Herzlich Willkommen zur TAKTIKTAFEL-Analyse des Spiels 1. FC Kaiserslautern – TSV 1860 München.

Michael Köllner ließ den TSV 1860 München im 4-4-2 gegen das von 4-2-3-1 auf 4-1-4-1 veränderte System von Kaiserslautern antreten. Bei eigenem Ballbesitz verschob der TSV 1860 auf 4-1-3-2 mit Tallig in der Rolle des Box-to-Box Spielers, während bei Lautern gegen den Ball mit Klingenburg und Ciftci zwei zentrale Mittelfeldspieler eine Doppelsechs bildeten, die sich bei den Offensivaufgaben gegenseitig abwechselten.

Die wichtigsten Statistiken zum Spiel

TSV 1860 Kaiserslautern
Ballbesitz 59% 41%
Passgenauigkeit 76% 68%
Defensive Zweikampfquote 71% 61%
Schüsse 10 11
davon aufs Tor 7 8
PPDA* 5,81 9,75
* (zugelassene Pässe pro Defensivaktion)

 

Wer diese Zahlen ohne das Ergebnis zu kennen und ohne das Spiel gesehen zu haben sieht, denkt vermutlich (abgesehen von der Schussstatistik), dass unsere Sechzger das klar überlegene Team gegenüber dem 1.FC Kaiserslautern gewesen wären. Zu eindeutig ist die statistische Verteilung zugunsten des TSV 1860 bei diesen Werten.

Die 1.Halbzeit beim Spiel des TSV 1860 in Kaiserslautern

Dieser Gedanke geht aber voll daneben – genau wie das Spiel der Löwen gestern. Abgesehen von den ersten 25 Minuten und einzelnen Aktionen danach war die Partie aus Löwensicht äußerst zerfahren und von vielen kleinen, aber entscheidenden Fehlern in allen Aspekten des Spiels geprägt. So war die Partie bis zum 1:0 ein rassiges Fußballspiel zweier Mannschaften, die beide ein klares Ziel hatten. Nämlich möglichst ein frühes Tor zu erzielen.

Lautern hatte zwar weniger Ballbesitz, konnte aber, wenn sie im Besitz der Kugel waren, durchaus etwas damit anfangen. So waren die Hausherren auch bereits in der Anfangsphase, die eigentlich von den Sechzgern dominiert wurde, gefährlich.

Zimmer war es nämlich, der in der 5. Minute zentral vor dem Tor eine Riesenmöglichkeit des 1. FCK vergeigt hat und so hatte der TSV 1860 München wie schon am Wochenende davor gegen das Perlacher Projekt schon in der Anfangsphase Riesendusel nicht zurückzuliegen. Das Verteidigen von Flanken jedweder Art war am Samstag einfach nicht das Metier der Giesinger.

Auf der anderen Seite konnten die Löwen bis zum ersten Gegentreffer mehr als das Doppelte an Positionsangriffen zu Ende spielen und setzten die Lauterer Defensive damit stark unter Druck. Ob es bei einem dieser Angriffe, die gerne steil durchs Zentrum liefen, möglicherweise einen Elfmeterpfiff gegen die Hausherren geben muss, lasse ich mal dahingestellt. Sascha Mölders kommt dabei zum Abschluss, von daher ist die Tendenz meinerseits hier eher nein.

Der 1. FCK spielte nach vorne also auch in der Anfangsphase gefällig und wenn sie ins letzte Drittel eindrangen, waren sie auch gefährlich. Der TSV 1860 hatte Ballbesitz- und Feldvorteile, Kaiserslautern nahm die Zweikämpfe jedoch an und kaufte dem TSV mehr und mehr den Schneid ab. Je länger die Partie dauerte, desto mehr Spielanteile hatten die Betzebuwe dann auch während dieser ersten 25 Minuten.

