Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem zweiten Heimspiel in der englischen Woche gegen den SV Meppen. Stefan Krämer, Trainer des SV Meppen, hat zur neuen Saison bei den Niedersachsen angeheuert. Mit vier Punkten aus zwei Spielen startete Meppen relativ gut in den Spielbetrieb, wenn man mal vom Debakel im Landespokal absieht.

TSV 1860 – SV Meppen steht auf dem Programm, was müssen wir von den Emsländern erwarten? Ich erwarte die Gäste im Lieblingssystem des Trainers Krämer, also im 4-2-3-1.

Meppen verschiebt bei Ballbesitz, je nachdem, ob über das Zentrum oder die Außen ins letzte Drittel eingedrungen wird, dort auf 4-3-3 oder 4-1-3-2.

Die Gäste haben sich im Sommer zielgerichtet verstärkt und auch für den am Meniskus verletzten und deshalb länger fehlenden Luca Tankulic kurzfristig in Mirnes Pepic noch Ersatz gefunden.

Bevor ich weiter unten auf die Spieler eingehe, zunächst einmal die wichtigsten statistischen Werte des SVM. Nach erst zwei Spielen sind sie – wie die meisten anderen Statistiken (z.B. die Tabelle) – nicht wirklich aussagekräftig.

Die statistischen Werte des SV Meppen

  • Ballbesitz: 47%
  • Passgenauigkeit: 74%
  • Defensive Zweikampfquote: 65%
  • Flankengenauigkeit: 44%
  • PPDA: 10,31

Was sagen uns diese Werte?

Die sagen tatsächlich nicht viel aus, denn in beiden Spielen – sowohl in Oldenburg, als auch zuhause gegen Zwickau – gab es in der zweiten Halbzeit Platzverweise. Meppen verlor in Oldenburg Käuper und Zwickau musste fast die ganze zweite Halbzeit in Meppen auf Löhmannsröben verzichten. Nur die Statistiken der ersten Durchgänge auszuwerten macht auch keinen Sinn. Was lernen wir also über Meppen, wenn man sich die beiden Spiele bisher ansieht?

Wie spielen die Emsländer?

Welche Spielweise muss der TSV 1860 vom SV Meppen erwarten?

Bei Ballbesitz

Ein gutes Pressing schnell zu überspielen, fällt Meppen nicht unbedingt leicht. Zwickau hat das in Halbzeit eins am Wochenende noch ein wenig deutlicher entlarven können als Oldenburg in der Woche zuvor.

In der Spieleröffnung verhält sich Meppen unaufgeregt und sucht gern den Weg übers Zentrum auf die Flügel, um von dort über Flanken oder inverse Läufe Gefahr im Strafraum zu erzeugen.

Je nachdem, wie der Angriff vom Flügel wieder nach innen kommt, rückt entweder der offensive Mittelfeldspieler oder der ballferne Mittelfeldaußenspieler mit ins Sturmzentrum ein, um für Präsenz zu sorgen.

Gegen den Ball

Selbst setzt Meppen auf eine eher tiefere Pressinglinie. Es wird auch mehr im Raum gepresst als gegen den Mann, was zu Pässen in die Pressingfallen führen soll.

Schafft es der Gegner, diese Pressinglinie zu überspielen und trotz Pressingfallen in Ballbesitz zu bleiben, wird es brutal eng im Meppener Mittelfeld. Direkte Duelle werden gesucht und angenommen.

Stärken und Schwächen des 4-2-3-1

Die Stärken

Gegen den Ball ist das 4-2-3-1 in der Zentrale und Richtung eigener Box sehr kompakt. Es gibt den Gegnern kaum Raum, um dort vernünftiges Passkombinationsspiel aufzuziehen. Auch gegen zwei oder drei Stürmer ist man durch die beiden defensiven Mittelfeldspieler gut abgesichert.

Nach Balleroberung kann das Spiel über die beiden Sechser relativ variabel gestaltet werden. Sowohl über die Flügel als auch über das Zentrum sind schnelle Angriffe möglich, wenn man die Lücken im Raum schnell erfasst und alle Offensivspieler ihre Laufwege situationsbedingt richtig anlegen. Oft schaltet sich einer der beiden Sechser auch aktiv und nicht nur als Ballverteiler in das Offensivspiel mit ein. Dadurch wird die Offensive als Ganzes schwerer auszurechnen.

Die Schwächen

Gegen den Ball ist ein Gegner, der gern über die Flügel angreift, schwer zu kontrollieren, da die Wege, um einen Spieler zu doppeln, relativ weit sind und die Doppelung vom Angreifer oft schon erkannt wird, wenn sich der doppelnde Gegner aus seiner taktischen Grundposition löst. Das führt bei guter Spielübersicht und genauem Passspiel zu viel Raum für die angreifende Mannschaft.

Die Mittelfeldspieler auf den Außenpositionen müssen außerdem ein extrem hohes Laufpensum bewältigen, wenn sie die gegnerischen Flügel unter Kontrolle halten wollen. Im Spiel nach vorn ist vor allem das Fehlen eines zweiten Stürmers ein großes Manko, da sich dadurch für den Spieler in der Sturmzentrale nur wenig Raum zur Entfaltung seiner Fähigkeiten bietet. Deshalb sind torgefährliche Mittelfeldspieler, die mit aufrücken, zwingend erforderlich, um im 4-2-3-1 erfolgreich zu sein.

