Ein herzliches Grüß Gott zur TAKTIKTAFEL vor dem Spiel TSV 1860 – 1.FC Magdeburg.

Christian Titz, Trainer des 1.FC Magdeburg, hat ein Faible für 4-3-3 Formationen. Bisher traten die Festungsstädter mit einer Ausnahme immer im 4-3-3 oder einer Variante davon an:

  • 1x 4-3-1-2
  • 7x 4-3-3 (offensiv)
  • 8x 4-3-2-1

War es zu Beginn der Saison noch das klassische 4-3-3 mit Außenstürmern, spielt Magdeburg nun mit zwei hängenden Spitzen oder Schattenstürmern hinter dem Mittelstürmer und einem sehr breitgezogenen Mittelfeld dahinter. Bei eigenem Ballbesitz gehen die Außenverteidiger sehr offensiv aber asymmetrisch mit nach vorne. Das heißt, der Außenverteidiger auf der ballfernen Seite agiert weniger offensiv als sein Pendant in Ballnähe. Es entsteht so im letzten Drittel des Gegners ein sehr breites 2-3-5. Diese offensive Spielweise beherrschen die Magdeburger aufgrund ihrer taktischen Disziplin hervorragend. Das A und O zum erfolgreichen Spiel in dieser Formation bei derartig offensiver Ausrichtung ist ein erfolgreiches, aggressives Pressing. Dieses spielt Magdeburg so gut wie kein anderes Team in der 3.Liga. War das Pressing von Mannheim am Dienstag in der ersten Hälfte schon sehr gut, müssen wir uns gegen Magdeburg auf noch effektiveres sowie aggressiveres Forechecking einstellen.

Die wichtigsten statistischen Werte der Magdeburger

  • Ballbesitz: 58%
  • Passgenauigkeit: 83%
  • Defensive Zweikampfquote: 60%
  • Flankengenauigkeit: 28%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion): 7,55 (Topwert der Liga)

Wie spielt der 1.FC Magdeburg?

Defensiv

Gegen den Ball verschiebt Magdeburg die Formation erst, nachdem es dem Gegner gelungen ist, die Pressinglinie zu überspielen. Das 4-3-3 (4-3-2-1) wird zu einem 4-5-1. Im Mittelfeld wird ohne feste Zuordnungen verteidigt. Jeder verteidigt seine Position gegen den dort auftauchenden Gegenspieler. Damit die Übergabe im Raum funktioniert, muss einerseits die Kommunikation auf dem Platz stimmen und andererseits jeder Spieler gemäß den gestellten Aufgaben handeln. Unkonzentriertheiten beim Spiel gegen den Ball können bei dieser Spielweise leicht zu Gegenstößen mit Abschluss für die angreifende Mannschaft führen.

Offensiv

Bei eigenem Ballbesitz legt Magdeburg das Spiel sehr breit an. Über die gesamte Spielfeldbreite kann mit der guten Staffelung, die das 4-3-2-1 bietet, Gefahr initiiert werden. Im letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor stehen dann oft fünf Offensivspieler in vorderster Reihe, um Druck auf den Gegner auszuüben. Die beiden offensiven Spieler im Mittelfeld und die hängenden Spitzen sind hier in ihrem Bewegungsradius sehr flexibel in den Spielen, die ich beobachtet habe. Abgesehen vom Mittelstürmer, der seine nominelle Position kaum verlässt, tauchen die anderen vier Spieler, die für offensive Aufgaben eingeplant sind, auf der gesamten Breite des Feldes auf. Der Sechser und die beiden Außenverteidiger geben dann den Takt im Mittelfeld an. Bei Ballverlust an falscher Position gegen Mannschaften, die über schnelle sowie technisch versierte Spieler verfügen, kann diese Spielweise ins Auge gehen.

Flügelspiel mit Flanken ist hingegen nicht das Metier, in dem sich der FCM zuhause fühlt. Sowohl die Anzahl der Flanken pro Spiel als auch die Flankengenauigkeit sind im unteren Drittel der jeweiligen Statistiktabellen anzutreffen. Stattdessen setzt Magdeburg bei Angriffen über die Außenpositionen auf technisch starkes Spiel am Boden, bei dem die Spieler von außen nach innen über Dribblings und diagonale Passkombinationen in die gegnerische Box ziehen.

In vielen relevanten Offensiv- und Defensiv-Kategorien der Statistiken findet sich der 1. FCM unter den Top fünf Mannschaften der Liga.