Das 1:0 für die Hausherren

Einen Einwurf von Steinhart tief in der eigenen Hälfte bekommt ein Spieler der Hausherren an der Seitenlinie etwa 15 m in der Hälfte der Löwen auf den Fuß. Dieser legt den Ball sofort nach vorne, wo die Kugel von einem Mitspieler mit einem Hackentrick direkt weiter nach vorne auf Kiprit ablegt wird. Das Leder ist nun etwa 25 m vor der Grundlinie immer noch nahe der Seitenlinie unterwegs. Kiprit gibt nach kurzer Verarbeitungsphase sofort weiter auf den etwas weiter rechts postierten Zimmer, der sofort halbhoch in die Box der Sechzger flankt. Klingenburg versenkt aus 7 m halbrechter Position die Kugel ohne entscheidend gestört zu werden an Hiller vorbei im Kasten.

Die Zuordung der Löwendefensive war nach dem durch die Hausherren eroberten Einwurf in jeder Phase dieses nur wenige Sekunden dauernden Angriffs desolat. Keiner der beteiligten Lauterer Spieler wurde auch nur ansatzweise gestört. Klingenburg kann sich in Salgers Rücken in der kleinen Box davonstehlen und Lang kommt zu spät, um den Schuss verhindern zu können. Manchmal wäre Verteidigung Mann gegen Mann mit fester Zuordung vielleicht nicht die schlechteste Wahl.

Da Klingenburg ein Mittelfeldspieler ist, wäre das in diesem Fall allerdings weder Salgers noch Langs Aufgabe gewesen, sondern Dressel hätte sich tiefer in die Kette fallen lassen müssen, um den vor der Saison vom Rhein in die Pfalz gewechselten Klingenburg zu decken.

Nach dem Führungstreffer des 1. FCK war die Mannschaft von Michael Köllner sichtlich geschockt. Lautern bekam postwendend mehr Spielanteile als noch zuvor, ging auch im Pressing deutlich aggressiver zu Werke als noch zuvor und erspielte sich nur sieben Minuten später die nächste Torchance. Es klingelte abermals im Kasten von Löwenkeeper Hiller.

Das 2:0

Nach einem langen Ball auf die linke Angriffsseite der Lauterer können die Löwen den Ball zunächst mit Goden und Biankadi klären. Als dann Staude im Zentrum an den Ball kommt, verspringt ihm das Leder vom Außenrist nach hinten ins Zentrum der eigenen Spielfeldhälfte. Dort kommt Dressel an den Ball, verliert diesen aber sofort in einem Zweikampf, bei dem durchaus ein Foul des Lauterer Mittelfeldspielers Klingenburg vorgelegen haben kann. Von Klingenburg kommt der Ball zu Hercher. Der spielt sofort aus dem Zentrum einen klugen Pass auf den völlig frei von der halbrechten Seite der Lauterer leicht diagonal an die dortige Strafraumbegrenzung einlaufenden Zimmer. Steinhart versucht Zimmer zu stellen, doch der bedient mit einem klasse Pass Kiprit. Der aus dem Hintergrund in den Strafraum einlaufende Kiprit wird zwar von Tallig verfolgt, netzt aber aus halbrechter Position 11 m vor dem Tor ein.

Staudes Ballverlust war hier sicher mit entscheidend für den gelungenen Angriff der Lauterer. Aber das Foul an Dressel muss der hier gut positionierte Schiedsrichter eigentlich sehen und ahnden.

Die Rolle von Steinhart und Tallig beim Verteidigen ist eher nebensächlich, denn Zimmers Aktion am Ball läuft so schnell ab, dass Steinhart sich entscheiden muss, ob er den Passweg in die kleine Box oder in den Rückraum zustellt. Tallig kann theoretisch nicht für Kiprit zuständig gewesen sein. Lang ist auch hier wieder der Innenverteidiger, der noch versucht einzugreifen. Salger war bei Ciftci, der sich bei diesem Angriff in die vorderste Spitze schob.