Schlüsselspieler

Tor

Torwart Jonas Kersken (#29) wurde aus Gladbach geliehen. Er ist momentan Nummer 1 im Kasten der Meppener. Erik Domaschke, Platzhirsch im Emsland, kommt gerade von einer Syndesmosebandverletzung zurück und ist noch nicht auf 100%. Bis dahin wird der junge Kersken ihn vertreten. Er macht das nicht schlecht. Elf Schüsse musste er in zwei Spielen parieren, ein einziger davon war drin. Das ist eine Top Quote nach zwei Spielen. Die Statistiken verraten: Es hätten drei Tore sein müssen. Kersken hat sehr gute Reflexe. Wie bei vielen jungen Torhütern sind vor allem die Talente, die mit Timing zu tun haben, noch nicht so gut ausgeprägt. Eins gegen Eins und Strafraumbeherrschung sind verbesserungswürdig.

Abwehr

Abwehrchef Steffen Puttkammer (#22) ist einer der zweikampfstärksten Innenverteidiger der letzten Jahre in der 3. Liga, obendrein verliert er kaum ein Kopfballduell im eigenen Sechzehner. Gutes Stellungsspiel ist für ihn wichtig, er ist nicht mehr der Schnellste. Die Spieleröffnung teilt er sich mit seinem Nebenmann auf, beide haben im Aufbau etwa gleich viele Ballkontakte vorzuweisen.

Mittelfeld

Mirnes Pepic (#30): Seit dem 1. August in Meppen, kam er gegen Zwickau schon zum Startelfeinsatz. Er soll als Verbindungsspieler zwischen Defensive und Offensive in der Box to Box-Rolle das Spiel vor sich habend die Fäden ziehen. Zumindest habe ich seinen guten Auftritt gegen Zwickau so interpretiert. Pepic ist technisch gut, passsicher, hat einen blitzartigen Antritt und ein gutes Auge fürs Spiel. Wenn man Pepic im Zaum halten kann, zieht man der Kreativität aus der Zentrale weitestgehend den Zahn.

Sturm

Marvin Pourié (#13) meldete sich beim Heimspiel gegen Zwickau mit einem Hattrick im Emsland zum Dienst. In der 75., 81. und 90.+3 Minute traf Pourie gegen seit der 48. Minute dezimierte Zwickauer. Pourié hat einen wahnsinnigen Torriecher. Ob der auch gegen den TSV 1860 München funktioniert, wird letztendlich an Jesper Verlaat und seinem Nebenmann in der Innenverteidigung liegen. Pourié ist zu gut vor dem Tor, als dass man ihn allein lassen darf, wenn der Ball in seiner Nähe ist. 50 Tore und 18 Vorlagen in 130 Spielen in der 3. Liga bedeutet jedes zweite Spiel ein Scorerpunkt.

Fazit vor der Partie TSV 1860 – SV Meppen

Mit Meppen kommt ein Gegner, der gegen den TSV 1860 München oft gute Spiele geliefert hat, die nicht immer so ausgegangen sind, wie der Löwenfan sich das wünscht.

Festzuhalten bleibt: Demnach, was ich von Meppen gegen Oldenburg und gegen Zwickau gesehen habe, kommt da eine Mannschaft, die sich noch finden muss. Einige Verletzungen schwächen das Team überdies vor allem in der Offensive.

Es muss in diesem Spiel also von Anfang an ganz klar sein, wer der Herr im Haus ist. Aggressives Pressing gepaart mit guter Staffelung bringen den SV Meppen leicht unter Druck. Je mehr man Pepic vom Ball fernhalten kann, desto weniger wird Meppen offensiv zustande bringen.

Wenn das klappt und man die Defizite, die Meppen gegen den Ball bisher offenbart hat, besser ausnutzt als Oldenburg oder Zwickau in den beiden bisherigen Ligaspielen, schlägt man auch Meppen.

Wer vor allem die aus Würzburg eingespielte Kombination Pepic – Pourié nicht ernst nimmt, erlebt womöglich ein böses Erwachen.

Ein 9-Punkte-Start wäre möglich. Dann bucht man in Giesing, zumindest in Fankreisen, schonmal einen Flieger aus Rio nach München.

Können wir gewinnen? Natürlich. Werden wir gewinnen? Nur wenn die Mannschaft ähnlich geschlossen wie am vergangenen Samstag jedes Loch, das ein Mitspieler aufreißen lässt, wieder zuläuft. Die Box to Box-Wege müssen, denke ich, besser bekleidet werden als am Samstag. Wenn das alles passt, steht einem Sieg nichts im Weg. Ich bin zuversichtlich, dass es zum dritten Mal in Folge für drei Punkte reicht.

So könnte Meppen beginnen

Datenquelle: Wyscout

5 4 votes
Artikelbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
3 Comments
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Steffen Lobmeier

Rückblickend hast Du den Nagel komplett auf den Kopf getroffen, Bernd. Insbesondere Erik Tallig hat die Lücken im Mittelfeld geschlossen, die gerissen wurden, wenn Kobylanski nicht rechtzeitig in die Defensivposition kam.

Alex64

Die Taktiktafel von Bernd Winninger ist ein Muss vor jedem Spiel für mich. Danke!

Joerg

Jo, interessant, defensiv mit 2 Sechsern, hoffentlich gibt es nicht so ein niveauloses Gegurke wie gegen Oldenburg…. obwohl mein Sohn sagte… “Meister wirst wenn du schlecht spielst und gewinnst”…. sein Wort im Gottes Ohr