Ein herzliches Grüß Gott zur TAKTIKTAFEL vor dem Heimspiel unseres TSV 1860 München gegen den FC Viktoria Köln.

Seit Olaf Janßen die Mannschaft von Pavel Dotchev übernommen hat, sind die Kölner – mit einer Ausnahme – immer mit einem 4-2-3-1 System ins Spiel gegangen. Es ist nicht zu erwarten, dass sich das System von Viktoria Köln gegen den TSV 1860 ändern wird. Seit sieben Spielen hat der kommende Gegner der Sechzger nicht verloren. Dass dabei hauptsächlich gegen kriselnde Gegner Erfolge erzielt wurden, tut dieser Tatsache keinen Abbruch. Die Erfolge gegen Zwickau, Meppen und Lübeck dürfen dennoch als glücklich gewertet werden. Die Gegner der Viktoria scheiterten hier eher an der eigenen Abschlussschwäche als an der Klasse der Kölner. Speziell die Partie gegen Zwickau, wo die Kölner durch zwei Tore nach Ecken das Spiel entscheiden konnten, aber ein Schussverhältnis von 18:6 gegen sich hatten, ist exemplarisch.

Die statistischen Werte der Viktoria

  • Ballbesitz 53%
  • Passgenauigkeit 82,9%
  • Gewonnene Defensivduelle 57,2%
  • Flankengenauigkeit 35,2%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 10,55

Die Spielweise unter dem neuen Trainer

Unter Trainer Olaf Janßen hat sich die Viktoria von Platz 13 auf den momentan 9. Platz vorgearbeitet. Auffällig dabei ist, dass die Kölner ihre Partien gegen Mannschaften aus der eigenen Tabellenregion meist erfolgreich gestalten konnten und man mit Ausnahme von Saarbrücken und Wehen Wiesbaden gegen besser platzierte Teams meist den Kürzeren zog.

Eine Tatsache fiel bei der Betrachtung der Spiele stark ins Auge. Janßens Mannschaft tut sich vor allem bei räumlich gut gestaffeltem Pressing, das auf Angriffssteuerung und nicht auf Balleroberung ausgerichtet ist, schwer, die Pressingreihe zu überspielen. Deshalb finden vor allem in der eigenen Spielfeldhälfte viele Quer- und Rückpassballstafetten statt, die oft in einem langen Ball nach vorne gipfeln. Beim Nachsetzen im Kampf um den zweiten Ball weist die Viktoria dann jedoch eine unbeschreiblich hohe Erfolgsquote auf.

In allen Pressingsituationen hat Viktoria Köln ein gewisses Problem, sich daraus zu befreien. Das schließt auch eigene Einwürfe ein.

Wie kann der TSV 1860 gegen Viktoria Köln bestehen?

Mir fiel auf, dass die Unfähigkeit sich kontrolliert im Positionsspiel aus der eigenen Hälfte befreien zu können, dazu führt, dass Köln nach den langen Bällen meist im Spielfeldzentrum an den Ball gelangt. Flügelspiel findet, zumindest in den von mir beobachteten Spielen, im letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor wenig bis kaum statt. Diese Beobachtung bestätigt auch ein Blick auf die Statistik. Köln schlägt die wenigsten Flanken der Liga.

Ein kompaktes Zentrum vor der eigenen Box, gutes Stellungsspiel und Zweikampfstärke im defensiven Mittelfeld ist somit gegen Köln defensiv essentiell und wird für den TSV 1860 München gegen Viktoria Köln von allergrößter Wichtigkeit sein.

Ballkontakte des Gegners im eigenen Strafraum sollte der TSV 1860 München tunlichst verhindern. Bei der Schussgenauigkeit liegt die Elf vom Höhenberg nur ein Zehntel Prozent hinter dem FC Saarbrücken auf Platz zwei der 3. Liga. Erschwerend kommt hinzu, dass mehr als jeder zweite Ballkontakt im Strafraum des Gegners beim FC Viktoria Köln zu einem Schuss führt. Über 42 Prozent dieser Schüsse gehen dann auf das Tor des Gegners. Das ist eine unfassbar gute Quote.

Starke Verbesserungen unter Janßen

Auch die Standardsituationen der Viktoria aus Köln sind nicht zu unterschätzen. Beim Punktgewinn gegen die SpVgg Unterhaching und beim Sieg gegen den FSV Zwickau fielen alle Tore für Köln nach Ecken. Es fällt stark auf, dass sich die Erfolgsquote speziell in dieser Kategorie mit dem Trainerwechsel stark verbessert hat. 47,3% aller Ecken enden unter Janßen mit einem Schuss. Für eine Mannschaft, die im Positionsspiel beim Spielaufbau offensichtlich limitiert ist, ist das genau das richtige Mittel, um zum Erfolg zu kommen. Es ist für Michael Köllners Mannschaft also vor allem bei Eckstößen des Gegners höchste Konzentration vonnöten. Freistöße aus aussichtsreichen Positionen enden mittlerweile in 38,7 % aller Fälle mit einem Schuss der Kölner. Drei der letzten fünf Tore erzielte die Viktoria nach einer Ecke.