Stärken und Schwächen des 4-3-2-1

Stärken

  • Variabel in der Offensive
  • Gute Anpassung an das System des Gegners möglich
  • Durch die 3 Stürmer ist hohe Kontergefahr nach Balleroberung gegeben. Schnelles Umschaltspiel wird durch die immer mit mindestens einem Spieler besetzte erste Linie begünstigt.
  • Die drei Stürmer können die Abwehrkette des Gegners unter Dauerdruck setzen. Durch Überlagerung der Schnittstellen können die Stürmer Spieler Binden und so Räume für Durchbrüche aus dem Mittelfeld schaffen.
  • Das 4-3-2-1 bietet bei Ballbesitz sehr viel Tiefe, somit entstehen gute Passdreiecke überall auf dem Feld.
  • Ein hohes, aggressives Pressing gegen den gegnerischen Spielaufbau ist möglich.

All diese Stärken sieht man im Spiel der Magdeburger sehr deutlich.

Schwächen

  • Im Spiel gegen den Ball ist das 4-3-2-1 oft in der Zentrale anfällig
  • Gegen den Ball sind die Halbräume ein Schwachpunkt des Systems, da diese, wenn die Halbstürmer nicht mit nach hinten arbeiten, nie völlig abgedeckt werden können.
  • Bei Seitenwechseln ist das System aus dem gleichen Grund ebenso anfällig. Defensivarbeit der Halbstürmer ist also überlebenswichtig für Mannschaften im 4-3-2-1.

Da die Mitarbeit nach hinten in Magdeburg passt, treten diese Schwächen selten auf.

Die Schlüsselspieler

Dominik Reimann (#1), Sommerneuzugang von Holstein Kiel, ist statistisch gesehen hinter Raab von Kaiserslautern momentan der zweitbeste Keeper der Liga. Acht Spiele hat er bisher zu Null gespielt. Leichte Schwächen hat er nur im eins gegen eins.

Innenverteidiger Alexander Bittroff (#24) ist der momentan wohl beste Innenverteidiger der Liga. Dabei sind es nicht einmal so sehr die Zweikampfwerte, die bei diesem Spieler herausstechen, sondern das gute Stellungsspiel.

Andreas Müller (#16), zieht die Fäden beim Spielaufbau. Der Sechser ist die erste Wahl für den Aufbau im Positionsspiel. Er leitet Angriffe ein. Seine hohe Passsicherheit und sein gutes Auge für sich entwickelnde Situationen zeichnen ihn aus. Auch gegen den Ball ist er eine Bank. Er ist der Spieler mit der besten defensiven Zweikampfquote bei den Festungsstädtern.

Amara Condé (#29), Dauerbrenner in der Mittelfeldzentrale, ist der eine kreative Kopf des Offensivspiels. Seine Art und Weise Gegenspieler im Dribbling zu überspielen und danach die Mitspieler einzusetzen ist überragend. Auch gegen den Ball arbeitet er akribisch mit.

Baris Atik (#23): Ob der eigentlich im offensiven Mittelfeld beheimatete Atik als Mittelstürmer, Außenstürmer oder Schattenstürmer eingesetzt wird, ist diese Saison relativ egal. Atik trifft und trifft und trifft. Er erzielt entweder das Tor oder passt zum besser postierten Nebenmann. Sieben Treffer sowie acht Vorlagen hat er zu Buche stehen. Der Mann ist ähnlich wie Dominik Martinovic beim Waldhof personifizierte Torgefahr. Dribbelstark und zielsicher wirbelt er zusammen mit Schuler und Ceka die gegnerischen Defensivreihen durcheinander.

Fazit

Es wird brutal schwer, gegen Magdeburg in seiner momentanen Form etwas Zählbares zu holen. Die sieggewohnte Mannschaft aus der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts wird mit breiter Brust im Sechzgerstadion auflaufen und versuchen, den Löwen von Beginn an das eigene Spiel aufzuzwingen. Schnelles Spiel von hinten heraus bei Ballgewinn in der Defensive wird der Schlüssel für den TSV 1860 sein, wenn man die Magdeburger in Zaum halten will.

Natürlich können wir an einem guten Tag jede Mannschaft besiegen. Allerdings sollte man am Ende einer Englischen Woche gegen ein ausgeruhtes Spitzenteam nicht davon ausgehen, dass das was wird. Mit einem Punkt wäre ich hochzufrieden. Diesen Punkt können die Sechzger auch holen, sofern die Unkonzentriertheiten in der Innenverteidigung endlich ad acta gelegt werden.

Ich hoffe natürlich wie immer auf einen Sieg, bin aber mit einem Punkt hochzufrieden. Gegen Magdeburg darf man in der momentanen Form, in der sich die Festungsstädter befinden, auch verlieren. Da will ich den Teufel jetzt aber nicht an die Wand malen. Mit einer konzentrierten Mannschaft, die ihre Leistung abruft, werden die Löwen keine Niederlage kassieren.

So könnte der 1.FC Magdeburg morgen beginnen

Datenquelle: wyscout

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coeurdelion

das klingt alles recht beunruhigend ! bin mal gespannt, ob wirs schaffen,zur rechten Zeit mal über uns hinauszuwachesen und eine geschlossene Mannschaftsleistung hinzubekommen