Den Rest der ersten Halbzeit gestalten die beiden Teams relativ ausgeglichen. Lautern steht defensiv gut, lässt nichts Gravierendes mehr zu und die Löwen schummeln sich, noch zwei Alibischüsse abfeuernd in, die Halbzeitpause.

Die zweite Halbzeit

Mit neuen Kräften (Neudecker und Lex für Staude und Tallig) auf dem Feld versuchten die Löwen das Unmögliche doch noch möglich zu machen. Sie rannten gegen kompakt stehende und sich zusehends mehr und mehr auf Konterangriffe sowie schnelles Umschaltspiel setzende Pfälzer immer wieder verzweifelt an. Die Angriffe der Löwen konnten die Lauterer aber fast alle gut verteidigen. Lediglich in der 72. Spielminute, als Tomiak einen leider zu schwachen Versuch von Bär kurz vor der Line klären konnte, hatten die Löwen die größte Chance ihrerseits in dieser Partie.

Das 3:0

In der 87. Minute schoss Wunderlich einen Freistoß von der linken Lauterer Angriffsseite aus sehr spitzem Winkel an der gesamten Abwehrreihe vorbei und unter Hiller hindurch zum 3:0 in die Maschen. Wer sich zuvor noch einen Funken Hoffnung bewahrt hatte, für den war auch spätestens jetzt die Messe gelesen.

Fazit zur Niederlage des TSV 1860 in Kaiserslautern

Die Defensivleistung

In einem, was Defensivleistung bzw. Zuordnung im letzten Drittel betrifft, leider wieder schlechten Spiel müssen sich die Löwen zum ersten Mal in dieser Saison geschlagen geben.

An der PPDA dem Indikator für Pressingintensität, in den dafür relevanten Zonen, sieht man, dass die Löwen eigentlich genügend defensive Aktionen in den pressingrelevanten Zonen setzen. Auch die Passquote des Gegners zeigt, dass defensiv der Schuh nicht im Mittelfeld drückt. Das letzte Drittel ist defensiv unsere Krux.

Die Offensivleistung

Ebenfalls wieder ungenügend war die Anzahl der angekommenen Pässe ins letzte Drittel sowie die Art und Weise, wie die meisten Torschüsse der Sechzger abgefeuert wurden.

Die Pässe kommen entweder zu ungenau, nicht mit dem nötigen Tempo oder sie gehen zu weit.

Das sieht manchmal bei einigen der Akteure im Löwendress ein wenig überheblich aus. Anstatt dem Ball entgegen zu gehen, wird gewartet, bis der Ball da ist. In der Zeit läuft dann aber auch gern einmal ein Gegenspieler in den Passweg ein oder zum Passempfänger auf und nimmt dem dann, weil er noch zu statisch ist, den Ball wieder vom Fuß. In solchen Situationen muss mehr Bewegung ins Spiel im letzten Drittel.

Die Torschüsse, die wir abgeben, haben oft viel zu wenig Druck, um den Torhüter der gegnerischen Mannschaft in die Bredouille zu bringen.

Wie geht’s weiter?

Dass wir Spieler haben, die durchaus in der Lage sind das umzusetzen was benötigt wird und auch auf den Platz zu bringen, steht außer Frage. Warum es nicht klappt bzw. nicht in dem Maße, das nötig wäre, um permanent Druck auf den Strafraum des Gegners aufrecht zu erhalten, ist die Frage, die wir uns stellen müssen. Ich hoffe, die Mannschaft des TSV 1860 München findet die nötigen Lösungsansätze bis zum Dienstag. Mit Viktoria Köln kommt ein Gegner auf uns zu, der mit dem Rücken zur Wand steht. Mit bisher fünf eigenen Treffern haben sie aber mehr Tore auf dem Konto als unsere Sechzger. Rein von der Statistik her müssten sie zudem, ähnlich wie Kaiserslautern, viel besser in der Tabelle positioniert sein.

Datenquelle: wyscout

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