Gegen den Ball hat sich bei den Kölnern seit dem Trainerwechsel systematisch und taktisch hingegen relativ wenig verändert. Die Mannschaft scheint aber Druckphasen der Gegner nun besser abzufangen.

Am leichtesten zu knacken ist die Viktoria weiterhin über die Variante der vom Zentrum nach außen gespielten Bälle, die zu großen Verschiebungen führt und andernorts Räume öffnet, welche mit präzisen Flügelwechseln gegen die Verdichtung genutzt werden müssen.

Die regelmäßigen Leser dieser Rubrik werden das Folgende vermutlich schon auswendig kennen. Nichtsdestotrotz gibt es hier die Stichpunkte der Stärken und Schwächen des Systems 4-2-3-1.

Generelle Stärken und Schwächen des 4-2-3-1

Stärken

– kompakt im Zentrum und vor der Box gegen den Ball

– auch gegen Systeme mit mehr als einem Stürmer sicher

– variabel beim Spielaufbau

– offensiv schwer ausrechenbar

Schwächen

– anfällig und laufintensiv gegen variables Flügelspiel mit Seitenwechsel

– in der Offensive ist viel Mittelfeldunterstützung für den Stürmer nötig, um Gefahr zu kreieren

Schlüsselspieler

Torhüter Sebastian Mielitz (#1) zeichnet vor allem seine gute Strafraumbeherrschung aus. Davon abgesehen ist der 1,90 m große Keeper leistungsmäßig nach starken Leistungen zu Beginn der Saison mittlerweile eher im unteren Mittelfeld der Liga anzusiedeln. Statistisch gesehen hält er drei von zehn Schüssen, die aufs Tor gehen, nicht.

Innenverteidiger Moritz Fritz (#23) gewinnt rund 64% seiner Defensivzweikämpfe. Er ist aufgrund seiner Körpergröße von 1,93 m sehr sicher bei Kopfbällen, hat allerdings in Kopfballduellen nur eine ausgeglichene Bilanz.

Kapitän und Regisseur Mike Wunderlich (#8) ist mit 35 Jahren das Urgestein der Viktoria. Seit er 2011 vom FSV Frankfurt zunächst zur Leihe und ab 2012 fix für 100.000€ Ablöse vom Main zurück in die Heimat an den Rhein wechselte, schnürt er ununterbrochen die Fußballschuhe für die Viktoria. Passsicher und dribbelstark führt er die kölsche Offensive an, ist sich aber auch nicht zu schade, nach hinten zu arbeiten und Defensivaufgaben zu erledigen. Fehlende Schnelligkeit macht er mit Erfahrung und Stellungsspiel wieder wett. 10 Tore und 5 Vorlagen stehen bei dem offensiven Mittelfeldspieler zu Buche.

Albert Bunjaku (#12) sollte jedem ein Begriff sein, ist er doch jahrelang für den Club aus Nürnberg und den 1. FC Kaiserslautern in der 2.Bundesliga auf Torejagd gegangen. Trainer Janßen hat ihn offensichtlich am Samstag gegen Halle geschont, damit er dienstags topfit auflaufen kann. Ob nun er oder Timmy Thiele (#39) in der Startelf stehen, wird sich zeigen. Nur drei Tore in 21 Spielen sind für einen Stürmer etwas mager. Thiele, ein mit allen Wassern gewaschener Mittelstürmer, der auch mal schmutzig spielt, wenn es nötig ist, hätte immerhin doppelt so viele Treffer auf dem Kerbholz. Wie Janßen sich schlussendlich entscheidet, werden wir heute Abend sehen.

Fazit

Wenn die Jagd auf die vorderen drei Plätze weitergehen soll, müssen zuhause drei Punkte her. Auch um Platz vier weiter zu festigen, um sicher im DFB Pokal dabei zu sein, wäre der Dreier wünschenswert. Dass die Mannschaft des TSV 1860 München dazu in der Lage ist, dessen bin ich mir sehr sicher. Hoffentlich überstehen Köllners Männer also die Strapazen der kurzen Regenerationsphase von Samstag auf Dienstag entsprechend und können wieder Vollgas geben. Nach der bitteren Niederlage im Hinspiel, als man zur Halbzeit theoretisch schon 3:0 hätte führen müssen, gibt es am Dienstag hoffentlich kein Déjà-vu.

Dass wir topmotivierte Sechzger sehen werden, die diesmal wieder mit Phillipp Steinhart auf der linken Verteidigerposition spielen werden, ist klar. Unser Trainer wird seine Jungs mit einem guten Matchplan aufs Feld schicken. Wenn die Mannschaft des TSV 1860 München ihre Leistungen der letzten Spiele konservieren und ausbauen kann, ist es keine Frage, welcher Verein den Sieger dieser Partie stellt.

Also weiterhin im Super Pursuit Mode den drei Spitzenreitern hinterher, bis wir sie ein- und überholt haben.

So könnte Viktoria Köln gegen den TSV 1860 München beginnen

TSV 1860 München Viktoria Köln Aufstellung 20.04.2021

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