Zumindest titelte dies der Münchner Boulevard vor zwei Tagen – dies ist allerdings nicht die ganze Wahrheit:

Bemerkenswert ist als erstes – egal in welchen Varianten man die Begriffe dazu googelt – die Suchergebnisse fallen fast immer gleich aus: den Aufmacher „50+1 verhindert staatliche Hilfe“ haben wir nur beim Münchner Boulevard bzw. Blog entdecken können, obwohl dies ja ein deutschlandweites Problem sein sollte. Komisch, oder?

Bezug genommen wird in den entsprechenden Artikeln auf ein Interview mit dem DFB-Schatzmeister auf der DFB-Homepage, bei dem die Fragen an den Schatzmeister vom dfb.de gestellt werden. Der DFB interviewt sich sozusagen selbst. Ehrlicher wäre eine Pressemeldung gewesen, in der man für die Vereine um staatliche Hilfe bittet, das ganze als Interview zu verpacken ist natürlich etwas geschickter:

https://www.dfb.de/news/detail/dfb-schatzmeister-osnabruegge-damit-kann-niemand-zufrieden-sein-215136/

Im „Interview“ wird darüber hinaus erwähnt, dass die Vereine Kurzarbeit beantragen konnten. Dies ist – zumindest in den unteren Spielklassen – zumeist ein ordentlicher Anteil von den laufenden Kosten.

Darüber hinaus wird erwähnt, dass es in einzelnen Bundesländern durchaus schon Hilfe auf Landesebene für gemeinnützige Vereine gibt. Ein nicht ganz unwichtiges Detail.

Bemerkenswert ist folgender Absatz, aus dem vermutlich die Artikel für den Münchner Boulevard konstruiert wurden:

„Die Erfahrungen unserer Klubs mit den staatlichen Hilfsprogrammen sind leider ernüchternd. Die Programme des Bundes sind nicht für Unternehmen gedacht, die von einem gemeinnützigen Verein beherrscht werden. Die KfW hat uns mitgeteilt, dass Spielbetriebsgesellschaften von den Programmen ausgeschlossen sind, wenn sie von einem Verein beherrscht werden. Und dies ist bei uns ja ausnahmslos der Fall. Unser System “50+1”, das ansonsten verhindert, dass Investoren Vereine kaufen und mit ihnen handeln, steht aktuell der Inanspruchnahme staatlicher Hilfe also sogar im Wege.“

Die erwähnten Hilfsprogramme sind im Artikel darunter auf der DFB-Homepage sogar verlinkt. Bei denen handelt es sich jedoch Ausnahmslos um Kredite:

https://www.dfb.de/news/detail/corona-krise-staatliche-hilfsprogramme-in-der-uebersicht-215138/

Richtig ist: Würde es 50+1 nicht geben, könnten – Stand jetzt! – die Vereine die sich an Investoren verkauft hätten diese KfW-Kredite in Anspruch nehmen – die Vereine, die solide wirtschaften und sich nicht verkauft haben jedoch nicht. Wäre dies gerecht?

Wichtig ist in diesem Zusammenhang das „Stand jetzt“: Corona hat vor rund 6 Wochen angefangen das komplette öffentliche Leben und die Wirtschaft lahmzulegen. Mehr als eine halbe Million Betriebe (!) haben Kurzarbeit angemeldet, der Staat ist aktuell daran Hilfsprogramme für die ganze Republik zu konstruieren und zu justieren.

Die großen Bundesligaklubs benötigen keine Hilfe – sie sind ja sogar in der Lage, den kleinen zu helfen. Bei den ganz kleinen Klubs reicht die staatliche Hilfe Kurzarbeit oftmals aus. In einigen Bundesländern laufen bereits Hilfsprogramme für Vereine an.

Man möge dem Staat bitte nachsehen, dass er nach der kurzen Zeit noch (!) kein maßgeschneidertes Programm für die paar Vereine dazwischen entworfen hat – immerhin ist er seit Wochen damit beschäftigt, Ausnahmeregelungen für Geisterspiele zu schaffen um den Vereinen u.a. Fernsehgelder und Sponsoren-Einnahmen zu verschaffen – obwohl es aktuell sicherlich deutlich größere Probleme in der Bundesrepublik gibt.

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