Noch bis zum 5. Oktober ist das Transferfenster für die Saison 2020/21 geöffnet. Vor Beginn der heißen finalen Transferphase in den kommenden knapp vier Wochen zieht sechzger.de ein Zwischenfazit.

Fangen wir zunächst mit den sicheren Abgängen und den bisher nicht verlängerten Verträgen an. Aus dem Kader der letzten Saison stehen folgende Spieler nicht im Aufgebot für die kommende Spielzeit:
Efkan Bekiroglu (wechselt zu Antalyaspor), Aaron Berzel (zu Türk Gücü), Kristian Böhnlein (nach Schweinfurt), Nico Karger (nach Elversberg), Noel Niemann (nach Bielefeld), Prince Osei Owusu (Ende der Leihe aus Bielefeld), Tim Rieder (geht nach Kaiserslautern, war aus Augsburg ausgeliehen), Eric Weeger (zur SpVgg Ansbach), Markus Ziereis (nach Bayreuth) sowie Hendrik Bonmann, Timo Gebhart, Benjamin Kindsvater, Herbert Paul, Simon Seferings und Felix Weber (nach unserem Stand alle sechs bisher alle noch ohne neuen Verein).

Als wirklich schmerzhafte Abgänge sind Bekiroglu, Berzel und Niemann zu sehen. Erstgenannter mauserte sich in seinem zweiten Jahr bei den Löwenprofis zu einem der spielbestimmenden Spieler, schoss einige wichtige Tore und lenkte mehr und mehr das Spiel der Löwen. Leider bekam er in einer Zeit, als das Geld für die sportliche Leitung noch sehr knapp bemessen war, ein attraktives Angebot aus der Türkei und entschied sich dafür, die Herausforderung erste türkische Liga anzunehmen. Hier hat er sogar die Chance, kommende Saison internationale Pflichtspiele zu bestreiten, nämlich in der Europaleague, für die sich sein neuer Verein qualifizieren konnte. Er hinterlässt sicher eine Lücke im Kader!

Aaron Berzel hoffte nach eigener Aussage (im Interview gegenüber sechzger.de) lange auf ein adäquates Angebot von den Löwen. Der werdende Vater konnte und wollte dann aber nicht länger warten und unterschrieb einen für ihn passenden Vertrag beim Aufsteiger Türk Gücü. Auf dem Spielfeld war er trotz vereinzelter Aussetzer in der Rückrunde der Stabilisator der Löwenabwehr. Auch für ihn muss ein geeigneter Ersatz gefunden werden und dieser sich dann bewähren.

Auf dem Sprung zum Stammspieler war zuletzt Noel Niemann. Das Eigengewächs spielte sich unter Michael Köllner immer öfter in Kader und Startelf, nachdem er unter Daniel Bierofka kaum berücksichtigt worden war. Er setzte in der Offensive Akzente durch Vorlagen und Tore und hätte in der kommenden Saison den Durchbruch zum Stammspieler schaffen können. Besonders schmerzlich an seinem Abgang ist die Tatsache, dass er den TSV 1860 ablösefrei verlassen konnte. Es ist wirklich schade, dass solche Talente im NLZ ausgebildet werden und dann beim Transfer in höhere Ligen keine Ablösesummen eingestrichen werden können.

Auf Grund der Kadergröße wurden die Verträge einiger Ergänzungsspieler, die aus diversen Gründen in der letzten Saison meist nicht zum Kader gehört hatten, nicht verlängert. Darunter fallen Kristian Böhnlein (trotz seines Traumtores in Uerdingen), Eric Weeger, Markus Ziereis und Simon Seferings, der in der Saison 2018/19 schon an den VfR Garching entliehen war. Für wenig Diskussionen unter den Fans sorgten die Abgänge von Prince Owusu, der sein zweifellos vorhandenes Können einfach zu selten abrief, sowie von Hendrik Bonmann. Für Bonmann wirkt sich das enge Budget negativ aus, da 1860 sich zwei in etwa gleichstarke Torhüter aktuell nicht leisten kann.

Härtefälle, die einen tieferen Blick erfordern, liegen bei Nico Karger, Tim Rieder, TImo Gebhart, Bejamin Kindsvater, Herbert Paul und Felix Weber vor.

