wolfsberg vergleichbar. Jetzt folgte der Wechsel nach Giesing – auch wenn es regional nicht weit entfernt ist – wie groß war die Umstellung?
„Ich bin seit letzter Woche umgezogen, wohne jetzt näher an der Stadt. Zuvor habe ich in Unterhaching gewohnt. Ich komme aus Wolfsberg, das ist einwohnertechnisch ähnlich wie Unterhaching, aber mehr Stadt als Vorort. Mir hat es in Haching sehr gut gefallen, es war weniger Trubel. Das sehe ich in Giesing aber nicht als Negativ-Aspekt. Es gefällt mir sehr gut in der Stadt und ich war auch letztes Jahr immer wieder in München. Es hat beides seinen Reiz.“
“Die Tradition von 1860 spricht für sich”
Du hast letztes Jahr in einem Interview Unterhaching als „Kultverein, der die Menschen interessiert“ bezeichnet. Was sind dann die Löwen für Dich?
„Man darf nie vergessen, wo man herkommt. Ich komme aus Wolfsberg. Dort ist die Fan-Szene im Vergleich zu Unterhaching nicht vorhanden. Deswegen habe ich das damals auch bewusst so gesagt. Am Anfang hatten wir im Pokal gleich Spiele, die ausverkauft waren. Das gab es in Wolfsberg nicht. Darauf habe ich die Aussage damals bezogen. Natürlich ist Sechzig etwas anderes, in Österreich gibt es wenige Vereine, die da mithalten können. Das ist schon etwas ganz Besonderes. Das sieht man bei jedem Heimspiel, bei jedem Auswärtsspiel, bei jedem Testspiel. Sechzig hat eine unglaubliche Tradition. Und dass wir jeder Region unsere Fans haben, ist ganz besonders. Das macht natürlich viel aus, die Tradition spricht für sich.“
Wie war das erste Spiel für die Löwen vor einem ausverkauften Grünwalder Stadion für Dich?
„Wir hatten dort ja mit Unterhaching das Derby auswärts. Als Spieler des Heimteams ist es natürlich noch schöner, wenn man den Support für die eigene Mannschaft hat. Es war schon sehr laut. Während dem Matches bin ich sehr im Tunnel und blende so etwas aus. Das ist ein positiver Reiz, eine positive Nervosität. Ich freue mich auf jedes weitere Spiel.“
Zweiter Teil des Interviews erscheint am Samstag
Der zweite Teil des exklusiven Schifferl-Interviews erscheint am Samstag. Freut Euch auf weitere spannende Aussagen des Neuzugangs, wie er mit dem Rummel rund um die Löwen umgeht und wie er sich auch in der Offensive noch mehr einbringen möchte…
Gutes Interview!
kernaussage zwischen den zeilen: sobald ein angebot kommt, höherklassig zu spielen, ist er weg.
Schön dass ihr exklusive Interviews bekommt. Daumen nach oben.
Ja, das freut uns auch sehr. Das war ja durchaus nicht immer so.