Neuer Trainer, nächster Versuch, erneutes Scheitern. Auch mit Globetrotter Rudi Gutendorf an der Linie gelang den Löwen in der Spielzeit 1973/74 nicht die erhoffte Rückkehr in die Bundesliga. Platz 3 stand am Saisonende für den TSV 1860 zu Buche, doch zumindest heute vor 50 Jahren gab es dank dreier Treffer von Ferdl Keller in Karlsruhe Grund zur Freude.

Umstrittener Weltenbummler Gutendorf

Weltenbummler Rudi Gutendorf war bei den Löwen alles andere als unumstritten. Bereits früh am Morgen scheuchte der Trainer seine Spieler im Dauerlauf durch die Münchner Innenstadt, “um den Arbeitern zu zeigen, das auch bei 1860 malocht wird”. Auch Gutendorfs Trainingsmethoden sorgten nicht unbedingt für Begeisterungsstürme. Willi Bierofka, der damals seine erste Profisaison bestritt, erinnert sich:

“Wir mussten manchmal über drei Plätze spielen und dabei über die Eisenstangen, die die Spielfelder trennten, springen. Ein Wunder, dass sich keiner ein Bein gebrochen hat.”

Dagegen erscheint selbst Werner Lorant als Erfinder der Belastungssteuerung…

Beinahe-Katastrophe beim Rekordspiel im Oly

An der Fitness dürfte es der Mannschaft also nicht gemangelt haben, für den Angriff nach ganz oben hats jedoch einmal mehr nicht gereicht. Und das, obwohl im August die Euphorie noch große gewesen war und über 90.000 (!) Fans ins Olympiastadion gekommen waren, um das Duell mit dem FC Augsburg zu sehen. Die Bilanz: Sportlich gab es ein 1:1, dazu noch 147 verletzte Zuschauer, die noch im Stadion notversorgt wurden. Zudem mussten 35 Personen ins Krankenhaus eingeliefert werden, nachdem das frühe 1:0 der Löwen dafür sorgte, dass viele, die sich noch an den Kassenhäuschen befanden, das Stadion stürmten.

Der Hype jedoch verflog bald und so fanden sich im März 1974 gerade mal 10.000 Zuschauer im weiten Rund ein, um dem 5:1 gegen den VfR Bürstadt beizuwohnen.

Keller sorgt für Sieg des TSV 1860 in Karlsruhe

In der Woche zuvor waren die Löwen in Karlsruhe zu Gast gewesen und hatten sich in der Fächerstadt deutlich mit 3:0 durchgesetzt. Mann des Tages ganz klar: Ferdl Keller! Der spätere Nationalspieler hatte bereits in der Vorsaison gegen den KSC getroffen und netzte diesmal gleich dreimal ein.

Vor 12.000 Zuschauern im Wildparkstadion zu Karlsruhe brachte Keller den TSV 1860 mit dem 0:1 in der 40. Minute auf die Siegerstraße. Lange versuchten die Badener dagegenzuhalten, doch mit einem Doppelschlag (76./77.) sorgte der gebürtige Münchner für die Entscheidung zugunsten des TSV.

Die Aufstellung der Löwen

Am 08.03.1974 schickte Trainer Rudi Gutendorf folgende Elf des TSV 1860 in Karlsruhe aufs Feld.

Dautbegovic – Seelmann, Kroth (82. Meininger), Sohnle, Patzke (78. Lex) – Kohlhäufl, Mrosko, Gayer – Metzger, Keller, Schuberth

Tore:
0:1 Keller (40.), 0:2 Keller (76.), 0:3 Keller (77.)

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