Nico Karger spielte seit 2009 bei den Junglöwen, ab 2011 in der U21 und war in der Aufstiegssaison 2017/18 sicher eine der prägenden Spielerfiguren bei Sechzig. In der folgenden Drittligasaison hatte er mit Adduktorenproblemen und einer Schambeinentzündung zu kämpfen. Beides unangenehme und langwierige Verletzungen, die ihn monatelang außer Gefecht setzten. In der Vorbereitung zur Saison 2019/20 zog er sich dann einen Müskelbündelriss zu und fiel bis nach der Winterpause aus. Zum Einsatz kam er vor der Corona-Pause nur zweimal und sechmal danach, wobei er kein Spiel über die volle Länge bestritt. Bei diesen Kuzeinsätzen konnte er sich leider auch nicht wirklich aufdrängen und die Entscheidung, seinen Vertrag nicht zu verlängern ist hart aber nachvollziehbar.

Tim Rieder kam als Leihspieler in der letzten Saison vom FC Augsburg und zeigte sich sofort als Verstärkung. Dem Vernehmen nach wollte Michael Köllner gerne mit dem gebürtigen Dachauer weiterarbeiten. Leider entschied sich Rieder Mitte August, ein Angebot aus Kaiserslautern anzunehmen. In unserem defensiven Mittelfeld wird er eine Lücke hinterlassen. Es bleibt Spekulation, ob eine frühere Einigung auf das erhöhte sportliche Budget beim TSV 1860, eine Verpflichtung Rieders ermöglicht hätte. Wir freuen uns jetzt einfach auf spannende Duelle mit dem FCK und das Wiedersehen mit Tim.

Timo Gebhart kehrte zu Beginn der vergangenen Saison zum dritten Mal nach Giesing zurück. Das beliebte blaue Urgestein durchlebte eine durchwachsene Saison und konnte leider nur selten die Topleistungen abrufen, die ein Spieler seines Kalibers eigentlich zeigen müsste. Schade, dass es nicht zu mehr gelangt hat. Aber auch hier gilt: harte, dennoch nachvollziehbare Entscheidung.

Benjamin Kindsvater kam im Sommer 2017 aus Burghausen an die Grünwalder Straße mit dem Ziel, in der zweiten Bundesliga zu spielen. Stattdessen ging es für die Löwen in die Regionalliga. Er nahm diese Herausforderung gut an und zeigt einige starke Spiele. Besonders sein Tor in Illertissen (eine wichtige Vorentscheidung im Rennen um den Meisterplatz und die Qualifikation zur Relegation) und das Foul an ihm, das zum Elfmeter im Relegationsspiel gegen Saarbrücken führte, bleiben uns in Erinnerung. Für ihn war 2019/20 sicher eine sehr enttäuschende Saison. Bis zum Herbst stand er kaum im Kader, ab dann litt er unter Adduktorenproblemen und schaffte es bis Saisonende nicht mehr in den Kader. Auch hier gilt: Schade aber verständlich.

Herbert Paul befand sich in seinen zwei Spielzeiten in Giesing in permanentem Konkurrenzkampf um den Platz als rechter Außenverteidiger. Zuerst duellierte er sich mit Eric Weeger, dann mit Marius Willsch. Er kam immer wieder auf seine Einsätze, bot stärkere Spiele und leider auch schwächere Auftritte. Insgesamt sicher schade, dass uns der sympathische Außenverteidiger verlässt. Realistisch gesehen kommt er aber an WIllsch nicht vorbei und somit ist auch sein Abgang nachvollziehbar.

Unser ehemaliger Mannschaftskapitän Felix Weber (seit seinem neunten Lebensjahr bei den Löwen) ist sicher der „härteste Härtefall“ in dieser Auflistung. Von Daniel Bierofka 2017/18 zum Kapitän gemacht, war der gebürtige Weilheimer Identifikationsfigur und zunächst ein echter Führungsspieler im Team. Im Laufe der letzten Saison gelang es ihm dann aber nicht, seinen Stammplatz gegen die Konkurrenten Berzel und Erdmann zu verteidigen. In vier Einsätzen nach der Corona-Pause konnte er sich nicht nachhaltig empfehlen, daher bekam er von der sportlichen Leitung auch keinen neuen Vertrag angeboten. Emotional und aus Sicht der Löwenfans betrachtet eine diskutable Entscheidung, auch wegen des oben angesprochenen zusätzlichen Abgangs von Aaron Berzel. Dennoch muss man festhalten, dass es am Ende der letzten Saison nicht (mehr) für einen Stammplatz für Felix gereicht hat.

Wir wünschen allen Abgängen an dieser Stelle alles Gute für die Zukunft und eine verletzungsfreie Fortsetzung der Karriere.
Danke für Euren Einsatz für den TSV 1860 München!

Demnächst lest Ihr an dieser Stelle die Bilanz der laufenden Transferperiode – Teil 2: Die Neuzugänge

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